Casa Salzburg
Deutlicher Aufwärtstrend ist erkennbar
Salzburg - Mit der Casa, internationale Messe für kreatives Wohnen, Einrichten und Lifestyle, brachte der Veranstalter Reed Messe Salzburg im März letzten Jahres ein nach eigenen Worten neues Messekonzept ins Messezentrum Salzburg: die frühere Texbo, erweitert um die Bereiche Wohnen und Ambiente, mit der Creativ Salzburg. In diesem Jahr folgte der zweite Schritt der Konzeptumsetzung durch eine Dreiteilung der Casa in die Teilbereiche Texbo, Ambiente und Farbe.
Im letzten Jahr wurde seitens der Heim- und Haustextilhersteller der späte Termin der Messe bemängelt. Im März war der Großteil ihrer Auftragsbücher schon geschlossen. Daraus hatte Reed gelernt und den diesjährigen Messetermin um einen Monat auf den 1. bis 4. Februar nach vorne geschoben. Diese Maßnahme scheint der gesamten Veranstaltung gut getan zu haben, denn zahlreiche Firmen berichten von einer gestiegenen Besucherzahl auf ihren Ständen und besseren Geschäften. Anders als 2005 fand in diesem Jahr die Geschenkartikelmesse Creativ allerdings um zwei Tage Zeit versetzt statt, so dass nur an zwei Tagen Synergieeffekte aus der unterschiedlichen Besucherklientel geschöpft werden konnten.
Insgesamt registrierte die Messe knapp 15.900 Besucher, gegenüber rund 14.100 im Vorjahr. Davon entfielen auf die Casa fast 8.400 Fachbesucher. Das Besucherplus betrug somit nach Angaben der Messe 12,3 Prozent. Allerdings schlüsselt sie nicht auf, wie sich die Casa im Jahresvergleich entwickelt hat. Als erfreulich wertet Reed den "internationalen" Anteil an den Besuchern, der sich für die Casa auf rund 33 Prozent beläuft.
"Der Verlauf beider Fachmessen zeigt ganz deutlich, dass sich der schon bei den Messen des Vorjahres und den bisherigen Terminen des laufenden Messejahres gezeigte Konjunkturoptimismus gefestigt hat. Das konnten wir aus zahlreichen Gesprächen mit Ausstellern und Besuchern heraushören. Das belegen aber auch die Aussagen der befragten Einkäufer sowie die Entwicklung der Besucherzahlen", erklärt zufrieden Direktor Johann Jungreithmair, CEO des Messeveranstalters Reed Exhibitions. Sein Fazit nach Abschluss der Messe: "Die Bereiche Ambiente und Wohnen haben sich insgesamt als zugstarke Segmente erwiesen. Daher werden wir bei der kommenden Casa diese Felder angebotsmäßig ausbauen."
Die Casa belegte sieben Hallen mit rund 17.000 qm Brutto-Ausstellungsfläche. Erfreut registrierte die Messe, dass sich unter den etwa 200 Ausstellern der Casa zahlreiche Firmen fanden, die nach einer Pause wieder mit dabei waren oder als Neuaussteller nach Salzburg kamen. Zu den Rückkehrern zählten unter anderem Fischbacher, Joka und Fehrer. Erstmals in der Mozartstadt vertreten waren auch Bassetti und Plauener Spitzen.
Unglücklicherweise fand die Messe statt, kurz nachdem das Dach der Messehalle 6 unter den zu der Zeit herrschenden Schneelasten zusammengebrochen war. Dieser Vorfall ging zwar ohne Personenschaden ab, warf aber dennoch einen Schatten auf die Veranstaltung. Kurzfristig musste die Messeleitung die für die Halle 6 vorgesehenen Aussteller in die Halle 3 verlegen. Außerdem fehlte nun der reguläre Übergang zu den Hallen 7 bis 9. Doch die Messeorganisation reagierte vorbildlich und ließ auf die Schnelle einen überdachten und beheizten Ersatzgang errichten. Gegen die Tristesse des Provisoriums wurde der Gang mit Grünpflanzen und Deko-Objekten einiger Aussteller geschmückt.
Nichtsdestotrotz schienen die Messebesucher anfangs nur schwer den Weg in die anschließenden Hallen zu finden. Zumindest am ersten Tag der Messe war ein deutlicher Abfall der Besucherfrequenz zu beobachten zwischen den vorderen Hallen und den Hallen 7 bis 9 mit den textilen Sortimenten. Dadurch, dass die an die Halle 9 anschließenden Hallen erst zwei Tage nach dem Beginn der Casa mit dem Sortiment der Creativ Salzburg zugänglich waren, stellte sich die 9 mit dem Haustextilsortiment außerdem ein wenig als Appendix mit einer vergleichsweise geringeren Besucherfrequenz dar. Ein Unternehmen wie Egeria hatte zum Beispiel gehofft, dass die Geschenkartikler bei der Gelegenheit auch sein Sortiment unter die Lupe nehmen. Das war leider erst ab dem Messefreitag möglich. Insofern stellt sich die Frage, ob die nur teilweise zeitliche Parallelität von Casa und Creativ wirklich der Weisheit letzter Schluss ist.
