Heimtextil 2006
Positive Impulse für die Branche
Nach Umsatzeinbußen in den vergangenen Jahren setzen die Hersteller von Haus- und Heimtextilien 2006 wieder auf eine größere Kauflust und eine steigende Konjunktur. Die verbesserte Stimmungslage war auf der diesjährigen Heimtextil deutlich zu spüren. Um der weltweit größten Messe dieser Art noch mehr internationales Flair zu verleihen, hat der Messeveranstalter unter anderem den amerikanischen Innenarchitekten und Designer Jamie Drake als Creative Director engagiert, der die Festhalle Frankfurt in den "größten Showroom der Welt" verwandelt hat.
Schön wars auf der Frankfurter Heimtextil. Die Stimmung war gut, bei Besuchern und Ausstellern. Wieder einmal, könnte man skeptisch sagen, und an die Enttäuschungen denken, welche die Branche in den letzten Jahren regelmäßig nach der Messe befielen. Aber in diesem Jahr scheint die positive Stimmung doch von einer anderen Qualität zu sein. Die FAZ, nicht unbedingt bekannt für Gefälligkeitsjournalismus, titelte in einem Artikel zum Start der Messe: "Die Heimtextilbranche wittert Morgenluft". Man spüre allerorten einen Hauch von Mode und Design, heißt es dort. Im Text geht es freilich auch um Haustextilien, so dass auch die Leser dieses Blattes Hoffnungen auf ein erfolgreiches Jahr hegen dürfen.
Diese gute Stimmung dokumentierte sich dann auch während der Besuche der Haustex bei den Ausstellern. Manchem Gesprächspartner war es fast schon zu viel des Guten, er hielt den Ball aus leidvoller Erfahrung lieber flach. Andere strahlten förmlich vor Begeisterung über die positive Resonanz und die guten Umsätze, die sie in Frankfurt eingefahren haben. Selbst wenn man bei einigen Aussagen Zweckoptimismus in Rechnung stellen muss, bleibt unter dem Strich doch ein insgesamt positives Resümee. "Die Heimtextilbranche ist bereit für eine positive Trendwende im Markt", so Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt.
Zu den Rahmenbedingungen der Messe: Im vergangenen Jahr sank, wie die Messe Frankfurt zum Messebeginn bekannt gab, die Zahl der Betriebe und Beschäftigten in der deutschen Heim- und Haustextilienindustrie erneut von 228 auf 218 beziehungsweise von 23.230 auf 22.400. "Wo liegen angesichts dieser Zahlen Wachstumsmärkte, zusätzliche Potenziale?", fragte Braun. Die begrenzten Absatzmöglichkeiten für höherwertige Produkte im schwachen Inland hätten zu einer Konzentration auf neue, lukrative Absatzmärkte in Schwellenländern mit hohen Wachstumsraten geführt, stellte der Messechef fest. Laut Gesamtverband Textil + Mode steigt die Exportquote jährlich um etwa einen Prozentpunkt an. Für das abgelaufene Jahr schätzt der Verband die Quote auf knapp 40 Prozent.
Erste Anzeichen für eine Tendenz zum Besseren gibt es auf dem Inlandsmarkt. Die Verbände der Heim- und Haustextilien-Branche verzeichneten nämlich beim Umsatzvolumen in Deutschland eine deutliche Entspannung. Die Handelsumsätze mit Haus-, Tisch- und Bettwäsche sanken nur noch um drei Prozent, nach minus neun Prozent 2004. Bei Bettwaren blieb das Marktvolumen 2005 sogar konstant, nach einem Minus von drei Prozent im Vorjahr. Sehr ähnlich ist die Tendenz im Heimtextilsektor. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Untersuchung der BBE Unternehmensberatung in Köln. Demnach haben Geschäfte für Bettwaren und Haustextilien das beste Ergebnis erzielt.
Doch zur Messe selbst. Highlight in der Halle 8, die den Schwerpunkt des Haustextil-Sortiments beherbergte, war zum einen sicherlich der Irisette-Gemeinschaftsstand von Badenia, OBB, Schultz und Olympia. Die Aufbruchstimmung war dort fast mit den Händen zu greifen. Die vier Unternehmen haben in der kurzen Zeit von gerade mal sechs Monaten ein beeindruckendes Gemeinschaftsprojekt auf die Beine gestellt, mit einheitlichem Außendienst, einheitlicher Preisliste und neuem Shopkonzept. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich die Lizenzmarke mit dieser Power auf der Industrieseite nun im Fachhandel entwickelt.
