Erfolgreiche Fachmesse R + T 2006 in Stuttgart

Treffpunkt der internationalen Sonnenschutz-Welt

Die 545 Aussteller auf der internationalen Sonnenschutz-Fachmesse R + T in Stuttgart starteten offensiv und mit viel Schwung in die neue Saison - obwohl die Branche mit einem starken Preisverfall, ausländischen Wettbewerbern und zunehmenden Unternehmenskonzentrationen zu kämpfen hat. Das Feld behaupten wollen die Anbieter mit funktionellen Produkten, die über Zusatznutzen verfügen, innovativen Techniken sowie ideenreichen Werbe- und Verkaufsförderungsaktionen.

Dicht gedrängt schoben sich die Publikumsmassen durch die Gänge der 14 Ausstellungshallen auf der internationalen Fachmesse Rollladen, Tore und Sonnenschutz R + T 2006 in Stuttgart, die mit deutlich mehr als 50.000 Fachbesuchern aus 91 Ländern Aufbruchstimmung verbreitete. Acht von zehn Besuchern - Handwerker, Händler, Industriekunden, Architekten und Planer - äußerten auf der R+T konkrete Investitions- oder Kaufabsichten. Auch die 545 Aussteller aus 38 Ländern waren nach Angaben der Messeveranstalter fast einhellig der Meinung, die aktuelle Veranstaltung sei noch erfolgreicher gewesen, als die R + T im Jahr 2003.

Eine durchaus wichtige Rolle für die positive Stimmung auf der im 3-jährigen Turnus stattfindenden Sonnenschutz-Schau, die in der Branche als "Weltleitmesse" gilt, spielte der traditionell hohe internationale Publikumsanteil von erneut rund 50% , denn in vielen Ländern Europas, vor allem aber in Asien floriert die Baukonjunktur. Doch auch der Bundesverband Rollladen und Sonnenschutz in Bonn hegt die Erwartung, "mit dem gesamtwirtschaftlich prognostizierten Wirtschaftswachstum in Deutschland von derzeit 1,5% nicht nur Schritt halten zu können, sondern die Zahl sogar zu übertreffen."

Unübersehbar war, dass die R + T aus allen Nähten platzt und ausgebucht war bis unters Dach - und das ist wörtlich zu nehmen. Wegen der begrenzten Hallenkapazität auf dem alten Messeplatz am Killesberg gingen viele Aussteller mit doppelstöckigen Messeständen in die Höhe. In diesem Jahr war der Andrang der Aussteller so groß, dass nicht alle Firmen zum Zug kamen. Lösung ist aber in Sicht: Die nächste R + T im Jahr 2009 wird auf dem neu erbauten Stuttgarter Messegelände am Flughafen ausgerichtet, wo "jeder interessierte Aussteller einen Platz in der gewünschten Größe erhalten wird", verspricht der Geschäftsführer der Messe Stuttgart ,Ulrich Kromer.

Ein Dorn im Auge war vielen Beteiligten auch das kunterbunte Durcheinander der Ausstellerfirmen in den 14 Hallen, ohne Rücksicht auf das jeweilige Produktprogramm und die Kundenausrichtung zu nehmen. "Die Messe macht es den Fachbesuchern nicht leicht", kritisierte unter anderem Britta Gies, Marketingleiterin bei Textilhersteller Van Clewe Sunprotection das "sehr unstrukturierte und nicht kundengemäße Ausstellungskonzept". So irrte das Publikum zwischen Messeständen mit verschiedensten Exponaten herum, von technischen Textilien über Tore, Markisen, Antrieben und Steuerungen bis zu Maschinen. Sinnvoller wäre es gewesen, gleichartige Anbieter pro Halle zu gruppieren oder in Sektionen zusammenzufassen. Die Kritiker hoffen nun auf eine Verbesserung in den neuen, modernen Messehallen am Flughafen.

Positiv zu vermerkten ist das von der Messe Stuttgart aufgelegte, kostenlose Fremdwörterbuch für das internationale Publikum, in dem die wichtigsten Fachbegriffe aller auf der R + T vertretenen Branchen in sechs Sprachen übersetzt wurden. Täglich wurde zudem eine kostenlose Messezeitung verteilt, mit aktuellen Berichten und Statements. Ebenso fanden geführte Besuchertouren durch die Hallen statt.

