Dyckerhoff Sopro bleibt trotz Übernahme durch Mapei eigenständig

Den Estrich-Sanierungsmarkt im Visier

"Sopro bleibt Sopro" lautete die Kernaussage der diesjährigen Unternehmens-Pressekonferenz von Dyckerhoff Sopro. Der Wiesbadener Baustoffhersteller soll nach der Übernahme durch die italienische Mapei-Gruppe weiterhin als eigenständige Gesellschaft am Markt operieren. Auf der Produktseite setzt man vor allem auf Lösungen für den aufstrebenden Renovierungs- und Sanierungsbereich - besonders hohe Erwartungen werden an das erfolgreich angelaufene Estrichsortiment in diesem Segment geknüpft.

Von Untergangsstimmung ist bei Dyckerhoff Sopro trotz der Übernahme von 51 % der Anteile durch den ehemaligen Wettbewerber Mapei nichts zu spüren. Zumal Mapei-Konzernchef Dr. Giorgio Squinzi als "Gastredner" auf der diesjährigen Sopro-Unternehmenspressekonferenz in Frankfurt seine Bestandszusage für den Wiesbadener Baustoffhersteller erneuerte: "Wir haben in anderen Ländern bereits positive Erfahrungen mit der Platzierung konkurrierender Tochtergesellschaften auf einem Markt gemacht."

"Sopro bleibt Sopro", konnte Andreas Wilbrand, Geschäftsführer Technik, Marketing und Vertrieb, daher in Frankfurt verkünden, "unter Aufrechterhaltung aller Strukturen und der unternehmenspolitischen Ausrichtung". Die bestehenden Vertriebs- und Marketingstrategien sollen ebenso weitergeführt werden wie die Produktion am Standort in Wiesbaden, der durch einen langfristigen Pachtvertrag abgesichert wurde. Sortimentsbereinigungen sind derzeit ebenfalls nicht vorgesehen.

Lediglich bei der Markenbezeichnung wird in absehbarer Zeit wohl der Name der ehemaligen Muttergesellschaft Dyckerhoff entfallen, der Squinzi noch in diesem Sommer auch die verbliebenen 49% ihrer ehemaligen Feinmörtel-Sparte abkaufen will. Es fehlt nur noch die Zustimmung der Kartellbehörde. Dann hat sich Dyckerhoff zusammen mit der bereits vollzogenen Veräußerung des Fassadentechnik-Anbieters Ispo an Sto, Stühligen, und nach dem Abstoßen der Eisenwarensparte Schneider + Klein vom gesamten Konzernbereich Ausbauprodukte getrennt - womit nur noch das ursprüngliche Stammgeschäft Zement und Beton verbleibt.

Optimismus trotz Umsatzrückgang

Dem Neuanfang als eigenständig operierende Gesellschaft innerhalb der Mapei-Gruppe sieht Wilbrand zuversichtlich entgegen, obwohl man 2001 erstmals in der Unternehmensgeschichte einen leichten Umsatzrückgang von 57 auf 55,7 Mio. EUR hinnehmen musste: "Wir werten dieses Ergebnis mit Hinblick auf die rückläufige Marktentwicklung trotzdem als Erfolg, weil Sopro im Vergleich zum Wettbewerb Marktanteile hinzugewonnen hat." Gemeinsam mit Mapei beansprucht man im Kerngeschäft Fliesen-Verlegewerkstoffe mit einem Umsatzvolumen von 75 Mio. EUR nun einen Markanteil von 15-20 %. "Damit sind wir die Nummer 2 auf dem deutschen Markt", ist Wilbrand überzeugt. "Unser Ziel ist es nun, in absehbarer Zeit zur Nummer 1 zu werden."

Trotz anhaltender Konjunkturflaute im Wohnungsneubau strebt man in diesem Jahr ein Wachstum bis 2 % an. Realisieren will Wilbrand diese optimistische Prognose vor allem durch Neuentwicklungen für den Sanierungsbereich und den Ausbau des "sehr erfolgreichen Spezialbaustoffsortiments, dem wir künftig verstärkte Beachtung schenken werden."