Die zweite Attraktion der Halle war ohne Zweifel der MZE-Stand mit rund 1.000 Quadratmetern Fläche. Unter seinen Fittichen versammelte der Verband auch einige Unternehmen, die ursprünglich keine Präsenz in Frankfurt geplant hatten. Man mag zu den Mini-Ständen der Matratzen- und Wasserbettenanbieter stehen wie man will, aber manchem Einzelhändler könnten sie die zusätzliche Reise zur Möbelmesse in Köln erspart haben.
Die Messe Frankfurt selbst hat ihren Beitrag dazu geleistet, dem Messestandort zusätzliche Attraktivität zu verleihen. So hat sie mit der Festhalle erstmals ihre gute Stube geöffnet und dort mit der Heimtextil Performance den nach eigener Aussage "größten Showroom der Welt" eröffnet. Kein Geringerer als der amerikanische Designer und Innenarchitekt Jamie Drake wurde engagiert, um die Halle in eine textile Themenwelt zu verwandeln. Messechef Braun: "Dies ist ein neuer Ansatz, die Fachmesse nachhaltig attraktiver zu gestalten."
Die Heimtextil ist der Premierentermin im Branchenjahr und bietet den ersten kompletten Marktüberblick des Jahres. So wurden in diesem Jahr wieder die internationalen Wohnmodetrends 2006/2007 im Forum gezeigt. Den Messebesucher erwartete dort eine Trend-Inszenierung, die mit den aktuellen Neuheiten der Aussteller umgesetzt wurde. Dazu hatte erneut der niederländische Trendforscher Gunnar Frank seine Trend-Philosophie entwickelt. Zusätzlich bot die Messe Frankfurt, abgeleitet von den internationalen Wohnmodetrends, so genannte Trend Satellites in den Produktgruppen wall&decor, kitchen&culture und sleep&dream. In phantasievollen Dekorationen wurden dort Trends anhand der neuesten Produkte der Aussteller präsentiert und somit Anreize für neuartige Präsentationsformen oder Ladenraumgestaltungen geschaffen.
bed+more, konzipiert als internationale Fachmesse und Forum für Schlafkultur, präsentierte sich als Messe in der Messe ebenfalls zum zweiten Mal im Rahmen der Heimtextil. Im Rahmenprogramm gab es erneut ein interessantes Vortragsprogramm mit Kurzvorträgen unter dem Titel "Erfolgstipps für den Bettenhandel". Kompetente Experten mit enger Bindung zum Bettenmarkt gaben den Besuchern zum Nulltarif Tipps und Hilfen für ihre tägliche Arbeit im Handel. Dazu zählten Christian Schulz (Möbelhaus Heise, Hamburg), Carsten Bürgel (Betten Meier, Stadthagen), Tobias Kirchhoff (Kirchhoff, Lüdinghausen) und Ralph Beckmann (Ibena, Bocholt).
Zur Popularisierung der Heim- und Haustextilbranche und ihrer Sortimente beim Verbraucher veranstaltete die Messe Frankfurt erneut "Heimtextil goes City", statt der Verbrauchertage am Messewochenende, die sich als weniger erfolgreich erwiesen hatten. Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr haben sich in diesem Jahr mehr als 30 Frankfurter Einzelhandelsgeschäfte daran beteiligt: Raumausstatter, Möbel-, Wohntextil- und Bettenfachhändler. Ziel dieser Aktion ist es nach Informationen der Messe, die neuen Trends schnell in Deutschlands Wohn- und Schlafzimmer zu bringen.
Die offiziellen Zahlen nach der Messe bestätigten den ersten Eindruck einer leicht gesunkenen Ausstellerzahl. In diesem Jahr zählte die Messe Frankfurt gut 2.800 Aussteller, im letzten Jahr waren es knapp 3.000. Unübersehbar war darum auch die Geräumigkeit in manchen Hallen, nicht zuletzt in den Hallen 8 und 9. Breite, sehr übersichtliche Gänge und großzügige Flächen vor den Imbissständen waren ein klares Indiz für ein nachlassendes Interesse an der Messe seitens der Industrie. Eines muss man der Messe dabei allerdings lassen: Es war beeindruckend zu sehen, mit welchem Aufwand und Ideenreichtum sie dafür gesorgt hat, dass die Freiflächen optisch attraktiv gestaltet wurden: sei es durch farblich abgesetzte Bodenbeläge oder attraktiv gestaltete Säulen. Mancher Messeveranstalter könnte sich davon eine Scheibe abschneiden.