Hersteller mit Rang und Namen

Auf der R + T, die man Eldorado der Sonnenschutz-Industrie bezeichnen kann, präsentiert sich traditionell jeder Hersteller, der in der Branche Rang und Namen hat. Auch die Systemanbieter und Komponentenhersteller pilgerten nach Stuttgart, um neue Konfektionäre zu gewinnen und bestehenden Kunden aktuelle Neuheiten vorzuführen, wie zum Beispiel der niederländische Komponenten- und Sonnenschutzstoff-Lieferant CTR Trading aus Enter, der bereits vor drei Jahren ausstellte und nun mit einem vierfach vergrößerten, doppelstöckigen, sehr modernen Messestand ganz in Weiß auftrat, in dessen Mitte eine beeindruckende Freitreppe zur oberen Etage führte. "Die einzige Messe, auf der wir ausstellen", will Firmenchef Christiaan Roetgering die R + T dazu nutzen, "echte Novitäten" zu zeigen und seine Sonnenschutz-Marke Coulisse "weltweit bekannt zu machen und zu vermarkten". Die Holländer freuten sich nicht nur über "den absolut erfolgreichen Messeverlauf mit qualitativ guten Gesprächen". Coulisse war auch glücklicher Gewinner von einem der insgesamt zehn verliehenen Innovationspreisen. Prämiert wurde das Raffsystem Paterno, bei dem breite Stoffpaneelen auf einem verspannten Seilsystem ohne Oberschiene Halt finden und sich beliebig nach oben und unten verschieben und frei am Fenster positionieren lassen. Ausgeschrieben wird der begehrte Wettbewerb vom Bundesverband Rollladen und Sonnenschutz, dem BVT-Tore sowie der Messe Stuttgart.

Mit von der Partie war ebenso Hunter Douglas aus Rotterdam, Weltmarktführer bei Sonnenschutz-Komponenten und Stoffen, der seine internationale Kollektion "Fashion for Windows" zeigte, mit neuen Raffrollos, Holzjalousien und einem modernen Doppelrollo. Das Raffrollo-Programm soll vorerst in Benelux und ab 2007 in den restlichen europäischen Ländern eingeführt werden. In Deutschland sind Produkte der Hunter Douglas Premium-Marke Luxaflex über den Duisburger Sonnenschutz-Anbieter Teba als Luxaflex-Lizenznehmer und bei verschiedenen Großhändlern erhältlich. Für die Fertigung der europäischen Raffrollo-Kollektion haben die Holländer in Kadan, Tschechien einen Konfektionsbetrieb mit modernsten Maschinen eingerichtet, als "Serviceabteilung für unsere Kunden", betont Friedrich Petrat, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung Hunter Douglas Components in Kassel. Ein Testballon gestartet wurde zudem mit einer Digital-Print-Kollektion zur individuellen Bedruckung von Rollo-Stoffen für Einzelkunden, die auftragsbezogen bestellt werden können und vorerst "in Ruhe in den eigenen Betrieben" ausprobiert werden soll. Vorteil für den Konfektionär: Er muss keine Mindestmengen abnehmen, keinen Lagervorrat anlegen, es gibt null Verschnitt und die Designs sind immer auf der Höhe der Zeit.

