Badtextilien auf der Heimtextil
Mit Colani ins Bad
Die Bad-Ebenen 5.0 und 6.0 auf der Heimtextil haben sich deutlich verändert. Unbekannte ausländische Namen überwiegen, die Gänge sind deutlich leerer, die Kundenmagnete für Badteppiche wie Kleine Wolke, Meusch und Spirella fehlten und auch einige andere bekannte Namen glänzten durch Abwesenheit. Bei der Messe Frankfurt sollten an diesem Punkt die Alarmglocken schrillen. Wenn sie hier nicht reagiert, könnte es sein, dass die fachhandelsorientierten Badteppichanbieter vorwiegend deutscher Nationalität ganz die Lust an einer Präsenz auf der Heimtextil verlieren.
Die Heimtextil in Frankfurt war für Badtextilien Jahrzehntelang ein Fels in der Brandung, unantastbar wichtig für den Fachhandel aus aller Welt. Dort holten sich die Einkäufer Überblick, Inspiration und orderten auch. Bereits in den letzten Jahren war aber ein Wandel zu spüren. Aussteller und Besucher waren oft wenig begeistert über Platzierungsveränderungen und Umzüge auf der Messe. Könnte es sein, dass nach dieser Heimtextil zu scharfe Wellen an die Messefestung prallten? Zwar klingt "Fresh & Splash" für das Produktsegment Badetextilien und Frottierwaren cool, aber der Ausstellungsbereich in den Hallenebenen 5.0 und 6.0 war es nicht.
Nicol-Inhaber Wilfried Jehser, der als Sprecher seiner wenigen Ausstellerkollegen mit Badteppich fungierten, drückt es zu Messeschluss nüchtern aus. "Bei der allgemeinen Zufriedenheit, die hier auf der Heimtextil zu spüren war, sind wir eher die Verlierer. Damit meine ich nicht die Erfolge unserer Firmen, die sehen wir positiv. Uns ließen auch nicht die vertrauten Kunden im Stich. Aber es fehlten die Frequenzbringer, das Prickeln, vor allem der deutsche Fachhandel."
Auch auf Ausstellerseite ist eine Erosion zu beobachten. Zum zweiten Mal blieben die Großen der Branche, die Leifheit-Töchter Kleine Wolke, Meusch und Spirella der Messe fern. Sie nutzen andere Marketingwege wie auch der klar fachhandelsorientierte Badteppich-Hersteller Clarissa. Hochwert-Anbieter Rhomtuft gab seine Platz in Halle 6.0 auf zu Gunsten eines großen Standes in Halle 9.1 auf, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Dreamland und hochwertiger Bettwäsche. Also blieben als einzige Magneten für den Fachhandel Nicol, Batex/Aquanova und der ambitionierte tschechische Hersteller Grund, der mit Luigi Colani einen populären Gestalter verpflichtet hat und mit dem vielfältig engagierten Designer auf der Heimtextil für Aufsehen sorgte.
Das Fazit der verbliebenen Anbieter, die vor allem am deutschen Fachhandel interessiert sind: man will sich unterhalten und überlegen, ob eine andere Messe bessere Frequenz bieten könnte. Oder ob es überhaupt eine Messeteilnahme geben muss....
Ansonsten war das Angebot im Bereich Fresh & Splash - vor allem an Badteppichen und Strandtüchern - riesengroß und ansprechend. Allerdings waren etliche Firmennamen und Marken unbekannt und schwer auszusprechen. An den einen oder anderen ausländischen Aussteller wird man sich gewöhnen. Denn eines steht fest: einige davon sind Profis, verstehen ihr Handwerk und wissen die Internationalität der Heimtextil zu nutzen. Sie sind zufrieden mit der Messe, mancher mehr als das.
Grundsätzlich zeigen die Badteppichhersteller, die den Fachhandel und Fachabteilungen im Möbel- oder Warenhaus bedienen, immer mehr komplette Konzepte, die Frottierwaren, modische Bademäntel und designbetonte Badaccessoires integrieren. Dazu bieten sich Synergien mit Mitbewerbern an. Der Gleichklang von Frottier-und Badtextilien mit schöner Bettwäsche, den viele internationale Aussteller pflegen, macht sich im höherwertigen Bereich langsam bezahlt - siehe als Beispiel die Lizenzmarke Joop. Vielfach bestimmen die zeitgemäßen und emotionalen Themen Wellness, Gesundheit, Komfort Produktentwicklung und Angebotsvielfalt.