Insgesamt leicht rückläufig ist nach Messeangaben mit einem Minus von rund 1.200 auf knapp 89.100 verkaufte Tickets auch die Zahl der Besucher. Dabei wäre der Rückgang ohne die ausländischen Besucher noch stärker gewesen. Die Zahl der inländischen Besucher sank von rund 38.500 auf etwa 35.900. Das ist ein Minus von 6,8 Prozent. Entsprechend kursierte bei einigen Ausstellern auch die enttäuschte Frage: "Wo bleibt denn der Fachhandel?"
Ein Grund für die sinkenden Besucherzahlen könnte, sieht man einmal von der MZE-Präsenz ab, das nahezu komplette Fehlen der Hersteller von Matratzen, Lattenrosten und Bettsystemen sein, die nun auf der Kölner Messe ihre Heimat finden. Ein Fachhändler muss sich heutzutage gut überlegen, mit wie vielen Leuten er auf welche Messe geht. Und ob es sich für ihn wirklich lohnt, die Kosten dafür aufzubringen oder es nicht doch günstiger ist, sich auf die Vorauswahl seines Verbandes zu konzentrieren.
Eines belegen die Zahlen aber auch: Die Heimtextil ist sowohl auf der Ausstellerseite als auch auf der Besucherseite eine durch und durch internationale Messe. Fast 82 Prozent der ausstellenden Unternehmen sind aus dem Ausland angereist. Firmen aus sage und schreibe 73 Nationen gaben sich in Frankfurt ein Stelldichein. Nirgendwo sonst können sich die Besucher so konzentriert über das weltweite Angebot der Branche informieren. Und auch die Unternehmen treffen bei wahrscheinlich keiner anderen Messe auf so ein internationales Publikum, denn knapp 60 Prozent der Besucher kommen aus dem Ausland. Wer also seinen Export voranbringen möchte, muss nach Frankfurt gehen. Was kann es angesichts der steigenden Internationalisierung der heimischen Industrie Besseres geben als die größte internationale Branchenmesse direkt vor der Haustür zu haben?
Mit Interesse blickte die Branche auf das Experiment einiger Bettwarenanbieter, den Matratzen-Leuten mit einem zweiten Stand nach Köln zu folgen. Gemeinsam stellte man dort in der Halle 9 aus. Ralph Leibiger von Kirchhoff zieht ein positives Fazit. Durch gute Umsätze in den ersten vier Messetagen hat sich für ihn das Experiment gelohnt. "Unsere Erwartungen wurden klar übertroffen. Wir sind happy!" Nächstes Jahr ist er wieder mit dabei. Auf die Präsenz bei der Heimtextil wird das Unternehmen trotz allem nicht verzichten.
Auch Badenia wird wohl im nächsten Jahr wieder ihr Sortiment auf einem Irisette-Gemeinschaftsstand zeigen. Alleine, ohne die Irisette-Partner, so das Fazit von Badenia-Chef Thomas Bußkamp, würde er aber nicht wieder nach Köln gehen. "Die Weichwaren waren nicht so ein Thema wie Matratzen und Lattenroste", so seine Feststellung. Björn Schall von Sanders hat in Köln viele Besucher gesehen, die nicht auf der Heimtextil waren und gute Erfahrungen mit dem Fachhandel gemacht. Seine Beobachtung: Das Publikum der Heimtextil ist deutlich internationaler als auf der imm. Von daher kommt auch für ihn kein Verzicht auf die nächste Messe in Frankfurt in Frage.
Insofern kann zumindest vorerst wohl Entwarnung für die Messe Frankfurt gegeben werden. Wenn sie nicht entscheidende Fehler begeht, dürfte die Heimtextil nach den Matratzen keine weiteren Lücken im Angebotssortiment hinnehmen müssen.
Die nächste Heimtextil findet vom 10. bis 13. Januar 2007 statt, der Fachkongress "bed + more - Das Europäische Bettenforum" wird am 13./14. Juni 2006 zum fünften Mal in Folge in Frankfurt veranstaltet.
