Parkett- und Korkbodentrends auf der Domotex
Branche lässt Holz "wieder leben"
Dass ein Trend erst dann ein Trend ist, wenn er über mehrere Jahre immer wieder ins Bewusstsein gerufen wird, zeigte sich auch auf der Domotex 2006. Der Fokus lag einmal mehr auf dunklen und exotischen Holz- bzw. Korkoberflächen, markanten Strukturen und Dielen . "Holz darf wieder leben", stellte in diesem Zusammenhang Hoco-Verkaufsleiter Josef Mühlbauer fest und verwies auf die vielen Aussteller, die neuerdings Parkett wieder mit holztypischen Merkmalen wie Äste und Splint zeigen. Die Korkbodenanbieter hatten sich in Hannover vor allem des Themas Oberflächenausführung angenommen. Strapazierfähig, aber dennoch elastisch und natürlich - das ist hier die große Herausforderung.
Wer große Neuheiten auf der Domotex erwartet hatte, war sicherlich enttäuscht. Wer sich aber über den aktuellen Einrichtungsgeschmack und modernes Wohnen informieren wollte, der war in Hannover genau richtig. Viele Aussteller hatten ihre Holz- und Korkbodensortimente entsprechend optimiert, um insbesondere auch die Ansprache von "High End"-Kunden und das Objektgeschäft zu verbessern. Besonders interessant beim Thema Kundenansprache: Die Offensive von Hamberger rund um seine "Parkettmanufaktur". Unterstützt durch ein hochwertiges Ausstellungskonzept wollen die Süddeutschen so die Gruppe der anspruchsvollen Kunden stärker als bisher einbinden.
Dunkle Kork- und Holzböden, und hier insbesondere exotische Hölzer, sind im hochpreisigen Segment nicht mehr wegzudenken. Noch vor zwei Jahren wurde in Deutschland darüber geklagt, dass viele Exotenhölzer zwar gezeigt, aber kaum gekauft werden. Mittlerweile hat sich diese Situation merklich geändert. Im Jahr 2004 hatte sich laut des Verbandes der Deutschen Parkettindustrie (VDP) der Anteil der exotischen Hölzer am Parkettabsatz in Deutschland auf 8,3% (2003: 5,8%) erhöht - eine Entwicklung, die sich auch im vergangenen Jahr fortgesetzt haben dürfte. Auf der Domotex hatten Unternehmen wie Adler, Mazzonetto und Gunreben auf das verstärkte Interesse der Kunden reagiert und ihre Auswahl an Tropenhölzern erweitert. Erstmalig exotische Holzarten im Programm hat Weitzer-Parkett. Die Österreicher hatten bisher aus Überzeugung ausschließlich einheimische Holzarten vertreiben wollen, aber "die Nachfrage zwingt uns", bekannte sich Firmenchefin Angelika Wesonig-Weitzer zu der Entscheidung.
Für einige Parketthersteller stellen deswegen Thermohölzer eine Alternative zum dunklen Exotenholz dar. Von Fetim, Gazotti und Rappgo bis hin zu Stia, Mafi und Hamberger reicht die Liste derjenigen, die ihre Produktpalette um Thermohölzer erweitert oder zusätzliche thermisch behandelte Holzarten ins Programm genommen haben. Interessanterweise scheint Thermoeiche nicht als Ersatz für Räuchereiche zu dienen, sondern eher als Ergänzung. Der österreichische Parkett- und Thermoholzproduzent Stia hatte sich schon von Räuchereiche verabschiedet, hat aber nun Holzböden aus geräucherter Eiche wieder ins Sortiment geholt. Gleichzeitig gibt es mit Gluud aus Bremen einen Massivdielenanbieter, der sich von der Qualität des Thermoholzes nicht überzeugt zeigt und deswegen diese Böden wieder aus dem Programm genommen hat.
Die Vielfalt an Holzfarben beschränkte sich in Hannover nicht nur auf verschiedene Holzarten und thermisch veränderte Hölzer. Eingefärbte Kork- und verstärkt auch Holzböden waren ein großes Thema, wie beispielsweise die neuen Produkte bei Boen, Weitzer-Parkett und Hoco zeigten. Besonderen Mut zur Farbe bewiesen sicherlich Bergland-Parkett mit einem beinahe schwarzen, aber hochglänzenden Parkettboden und Panaget mit dem rötlich gebeizten Boden "Otello".
