Momeni Handelsgesellschaft
Der klassische Perser stirbt nie
Seit über 50 Jahren ist der Name Momeni ein Begriff für hochwertige handgeknüpfte persische Teppiche. Inhaber Djahangir Momeni vergleicht sein Unternehmen mit den Klassikern der Musikgeschichte. "Die Strömungen der Popmusik vergehen, aber Mozart, Beethoven und Chopin sterben nie." Trotz traditioneller Orientierung: Zeitgemäßes Management wird großgeschrieben. Jüngste Errungenschaft ist eine eigene Homepage mit der bisher größten Galerie persischer Teppiche im Internet.
Die Wurzeln der Firma Momeni liegen im Ursprungsland Iran. Hier wird die Ware an unter Vertrag stehenden Knüpfstühlen hergestellt oder von einem der zahlreichen Einkaufsagenten erstanden. Diese Agenten sind an vielen Herstellungsstätten im ganzen Land vertreten und beziehen die Ware ohne jegliche Zwischenhändler vor Ort. Dank solcher Einkaufspolitik profitieren die Kunden von niedrigen Einkaufspreisen.
Um ständig über aktuelle Veränderungen am Teppichmarkt informiert zu sein, ist Momeni im Teheraner Basar präsent. Hier und auf anderen Basaren versuchen die Einkäufer zudem, bestimmte Größen und Farben für Sonderwünschen zu finden. Gelingt das nicht, kann das Unternehmen ausgefallene Kundenwünsche durch eigene Produktion abdecken.
In der aktuellen Zielsetzung orientiert sich der Einkauf an dem, was im Lager fehlt. "Was derzeit nicht gefragt ist", erklärt Juniorchef Steve Momeni, von Haus aus diplomierter Fahrzeugbauingenieur, "kaufen wir aber nicht ein." Während es üblicherweise um einzelne Stücke geht, werden für große Kunden gelegentlich ganze Posten bestimmter Provenienzen zusammengestellt.
Kundenstruktur
Zu den Abnehmer zählen große Möbelhäuser, Verbände, Textilhäuser und Kaufhäuser. Aber auch der Einzelhändler ist präsent, der im Hamburger Lager nach ausgesuchten Stücken stöbert.
"Von alleine kommen die Kunden nicht", weiß Dipl. Ing. Steve Momeni. Deswegen ist das Unternehmen ständig auf der Pirsch nach neuen Absatzmärkten. Um die anzupeilen, ist nach Aussage des für Marketing, Auslandsgeschäft und deutsche Kundenbetreuung zuständigen Juniors ein klares Marketingkonzept notwendig. Dass sich überall ein neuer Markt eröffnen kann, daran hat er keinen Zweifel. "Die besten Kunden sind die, die man sich selber sucht."
Werbung und Internet
Neben Anzeigen im Fachmagazin "Der Orient-Teppich" macht Momeni seine Kunden per Post oder Fax auf sein Angebot aufmerksam. Besonders dann, wenn großen Posten auf Lager sind und Aktionen gefahren werden. "Ist das Geschäft ruhig, versucht man es dadurch anzukurbeln", heißt es. Und die Erfahrung gibt der Maßnahme recht: "Dann wird mitunter sogar per Telefon geordert",.
Dahinter steht das Vertrauen der Kundschaft in die gute Auswahl des Teppichgroßhändlers. Wer jedoch den Augenschein braucht, erhält die Gelegenheit, über das Internet in die Welt der persischen handgeknüpften Teppiche einzutauchen. In einer von Steve Momeni selbst gestalteten und täglich aktualisierten Online-Teppichgalerie kann man sich von den Farben und Mustern der Jahrhunderte alten Handwerkskunst beeindrucken lassen. Unter www.momeni.de breitet sich am Bildschirm eine stattliche Auswahl an Teppichprovenienzen aus.
Internet-Galerie hilft dem Einzelhändler
"Der Endkunde, der das Internet nutzt, soll zum Händler gehen und auf einen bestimmten Teppich verweisen können", ist eine Vorstellung vom Nutzen der Online-Galerie. Natürlich laufen auch bei Momeni selber solche Anfragen ein. Jedoch werden Endverbraucher konsequent zu lokalen Händlern geschickt.
"Müssten wir uns nicht als Großhändler darstellen", meint Steve Momeni, "wäre die Resonanz auf die Homepage noch größer." Bisher sind es rund 400 "Hits" pro Monat. Immer noch ein guter Marketingeffekt, wie der Juniorchef findet. Das Internet-Portal soll kein Verkaufsforum sein. Um dem Einzelhandel keine Kundschaft abzunehmen, sind die wenigen aufgeführten Preise bewusst hoch angesiedelt. Und die beziehen sich vornehmlich auf Übermaße, Einzelstücke und Antikteppiche.
Ein Erfolg hat die Internet-Präsenz in jedem Fall. Steve Momeni: "Es melden sich internationale Kunden, die wir sonst nicht bekommen hätten."
In diesem Zusammenhang tut der E-Mail-Service gute Dienste: Fotos bestimmter Teppiche werden an den Einzelhändler verschickt, wo der Endkunde am PC-Terminal direkt eine Auswahl treffen kann. Bei Bestellung der Momeni Teppich CD-ROM wird sogar die komplette Foto-Teppich-Galerie mit Hunderten von Aufnahmen persischer Teppiche erworben.