Lesen Sie nachfolgend die Aussagen diverser Aussteller-Firmen, die wir um ihre Eindrücke über den Verlauf der diesjährigen Heimtextil befragt haben.
Das neue Irisette-Quartett als Kooperation der Firmen Badenia Bettcomfort, OBB, Schultz-Schlafkultur und H. Schulenburg präsentierte sich erstmalig auf der Heimtextil. Auf großzügigen 550 qm stellten die vier Unternehmen gemeinsam Lattenroste, Matratzen, Betten und Kissen der Marke Irisette vor. "Ein gelungener Messeauftritt", meint Badenia-Geschäftsführer Thomas Bußkamp. "Unser Konzept ist stimmig und wir rechnen in diesem Jahr mit einem sehr guten Geschäftsverlauf. Wir bieten mit unserem Irisette-Produktprogramm qualitativ hochwertige Betten, Kissen, Matratzen und Lattenroste im Rahmen eines Rundum-Schlafkomfort-Konzepts. Damit konnten wir nicht nur das Interesse bei einer Vielzahl bestehender und neuer Kunden des Fachhandels wecken, sondern auch Konzerne mit Bettwaren-Fachabteilungen von unseren neuen Produkten und unserer Shop-in-Shop-Lösung überzeugen. Verhandlungen konnten bereits konkretisiert werden." Der Ansatz im Bettwarensegment, aufeinander abgestimmte und Zielgruppen orientierte Produktlinien nach dem Motto "alles aus einer Hand" zu liefern, wurde positiv begrüßt. Mit dem Verlauf der Messe und der Platzierung des Messestandes in der Halle 8.0 waren die Kooperationspartner, so Bußkamp, insgesamt sehr zufrieden. Einzig die Temperaturen in der Halle während der Aufbautage ließ zu wünschen übrig. Die eisige Kälte wäre nur mit dicker Winterjacke, Schal und Handschuhen erträglich gewesen.
Mit dem Verlauf der Messe war man bei Borbo-Decken sehr zufrieden. Generell sei eine optimistischere Stimmung zu beobachten gewesen, was sich auch im Orderverhalten positiv ausgedrückt habe. Geschäftsführer Heinz Geert Thier spricht von einer insgesamt sehr erfreulichen Kundenfrequenz - vor allem aus dem Ausland. Leider sei der Samstag ruhiger verlaufen als bisher. Hier hätten in erster Linie die Facheinzelhändler gefehlt. Klare Tendenzen waren im Bereich der Qualitäten, Musterungen und Farben zu beobachten. Das Interesse an Microfaserdecken war enorm, aber auch die über 30 Jahre in der Kollektion befindliche Standardqualität Colana (60 Prozent Baumwolle / 40 Prozent Dralon) wurde sehr gut disponiert. Thier: "Wir gehen optimistisch in das neue Jahr und jetzt kommt es darauf an, dass der Endverbraucher das Jahr auch zuversichtlicher angehen wird; dann sollte für unsere Branche auch wieder einmal ein Wachstum möglich sein.
Hinsichtlich der Kundenfrequenz zur Heimtextil sieht Christian Dierig, Geschäftsführer von Fleuresse , deutliche Probleme. Er betont, dass die Struktur der Messe nicht mehr zeitgemäß sei und der Kundenandrang speziell in den Hallen 8 und 9 deutlich unter der des Vorjahres gelegen habe. Dierig: "Am Samstag beispielsweise waren so gut wie keine Kunden da. Hier stellt sich natürlich die Frage, warum man das ganze Geld für eben diese Kunden ausgibt, wenn sie dann nicht kommen." Die Kaufabschlüsse sieht Dierig in etwa auf Vorjahresniveau, jedoch sei diese Aussage abhängig von der Akzeptanz der jeweiligen Kollektion. "Mit unserer Kollektion", so Dierig, "liegen wir auch dieses Jahr erfreulich richtig, und die von uns verwendeten kräftigen Farben haben sich auf der Messe durchgesetzt." Der von dem Augsburger Unternehmen auf der Messe groß propagierte Slogan "adieu Geiz" sei gut angekommen. Auch wenn der Preis immer noch ein wesentliches Instrument des deutschen Marketings sei, so habe der Kunde wohl eingesehen, dass der Preis nicht dazu führt, dass die Kunden die "zehnte superbillige Bettwäsche kaufen".