In den letzten Jahren ist Hunter Douglas kräftig durch Firmenzukäufe gewachsen. Einige der Tochtergesellschaften waren auf der R + T präsent, zum Beispiel Mermet, ein französischer Hersteller von technischen Textilien sowie Systemlieferant Blöcker aus Bremen, der Anfang 2005 von den Holländern übernommen wurde. Blöcker operiert immer noch mit seinen eingeführten Marken Cosiflor, Solarflor, Countryflor, Vidaflor und jüngst Duoflor. "Jeder hatte Befürchtungen, dass sich etwas ändern wird. Doch es ist nichts passiert, wir haben nach wie vor unsere Eigenständigkeit", betont Antje Grobecker, Marketingleiterin bei Blöcker. Vorteilhaft sei, dass durch die Muttergesellschaft eine zusätzliche Einkaufsquelle mit großem Potenzial an Techniken und Stoffen zur Verfügung stehe. Bei der Kollektionsgestaltung legt Blöcker ausdrücklich Wert auf ein eigenes Profil und hat die Stoffdesigns des brandneu aufgelegten Cosiflor Faltstores-Programms auf den deutschen Kundengeschmack zugeschnitten. "Wir würden der Konkurrenz Tür und Tor öffnen, wenn wir dieselben Designs anbieten, wie die Luxaflex Plissee-Kollektion." Das vergangene Jahr verlief "positiv" und bescherte Blöcker einen Umsatzzuwachs von "rund 11%", bilanziert Antje Grobecker. Neben der "mit Abstand erfolgreichsten" Produktgruppe Plissee gab es "großen Zuspruch" beim Doppelrollo Duoflor und auch Umsatzsteigerungen bei Solarflor Lamellenvorhängen. "Nach wie vor interessant" seien die Bambus-Faltbehänge Vidaflor. Im Bereich Jalousien sieht der ehemalige Faber-Repräsentant "dringend Bedarf, etwas zu machen."

Bautex aus Langen-Sievern zählt seit 1966 mit seiner vierzigjährigen Erfahrung als Systemgeber von Rollos, Lamellenvorhängen und Sonderverschattungen der Marke Sundrape zu den Gründern der Branche. Bei der Produktentwicklung orientiere man sich "stark am Objekt", erzählt Ingo Meier, ehemals Prokurist und seit vergangenem Jahr Bautex-Geschäftsführer, neben Firmeninhaber Rolf Stöver. Der norddeutsche Sonnenschutz-Spezialist freut sich, dass die jetzt komplettierte Rollo-Familie Quadro "sehr gut angenommen wird." Zudem konnte das Familienunternehmen 2005 ein "leichtes Plus" verbuchen. "Wir sehen, dass der Trend nach oben geht. Doch was in den letzten Jahren eingebrochen ist, konnte bei weitem noch nicht eingeholt werden", sagt Ingo Meier, der den Exportanteil von Bautex auf rund 50% beziffert, mit Kontakten in die EU-Länder, Japan sowie Hongkong, das den chinesischen Markt mitbedient.

Komponentenhersteller Benthin, eine Tochtergesellschaft der Faber-Gruppe, die wiederum zur dänischen VKR Holding gehört, ging mit einem international ausgerichteten Standkonzept an den Start. Neben der Präsenz in Dänemark und Deutschland ist Benthin, der Komponenten und Maschinen zur Konfektion von Plissees, Rollos, Raffrollos, Vertikallamellen und Horizontaljalousien anbietet, mit Niederlassungen in Großbritannien, Frankreich, Australien und den USA vertreten. Highlight der Neuheiten, die unter dem Markennamen Benthin vertrieben werden, war der "weltweit erste Plissee-Montage-Automat, der in nur drei bis maximal fünf Minuten eine Plissee-Anlage fertigen kann. Der Automat, bestehend aus Stoffbearbeitungs-, Schienenbearbeitungs- und Schnurfädelungsmodul, wurde für die Fertigung von Standard-Plissee-Typen mit Griffbedienung konzipiert und reduziert die Fertigungszeit um mindestens 60%.

Aerolux in Neumünster vertreibt Träger- und Befestigungselemente, Systemkomponenten und Zubehör zur Herstellung von Sonnenschutzanlagen für den Objekt- und Privatbereich. Das Produktprogramm umfasst rund 3.500 Standardartikel. "Wir bieten individuelle Lösungen für spezielle Kundenanforderungen, von der Konstruktion bis zur Fertigung", umreißt Uwe Henn, Vertriebsleiter bei Aerolux, die Produktphilosophie des seit mehr als 50 Jahren am Markt agierenden Unternehmens.

Komponenten bald aus China?

