Atlanta International Area Rug Market
Atlanta is calling
Viele Aussteller, wenig Besucher - doch wegen der guten Geschäftsabschlüsse zeigten sich die meisten Anbieter trotzdem zufrieden mit dem Verlauf des Atlanta International Rug Market. Der Anteil moderner Designteppiche wächst; die Lizenzkollektionen nehmen zu.
In den USA beginnt das Teppichjahr mit dem Atlanta International Rug Market. Jeden Januar findet die Fachmesse für abgepasste Teppiche in der Hauptstadt des Bundesstaates Georgia statt, und diesmal lag die Ausstellerbeteiligung so hoch wie seit fünf Jahren nicht mehr. Die Messe, die auch unter dem Namen National Oriental Rug Show (NORS) bekannt ist, zeigt auf ca. 46.500qm moderne und klassische Teppiche.
Auf vier Ebenen sind 130 feste Showrooms untergebracht; auf einer weiteren Ebene präsentierten weitere 58 Aussteller vorübergehend ihre Waren - und das alles unter einem Dach, nämlich im Americas Mart 1 in der Innenstadt von Atlanta. Auf dem Programm: handgeknüpfte und handgetuftete Teppiche, Flachgewebe sowie Maschinenware in den unterschiedlichsten Stilrichtungen, Farben, Beschaffenheiten und Größen. Als eine der einzigen großen amerikanischen Messen konzentriert sich der Atlanta International Rug Market allein auf abgepasste Teppiche, es beteiligen sich also keine anderen Bodenbelags- oder Heimtextilien-Anbieter.
"Gut" soll das Geschäft im Allgemeinen gelaufen sein; viele Aussteller zeigten sich zufrieden mit ihren Abschlüssen. Dennoch: Der Besucherandrang ließ zu wünschen übrig; die Hallen wirkten ein wenig verlassen.
Woran lag's? Albert Moomjy, Präsident von MER Corp., lieferte eine mögliche Erklärung: "Es gibt inzwischen einfach zu viele Messen in Amerika: High Point, Las Vegas, Dallas, Chicago, Atlanta, New York. Da ist es kein Wunder, dass die Besucherzahlen der einzelnen Veranstaltungen sinken."
Don Newton von Orian Rugs sieht's positiv: "Die Besucherfrequenz war zwar nicht allzu hoch, aber ich habe Gespräche mit einigen wichtigen Händlern geführt, und so hat es sich für uns gelohnt." Für Steve Cibor von Tamarian war es sogar "die beste Messe aller Zeiten". Der Grund: "Bei den tibetanischen Teppichen haben wir uns jetzt eine wichtige Position erarbeitet, unser Unternehmen ist sozusagen erwachsen geworden."
Insgesamt bildeten die traditionellen Teppiche das Rückgrat der Messe; allerdings gewinnt die moderne Sparte stetig an Bedeutung. Immer mehr Unternehmen bieten jetzt neben ihren traditionellen Linien auch zeitgenössische Kollektionen an. In den Vereinigten Staaten ist es allerdings schwierig, das Preisniveau bei den handgeknüpften Stücken zu halten, zumal viele handgetuftete Teppiche mit vergleichbaren Designs produziert werden.
Einige Teppichkenner sind der Meinung, dass sich die Branche mit dieser Entwicklung "selbst ins Knie geschossen hat" und jetzt ihre Einstellung zum Markt völlig neu überdenken sollte - schließlich ließen sich Preise leichter drücken als anheben. Genau diesem Thema widmete sich Roz Rustigian von Rustigian Rugs auch mit seinem Seminar "The Future of Hand Knotted Rugs" (Die Zukunft des handgeknüpften Teppichs).
Safavieh mit wohnlichen Designteppichen
Eine außergewöhnliche Teppichkollektion präsentierte Safavieh im Januar seinen Besuchern: Die Designs stammen von dem bekannten Innenarchitekten Thomas O'Brien; damit hat Safavieh erstmalig einen einzelnen Designer außerhalb des eigenen Hauses beauftragt. Das Besondere an O'Brien: Er versteht es, warme Wohnlichkeit mit modernen Designs zu kombinieren.
Laut Arash Yaraghi von Safavieh verfügt O'Brien über ein einzigartiges Verständnis für den abgepassten Teppich als Inneneinrichtungsprodukt. "Wir beobachten schon seit Jahren, dass er zu jeder von ihm geschaffenen Raumsituation immer genau den passenden Teppich aussucht", sagt Yaraghi. Die Thomas-O'Brien-Kollektion umfasst zwölf Designs in insgesamt 28 Farbstellungen. Dabei dominieren zarte Grün-, Blau-, Gold- und Grautöne mit einem besonderen Glanz.
