Metro Market Week und International Home Furnishing Show

Stürmischer Teppichherbst in den USA

Der Herbst des Jahres 2005 mit seinen verheerenden Wirbelstürmen war insbesondere für die Bewohner der US-Atlantikküste eine turbulente Zeit, und das bekam auch die Wirtschaft zu spüren. Dennoch setzten die Fachmessen Metro Market Week (New York City) und Home Furnishing Show (High Point, North Carolina) positive Signale für den Markt. Die Anbieter hielten dem düsteren Klima warme, fröhliche Farben, ungewöhnliche Formen und lebhafte Strukturen entgegen. (von Dasha O. Morgan)

USA, im Herbst 2005: Im Land herrscht gedrückte Stimmung. Gerade ist der verheerende Wirbelsturm Katrina vorbeigezogen, da kündigt sich auch schon Hurricane Wilma für Oktober an. Die Naturkatastrophen haben ein Trümmerfeld entlang des Mississippi hinterlassen; die Benzinpreise sind in die Höhe geschnellt, viele Unternehmen mussten bluten. Das drückt natürlich mächtig auf die Konsumentenstimmung und betrifft nicht zuletzt auch die Bodenbelagsbranche - und gerade die hätte statt eines vernichtenden Orkans einen kräftigen Aufwind vertragen können, um das Geschäftsjahr 2005 positiv abzuschließen.

Teppich-Knotenpunkt New York City

Trotzdem erwies sich die New Yorker Teppich-Fachmesse Metropolitan Rug Alliance Show als ziemlich erfolgreich; es konnten sogar zahlreiche neue Aussteller hinzugewonnen werden. David Samad, Vorsitzender des Messeausschusses: "Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, 75 Teilnehmer anzuwerben, und das konnten wir sogar noch überbieten. Tatsächlich haben wir uns gegenüber unserer Pionierveranstaltung um 50% gesteigert; noch nie hatten die Besucher so eine große Auswahl."

Die Metro Market Week stand Ende September zum zweiten Mal auf dem Messeprogramm. Für dieses einmal jährlich stattfindende Event tun sich Großhändler mit dem Schwerpunkt abgepasste Teppiche aus dem großstädtischen Ballungszentrum der Bundesstaaten New York und New Jersey zusammen, um ihre Kunden in ihren Showrooms und Lagerhallen zu beraten und zu bewirten. Dabei waren alle Schienen dieses Geschäftszweigs vertreten, von handgeknüpft über handgetuftet bis hin zu den maschinengearbeiteten Stücken.

Die Messe bot Ausstellern wie Besuchern viele Extras: Großhändler und Importeure waren im berühmten Hammerstein Ballroom in Manhattan zu einem Galadiner eingeladen; für ihre Kunden gab es Broadway-Tickets zu gewinnen - oder Einkaufsgutscheine für einen der offiziellen Aussteller. Messebesucher reisten nicht nur aus der "näheren" Umgebung, sondern sogar aus weiter entfernt liegenden Bundesstaaten wie Michigan, Wisconsin und Illinois an; selbst Interessenten aus dem US-amerikanischen Süden (Texas) und von der Westküste (Kalifornien) waren dabei.

Einrichtungstreffpunkt in North Carolina

Im Oktober ging die Messesaison ein Stück weiter südlich weiter: In High Point, North Carolina, stand die International Home Furnishing Show auf dem Programm, eine etablierte Fachmesse mit breiter Auswahl an Inneneinrichtungsprodukten - von Möbeln über Lichtquellen bis hin zu Wohnaccessoires unterschiedlicher Preisklassen und Stilrichtungen. Die Veranstaltung gilt als eine der größten Fachmessen der Vereinigten Staaten und findet zweimal jährlich statt, jeweils im Frühjahr und Herbst. Einen wichtigen Teilbereich bilden die abgepassten Teppiche, deren Showrooms sich über die ganze Innenstadt verteilten. Darunter: das Design Center, der Historic Market Square sowie Showplace; auch in Privatgebäuden wird ausgestellt.