Während in der Sonnenschutz-Branche die Umsätze mit maßgefertigtem Sonnenschutz in Deutschland im vergangenen Jahr relativ stabil geblieben sind, ist der SB-Bereich durch Direktimporte aus China stark unter Preisdruck geraten. Doch auch die hiesigen Komponentenhersteller müssen sich wappnen: Auf der R + T Messe wurde von Insidern kolportiert, dass Komponentenlieferanten aus Asien zwar momentan "noch kein Problem" darstellen, es aber bereits Anzeichen gibt, dass chinesische Anbieter versuchen "den Fuß in die Tür" zu bekommen. Ein großer Sonnenschutz-Konfektionär meinte gegenüber BTH Heimtex: "Die Qualität aus dem Ausland wird zunehmend besser, wir werden bei einem guten Angebot nicht zögern, zuzugreifen. So mancher deutsche Hersteller wird sich noch wundern!"

Das inhabergeführte Sonnenschutz-Unternehmen MHZ Hachtel fertigt seine Produkte vorwiegend aus Komponenten, die auf Eigenentwicklungen und Patenten basieren. "Wir verkaufen unsere Produkt-Komponenten auch an Auslandskunden, allerdings nur in Länder, wo MHZ keine eigenen Niederlassungen unterhält", informierte Wilhelm Hachtel, Geschäftsführer von MHZ und verwies auf eine Präsentationswand mit Rollo-Komponenten am Messestand. An seine Filialen im Ausland liefert MHZ entweder Fertigprodukte oder es wird fallweise vor Ort selbst konfektioniert.

Zudem überraschte der schwäbische Hersteller, der auf der Messe gemeinsam mit seiner Tochtergesellschaft, dem Objekt-Spezialisten Clauss Markisen Projekt auftrat, die Fachwelt mit der "Weltneuheit" Sonro. Die Innovation, ein lichtdurchlässiger, verstellbarer Rollladen-Panzer aus Aluminiumprofilen wurde mit dem renommierten IF Product Design Award 2006 ausgezeichnet und steht dem einschlägigen Fachhandel zur Vermarktung zur Verfügung. Als Zielgruppe visiert MHZ den "gehobenen Wohnbereich und gewerbliche Objekte" an.

Wie eine riesengroße Welle erstreckte sich der imposante Messestand von Warema im hinteren Teil der Markisen-Halle, mit "Dauerbetrieb von 9 bis 18 Uhr", erzählt Ulrich Steiger begeistert. Der Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Komplettanbieters findet, dass sich die Stimmung "aufzuhellen scheint" und auch die Messe, "dem Fachhandel einen positiven Schub gibt." Die Neuheiten-Präsentation von Warema stand unter dem Motto "Sichtweisen" Darunter befanden sich drei Produkte, die mit einem Innovationspreis ausgezeichnet wurden: Ein Rollo ohne Tuchwelle, ein selbstdichtendes Befestigungssystem für Sonnenschutzanlagen und ein Raffstore für windexponierte Gebäude.

Was den Geschäftsverlauf 2005 anbelangt, sind die Verantwortlichen bei Warema "insgesamt zufrieden". Nach einem "katastrophalen 1. Halbjahr" seien alle Warnlampen angegangen und man habe "verstärkt Aktivitäten" unternommen, die am Ende belohnt worden seien. Ulrich Steiger: "Trotz eines Umsatzrückgangs in der Warema-Gruppe von etwa 5% haben wir dennoch schwarze Zahlen geschrieben."

Markisen als Lifestyle-Produkt

"Sicher, zeitlos, schön" lautet der aktuelle Produktleitfaden von Markilux, die Markisen-Sparte der Schmitz-Werke. Bei der Entwicklung von Markisenstoffen und -Technikteilen orientiert sich das inhabergeführte Familienunternehmen an den "bewährten Bauprinzipien der Natur", wie etwa dem selbstreinigenden Effekt der Lotus-Pflanze. "Wir haben dieses Prinzip mithilfe von Nanotechnologie für unsere Zwecke angepasst und unsere Sunsilk Markisentücher damit ver-edelt", erklärt Justus Schmitz, geschäftsführender Gesellschafter der Schmitz-Werke. Neu ist zudem, dass Markilux künftig die Nähte seiner Markisentücher "im Ultraschall-Klebeverfahren" fertigen wird, verkündet Bernhard Wessels, technischer Leiter der Markilux Markisenproduktion: "Geklebte Tücher wickeln besser auf der Tuchwelle, erzeugen weniger Wickelfalten, als herkömmlich genähte und haben einen strafferen Sitz." Weiterhin wird dem Endanwender die Möglichkeit eingeräumt, "Einfluss auf die Optik seiner Markise zu nehmen, damit sie trotz serieller Produktion ein Unikat wird", beschreibt Klaus Wuchner, Markilux-Vertriebsleiter die Idee der Markisen-Reihe 6000, die drei Stilwelten umfasst und nach dem Modulprinzip individuell gestaltet werden kann.

