Wasserbetten auf der Heimtextil und der imm

"Das Produkt war so präsent wie schon lange nicht mehr"

Köln/Frankfurt - Drumherumreden braucht man nicht: Die Frankfurter Heimtextil wird wohl nie wieder Messemetropole für die Wasserbetten-Industrie. In entscheidenden Fragen unfassbar einig, präsentierten sich die namhaften Wasserbetthersteller in diesem Jahr fast ausnahmslos auf der Internationalen Möbelmesse in Köln. Köln-Premiere für Wasserbetten in dieser geballten Form - eine gelungene sogar, wie Kommentare der Aussteller glaubhaft machen. Jenseits beschönigter Euphorie, fast schon einen Tick zu solide, scheinen die Erwartungen zumindest nahezu erfüllt. Ein bisschen mehr Frequenz hätte nicht schaden können, war durchgängig zu vernehmen. Aber wer hochwertige Produkte und Marketingmaßnahmen präsentierten konnte, hatte am Stand keine Langeweile.

Holger Weinmann von Wellness Company lässt Dampf ab: "In Frankfurt scheinen die letzten Lichter in den Bettenhallen auszugehen". Der Geschäftsmann aus dem süddeutschen Bietigheim-Bissingen hat sich vom Standort Frankfurt bis auf weiteres verabschiedet und begründet seine Einschätzung: "Schlechte Inszenierungen, anstrengende Hallenkonzeptionen für Besucher und Aussteller, überzogene Preise, unfreundliches Messepersonal, schnuddelige Dienstleistungsmonopolisten, umständliche Auf- und Abbaumechanismen mit viel Schikane haben dazu beigetragen." Mit Flächen deckenden Hochwert-Mailings hatte der Repräsentant des "Volks-Wasserbetts" auf die imm eingeladen, um dort das erste "Bretz"-Wasserbett mit entsprechender Handschrift des Kultsofa-Herstellers zu präsentieren. Sein Resümee: "Das Interesse an unserem Stand war unglaublich. Aber insgesamt ist Köln noch neu für die Schlafraum-Kompetenten, und man wird wohl noch ein paar gute Ideen brauchen, um mehr Frequenz und längere Verweildauer in den nüchternen Bettenbereich zu bekommen".

Händler-Kompetenz gefragt

Johann Meixner vom Vorstand Vertrieb der BluTimes AG lobt die Besucherstruktur in Köln, die eher über Tipps zur individuellen Beratung als über Preise sprechen wollten. Sowohl im stationären Möbel- als auch im Bettenfachhandel waren Optionen gefragt, die die Kompetenz des Händlers unterstreichen. "Der Erwartungshaltung des Kunden gerecht werden", lautete denn auch das Motto, unter das BluTimes seine Neuerungen gestellt hatte. Die eigenen Erwartungen an die Messe Frankfurt sind bei Meixner indessen eher gedämpft. Als einer der wenigen diesjährigen "Doppelaussteller" mit Partner Betttotal am Heimtextil-Stand von MZE sieht der Vertriebsprofi für Frankfurt die Felle davonschwimmen, nicht zuletzt aufgrund des Engagements der Kölner Messeleitung. Freuen kann sich Meixner darüber nicht: "Die Schwerpunkte im Möbel- und im Bettenhandel sind andere. Dadurch kommt es auf der einen oder anderen Seite zwangsläufig zu Kompromisslösungen". Die Vielzahl an Wasserbett-Ausstellern in Köln lässt Meixner optimistisch in die Zukunft schauen: "Die Wasserbetten waren so präsent wie schon lange nicht mehr, was der Akzeptanz des gesamten Themas sehr zum Vorteil gereichte".

"Auch nächstes Jahr wieder dabei"

Ronald Homberg von der Abteilung Marketing & Communication bei European Sleep Products (ESP) konnte für sein Unternehmen schon unmittelbar einen Erfolg verbuchen. Hohe Alt- und Neukundenfrequenz am Stand, Begeisterung über die Exponate der Marke Poseidon und eine gute Direktverkaufsquote ließen ihn die direkte Prognose machen, im nächsten Jahr selbstverständlich wieder mit dabei zu sein.

Mehr positives Denken

Ähnlich äußerte sich Holger Franke, Vertriebsleiter bei Jorck & Larsen. Auch für ihn ist die imm-Teilnahme in 2007 beschlossene Sache. Franke lobte messeseitig "freundliche Mitarbeiter und eine gute Organisation". Der seit weit über 15 Jahren im Wasserbettverkauf tätige Unternehmer freute sich über deutliche Steigerung bei der Frequenz am Stand, hohe Motivation und wieder mehr allgemeines positives Denken. Franke präsentierte das Markenprodukt "Mermaid" mit verbesserten Details sowie ein Shop-in-Shop-System.

Lokale Werbung fehlte

Ein ansprechendes Erscheinungsbild mit gut sortierten Hallen und einem gelungenen Konzept attestierte Marc Bohse von Vontana Industrie / Tasso-Betten der Koelnmesse. Die "Wasserbetten-Halle" 9 empfand er als freundlich und hell mit aufgelockerter Standverteilung und registrierte bei der Besucher-Struktur "mehr Qualität als Quantität". Interessante Kontakte und Beratungen, auch zu dem auf der Messe gezeigten "Niveau-System", erfolgten am Tasso-Stand durch den ortsansässigen Handelspartner. Ein wenig mehr Werbung im lokalen Bereich, so ist sich Bohse sicher, hätte der Messe und auch den beiden Publikumstagen gut getan.

