Bauer insolvent, Fries will weiterführen
Nun ist er doch nicht um die Insolvenz herumgekommen: Der Hamburger Bodenbelagsgrossist Erich Bauer hat am 24. Oktober beim Amtsgericht Hamburg Antrag auf Eröffnung des entsprechenden Verfahrens gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Hamburger Rechtsanwalt Hinnerk-J. Müller bestellt. Von der Insolvenz betroffen sind sowohl die Erich Bauer KG (GmbH & Co.) als auch die Bauer Verwaltungs-und Beteiligungsgesellschaft mbH als persönlich haftende Gesellschafterin, vertreten durch den geschäftsführenden Gesellschafter Achim Kuhlmann.
Laut einem Schreiben von Kuhlmann an die Kunden wird der Geschäftsbetrieb mit dem Ziel einer übertragenden Sanierung fortgesetzt. Das Geschäft solle mittels einer neuen Gesellschaft "erhalten und ausgebaut" werden. Als künftiger Investor wird das Großhandelshaus Fries genannt. Das Familienunternehmen betreibt neben dem Stammsitz in Kiel Niederlassungen in Mecklenburg-Vorpommern und Kiel und ist wie Bauer der Großhandelskooperation Copa Interline angeschlossen.
Die "starke Marktstellung" von Fries sei Gewähr dafür, dass die Kunden in Zukunft "noch besser und schneller bedient" würden, verspricht Kuhlmann. Zugleich würde das Sortiment "interessanter und umfangreicher" bei "wettbewerbsfähigen Preisen". Er geht davon aus, dass die Neuausrichtung von Bauer "kurzfristig abgeschlossen" werden könne. In der Übergangszeit würden Auftragsannahme und -bestätigung unverändert über das Haus Bauer abgewickelt, Wareneinkauf und Rechnungsstellung über Fries, die Warenanlieferung durch Bauer, Fries oder einen Spediteur.
Achim Kuhlmann war 1997 als Marketing- und Vertriebsleiter in Hamburg angetreten, um die damaligen Bauer-Gesellschafter Erich Bauer und Horst Gamm zu unterstützen und mittelfristig ihre Nachfolge anzutreten. Mit der Bodenbelagsbranche war der gelernte Industriekaufmann und studierte Betriebswirt durch seine vorherigen Tätigkeiten bei Forbo Novilon und DLW vertraut.
1998 stieg er in die Geschäftsführung des Grossisten auf, Anfang 2000 fand der geplante Eigentümerwechsel statt, wobei die Transaktion nur die reine Vertriebsgesellschaft einschließlich des eingeführten Firmennamens einschloss; die zuvor abgespaltene Betriebsgesellschaft, die die unternehmenseigenen Immobilien unterhielt, verblieb bei Familie Bauer. Erich Bauer stand dem Jung-unternehmer weiterhin beratend zur Seite.
Dennoch ging das Geschäft in den Folgejahren stetig zurück. Schon bei der Übergabe war die Hochphase des Bodenbelagsgroßhändlers vorbei; nach dem Mauerfall hatte er sein Vertriebsgebiet weit gen Osten bis nach Vorpommern ausgedehnt und den Umsatz bis auf gut 15 Mio. DM hochgetrieben. Das war offenbar nicht zu halten, geschweige denn, auszubauen. Die Konjunkturflaute drückte auf die Umsätze, dazu kamen nach Aussagen von Insidern unternehmerische Fehler, die Bauer auszehrten. Die Gerüchte über finanzielle Probleme wollten nicht verstummen, genausowenig die Spekulationen über potenzielle Investoren aus der Branche, von denen einige auch tatsächlich bei Firmengründer und Altgesellschafter Erich Bauer vorfühlten.
Ein massives Alarmsignal war dann der Ausschluss aus der Copa Interline-Zentralregulierung durch die VR-Diskontbank, was Kuhlmann aber noch ganz nonchalant wegzustecken schien. Danach konnte er sich aber nur noch wenige Monate über Wasser halten, bis jetzt der Gang zum Insolvenzrichter unausweichlich blieb.
aus
BTH Heimtex 11/03
(Wirtschaft)