Ebenfalls von einer deutlich geringeren Kundenfrequenz spricht Johann Niedermeier, Geschäftsführer des Augsburger Bettwäsche-Anbieters Kaeppel. "Offensichtlich", so Niedermeier, "ist die Messe für den Bettwäsche-Fachhandel nicht attraktiv genug, um Zeit und Kosten dafür aufzuwenden." Aufgrund der sehr ansprechenden Kollektion lagen die Verkaufsabschlüsse in etwa auf dem guten Vorjahresniveau. "Letztendlich", meint Niedermeier, "waren die Messetage insbesondere in der Halle 8 von einer seltsamen Stimmung geprägt. Durch das Sammelsurium in dieser Halle lassen sich die Fachbesucher den Ausstellern nicht optimal zuleiten. Darüber sollte die Messeleitung nachdenken und entsprechend umstrukturieren."
Die Bettwarenfabrik Kirchhoff war mit der Besucher-Frequenz an den drei Haupttagen - zumindest in der Halle 8 - sehr zufrieden. Für Geschäftsführer Tobias Kirchhoff präsentierte sich die Messeveranstaltung auch in diesem Jahr wiederum mit vielen neuen Ständen, neuen Produkt-Präsentationen und Ideen, wie Haus- und Heimtextilien optimal in Szene gesetzt werden können. Einige Besucher hätten zwar von weniger Frequenz in anderen Hallen berichtet, aber viele Mitglieder der Verbände nutzten die Musterungen oder Auftritte ihres Verbandes zu einem Messebesuch, was eine sehr erfreuliche Tendenz sei. Aus Sicht des Unternehmens aus Lüdinghausen wird die Frankfurter Heimtextil neben Köln auch in Zukunft eine wichtige Messe sein, auf die die Branche nicht verzichten kann.
Obwohl das Weihnachtsgeschäft im Handel offensichtlich nicht überall befriedigen konnte, war die Heimtextil nach Aussage von Walter Bächle, Geschäftsführer der Proflax Textilmanufaktur aus Tübingen, geprägt von einer positiven Grundstimmung der Kunden. "Wie schon in den Vorjahren erkennbar", so Bächle, "ging die Besucherfrequenz aus dem Inland weiter zurück, während sich die Nachfrage aus dem Ausland verstärkte. Die Kunden lobten die moderne Standgestaltung, ließen sich von den überzeugenden Dekorationsthemen im Wohnbereich inspirieren und waren begeistert von den vielen Anregungen aus dem neuen Table Fashion Trendprospekt." Proflax erwartet eine gute Frühjahrssaison und stellt sich auf ein deutliches Wachstum der Umsätze ein.
Generell positiv beurteilt Dr. Michael Ottenjann, Geschäftsführer des Decken-Herstellers Hermann Biederlack, die Messestimmung. Die gesamte Branche scheint optimistischer in das neue Jahr zu starten. Für Biederlack verlief die Messe sehr erfreulich. Das neue Kollektionskonzept der Farbwelten kam gut an. Die darauf abgestimmte Katalog- und Standkonzeption begeisterte in- und ausländische Besucher. Die Frequenz war deutlich höher als in den Vorjahren. Als "starke" Besuchertage nennt Dr. Ottenjann nicht nur den Mittwoch und Donnerstag, sondern wider Erwarten auch den Samstag. Die Heimtextil ist für ihn als Präsentationsplattform weltweit einzigartig und führend.
Für die Firma Bierbaum Wohnen verlief die Heimtextil nach Aussage von Geschäftsführer Dieter Giesen sehr erfolgreich. Die Kundenfrequenz sei höher als letztes Jahr - besonders am Mittwoch und Donnerstag - gewesen. Auch die Kundengespräche wären mit zahlreichen konkreten Aufgabenstellungen für die kommenden Wochen sehr konstruktiv verlaufen. Hinsichtlich der Messeumsätze lägen diese über Vorjahr. Hierfür verantwortlich macht Giesen die neu vorgestellten bzw. weiter verbesserten Microfaser-Qualitäten sowie die sehr positiv bewerteten Kollektionen. Ganz besonders gilt diese Aussage für das Kollektionssegment Smail in bügelfreier Mako-Satin-Bettwäsche. "In Verbindung mit den stimmigen Dekorationen", so Giesen, "wurden durch Smail zahlreiche Kunden auf den Stand gezogen, die die verschiedenen Themen spontan an Ort und Stelle orderten."