Verblüffendes Konzept

Der Bär war los - im Wortsinne - am Stand des Herstellers Bär Line. Das überdimensionale Symbol-Stofftier warb in der Halle für neuen Look, Namen und Image der Wasserbetten von Martina und Stephan Bär. Die in Einzelhandel und Vertrieb erfahrene Inhaberin präsentierte verblüffend perfekt, aufwändig und vollständig ihr Verkaufskonzept, so dass sich die Interessenten am Stand schnell vervielfachten. Respektabel auch die Tanzperformance und die Standgestaltung, die Martina Bär und ihrem Team Kurzbeiträge in ZDF und WDR einbrachten.

Bodytone im "hit guide"

Ständige Besucher- und Medienpräsenz am Stand von The Sleeping Society/Bodytone. Hier war das drehende Rund-Wasserbett absoluter "Eyecatcher" und erreichte das gewünschte Ziel, nämlich den Besucher-Stopp am Stand des Qualitätsherstellers aus Belgien. Fernsehen, Zeitungen und Fachzeitschriften aus dem In- und Ausland interessierten sich unter anderem für das Bodytone-Systembett, das unter hunderten von Bewerbern in den "imm hit guide" gewählt und somit sämtlichen Journalisten exklusiv vorgestellt wurde. Das Systembett verbindet als Doppelbett Wassermatratze auf der einen, Trockenmatratze auf der anderen Seite und bietet somit eine optimale Lösung für ungleiche Schlafbedürfnisse von Paaren. Vorstandsvorsitzender Frank De Bock präsentierte bei seinem imm-Erstauftritt eine gelungene Symbiose aus technischen Innovationen und neuen optischen Highlights. Kopfteile in unkonventioneller, aber dennoch solider Polster- oder Holzausführung demonstrierten einmal mehr, dass für Wasserbetten die Epoche der einfallslosen Kisten-Optik Schnee von gestern ist. Neue Kissen für die Positionierung des Kopfes in jede gewünschte Lage unterstrichen, dass die Überlegungen des Vollsortimenters trotz des Schwerpunktes "Wasserbetten" nicht bei der Matratze enden.

"Wasserbett ohne Wasser"

Was sich hinter diesem Produkt verbirgt, erklärte Dipl. Ing. Joachim Wagner von RWM-Wasserbetten den stets zahlreichen Standbesuchern. Das Bett mit dem klingenden Namen "Revive" und die zweite Neuerung, die unter der designten Bezeichnung "Aqvisco" auf den Markt kommt, lassen erkennen, dass auch das Unternehmen aus dem bayerischen Unterschleißheim abermals mit Innovationen aufwartet. Bei letzterem handelt es sich um ein "viscoelastisches Wasserbett", wobei auch hier probieren über studieren geht: "Man muss diesen unglaublichen Liegekomfort einfach selbst testen, und es gab wohl keinen unserer Händler, der dazu nein sagte", schwärmte Wagner von seinem Messeauftritt. Beide Produkte werde man demnächst im Handel finden. Ob RWM erneut in Köln ausstellen werde, dazu machte Wagner keine Prognose: "In 2006 wird nun wieder ordentlich gearbeitet, 2007 ist dann Morgen".

Wie die Karten im nächsten Jahr gemischt werden, wird wohl auch Rainer Richter von der Smartsleep AG erst später entscheiden. Gegenwärtig hielt er - bis auf Wasserbettpräsenzen am Gemeinschaftsstand des MZE - als Wasserbett-Alleinaussteller auf der Heimtextil die Wasserbettfahne hoch. Der Erfolg blieb nicht aus, so Richter, der nach seiner Zeit bei der BluTimes AG nun mit eigenen Gedanken, Erfahrungen und Präferenzen sein eigenes Produkt auf den Markt bringt. Mit seinem Konzept, durch Qualität, ohne Umwege, durch ein gutes Produkt und einen angemessenen Service den Bedürfnissen des Fachhandels entgegenzukommen, habe er in Frankfurt eine durchweg positive Resonanz erfahren.

Fachverband am Abbco-Stand

Indessen hält es Carsten Schader vom Vorstand des Fachverbandes Wasserbett e.V. nicht für ausgeschlossen, dass sich die Fachverbands-Mitglieder im Bereich der Lieferanten für eine der nächsten Messen wieder zu einem Gemeinschaftsstand á la Frankfurt 2005 formieren. Eventuelle Gespräche, so der Unternehmer, würden auch im Rahmen der nächsten Jahreshauptversammlung geführt werden können, die am 20./21. Mai stattfindet. Schader selbst war als Ansprechpartner für den Verband auf der imm präsent und dort Dauer-Standgast des Ausstellers Abbco. Dort führte er zudem im Rahmen einer Präsentation seines Aqua Energizers, eines Produkts zur Energetisierung des Wassers, zahlreiche Gespräche und konnte diverse Kontakte knüpfen. Apropos Wasserzusätze: Auch das Unternehmen B.M. Europe von Wim Kemperman und Harry de Bruin wagte den Sprung aus den Niederlanden in die Kölner Messehalle. Da ihr Erfolg naturgemäß an die Resonanz angeglichen ist, die die Wasserbett-Hersteller erfahren, scheint die Entscheidung im Nachhinein richtig, "mit der Masse" zu gehen - zunächst.
aus Haustex 03/06 (Wirtschaft)