Das Geschäftsergebnis der Produktlinie Markilux war laut Justus Schmitz "zufriedenstellend, auch wenn wir unseren Umsatz nicht steigern konnten." Mit 53 Millionen EUR Umsatz 2005 habe man "immerhin das Vorjahresergebnis erreicht. "Rund drei Viertel des Umsatzes unserer Markisentuchproduktion erzielen wir im Ausland."

Zu schaffen macht den Herstellern offenbar, dass Plagiat-Markisen zu Dumpingpreisen im Markt kursieren. Justus Schmitz: "Wir haben Klone unserer Markisen im Markt gefunden, die zu besorgniserregenden Preisen angeboten wurden." Allerdings sei ihm "wenig bange", weil die Technik qualitativ nicht dem hohen Standard von Original Markilux Markisen entspreche.

"Reflexa in Bewegung seit 45 Jahren" titelte der Vollsortimenter und Spezialist für asymmetrische Verschattungen auf seinem Messestand. Tatsächlich konnte das Familienunternehmen aus Rettenbach "durch unsere Lieferschnelligkeit ein Stück vom Kuchen mehr bekommen", bekundet Gustav Küffner, Geschäftsführer von Reflexa, der das "Plus bei Markisen" auf die kurze Lieferzeit bei Standardmarkisen innerhalb von 8 bis 10 Tagen zurückführt. Jüngst wurde die deutschlandweite Vertriebsmannschaft von 25 auf 30 fest angestellte Außendienstmitarbeiter aufgestockt, um die neuen Verkaufsgebiete Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen kompetent bearbeiten zu können. Seit April letzten Jahres hat Reflexa Insektenschutzsysteme im Angebot. Zudem wurde das Innensonnenschutz-Programm überarbeitet und in eine neue Plissee-Kollektion investiert.

Konzentration in der Markisen-Branche

Die zur Schweizer Griesser-Gruppe gehörende Markisen-Marke Weinor reklamiert für ihre Produkte einen Rang "unter den ersten Drei" der Markisen-Hersteller in Deutschland. Zum Gruppenumsatz des 1000 Mitarbeiter zählenden Griesser-Konzerns, der 2004 bei rund 250 Millionen Schweizer Franken lag, steuerte das Kölner Unternehmen Weinor rund 50 Millionen EUR (2005) bei. Vor dem Hintergrund, dass der Markt für Sonnenschutzprodukte "stagniert und das mittlere Segment wegfällt", will Thilo Weiermann, Geschäftsführer von Weinor, "verstärkt auf die Entwicklung von Sonnenschutzanlagen mit Zusatzfunktion" setzen. Accessoires, wie Lichtleisten oder ein Heizsystem sollen Terrasse und Balkon bei fast jedem Wetter nutzbar machen. "Markisen sind somit nicht mehr nur reiner Sonnenschutz, sondern Lifestyle-Produkte mit Ganzjahresfunktion."

Wie Weinor hat auch Rau Arabella eine ausländische Muttergesellschaft. Das schwäbische Unternehmen mit Sitz in Geislingen und weiteren Standorten in Werne und Heidelberg, gehört seit 2004 zur Hella-Gruppe, einem österreichischer Hersteller von Markisen, Rollläden, Raffstoren, Wintergarten- und Innenverschattungen. Die Unternehmensgruppe beschäftigt derzeit 580 Mitarbeiter und setzte 2005 rund 75 Millionen EUR um. Die Produkte von Rau Arabella werden exklusiv über den Fachhandel vertrieben. Regelmäßig im Herbst veranstaltet der Hersteller Roadshows, um über die Neuheiten der nächsten Saison zu informieren.