Viele der Designs haben ihren Ursprung in Stoffmustern, die O'Brien auf der ganzen Welt gesammelt hat: Margo etwa greift ein Paisleymuster auf, Caniato lehnt sich an ein Handbatik-Design aus Bali an; Tulip Damask wiederum ist einem antiken Brokatstoff entnommen, und das Design Deco Garden wurde durch ein Seidentaschentuch aus den 20-er Jahren inspiriert. Die ungewöhnlichen Teppiche mit den sanften Tönen und dem hohen Glanz bestechen außerdem durch ihren weichen, vollen Griff.
25 Jahre KAS
Sein 25-jähriges Firmenjubiläum feierte KAS Oriental Rugs in einem Club in der Innenstadt von Atlanta. Das Unternehmen wurde 1980 von Rao Yarlagadda und seine Frau Kas in New York City gegründet. Als kleiner Importeur handelte KAS zunächst mit gewirkten Dhurries und handgeknüpften Teppichen aus Indien; 1985 erweiterte man das Einkaufsgebiet auf China und Pakistan.
Im Jahr 2005 brachte KAS weit über 650 neue Designs auf den Markt. In Atlanta wurden nun elf neue Kollektionen vorgestellt, darunter raumgroße Teppiche für Jugendliche ("Kidding Around Collection"). Aktuelle Mode und Design spielen bei KAS eine große Rolle. Joan Catello, National Vice President Sales und Marketing: "Für unsere Kunden müssen wir in Sachen Mode immer top-aktuell sein."
Seit Unternehmensgründung ist KAS beträchtlich gewachsen: Mittlerweile umfasst das Angebot handgetuftete und -geknüpfte Teppiche sowie Maschinenprodukte aus Indien, China, Belgien und anderen Ländern. Die Ware deckt ein breites Preis- und Größenspektrum ab. Die Materialien: Seide, Acryl, Bambus, Jute, Sisal, Polypropylen, Viskose und Fasergemische.
Lizenz zum Tuften, Weben, Knüpfen
Immer mehr Raum nehmen in Atlanta die Lizenzkollektionen ein. So hat Feizy seine Wrangler Collection um lässige Designs erweitert; Nourison bereicherte die Calvin-Klein-Linie um eine neue Patina, Wollgarn und die Garn-Neuentwicklung Luxcelle. Die Optiken: Goldbrauntöne mit Gittermustern und Linien, sanfte Töne, dezenter Glanz. Als "überwältigenden Erfolg für unser Unternehmen und unsere Partner aus dem Einzelhändler" bezeichnet Mike Riley von Oriental Weavers die Andy Warhol Home Collection, die vor zwei Jahren eingeführt wurde.
Das Motiv Shadows wurde sogar bei der Verleihung von "America's Magnificent Carpet Awards" als bester zeitgenössischer Teppich ausgezeichnet. Momeni schließlich entwickelt weiterhin Dessins für seine Lizenzlinie Antiques Roadshow, die von der gleichnamigen amerikanischen TV-Serie inspiriert wurde. Die Kollektion wurde um runde und quadratische Teppiche erweitert.
Das große Finale
"Die Oscarnacht des Teppichs" stieg schließlich am Samstag im Marriott Marquis Hotel direkt neben den Messehallen. Rund 1.300 Besucher wohnten der Verleihung von America's Magnificent Carpet Awards bei und genossen gutes Essen, Wein und ein Unterhaltungsprogramm mit zwei renommierten Zauberern. Eine dreiköpfige Jury wählte aus verschiedenen Kategorien ihre Lieblingsteppiche aus. Und die Gewinner sind:
- In der Kategorie "Handgefertigt": Surya, Jaipur Rugs, Safavieh Rugs, Lawrence of La Brea, Neman International, Togar Rugs und Mastour Galleries;
- In der Kategorie "Powerloom": Marcella Fine Rugs, Loloi Rugs, Miresco Decorative Rugs, Nourison;
- In der Kategorie "Antik": Looms of Persia;
- In der Kategorie "Bestes zeitgenössisches Design": Sphinx by Oriental Weavers;
- In der Kategorie "Einzelhandels-Favorit": Loloi Rugs.
Optimistisch blicken Organisatoren und Teilnehmer des 2006 Atlanta International Rug Market nun ins Teppichjahr 2006 und der kommenden Veranstaltung entgegen - nächstes Jahr, gleicher Monat.
aus
Heimtex Orient 01/06
(Wirtschaft)