Spezialbindemittel soll den Durchbruch im Estrichmarkt bringen

In dieses Segment fallen auch die Estrichprodukte der Wiesbadener, an die besonders hohe Erwartungen geknüpft werden. Die größte Akzeptanz im Estrichgewerbe erwartet man gegenüber dem zementären Estrichbinder Rapidur B 5, der unter dem Motto "3 Wochen Zeitgewinn bei 50 % Preisvorteil" die Lücke zwischen herkömmlichen Zementestrichen und sehr schnellen Spezialbindemitteln schließen soll. Im Rahmen des Fachpressegesprächs präsentierte Sopro in Frankfurt und Offenbach drei spektakuläre Referenzobjekte, in denen das Material erfolgreich eingesetzt worden war:

- Den neuen Firmensitz der DGZ-Deka-Bank in Frankfurt in Form eines gewaltigen Prismas aus Stahl und Glas, wo Estriche auf B5-Basis den Untergrund für Naturstein- und Parkettbeläge sowie für die Beschichtung im Küchenbereich bilden.
- Die Großküche der modernen Versicherungszentrale "Allianz-Kai" am Main, wo ein Estrich aus dem Binder teilweise in Überdicken bis 15 mm als Untergrund für keramische Fliesen vorliegt.
- Das Hotel Park Plaza in Offenbach - ein ehemaliger Schlachthof und Industriedenkmal, bei dessen Umrüstung zum 4-Sterne-Hotel nach Auskunft der zuständigen Bauleitung durch Einsatz des Spezialzements 23 Tage Bauzeit eingespart werden konnten.

Angesichts der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten will Sopro in den Estrichbinder als echten Standardbaustoff vermarkten. Während "ganz schnelle" Schnellestriche schon aus Preisgründen eher eine Nischenlösung bilden - vor allem für den Renovierungs- und Sanierungsbau - soll sich der "halbschnelle" und vergleichsweise preisgünstige Sopro-Binder B 5 als Material für den täglichen Baustellenbedarf etablieren.

Schnellestriche - garantiert nach einem Tag belegreif

Ergänzt wird das Estrichprogramm durch das "echte" Schnellestrichbindemittel Rapidur B 1. Estriche auf Basis des zementärer Binders sollen schon nach einem Tag Belegreife erreichen. Für kleinere Flächen ist mit Rapidur M 1 zudem ein Schnellestrich-Trockenmörtel im Angebot, der auf der Baustelle lediglich mit Wasser angemacht werden muss. Die Trocknungsdauer bis zur Belegreife wird mit 24 Stunden angegeben. "Wir geben unsere Estriche je nach Oberbelag ab 2 bis 4 CM-% für die Belegung mit allen marktüblichen Bodenbelägen frei", erklärt Mario Sommer, stellvertretender Leiter Anwendungstechnik.

Bei allen Schnellestrichprodukten handelt es sich um ettringitbildende Systeme - also um zementäre Binder mit Calciumsulfatanteilen. Trotz dieser besonderen Materialkomposition orientiert man sich bei den Angaben zur Belegreife an den gewerbeüblichen Prüfmethoden: "Wir manipulieren nicht die CM-Messung, sondern legen die Werte für unsere Produkte im Labor für die übliche 10-Minuten-Methode fest," betont der Wilbrand. Für die Zusagen in Sachen Trocknungsdauer verspricht der Hersteller volle Gewähr - eine Verarbeitung nach den anerkannten Regeln der Technik vorausgesetzt.

Neue Leicht- und Kunstharzprodukte für den Sanierungsbau

"Schnellbausysteme und Lösungen für den Renovierungs- und Sanierungsbau stehen derzeit im Mittelpunkt unserer Entwicklungsarbeit", berichtet Sommer. Davon zeugen auch die in Frankfurt vorgestellten, aktuellen Neuheiten für den Fußbodenbau: ein Leicht-Estrich und ein Epoxi-Estrich. Der fließfähige Leicht-Estrich eignet sich aufgrund seines geringen Flächengewichts vor allem für Fußbodenaufbauten auf gering tragfähigen Holzbalkendecken - das zementgebundene Material mit Leichtzuschlägen ist nur halb so schwer wie ein normaler Estrich.