Im Rahmenprogramm bot die Messe eine Vortragsreihe an, die in Halle 7 zu hören war. Die Vorträge sorgten für etwas mehr "Verkehr" in den hinteren Ausstellungshallen. Unter den Vorträgen gab es auch einige für den Einzelhandel, etwa zu den Themen "Service-Mitarbeiter im Verkauf gezielt einsetzen" oder "Preise wertig verkaufen - Erfolgreich in der Rabattschlacht".
Hefel zeigte nach der Heimtextil auf der Casa erstmals sein neu nach Funktionen strukturiertes Programm. Alle Bettdecken, Kissen und Unterbetten wurden nach individuellen Schlafbedürfnissen ausgerichtet und aufeinander abgestimmt. Das neue Schlagwort "funktionale Bettwaren" bringt dies zum Ausdruck: Ob klimatisierend, antiallergen oder mit außergewöhnlichem Feuchtigkeitsmanagement - das Premium-Programm enthält für jeden Anspruch die idealen Bettwaren. Die neue Systematik: Softbausch, Wellness, Klimacontrol, Pure und Cashmere. Softbausch-Artikel sind gefüllt mit leichten Hohlfasern. Wellness wendet sich an Konsumenten mit Allergien, rheumatischen Beschwerden oder sensibler Haut. Klimacontrol weist, wie der Name schon ahnen lässt, Feuchtigkeit und Temperatur ausgleichende Eigenschaften auf. Die Artikel sind gefüllt mit Tencel oder Climarelle-Faser mit eingelagertem PCM-Vlies. Die Pure-Artikel sind zu 100 Prozent mit natürlichen Fasern gefüllt: Merino-Schurwolle, Kamelflaum oder Tussah-Seide. Quasi on top gibt es separat das Cashmere-Programm. Ein voller Publikumserfolg waren nach Informationen der Vorstands-Assistentin Dunja Mittelberger auch die innovativen Bodyfit-Körpersteppungen, die für noch mehr kuschelige Anschmiegsamkeit und Wärme sorgen. Als weiteres Messehighlight erwiesen sich die stilvollen Dessins der aktuellen Hefel-Bettwäsche-Kollektion.
Der österreichische Frottier-Spezialist Framsohn zeigte in Salzburg die kurz vor Messebeginn fertig gestellte Mozart-Edition. Dabei handelt es sich in der Grundversion um ein Walkfrottier-Handtuch in 600-Gramm-Ware mit Micro Modal und einer gewebten Bordüre. Darauf sind die Silhouette des berühmten Musikers und sein Namenszug in Schwarz und Gold sehr edel gestickt. Darüber hinaus gibt es Varianten mit gestickter Bordüre, Swarowski Steinen und feiner Stickerei. Das Ganze macht einen sehr edlen Eindruck. Sehr erfolgreich ist das Unternehmen laut Claudia Schulner, zuständig fürs Marketing und Tochter der Geschäftsführenden Gesellschafterin Ing. Eva Maria Schulner, auch mit seinem Programm Luxury Accessoires. Sehr stolz ist das Unternehmen auf die Auszeichnung als Industrieunternehmen des Jahres 2005, verliehen durch die Fachzeitschrift Österreichische Textilzeitung.
Die Marke Gollner hat auf der Casa nach schwierigen Zeiten einen Neuanfang gestartet. Im vergangenen Jahr musste das Frottierwaren-Unternehmen zum zweiten Mal nach 1998 Insolvenz beantragen. Mag. Hannes Böck, ehemaliger Investmentbanker der Credt Suisse, hat die Marke danach in die Helfenberger Trading Ltd. eingebracht. Auf der Heimtextil in Frankfurt konnte das Unternehmen in Folge der jüngsten Turbulenzen noch nicht ausstellen, doch nun soll alles besser werden. Olga Maria Zinell, die neue Produktmanagerin des Unternehmens, kündigte für die nächste Zukunft neue Produkte an, ohne konkreter werden zu können. Sie zeigt sich dennoch zuversichtlich, dass das Schlimmste überstanden sei. Auf der Messe, so Zinell, sei seitens der Besucher mehrfach Freude darüber geäußert worden, dass es die Marke weiterhin gibt. "Sie hat in Österreich nach wie vor einen Namen", freut sich Zinell, "darauf lässt sich aufbauen." Kompetenz hat die Marke nicht zuletzt im Saunabereich. Gollner biete in diesem Bereich als einziges Unternehmen in Österreich ein komplettes Programm an.