Strukturiert und gealtert
Kurioserweise hat es die Laminatbodenindustrie mit der Nachbildung lebhafter Holzstrukturen vorgemacht, nun folgen die Parketthersteller mit dem Original: Holzfußböden mit besonders ausdrucksvollen Holzoberflächen werden zunehmend angeboten. Nicht nur Äste und Splint sieht man wieder häufiger, sondern auch handwerklich bearbeitete Oberflächen. Geschroppte Böden, antik gebeizte oder künstlich gealterte Dielenböden sind nach wie vor ein großes Thema. Die Liste der Anbieter dieser rustikalen Böden ist lang. Das Thema auf die Spitze getrieben hat dabei Intrawood mit seinen massiven Dielen aus französischer Eiche ("Manoir"), die unter anderem 24 Stunden sandgestrahlt werden.
Das natürliche und lebendige Aussehen eines Holzbodens stand aber auch bei den zahlreichen Ausstellern im Vordergrund, die besonders matte Optiken präsentierten. "Ein Lack mit der Optik eines Öls" war hier für viele die Kernaussage. Zudem scheint es einen Trend weg von UV-Ölen hin zu oxidativ aushärtenden Ölen zu geben. So hat etwa Plessmann, einer der bedeutenden deutschen Hersteller, die werksseitige Oberflächenbehandlung komplett auf oxidativ aushärtende Öle umgestellt.
Natürliche Oberflächen bei Kork
Oberflächenoptimierung stand vor allem bei den Korkbodenanbietern im Vordergrund. Amorim hatte bereits auf dem Branchentag Holz seinen "Xtreme WRT"-Boden vorgestellt - einen Boden, der einerseits die Natürlichkeit des Korks beibehalten und andererseits durch den mit keramischen Partikeln verstärkten Lack eine merklich erhöhte Strapazierfähigkeit gewährleisten soll. Mit Cortex und KWG zeigten jetzt zwei weitere Hersteller ebenfalls Korkböden mit optimierten Oberflächen.
Darüber hinaus versuchen momentan einige Korkbodenanbieter, mit Oberflächen aus anderen Materialien auf dem Bodenbelagsmarkt Fuß zu fassen. Ziro hatte bereits vor einem Jahr Kautschukböden ins Sortiment genommen, nun wurde das Bodenbelagsprogramm, genauso wie bei KWG, um Vinylböden ergänzt.
Breite Dielen und viele Muster
Und was gab es Neues zum Thema Formate? Hier stand die Branche ganz im Zeichen des gehoben-rustikalen Einrichtungsstils. Dielenoptik und besonders breite Formate gewinnen mehr und mehr an Beliebtheit. Zunehmend gefragt sind Massivholzdielen. So berichtete die Föderation der Europäischen Parkettindustrie (FEP) vor einigen Wochen, dass sich Massivholzdielen von der Entwicklung der anderen Massivparkettböden abgekoppelt haben und mittlerweile ein attraktives Nischensortiment bilden.
Ein weiteres Messe-Thema waren Deckschichten in Fineline- bzw. Hochkantlamellenoptik, die u.a. von den beiden Parkettherstellern Jaso und Pansilva in vielen verschiedenen Variationen und Farben angeboten werden. Mit Par-ky und Flexura nahmen sich auch Furnierbodenhersteller des Fineline-Themas an und zeigten, wie bunt und außergewöhnlich Holzböden sein können.
Die Parkett-Produktpalette fächert sich zunehmend weiter, bietet immer mehr Nischenprodukte. "Das Interesse an Außergewöhnlichem scheint zu steigen", lautete ein Messe-Fazit bei Boen Deutschland. Oder mit den Worten von Thomas Böhmer von Cortex ausgedrückt: "Die Vielfalt der Beläge war sehr eindrucksvoll."
aus
Parkett Magazin 01/06
(Wirtschaft)