Wäscherei im Iran
Im dreistöckigen Lagerhaus der Momenis im Iran wird die eigens produzierte oder im Basar erstandene Ware bis zur Weitergabe an die Wäscherei zwischengelagert. Die hauseigene Wäscherei befindet sich in Teheran. Hier veredeln rund 60 Mitarbeiter die Teppiche in einem speziellen Arbeitsverfahren. Im Laufe der Jahrzehnte wurde dieser Vorgang perfektioniert. Insgesamt durchläuft ein Teppich weit über 20 verschiedene Arbeitsgänge. Die Art der Teppichwäsche kann nach individuellen Kundenwünschen erfolgen. Glanz, antik, matt sind die gängigen Erscheinungsbilder. Um dem Teppich ein harmonisches Farbspiel und natürlichen Glanz zu verleihen, wird er geschoren, mehrfach gewaschen und auf einem großen Areal in der Sonne getrocknet.
Momeni ist stolz, zu den wenigen Firmen mit eigener Wäscherei zu zählen. Zufriedene Kunden bestätigen durch stetige Einkäufe den Erfolg der aufwändigen Verfahren, heißt es. Und diese Kunden können vor Ort der orientalischen Gastfreundschaft sicher sein. "In Teheran bieten wir den Kunden eine kostenfreie Unterbringung in unserem Gästehaus an."
Freigegeben für den Handel wird ein Teppich erst nach mehrfachen Qualitätskontrollen. Steve Momeni: "Nur 100% ige Ware verlässt die Wäscherei per LKW in Richtung Deutschland."
Hamburg ist die Vertriebszentrale
Der Vertrieb des Warenangebotes findet hauptsächlich vom Hamburger Freihafen aus statt. Kunden auf der ganzen Welt beliefert Momeni von diesem weltgrößten Umschlagsplatz für Teppiche. Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Japan, Südafrika, Südamerika, Schweden und Deutschland zählen zu den Zielländern.
In regelmäßigen Zeitabständen - einmal im Monat - kommen aus der Wäscherei in Teheran neue Lkw Lieferungen. Rund 60.000 qm wurden im Jahr 2001 umgesetzt. 40 % dieser Teppiche verlassen Deutschland wieder, eine Tendenz, die in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Im dreistöckigen, 1.700 qm großen Verkaufslager in Hamburg steht ein Team von insgesamt neun Leuten mit Rat und Tat zur Verfügung. Auch Hotelreservierungen in Hamburg gehören zum Service, um Kunden im Reich hochwertiger persischer Teppiche begrüßen zu dürfen.
Sortiment
"Wir sind keine Imbissbude, wo jeder hereinkommen kann, sondern ein Spezialitätenrestaurant mit erstklassigem Publikum", betont Djahangir mit der ihm eigenen Art für aussagekräftige Vergleiche.
Die Zusammenstellung des Warensortiments richtet sich nach dem aktuellen Stand und den Bedürfnissen des Marktes und nach individuellen Wünschen der Kunden. Momeni ist bemüht, eine breite Palette von verschiedenen Provenienzen in diversen Qualitäten und Größen am Lager anbieten zu können. Vom niedrigpreisigen Shiraz über den Täbriz oder Isfahan aus feiner Korkwolle mit Seidenanteil bis zum Ghoum-Seidenteppich ergeben sich Preisspannen von 30 Euro bis 1.000 Euro pro Quadratmeter.
An den unter Vertrag stehenden Knüpfstühlen im Iran werden Teppiche von 300.000 bis 1.000.000 Knoten pro Quadratmeter gefertigt. Durch weitere Verbindungen zu zahlreichen Herstellern kann der Großhändler nach eigener Aussage Teppiche in jeder Größe, Qualität und jedem Design liefern. Bidjar- und Hamadan-Ware wird in der Wäsche so veredelt, dass sich ihre Optik von anderen Angeboten abhebt. "Das darf man aber nicht mit jeder Provenienz machen", sagt Steve Momeni. "Sonst bleibt die Ware liegen." Für einwandfreie Qualität eines jeden Teppichs garantiert das Unternehmen mit persönlicher Prüfung.
Eigene Bank, runder Service
Bereits 1991 gründete Djahangir Momeni eine eigene Bank, die im Iran günstige Darlehen an Knüpfer vergibt und sich dafür die Vorkaufsrechte auf fertiggestellte Teppiche sichert. Diese Bank, deren Gesellschafter die Teheraner Momeni Company ist, die aber ihren Sitz im Hamburger Freihafen hat, wickelt auch beim freien Einkauf von Teppichen finanzielle Transaktionen ab. Zudem bietet sie Händlern, die keinen Vertrieb in Europa haben, Verkaufshilfen auf dem Kontinent an.
Zum Kundenservice zählt die Freihaus-Lieferung ebenso, wie die Gestellung auf Kommission und das Umtauschrecht. "Wenn es nicht zu weit ist, schicken wir sogar eigene Leute mit, um beim Abräumen der Paletten und beim Aufbau oder Einlagern ins Kundenlager zu helfen", sagt Steve Momeni. Beschädigte Ware wird zurück genommen und in Hamburg repariert.
Und schließlich gibt es neben der klassischen Perserware auch ein kleines Randsortiment an Kelims, Kelimkissen, Pferdecken und manchmal auch Chinaware.
aus
Heimtex Orient 01/02
(Wirtschaft)