Darüber hinaus soll der Leichtmörtel hohe Werte im Bereich Schall- und Wärmedämmung erreichen. Die guten Verlaufseigenschaften erlauben auch Einsätze auf unebenen Untergründen ab einer Mindestschichtdicke von 30 mm. Der Estrich gilt als spannungsarm und soll nach drei Tagen Trocknungsdauer alle marktüblichen Oberbeläge aufnehmen können.

Der Epoxi-Estrich wurde vor allem für Flächen entwickelt, von denen eine hohe Widerstandsfähigkeit gefordert wird - beispielsweise im Industrie- und Gewerbebereich. Der schnellerhärtende 2-Komponenten-Reaktionsharzmörtel auf Epoxidharzbasis soll höchste Druck- und Biegezugfestigkeiten erreichen. Er kann zudem bereits ab einer Schichtdicke von 2 cm als Lastverteilschicht in Bereichen mit geringer Aufbauhöhe eingesetzt werden. Weitere Verwendungsmöglichkeiten bilden Aus- und Anspachtelungen im Bodenbereich, die Ausführung von Rampen und Gefällen oder der Einbau von Bodenabläufen. Das wasser- und schwindfreie Material wirkt kapillarbrechend und gilt zudem als chemisch wie thermisch beständig. Der Boden erreicht bereits etwa 24 Stunden nach der Verlegung Belegreife.

Kerngeschäft aufstrebender Renovierungsmarkt

"Der Bereich Renovierung und Sanierung wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen" ist Wilbrand überzeugt. Er kann sich bei dieser Aussage auf fundierte Daten stützen: Das Unternehmen führt mit der so genannten Renocontrol-Studie seit einigen Jahren eigenständige Untersuchungen zur Entwicklung des Renovierungs-, Modernisierungs- und Sanierungsmarktes durch. Die Studie stützt sich neben allgemeinem Datenmaterial auf statistische Erhebungen in Handel, Handwerk und Bauwirtschaft. Sie ist so umfangreich angelegt, dass sich selbst für einzelne Regionen bis auf Stadt- und Landkreisebene statistische Tendenzen ermitteln lassen.

"Die Renovierungszyklen haben sich nach unserer Studie in den letzten Jahren tendentiell deutlich verkürzt", stellt Wilbrand fest. "Vor dem Hintergrund der großen Wohnungsbestände aus den 90er Jahren, der immer kleiner werdenden Haushalte, dem Modernisierungsdruck im Hinblick auf eine rentable Vermietbarkeit und auch dem Pfusch unprofessioneller Sanierungen erwarten wir noch deutlich kürzere Renovierungszyklen." Hier sieht man einen aufstrebenden Zukunftsmarkt für die Zielgruppe Handwerk, die Sopro mit entsprechenden Spezialprodukten bei der Besetzung einschlägiger Marktnischen unterstützen will.

Im Entwicklungsbereich durch Übernahme gestärkt

Bei der Entwicklung weiterer Speziallösungen für den Renovierungs- und Sanierungsmarkt wollen die Wiesbadener von Synergien aus der neuen Konzernzugehörigkeit profitieren. Der Bereich Forschung und Entwicklung genießt bei Mapei traditionell einen hohen Stellenwert: "12 % unserer Mitarbeiter sind in diesem Bereich beschäftigt, in den jährlich rund 5 % des Umsatzes investiert werden", berichtete Squinzi in Franfurt. Der Konzernumsatz soll in diesem Jahr einschließlich Sopro 900 Mio. EUR erreichen. Für das Jahr 2003 strebt Squinzi die volle Milliarde an.

Die Mapei-Gruppe eröffnet damit den Zugriff auf das technische Know-how des weltgrößten Bauklebstoff-Herstellers und zudem auf interessante Rohstoffquellen - unter anderem die Dispersionen der Tochtergesellschaft Vinavil - aus denen sich neue Entwicklungsmöglichkeiten ergeben. "Sopro wird durch die Zusammenarbeit entwicklungsseitig eindeutig gestärkt", betont Wilbrand. "Gleichzeitig bleiben die Verbindungen zu den Zementforschungskapazitäten von Dyckerhoff mit dem Wilhelm-Dyckerhoff-Institut erhalten."

