Besondere Dielen vom österreichischen Hersteller Gruber

Wuchtig, wertvoll, wie gewachsen

Dielen wie diese haben Seltenheitswert. Man muss sie gesehen haben - die fast urtümlich anmutenden Massivdielen, die nach alter Tradition in der Sägerei Gruber in Wolfern bei Steyr/Oberösterreich hergestellt werden. Bei wahren Holzliebhabern stehen sie hoch im Kurs. Viele warten zwei Jahre und länger, bis das von ihnen ausgewählte Holz sorgsam getrocknet ist und mit der Herstellung begonnen wird.

Von Anfang an setzte Gruber auf mondphasengeschlagenes Holz, auf einen konischen Zuschnitt der Dielen, die damit der natürlichen Wuchsform des Stammes folgen, eine Standarddicke von 33 mm und die althergebrachte Nut/Nut-Verbindung mit 15 mm langen und 10 mm dicken Federn. Die fast urtümliche Anmutung der Dielen weckt Begehrlichkeiten, vor allem hinsichtlich wuchtiger Extrabreiten. Sie sind abhängig von der jeweiligen Holzart. Aufgrund der Einzelauswahl von Stämmen kann Gruber aber relativ weite Grenzen setzen. Heute liegen die "großen Breiten" im Bereich von 400 - 450 mm und können sich steigern bis zu 700mm. Ähnliches gilt für die Längen, die bis 4,5 m reichen. Alle Dielen werden in der Blockbandsäge zugeschnitten und am Ende nicht geschliffen, sondern fein gehobelt.

Das Rundholz für die Gruber-Dielen wird nach Herkunft und Beschaffenheit selektiert. Gut gewachsene Solitäre aus guten Wuchsgebieten, Stück für Stück ausgewählt, bieten Gewähr für hohe Qualität. Zu Fichte, Lärche und Kiefer ist auf Drängen von Kunden auch Eiche gekommen. Gruber beließ es jedoch nicht dabei, "einfach nur Eiche" zu verarbeiten. Gruber-Dielen sind aus Weinviertler Kupfereiche - einer ganz besonderen Eiche, für die hohe Festigkeit und der warme Kupferton des Kernholzes charakteristisch sind. Ähnlich schöne Ergebnisse bringt die Auswahl bei Esche und Obstbaumhölzern, die inzwischen ebenfalls zum "Fundus" gehören.

Viel Sorgfalt wird auf die Trocknung verwendet. Als Lehrmeisterin diente die Erfahrung, die im Zusammenhang mit dem Holz für Musikinstrumente gesammelt wurde: "Es muss langsam gehen". Teilweise wird zehn Jahre gelagertes Holz verarbeitet. Um eine mindestens einjährige, besser zweijährige Lagerzeit zu ermöglichen, empfiehlt Gruber zu vorausschauender Planung und früher Auftragsvergabe: "Zwei Jahre Wartezeit machen sich am Ende bezahlt. Einsichtige Auftraggeber akzeptieren das. Ihre Zahl nimmt zu", beobachtet Reinhard Gruber. Ein bis zwei Jahre Trockenzeit genügen "im Normalfall". Fichtenholz beispielsweise lagert ein Jahr im Freien, bis es auf 15 - 16% Holzfeuchtegehalt heruntergetrocknet ist und dann in einer Klimakammer endgetrocknet wird. Diese Klimakammer wurde selber entwickelt, um einen langsamen und schonenden Feuchteentzug bis auf etwa 10% zu gewährleisten.

Dem Charakter dieser Ausnahme-Dielen angepasst, favorisiert Reinhard Gruber eine lang bewährte, aber kaum noch praktizierte Oberflächenbehandlung: Die Heißöl-Technik. Der österreichische Hersteller Natural (Leonding bei Linz mit Niederlassung in Freilassing) bietet das fast vergessene Verfahren noch an - mit entsprechendem Öl und Spezialauftragsgerät für den handwerklichen Vorort-Einsatz. Grundsätzlich werden die Gruber-Dielen roh verlegt - vorzugsweise auf Polsterhölzern und wahlweise genagelt oder mit sichtbaren Holzdübeln befestigt. Für die Oberflächenbehandlung empfiehlt Gruber dann Natural-Öl, das auf 60 Grad C erwärmt und satt eingelassen wird. Die durch Wärme gesteigerte Viskosität des Öls sorgt dafür, dass das Holz optimal getränkt und geschützt wird.

Außer den Dielen fertigt Gruber auch Tafelböden. Beide Produkte sind prädestiniert, in Burgen, Schlössern und anderen historischen Repräsentativbauten verlegt zu werden. Jedoch zeigen auch Privatleute mit besonderen Immobilien zunehmend Interesse.
aus Parkett Magazin 06/05 (Wirtschaft)