Formen, Farben und Strukturen

Auffallend diesmal: die ungewöhnlichen Formen und Texturen der Teppiche; auch die warmen, audrucksstarken neuen Farben wie Rostorange und tiefe Rottöne sprangen ins Auge - sowohl im modernen als auch im traditionellen Bereich. Amerikaner beanspruchen im Durchschnitt immer mehr Wohnfläche, und einige ihrer Wohnräume - Flure und Wintergärten zum Beispiel - sind so geschnitten, dass ein Standardteppich optisch nicht hineinpasst.

So erklärt sich auch, warum viele Anbieter entsprechend ungewöhnliche Formen in ihre Kollektionen aufgenommen haben: Foreign Accents zum Beispiel präsentierte im Rahmen seiner Jubilee Collection handgetuftete Acrylteppiche in Surfbrett-Form (Abmessungen: ca. 91 x 244 cm). Als Spezialist der ungewöhnlichen Formen erwies sich diesen Herbst Couristan: von keilförmig über achteckig und quadratisch bis hin zu den runden Teppichen ist in zahlreichen Kollektionen vieles in vielen Größen vertreten. Das Designspektrum wiederum reicht von gewagt-modern (Confetti Collection) bis hin zu den zurückhaltend-traditionellen Mustern der Royal Kashimar Collection.

Zottelig und mit Hoch-Tief-Struktur zeigen sich viele Teppiche im Flor. Feizy Rugs etwa spielt in seiner Handknüpf-Kollektion Channels mit Kontrasten und kombiniert üppigen Schurwoll-Langfloor mit kurzen Schlingen. Das Thema Shags wird auch bei Rugs America großgeschrieben: Der Anbieter hat sie in unterschiedlichen Florhöhen und Strukturen auf dem Programm. Hellenic Rug Imports hält es elegant-natürlich mit der Essential Nature Collection und lässt dazu die 80er mit verschiedenen Flokati-Kollektionen wieder aufleben - mit ganz unterschiedlichen Fasern und Leder. Das expandierende Unternehmen war diesmal in einem noch größeren Ausstellungsraum vertreten und zeigte unter anderem zehn neuen Designs von Bob Mackie sowie sechs neuen Designs von Christina Ferrare.

Bei Shaw Living ist die Reverie-Webkollektion um elf neue Designs bereichert worden, alle in Hoch-Tief-Struktur, die den Teppichen sicht- und fühlbare Konturen verleiht. Jüngster Neuzugang im Programm des Anbieters: Doppelt gearbeitete Webteppiche aus pflegeleichtem Olefin. Durch die materialintensive Verarbeitungstechnik entstehen weiche, üppige, schwere Teppiche mit langer Lebensdauer. Neue Farben bei Shaw: ein dunkler Pflaumenton sowie Kamel.

Teppiche, tief errötet

Zentrales Thema bei Trans-Ocean waren die fröhlichen, modischen Farben. Das schlägt sich schon in Kollektionsbezeichnungen wie der "Carnaby Collection" nieder: Hier erfreute sich insbesondere ein paprikaroter Shag besonderer Beliebtheit. Auch in der Pom Pom Collection ist der Name Programm: Die dicken, üppigen Wollteppiche sind handgetuftet und laden zum Hineingreifen ein.

Kein Zweifel: Rostorange und Tiefrot gehören zu den wichtigsten Farben der Saison und zeigen ebenfalls in der neuen Andy Warhol Collection von Sphinx by Oriental Weavers Präsenz. Die Teppiche aus 100% Wolle werden in China handgetuftet und lehnen sich an die frühen Designs des Pop-Art-Künstlers an. Warme Rottöne dominieren auch in der neuen Woolrich Summerstone Falls Collection. Die Teppiche mit den klassischen Motiven und Farben werden in Indien aus reiner Wolle handgearbeitet.

Die Marke Woolrich konnte 2005 übrigens ihr 175-jähriges Bestehen feiern. Gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern bietet man nun ein ganzes Einrichtungspaket mit Teppichen, Möbeln, Beleuchtung sowie Wandbekleidung an; die Messe in High Point zeigte alles im Zusammenspiel; neben Sphinx ist bei den abgepassten Teppichen auch CMI mit von der Partie. Highlight der National Geographic Home Collection: ein in China handgefertigtes Flachgewebe aus Jute und Leder im Ethno-Look.