Unter dem Markennamen Solidux produziert Franz Thumb Gelenk-armmarkisen, Fenstermarkisen und Wintergarten-Beschattungssysteme. Ein weiteres Geschäftsfeld ist der weltweite Vertrieb von Markisen-Bauteilen und -Tüchern an Konfektionäre. Seit sechs Jahren engagiert sich das Unternehmen, das 1994 seinen Firmensitz von Hamburg ins ostdeutsche Bobzin verlegte, verstärkt im Ausland. Ein Meilenstein war unter anderem die Gründung der Solidux France.

Somfy hatte auf der R + T einen Großauftritt mit einem Messestand in der firmentypischen Farbe Gelb. Der französische Hersteller von Antrieben und Steuerungen mit deutscher Tochtergesellschaft in Rottenburg, thematisierte sein innovatives Haussteuerungssystem IO-Homecontrol, das Komponenten, wie etwa Rollladen, Garagentore, Heizung, Klimaanlage und Beleuchtung automatisch steuert. Vorgestellt wurden zudem Automatisierungslösungen für Innenbeschattungen, die offenbar fest in der Hand von Somfy liegen: Die Marktdurchdringung bei Innensonnenschutz-Antrieben soll "80 bis 90 Prozent" betragen, sagt Oliver Schöpf, Produktmanager bei Somfy in Rottenburg.

Premiere als Aussteller auf der R + T feierte Innensonnenschutz-Anbieter Teba, der mit seinem Messeauftritt zwei Strategien verfolgte. Zum einen wollten die Duisburger Raumausstatter-Klientel aus Süddeutschland ansprechen und ferner neue Kunden aus dem Kreis des Rollladen- und Jalousiebau-Handwerks akquirieren. "Wir konnten hier viele neue Kontakte knüpfen, die wir sonst nicht bekommen hätten", sagt Astrid Unger, zuständig für Kommunikation und PR bei Teba. Wichtigstes Neuheiten-Thema war die neue Plissee-Kollektion, die durch ihre Formen- und Variantenvielfalt gerade für die Beschattung von Glashäusern auch interessant für Fachbesucher aus dem Gewerk der Wintergarten- und Fensterbauer, Schreiner, Rollladen- und Jalousiebauer ist.

Innensonnenschutz-Produkte und -Stoffe

Die kleine Standkoje, mit der Kadeco in den 90er Jahren erstmals in Stuttgart präsent war, ist inzwischen auf eine Fläche von 60 qm angewachsen und auch "in die Höhe" gegangen. Bei seiner Neuheiten-Schau betonte der Innensonnenschutz-Hersteller eher die technischen Aspekte und stellte das Insektenschutz-Programm und die neue Plissee-Kollektion ins Zentrum. "Die Qualität der Besucher auf der Messe ist sehr gut, weil sie sich täglich mit der Thematik Sonnen- und Blendschutz auseinandersetzen", ist die Erfahrung von Kadeco-Verkaufsleiter Ralf Rosemuck.

"Lange um einen Messe-Standplatz gekämpft" hat Vorhangschienen-Hersteller Möller, der noch eine schmale Fläche am Hallendurchgang 6.0 ergattern konnte und am Messestand "durchgängig Hochbetrieb" hatte. Im Fokus standen insbesondere die Auslandskontakte: "Viele unserer ausländischen Kunden kommen im Jahr der R + T nicht zur Heimtextil-Messe", weiß Thomas Blume, Vertriebsleiter bei Möller Deco-Technik, der den Schwerpunkt bei der Präsentation auf die patentierten Systeme der Marke Möller legte, wie Trägersystem, Raff- und Flächenvorhang-Technik.

Messebotschaft von Textil-Experte Van Clewe Sunprotection ist die "Entwicklungs- und Herstellungskompetenz" des Unternehmens aus Dingenden, das mit zwei komplett neuen Plissee- und Lamellenstoff-Katalogen auftrat. "Plissee wächst im deutschen Markt. Bei Lamellen- und Rollostoffen haben wir zufriedenstellende Ergebnisse", sagt Britta Gies, Marketingleiterin und Produktmanagement.