"Wir haben das gute Gefühl, dass vor allem der deutsche Einzelhandel wieder sehr optimistisch in die Zukunft schaut, und wir spüren eine starke Tendenz hin zu hochwertigen Qualitäten und Top-Produkten", so Geschäftsführer Horst G. Flämig vom Bettwaren-Anbieter Kauffmann. Obwohl die Heimtextil für sein Unternehmen keine Ordermesse ist, sondern vielmehr der Image- und Kontaktpflege dient, konnte man sehr gute Kaufabschlüsse verzeichnen und zieht deshalb eine überaus positive Bilanz. Einziger Wehrmutstropfen: Auch wenn der Großteil der in- und ausländischen Kunden in Frankfurt war, so musste man doch feststellen, dass die Kölner Möbelmesse einige potentielle Heimtextil-Besucher abgezogen hat. "Ich persönlich", so Flämig abschließend, "finde es bedauerlich, dass sich durch die beiden Großveranstaltungen die Themen rund ums Bett - Bettwaren in Frankfurt, Matratzen, Auflagen usw. in Köln - trennen."
Die Fußball-Weltmeisterschaft war für die Sprügel Hometex GmbH ein wichtiges Thema auf der Messe. Ob Bettwäsche, Dekokissen, T-Shirts, Fußbälle oder eine kuschelige Fleecedecke... der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt. Auch in den Bereichen Frühjahr/Ostern konnten sich die Kunden nach Aussage von Geschäftsführer Wilfried Schöner von den neuesten Farbtrends und Designs im Heimtextilbereich inspirieren lassen. Frische Farben und fröhliche Designs künden den Frühling und die lang ersehnte Gartensaison an. Für eine besonders edle Tafel empfiehlt sich die neue Kollektion gewebter Tischdecken in hochwertiger Qualität. Eine prachtvolle Arabeske mit Chenille-Garn gewebt schmückt Tischbänder, Kissen und Tafeldecken in modernen Farbkombinationen. "Zur Freude aller Teilnehmer war die Stimmung besser als in den Jahren zuvor. Unsere Kunden waren wieder optimistischer und zuversichtlich," so Schöner. Er kritisiert jedoch den rücksichtlosen und vorzeitigen Standabbau vieler Aussteller. Bereits ab 14 Uhr sei am Samstag mit dem Standabbau begonnen worden und um 16 Uhr wären einige Stände bereits komplett geräumt gewesen. Dieses unschöne Verhalten mancher Aussteller, die sich mit ihrer Messeanmeldung dazu verpflichten, auch Samstags bis 18 Uhr für ihre Kunden da zu sein, sei zurecht von Kunden und Mitbewerben verurteilt worden. Selbst von der Messeleitung wurde nichts dagegen unternommen.
"Die diesjährige Heimtextil-Messe hat uns positiv überrascht und war für uns eine erfolgreiche Messe. Obwohl sich der in den letzten Jahren abgezeichnete Trend, dass immer weniger kleinere Fachhändler auf die Messe kommen, fortgesetzt hat, war die Besucherfrequenz auf unserem Stand wesentlich höher als im Vorjahr," so das Fazit von Eberhard Künstler, Geschäftsführer der Firma Frankenstolz. Lediglich der Samstag sei, wie bereits in den Vorjahren, deutlich schwächer gewesen und sei als Messetag fast schon überflüssig. "Den Messezeitpunkt Anfang Januar betrachten wir nach wie vor als viel zu früh und zeitlich viel zu nahe an der Möbelmesse, meint Künstler. Auch wenn die Kaufabschlüsse höher waren als im Vorjahr, so sei die Messe längst keine reine Ordermesse mehr, sondern dient dazu, Neukunden zu akquirieren, das Gesamtprogramm darzustellen, Neuheiten vorzustellen, bestehende Kundenkontakte zu pflegen und Meinungen auszutauschen. Das neue KomfortPlus-Konzept sei ausgesprochen gut beim Kunden angekommen. Auch die vielen anderen Innovationen, wie z. B. die antibakterielle Nano-, hätten eine starke positive Resonanz hervorgerufen. "Unser Konzept, dass den Endkunden gezielt auf eine Auswahl von einem oder zwei für seine Bedürfnisse geeigneten Produkte hinführt, entlastet den Handel und der Endkunde findet ohne zeitaufwändiges Suchen den für ihn passenden Artikel," so der Geschäftsführer abschließend.