Positive Aussichten für das internationale Geschäft

Synergien aus der Eingliederung in die italienische Bauchemie-Gruppe erwartet Sopro zudem im intentionalen Geschäft: "Mapei ist mit 32 Gesellschaften in 25 Ländern und 30 weltweit verteilten Produktionsstandorten bereits in vielen Märkten stark vertreten - vor allem in Westeuropa und Nordamerika", gibt Wilbrand zu Bedenken. "Gleichzeitig bringen wir starke Gesellschaften in Süd- und Osteuropa in die Gruppe ein."

"Insbesondere in Polen und Italien konnten wir 2001 überdurchschnittliche Zuwachsraten erzielen", erklärt Michael Hecker, Geschäftsführer des kaufmännischen Ressorts und des internationalen Geschäfts von Dyckerhoff Sopro. Darüber hinaus werden Tochtergesellschaften in Spanien, Portugal der Schweiz und Österreich sowie ein Joint-Venture mit Stern-Zement in Russland unterhalten.

Die ehemalige französische Dependance Dyckerhoff Matétriaux fiel im Zuge der Neuordnung des Dyckerhoff-Konzerns an die vormalige Schwestergesellschaft Ispo - ebenso wie Dyckerhoff Materiales in Spanien, wo Sopro allerdings weiterhin über Cercol Iberia aktiv ist. In den nicht mehr oder noch nicht besetzten Märkten kann Sopro nun auf die weltweit präsente Mapei-Gruppe bauen - ebenso wie diese auf die bereits erfolgreich etabilierten Sopro-Auslandsbeteiligungen in Europa.

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Dyckerhoff Sopro - das Unternehmen

Dyckerhoff Sopro GmbH
Otto-von-Guericke-Ring
65205 Wiesbaden
Tel.: 0611/676-0
Fax: 0611/676-1830
E-Mail: info@dyckerhoff-sopro.de
Internet: www.dyckerhoff-sopro.de

Profil: Hersteller von bauchemischen Produkten im Bereich Estrich-, Fliesen-, Spachtel- und Mauertechnik

Inhaber: Mapei S.p.A, Mailand (Italien)

Geschäftsführer: Andreas Wilbrand, Michael Hecker

Gegründet: 1985
Mitarbeiterzahl: 185
Umsatz: ca. 55,7 Mio. EUR (2001)
Vertriebsgebiet: europaweit

Beteiligungen / Produktionsgesellschaften:
- Cercol S.p.A., Italien
- Cercol Iberia, Italien
- Dyckerhoff Austria Ausbauprodukte Ges. m.b.H., Österreich
- Dyckerhoff Sopro Polska Sp. zo. o., Polen
- Irmaos Rei Materiais de Acabamento S.A., Portugal
- Stern-Dyckerhoff Ausbauprodukte AG, Rußland (Joint-Venture)
- Dyckerhoff Sopro GmbH Zweigniederlassung, Schweiz

Markennamen: Sopro
Zielgruppen: Estrichleger, Fliesenleger, Maler, Mauer, Installateure
Distributionsweg: Baustoff-, Fliesen- und Sanitär-Fachhandel

Angebotsspektrum:

Estriche und Spezialbaustoffe:
- Zementestrich-Bindemittel
- Schnellestrich-Mörtel und -Bindemittel
- Leicht-Estrich
- Epoxi-Estrich
- Mörtel- und Estrichzusätze
- Abdichtungen
- Spachtelmassen und Montagemörtel
- Grundierungen und Haftbrücken
- Zementfarben

Fliesentechnik:
- Fliesen- und Natursteinkleber
- Fugenmassen
- Grundierungen und Haftbrücken
- Spachtelmassen
- Abdichtungen
- Reinigungs- und Pflegemittel
- Werkzeuge und Zubehör
- Ofenbau-Werkstoffe

Service / Dienstleistungsangebote:
- anwendungstechnische Unterstützung am Telefon und vor Ort
- Objektbetreuung
- Vorführmeister
- Planungs- und Ausschreibungshilfe auf CD-ROM
- umfangreiches Schulungsprogramm für Handel und Handwerk
- Schnell-Liefersevice
- Werbe- und Verkaufsförderhilfen für Handel und Handwerk
- Unterstützung bei der Gestaltung eines nachfrageorientierten Angebots auf Basis der unternehmenseigenen Renocontrol-Studie
aus FussbodenTechnik 04/02 (Wirtschaft)