JM Technical Textiles, die Sonnenschutz-Sparte von Junkers & Müllers, hatte an seinem stets vollen Messestand drei Präsentationskojen gestaltet, wo der Mönchengladbacher Textil-Hersteller seine neuen Stoffdesigns in Form von Interieur-Situationen veranschaulichte. Als einer der führenden Produzenten von technischen Textilien in Europa ist das 1950 gegründete Unternehmen stark im Auslandsgeschäft engagiert, mit einem Exportanteil von "rund 70%", informiert Conrad Mauritz, Geschäftsführer von Junkers & Müllers. Neben den europäischen Märkten wird auch die USA und Asien bedient, wie etwa China oder Japan, wo aufgrund der vielen Hochhäuser mit moderner Glasarchitektur Beschattungslösungen mit innovativen Sonnenschutz-Textilien gefragt sind. Auch bei der Gestaltung der Stoffdesigns werden "internationale Trends" aufgegriffen und umgesetzt.

Das Metier des schwedischen Textil-Herstellers Svennsson Markspelle sind hochreflektierende, mit Aluminium verwirkte Sonnenschutz-Stoffe für den Innenbereich, die "als Nischenprodukt" weltweit an Konfektionäre verkauft werden. Reinhard Braun, zuständig für den deutschen Markt, beziffert den Objektanteil der sogenannten "Funktionstextilien" auf "rund 90%". Weitere Standbeine des in Kinna ansässigen Unternehmens sind Dekorations- und Möbelstoffe für Objekt- und Privatkunden.

Firmenstandort von Almedahls ist ebenfalls Kinna in Schweden. Jüngst wurde der Produzent von innenliegenden Sonnenschutz-Textilien vom finnischen Rollokomponenten- und Stoffhersteller Domicet in Kaarina übernommen. Unter dem Begriff "Dna - Sun Protection Systems" bieten die beiden Unternehmen, die auf der R + T noch an getrennten Messeständen auftraten, künftig Sonnenschutz-Komplettsysteme an. "Wir haben durch den Zusammenschluss bereits neue Kunden gewinnen können", freut sich Tor Albohm, Geschäftsführer von Almedahls über erfolgreiche Gespräche.

Insektenschutz-Firmen zeigen Flagge

Traditionell der Sonnenschutz-Branche zugeordnet, zeigen auch Anbieter von Insektenschutz-Systemen in Stuttgart Flagge, wie etwa Seitz aus dem schwäbischen Aspach, der sich von seiner "Hauptmesse sehr viel verspricht". Mit dem Geschäftsverlauf 2005 ist Seitz-Vertriebsleiter Axel Schindler "gut zufrieden". "Wir hatten nun das dritte Jahr in Folge einen Umsatzzuwachs." Das Gros, mit einem Anteil von 90%, entfällt auf fertig konfektionierte Insektenschutz-Systeme auf Maß, die über den Fachhandel vermarktet werden. Rund 10% werden aus dem Verkauf von Insektenschutz-Komponenten erlöst.

Als Systemgeber für hochwertige Insektenschutzgitter arbeitet Neher in Frittlingen mit Sonnenschutz-Konfektionären, wie etwa Erfal in Falkenstein zusammen. Die Schwaben, die sich als Marktführer" im Bereich maßgefertigter Insektenschutz bezeichnen, wollen

"höchste Qualität zu günstigen Preisen" bieten. "Es gibt immer einen, der etwas billiger macht. Doch langfristig kann ein Unternehmen nur mit absoluter Qualität bestehen", betont Matthias Geist, Marketingleiter bei Neher.

Der Verband deutscher Sonnenschutz-Reiniger war am Stand der Lamellenreinigung W & E aus Frankfurt anzutreffen, die für ihr patentiertes Reinigungssystem AJR Professional einen Innovationspreis von der Messe Stuttgart verliehen bekamen. Mit dem neuen System, das mit maschinell rotierenden Bürsten bei gleichzeitiger Einspritzung von Wasser chemiefrei arbeitet, lassen sich erstmals Außenjalousien direkt am Objekt reinigen.
aus BTH Heimtex 03/06 (Wirtschaft)