Was aktuelle Trends angeht, ist Baumwolle in schwerer, flauschiger Ausführung weiterhin Favorit neben langflorigen, voluminösen Modellen, meist uni, aber schwungvoll oder grafisch strukturiert. Neue Materialmischungen sind wichtig für die Preisgestaltung im Wettbewerb. Ein Qualitätsstandard ist zwar nirgends festgelegt, wird aber branchenintern vorausgesetzt. Kreativität und Designleistung kommen beim Handel an. So stießen etwa Colanis dynamishe, farbkräftige Kleeblatt-Badteppiche für Grund auf Anhieb auf Resonanz.
Die neuen Kollektionen sind nicht laut und grell, sondern eher zurückgenommen. Selbst Streifen und Karos stimmen sich ab in gedämpften Farbtönen. Grün, und immer wieder Rot und Blau wirken je nach Schattierung elegant oder jung. Daneben finden sich erdige und metallische Töne, wobei Schokolade eine der wichtigsten neuen Farben ist, oft zu sehen in ausländischen Programmen. Als Akzente Flieder und Lila. Besonders im Hochwertbereich wird Weiß herausgestellt und gepflegt.
Neue Produkte, neue Ideen, neue Konzepte
Batex stimmt sein Sortiment gezielt auf den Fachhandel und dessen Belange ab und hält auch verkaufsfördernde Präsentationshilfen für seine Kunden bereit. Seit das Unternehmen zusätzlich den Vertrieb des belgischen Herstellers Aquanova für Deutschland, Österreich und der Schweiz übernommen hat, erweitert sich der Kundenkreis. Die Aquanova-Designer Hennie Bastiaens mit der verspielt-heiteren und Mette Ditmer mit der nordisch-frischen Handschrift ziehen eine junge, designbewusste Klientel an.
Und man denkt konsequent in produktübergreifenden Konzepten: So wird das angestammte Batex-Programm farbharmonisch ergänzt mit hochwertigen Frottiertüchern von Abyss aus Portugal, Badteppichen von Habidecor und romantischen Fine Bone China-Porzellan im englischen Countrystil von Hadida, jetzt unter der Marke Batex. Bei Aquanova wird, wie bereits vor Saisons begonnen, Bettwäsche integriert. "Wenn man es richtig macht, kann man sich auch im umkämpften engen Segment weiter entwickeln", ist Geschäftsführer Jan Ehrhardt überzeugt. "Die Kunden erwarten nicht nur beste Ware, sondern Problemlösungen." Und eine ordentliche Marge sei Voraussetzung.
Nicol führt als klassischer Komplettausstatter für"s Bad ein umfangreiches Angebot an Badmöbeln aus Metall plus Zubehör, Sauna- und Wellness-Produkte, Accessoires aus Marmor und Bambus, Badteppiche in vorwiegend grafischen Dessins und geometrischen Formen aus Polyacryl und jetzt auch aus Mikrofasern. Neu aufgenommen wurden Frottiertücher und Bademäntel sowie textile Duschvorhänge. Blickfang in der Badteppich-Kollektion ist das Modell Lola von Elke Arora mit seinem effektvollen Ton-in-Ton-Wellendesin in vier Formen und vier Farben: Flieder, Blau, Gelb, Terracotta.
Unter dem Namen Springbath vermarktet der portugiesische Hersteller Sorema seine Badteppiche. Charakteristisch sind die breiten Unifarbpaletten und die edlenNaturmaterialien: Baumwolle mit Seide, Leinen oder Bambusfasern. Dazu kommen dezent grafisch oder in Schwarz/Weiß dessinierte Badteppiche, Frottiertücher und textile Duschvorhänge, ergänzt mit geometrisch geformten Accessoires in Weiß.