Moderne Designs in kräftigen, leuchtenden Farben prägen das Bild der Aspects Collection von Nourison: Auch hier sorgen die fest versponnenen Garne für eine anspruchsvolle Haptik. "Die Teppiche sind nicht allzu durchgestylt und außerdem zurückhaltender als viele andere moderne Kollektionen", meint Ed Vairo, Marketingleiter von Nourison. "Wahrscheinlich haben wir gerade deshalb zurzeit so gute Erfolge damit." Bei den traditionellen Teppichen seien weiterhin Nourison 2000 und Nourmak die wichtigsten Serien. Apropos traditionell: Auch hier hat Nourison ausgebaut und mit seinen neuen Aubussons und Savonerie-Teppichen klassische französische Dessins wieder aufleben lassen.

Die Farben: sinnliche Burgundertöne, aber auch sanfte Blau-, Beige- und Grünschattierungen. Die Kollektionen Heritage Savonerrie und Chateau Provence werden in Handarbeit gefertigt und zeigen zarte florale Muster sowie geschwungene Blumenranken. Die fest verzwirnten Garne aus reiner Wolle werden speziell für die Heritage Savonerie Kollektion eingefärbt. Für die preisgünstigere Maschinenweb-Kollektion Grand Chalet wiederum werden feine Wolle und Kunstseide zu einem dichten, schimmernden Flor mit zurückhaltenden, detailverliebten Mustern verarbeitet. Auch der wachsenden Nachfrage nach ungewöhnlichen Formen trägt der Anbieter hier Rechnung - durch runde Teppiche mit abgerundeten Kanten, Teppichquadrate und Übergrößen.

Mit seinen Knüpfteppichen wendet sich auch Feizy Rugs nun den leuchtenderen Farben zu. "Selbst bei den traditionellen Orientteppichen verlangt der Markt jetzt frische, hellere Töne", weiß US-Verkaufsdirektor Roy Evans. "Dunkel ist out." Besonders gern verwendet man handversponnene Wolle: "Das Garn lässt die Farben noch kontrastreicher und ausdrucksstärker leuchten." Auf der Service-Seite bietet Feizy in den USA nun einen 72-Stunden-Versand ohne Aufpreis.

Und auch bei Masland erröten die Teppiche tief: Zum Beispiel in der Soumak Collection mit ihren drei antiken Designs Heriz, Mahal und Donegal. Die Stücke werden aus 100% Neuseelandwolle gearbeitet und sind in drei Größen erhältlich. Griffig: Die Linie Samba mit ihrem hohen Schlingenflor aus fleckenunempfindlichen Tactesse-Nylongarn, das mit einer besonderen Technik gedreht wurde. Seidene Konturen lässt Masland in die Schurwollteppiche der Silk Accents Collection einarbeiten. Die Knotenreihen werden im "tibetischen Stil" von Hand um eine Stange geknüpft und dann aufgeschnitten. So ergibt sich ein leicht geripptes Knüpfbild.

Last, but not least: Generationswechsel bei Capel

Bei Capel war diesen Oktober nicht nur in Sachen Teppichkollektionen viel los: Im Showroom des Anbieters hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, um drei Brüder feierlich zu verabschieden, die sich nun aus der Geschäftsführung in den Ruhestand zurückziehen: A. Leon Capel (Jr.), Jesse S. Capel und Arron W. E. Capel. Alle drei werden weiterhin im Vorstand aktiv sein; als neuer Präsident und Hauptgeschäftsführer leitet aber von nun an Eric Birnbach das Unternehmen: Erstmalig seit der Unternehmensgründung im Jahr 1917 steht damit ein Nicht-Familienmitglied an der Spitze von Capel.

Bei den Abschiedsansprachen und Danksagungen ging es fröhlich zu. Unter den Rednern: der Künstler Bob Timberlake, Bruce Hric (seit 1999 Leiter der Finanzabteilung) sowie der langjährige Außendienstler Greg Wronski, der dem Unternehmen seit 1973 Umsätze in Höhe von über 90 Mio. $ eingebracht hat. Auch die Capel-Folgegeneration war anwesend: Richard, Mary Clara, Cameron und Ron Capel sind die Söhne und Töchter der ausscheidenden Geschäftsführer.
aus Heimtex Orient 06/05 (Wirtschaft)