Die Firma Joka-Werke Johann Kapsamer aus Oberösterreich ist ein hauptsächlich auf den heimischen Markt konzentriertes Unternehmen. Dort ist es bekannt für seine durablen Federkernmatratzen. Joka ist nach eigenen Angaben das erste europäische Unternehmen gewesen, das einteilige Matratzen auf den Markt gebracht hat. Das Unternehmen möchte in Zukunft auch den deutschen Markt stärker bearbeiten. Dazu ist es eine Kooperation mit Garanta eingegangen. Neben dem Firmenchef Dipl.-Ing. Johann Kapsamer ist Ing. Martin Hiebler neu in der Geschäftsführung. Der neue Mann konnte in Salzburg eine absolute Marktneuheit vorführen, die Flexinet-Kaltschaummatratze mit einem so genannten Flechtkern. Das System hat sich Joka patentrechtlich schützen lassen. Die Neuentwicklung beziehungsweise deren Kern wird mit der Hand geflochten. Dabei trifft es der Begriff "verwoben" eher. Wie bei Kette und Schuss werden die Matratzenbestandteile miteinander verbunden. Hiebler: "Die Schaumstege sind nicht miteinander verklebt. Das gewährleistet zusammen mit der aufgelösten Oberfläche eine sehr hohe Punktelastizität." Außerdem besteht das Volumen der Matratze zu rund einem Drittel aus Luft und ermöglicht so eine gute Belüftung. Wie andere Matratzen auch verfügt das neue Produkt über Schulterkomfortzone und Kreuzstütze, verstärkte Rand- und Mittelzone. Das Ganze bietet Joka auch als Vitalmatratze aus Nawapur, einem offenporigen Schaumstoff, für dessen Herstellung Verendaöl verwendet wird.
Eine weitere Neuheit auf dem Matratzenmarkt zeigte Mario Scheuch in Salzburg, Inhaber der ProSleep Modul Systeme. Seine Matratze besteht im Kern aus losen, keilförmigen Modulen unterschiedlicher Härte, die frei miteinander kombiniert werden können - je nach den Schlafbedürfnissen des Verbrauchers und seinen orthopädischen Erfordernissen. Insgesamt gibt es die Module in vier Härtegraden. Der Vorteil: Sollte einem Kunden nach einer Eingewöhnungszeit die für ihn konzipierte Matratze nicht behagen, kann das Fachgeschäft durch Austausch einiger Module auch nachträglich noch eine Korrektur vornehmen. Bei einer herkömmlichen Matratze völlig undenkbar. Laut Scheuch bedarf es bei seinem System keines speziellen Lattenrostes.
Man kann auf Kaltschaum schlafen, auf Wasser und auf Luft. Airlux ist der Spezialist für Luftbett-Obermatratzen. Anders als bei herkömmlichen Luftsystemen benötigt das Schweizer System jedoch keinen Stromanschluss. Der Trick ist ein Pumpenkörper im Schaumstoffrahmen. Die Bewegung des Körpers auf der Matratze reicht nach Auskunft von Geschäftsführer Roman Würmli aus, um das System permanent mit Luft zu versorgen und im System den gewünschten Druck zu gewährleisten. Der Druckregler in der Matratze ist regelbar für Festigkeitsgrade zwischen 2 (weich) und 22 Mb (fest). Die Festigkeit kann vom Benutzer selbst eingestellt werden. Die Matratze passt sich so ändernden Bedürfnissen des Schläfers schnell an, zum Beispiel bei Gewichtsveränderungen. Je nach Geldbeutel kann der Verbraucher unter mehreren Varianten wählen: Airlux Basic ist die günstigste Spielart und kostet im empfohlenen VK bei 100/200 cm 1.228 Euro. Das Top-Produkt ist die Deluxe für 1.980 Euro bei 100/200 cm.
Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass sich die Casa gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessert hat. Und das liegt nicht nur an der möglicherweise besseren Konjunkturstimmung, sondern auch an dem qualitativ besseren Ausstellerbesatz. Die diesjährige Veranstaltung könnte die Initialzündung gewesen sein, um die Messe längerfristig in ruhigere und zugleich erfolgreichere Bahnen zu lenken. Der Termin für die Casa 2007 steht indes noch nicht fest.
aus
Haustex 03/06
(Wirtschaft)