Auch dieses Jahr wurde von der Formesse Wäschefabrik die Heimtextil genutzt, um direkt in Kontakt mit dem Fachhandel zu kommen. Dadurch konnte man sich dank der guten Kundenfrequenz, nicht nur bei Bestandskunden, sondern auch bei Neukunden, einen Eindruck verschaffen, welche Vorstellungen und Anregungen der Fachhandel hat. "Unsere Bella Donna Produktlinien", so Geschäftsleiter Volker Jaschke, "erfüllen nach unserem Dafürhalten diese Erwartungen voll und ganz." Hochwertige, innovative Produkte "Made in Germany" seien absolut gefragt. Die Neuentwicklung eines Matratzenschonbezuges auf höchster Qualitätsstufe, Bella Donna Edel Molton, sei sehr wohlwollend aufgenommen worden. Weiter zeige sich, dass der Fachhandel mehr den je Wert auf perfekten Service legt: Schnellste und komplette Lieferungen, konstante Qualität/Warenausfall, kompetente und freundliche Betreuung der Kunden und natürlich ein faires Preis- Leistungsverhältnis. "Ein großer Pluspunkt", meint Jaschke, "ist die Möglichkeit eines optimierten Sondergrößenservice. Dieser Service erlaubt uns aufgrund unserer inländischen, hochmodernen Produktionsstätten, jeden Kundenwunsch zu erfüllen. Ein Vorteil, welcher im Vergleich zu Importeuren ungemein gelobt wurde."
"Es ist uns gelungen, die Marke Paradies entsprechend ihrer Wertigkeit und ihres Qualitätsanspruches zu inszenieren und dieses auch unseren Messebesuchern zu vermitteln. Dabei halfen zum einen Lifestyle orientierte Dekoinseln, auf denen wir das Thema Schlaf mit Premium-Bettwaren attraktiv darstellten, zum anderen aber auch Produkt-Highlights wie unsere Premium-Betten, veredelt mit original Swarovski-Kristallen, die ein echter Publikumsmagnet waren", fasst Klaus Kremers, Geschäftsführer der Paradies GmbH, seine Messe-Eindrücke zusammen. Die Zahl der inländischen Besucher sei zwar im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben, aber ein weiter gewachsener Zuspruch aus dem Ausland stimmte optimistisch. Trotzdem bleibe, so Kremers, die zunehmende Zurückhaltung des inländischen Handels bezüglich der Messe genau zu beobachten und zu analysieren. Für die Organisatoren der Heimtextil stehe die Herausforderung, die Messe für Besucher aus dem Inland attraktiver zu gestalten und ihre internationale Bedeutung zu festigen. Die Stimmung gerade auch der Inlandskunden sei erfreulicherweise sehr viel optimistischer als in vergangenen Jahren und so bleibe zu hoffen, dass sich dies auch in einem gesamtwirtschaftlichen Aufschwung umsetzen wird.
Obwohl subjektiv betrachtet bei der diesjährigen Heimtextil die großen Scharen von Interessenten aus Übersee wegen der ungünstigen Euro-Dollar-Parität ausblieben, war das Standteam der Seibersdorfer Schlafsysteme GmbH stets voll beschäftigt. Im Mittelpunkt des Interesses stand naturgemäß das weiter verfeinerte und ergänzte Energie-Oase-Schlafkonzept. Immer wieder für Überraschung und Staunen sorgten die auf dem Stand durchgeführten Materialverträglichkeits-Tests auf Kinesiologischer Basis. Besondere Aufmerksamkeit zog laut Aussage von Geschäftsführer Mag. Alfred Schneidergruber das brandneue Bettgestell "Zirbana" auf sich: heimisches Zirbenholz modern verarbeitet beweist, dass Naturverbundenheit und moderne Linienführung perfekt harmonieren können. Die zunehmende Elektro-Smog-Belastung wurde den Interessenten eindrucksvoll mit einer Testgerät-Anordnung vorgeführt. Aus dem Daunenbereich sind diepatentierten, nach Feng Shui hergestellten Wellness-Decken längst zu einem festen Bestandteil des Unternehmens-Konzeptes geworden.
