Interview mit Hanns Bergmann

"Joop! wird unsere Premiummarke"


BTH Heimtex: Herr Bergmann vor zwei Jahren haben Sie prophezeit, dass diejenigen, die konzeptionell arbeiten und den Verbraucher mit Themen- und Lifestyle-Konzepten ansprechen, überleben werden. Haben Sie deshalb nach Esprit mit Joop! in die zweite Lifestyle-Marke investiert? Ist Joop! Ihr Zukunftskonzept?

Hanns Bergmann: So kann man das nicht sagen. Joop! ist nicht das bestimmende Konzept, auf das wir alles setzen werden, sondern ein weiteres Standbein, um langfristig unsere Absatzwege zu sicher. Hauptziele sind daher einerseits die Auslastung der eigenen Produktion, schließlich beschäftigen wir Mitarbeiter, für die wir Verantwortung tragen, anderersetis die Erschließung neuer Kunden. Wir bedienen bereits den Großhandel und die Verleger, auch die Möbler und die Fachabteilungen von Warenhäusern, sind aber wenig bis gar nicht im gehobenen Einzelhandel, beim mittelständischen Einrichter vertreten. Und genau dort wollen wir unsere Kundenbasis verbreitern, weil wir nicht von drei, vier, fünf Großen abhängig sein wollen. Ich bin sicher, dass wir mit Joop! den Einstieg finden.

BTH Heimtex: Den normalen Raumausstatter sprechen Sie weniger damit an?

Bergmann: Den erreichen wir über unsere Kunden im Verlags- und Großhandelsbereich und auf den setzen wir auch nach wie vor. Allerdings sehen wir das Sortiment von Joop! mit den fertigkonfektionierten Artikeln, Decken und Kissen eher auf einer anderen Schiene. Zum Raumausstatter kommt eher der Bedarfs-Kunde, der beispielsweise ein Haus gebaut oder eine Wohnung gekauft hat und sich einrichten will. Wir suchen aber den emotional orientierten Käufer, der gern in Lifestyle-Geschäfte geht oder Einrichtungsboutiquen, bereit ist, Geld für das schöne Wohnen auszugeben, aus einem Impuls heraus kauft und dem es egal ist, ob das Kissen 30, 40 oder 100 EUR kostet. Dort ist die Marke Joop! perfekt aufgehoben.

Und um mit Joop! im Markt zu starten, bieten sich Fertigprodukte an, weil sie sich schnell drehen. Gerade die jüngere Generation nimmt das hervorragend an und geht immer weniger zum Spezialisten. Daher liegt für mich die Zukunft auch in einer Art Kombi-Shop mit Lifestyle-Ambiente und angeschlossener Fachabteilung. Ich glaube, dass das ganz wichtig wird: einerseits der Conveniencegedanke mit den Fertigprodukten, andererseits Service.

Und das alles schön präsentiert und in guter Lage. Dann stimmt auch die Frequenz, die beim Raumausstatter leider heutzutage häufig fehlt.

BTH Heimtex: Was hat Sie speziell an der Marke Joop! gereizt?

Bergmann: Weil Joop! im deutschsprachigen Raum eine Premium-Marke ist, und zudem die einzige, die nach meiner Auffassung femininen Charakter hat und - die auch noch bezahlbar ist. Nur das garantiert uns einen gewissen Grundabsatz, den wir wiederum brauchen, um unsere Produktion auszulasten. Wenn wir uns noch weiter oben angesiedelt hätten, würden wir die Menge nicht umsetzen können.

Ich habe Kristian Markus von Joop! vor fünf Jahre kennengelernt und Kontakt gehalten, weil ich immer den Gedanken hatte, eine hochwertige, deutsche Marke zu produzieren. Und als Mittelständler eine eigene Marke aufzubauen, ist nicht möglich. Wir waren damals auch im Gespräch, es scheiterte aber daran, dass Stoeckel Stücklieferant ist und sich Joop! ursprünglich mit Stoffen, Vorhangstangen und Teppichen auf den Raumausstatter und Facheinzelhandel konzentrieren wollte. Das ist ja jetzt anders.

BTH Heimtex: Ist Joop! für Sie ein weiterer Schritt auf dem Weg vom Produkt- zum Systemlieferanten?

Bergmann: Wir werden immer beim Stoff bleiben, aber zunehmend mehr im Paket anbieten. Wobei wir aber nicht in Richtung Bettwäsche o.ä. denken, weil wir dort keine Kompetenz haben. Bettwäsche läuft auch über andere Vertriebsschienen und andere Einkäufer. Bei Kissen und Decken ist es oft der gleiche. Und speziell auf Joop! bezogen...um weitere Produktergänzungen wie Lampen usw. muss sich der Lizenzgeber kümmern. Und auch zusehen, dass das mit den verschiedenen Lizenzpartnern funktioniert, beispielsweise bei der Präsentation.

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Hanns Bergmann - zur Person

Für Hanns Bergmann, 1970 in Münchberg geboren, konnte in seinem Leben alles nicht schnell genug gehen.... Bereits mit 15 Jahren schrieb er auf dem Messestand des väterlichen Unternehmens die ersten Aufträge, trat nach der Bundeswehr das Studium in Mönchengladbach an, um wie sein Vater Volker Bergmann Textilingeneur zu werden. Schon nach drei Jahren war er fertig, hatte parallel praktische Erfahrungen in den Semesterferien bei der Textilgruppe Hof und in den USA gesammelt und stieg 1993 unmittelbar nach dem Studium in den Betrieb ein. Die ersten vier Jahre arbeitete er ausschließlich für Home Decor. "Mein Vater hat mich frei schalten und walten lassen", erinnert er sich heute. "Das was auch sehr gut und hat unser gegenseitiges Vertrauensverhältnis sehr gestärkt". Seit 1997 ist er zusätzlich auch für Stoeckel & Grimmler tätig, seit dem Jahr 2000 in der Geschäftsführung, wo die Aufgabenverteilung klar geregelt ist: Hanns Bergmann ist zuständig für Entwicklung und Vertrieb, sein Vater verwaltet die Finanzen und ist der "beste Berater".

Hanns Bergmanns Frau Katrin, mit der er vier Kinder hat, ist auch vom Fach: Beide lernten sich in Mönchengladbach während des Studiums kennen, als sie ebenfalls eine Textilausbildung machte. Außerdem hat sie zuvor eine eine Schneiderlehre absolviert und als Substitutin im Handel gearbeitet.
aus BTH Heimtex 03/06 (Wirtschaft)