Für den Badteppichhersteller Grund aus Tschechien war 2005 ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr mit bemerkenswerten Fortschritten in den Fachabteilungen der Konzerne. Das Familienunternehmen, von Jiri Grund sen. gegründet und heute von seinem Sohn Jiri Grund jun. geführt, ist hochmotiviert und ambitioniert, speziell in Richtung Deutschland, wo man den Fachhandel und den Möbelhandel gewinnen will. Dafür wurde eigens eine deutsche Vertriebsgesellschaft gegründet, mit Bernd Schmitz am Ruder, der von Leingarten aus den Vertrieb in Deutschland , Österreich und der Schweiz verantwortet. Zusätzlichen Schub erhofft man sich von der Zusammenarbeit mit Design-Altmeister Luigi Colani, der auf der Heimtextil Leben auf den Stand brachte. "Colani macht es Spaß, Badteppiche zu entwerfen, die aus der Reihe tanzen", freut sich Schmitz. "Die Colani-Collection bringt uns einen völlig neuen Kundenkreis und bedeutet für Grund so etwas wie eine zweite Marke".
Pana konzentriert sich auf ein Badteppich-Programm mit technischen Finessen für Versender und Großabnehmer. Eine Spezialität des Spritzdruck-Experten mit klarem Wettbewerbsvorteil sind laut Marketingleiterin Annette Murray Tier-und Pflanzendrucke auf Baumwollflor.
Jean Alan spürt als internationaler Großanbieter für Private Labels zur Zeit starken Wettbewerbs-Gegenwind aus dem Osten. Dagegen baut der belgische Familienbetrieb seine Stärken im technischen und kreativen Bereich aus. Das Unternehmen pflegt gute Qualitäten wie thermofixiertes Acryl, Acryl-Mikrofaser-Mischungen, Baumwoll/Leinen oder Baumwoll/Bambus - zu ergänzen mit der Frottierserie aus Bambusfaser von Santens. "Jeder sucht seine Nische", argumentiert Verkaufsmanager David De Laet. "Wir gestalten alle sechs Monate eine neue Kollektion". Jetzt ausgebaut wurde unter anderem der Uni-Bereich mit grafischen oder schwungvollen Fantasie-Strukturen und feinen Detailarbeiten, die individuellen Touch geben und von den Private Label-Kunden geschätzt werden. Zusätzliche Akzente setzen Borten und Kontrasteinfassungen - auch extravagant mit leopardgemustertem Stoff - Quasten und Fransen oder Pelzbesatz.
Bereits seit zehn Jahren existiert die Marke Setatex für den Vertrieb des türkischen Herstellers Setaser in Deutschland , Sitz in Geldern. Hand- und maschinen-getuftet wird in der Türkei und dem englischen Yorkshire, woher die knallbunten Flokati-Imitationen und Shaggies kommen. Setatex bedient zwar überwiegend Großabnehmer und bemüht sich um Möbelhäuser, reagiert aber ebenso rasch und lieferzuverlässig bei kleineren Stückzahlen. "Wir sind kreativer und schneller als die anderen", ist sich Paul Nijs sicher.
Goldset ist es in kurzer Zeit gelungen, sich als Anbieter von individuellen Private Labels in Europa einen Kundenkreis zu erschließen. Die Belgier hatten im letzten Jahr eine Färberei übernommen und produzieren im Inland, Indien und China. Von dort kommen die handgetufteten lebhaft dessinierten Modelle, denen die breite Palette einfarbiger Modelle in aktuellen Farbtönen gegenüber stehen. Mit der eigenständige Produktion und dem eigenen Garn Microfin, voluminös und flusenfrei, will man Großabnehmer gute Qualitäten unter der Marke Goldset auch im unteren Preisbereich anbieten.
Speltex, ein indisches Unternehmen mit Dependance in England, fiel auf der Heimtextil mit einer eigenständigen Handschrift auf: Edel-rustikale Melange, Schlingen- und Chenille-Strukturen in Naturfarben. Direktor Anurag Chaturverdi berichtete über viel Interesse und Nachfrage. Das Thema Badteppich wird mit rutschfesten Rücken und mit Frottierergänzungen ausgebaut mit Blick auf Fachhandel.
aus
BTH Heimtex 02/06
(Wirtschaft)