"Die Heimtextil war für unser Haus ein voller Erfolg. Ein deutliches, zweistelliges Plus bei den geschriebenen Aufträgen hat die gesamte Mannschaft hoch motiviert", kommentiert Geschäftsführer Michael Mosch von Estella Ateliers den Messeverlauf. Vermisst habe man zahlreiche Fachhandelskunden aus Deutschland, was ja auch die erste Auswertung der Messe (minus 2.630 Inlandskunden) belege. "Besonders gut angenommen", so Mosch, "wurden unsere Dekothemen sowohl im Bereich Estella als auch bei Happy Hours. Wiederholt negativ fanden wir, dass zahlreiche ausländische Aussteller bereits am Samstag Vormittag mit dem Standabbau beschäftigt waren."
Geschäftsführer Dr. Frank Bierbaum von Irisette schildert seine Eindrücke zur Messe folgendermaßen. Die Stimmung sei aufgrund des guten Weihnachtsgeschäftes und des guten Starts in den Januar positiv gewesen. Tera als Trendfarbe neige sich endgültig dem Ende zu, aktuell hinzu gekommen sei jedoch ein neues Blau (Indigo). Mikrofaser werde in allen Variationen gesucht: glatt, Seersucker, gerauht. Auch bei Decken wäre ein starker Trend zu Mikrofaser anstelle klassischer 60/40 Baumwolle/Dralon zu vermerken. "Der Umzug der Matratzen nach Köln schwächt die Heimtextil", so Dr. Bierbaum, "nach den vielen Veränderungen fehlt eine erkennbare Orientierung und Struktur bei den klassischen Haustextilien wie Bettwäsche, Laken, Bettwaren, Matratzen, Decken und Frottier."
"Die bewährte hervorragende Organisation durch die Heimtextil-Messeleitung hat wesentlich zum guten Gelingen des bedeutendsten Textilevents am Jahresanfang beigetragen," so Michael Bauer, Geschäftsführer der Curt Bauer GmbH aus Aue. Bei guter Stimmung habe der Fachhandel mehr als vergleichbar zum Jahr 2005 geordert und die drei Kollektions-Segmente seien von allen Kunden als sehr gut beurteilt worden. Als Highlight habe sich in der Bettwäschekollektion der Vollzwirn-Brokatdamast mit kombinierbaren Lambswool-Plaids dargestellt, aber auch die gesamte Dessinlinie Dots, Straight on und Weaves im Thema Lights des Satin-Bettwäscheprogramms sei sehr gut angekommen. In der Tischwäsche wurde das Halbleinenprogramm Melodie mit Hohlsaumkonfektion in der "Irisette"-Kollektion als schlichte und total elegante Linie mit Begeisterung aufgenommen.
Von einer ausgezeichneten Stimmung berichtet Barbara Sprinzl, Geschäftsführerin des Decken-Herstellers Eagle Products aus Hof. Dies habe sich nicht nur in einer hervorragenden Kundenfrequenz, sondern auch in guten Kaufabschlüssen niedergeschlagen. "Alle unsere Neuheiten", berichtet Frau Sprinzl, "und vor allem die Farbthemen "Sweet Lime" und "Candy Pink" für das Frühjahr wurden sehr positiv aufgenommen und per sofort geordert, und dies alles von schwerpunktmäßig inländischen Kunden. Die Zahl der internationalen Besucher haben dieses Jahr etwas abgenommen. Wir haben nach diesem hervorragenden Start viel Anlass, wieder einmal ein gutes Jahr für den inländischen Heimtextilien-Markt erwarten zu dürfen."
"Trotz der jüngsten IFO-Meldungen und anderen positiven Prognosen waren unsere Erwartungen für die Heimtextil eher verhalten. Diese Prognosen stützen sich überwiegend auf Faktoren, die sich in der Haus- und Heimtextilbranche nicht oder zumindest erst mit großer Verzögerung niederschlagen", meint Geschäftsführer Dr. Thomas Wagner von dem Tischwäsche-Anbieter Hermann Pichler aus Laichingen. Vor diesem Hintergrund wäre man vom Ergebnis der Heimtextil angenehm überrascht gewesen. Die Kundenfrequenz sei zwar etwas geringer ausgefallen, insbesondere von Seiten der inländischen Fachhandelskunden, aber das Auftragsvolumen liege über dem Vorjahr. Im Mittelpunkt des Interesses standen die bügelfreien Piquées. "Es wäre schön", so Dr. Wagner, "wenn der Fachhandel stärker an der insgesamt positiven Entwicklung der Tischwäsche partizipieren könnte."
aus
Haustex 02/06
(Wirtschaft)