Haustextilien auf der Heimtextil
Mehr Farbe ins Bett und auf den Tisch
Decken werden neuerdings mit Duftkerzen kombiniert, der neuen Bettwäsche werden Accessoires wie Raumdüfte oder kleine Kräuterkissen beigelegt, Tischdecken werden durch Perlenstickereien oder Blütenapplikationen zum textilen Kunstwerk, Bettdecken schützen vor Elektrosmog....die Haustextilienbranche lässt sich von der Marktflaute nicht unterkriegen, sondern versucht mit kreativen Ideen und Zusatznutzen die Kauflust des konsummüden Verbraucher zu stimulieren.
Alles neu war dieses Jahr auf der Heimtextil für die Haustextilien-Branche: Neue Hallen, neuer Standort, neue Gliederung. Die Umstrukturierung in die Bereiche "Sleep & Dream" fürs Schlafzimmer und "Kitchen & Culture" für Tischmode und Küchenutensilien erforderte zwar Umdenken bei Ausstellern und Besuchern, stieß aber dennoch auf ungeteilte Zustimmung. Obgleich sich fast alle Teilnehmer an ein neues Domizil gewöhnen mussten, zeigten sich die meisten begeistert - zumal der Umzug oft eine deutlich vergrößerte Standfläche mit sich brachte und den Unternehmen so ermöglichte, ihre Neuheiten noch besser in Szene zu setzen. Aber nicht nur die Aussteller, auch die Besucher äußerten sich vor allem über die Halle 8 sehr positiv, lobten die Zusammensetzung der Halle und die verkürzten Wege.
Stellvertretend für weitere Anbieter freute sich Carl Bauer-Geschäftsführer Michael Bauer: "Die "neue" Heimtextil war für uns sehr erfolgreich. Wir konnten unsere Kunden auf einem erheblich vergrößerten Stand begrüßen und hatten mehr Platz für unsere Neuheiten." Die Besucherfrequenz sei mit dem Vorjahr vergleichbar gewesen. "Der schwierige Start ins Euro-Zeitalter hat der Messestimmung keinen Abbruch getan".
Das empfanden auch die beiden Ado-Inhaber Andreas und Klaus Wulf, die sich für ihren neuen Geschäftsbereich Bettwäsche ebenfalls positiv über die Messe äußerten: "Die diesjährige Heimtextil war eine gelungene Mischung aus Informationsaustausch und Verkaufsgespräch." Obgleich sie nicht mehr "die klassische Ordermesse" sei, wurden zahlreiche Aufträge geschrieben. "Dabei haben uns neben unseren Inlandskunden erfreulicherweise auch viele ausländische Einkäufer besucht".
Insgesamt wurde die Zahl der Besucher gerade aus Deutschland geringer geschätzt als im vergangenen Jahr; dafür wurde unisono die gute Besucherqualität hervorgehoben.
Das Geschäftsjahr 2001 hatte für die Haustextilienbranche deutlich besser als für verwandte Marktsegmente abgeschlossen. Immerhin hat sich das Marktvolumen von Haus-, Tisch- und Bettwäsche um 4 % erhöht, allerdings profitierten davon die ohnehin starken Importe, während die deutsche Produktion stagniere. Am empfindlichsten traf es die Bettwarenhersteller, die aufgrund des ausgesprochen schwachen Inlandsgeschäfts (- 8 %) ein Minus von 6 % hinnehmen mussten.
Eine klare Produkt-Konjunktur verzeichneten Decken, die vom Verbraucher schon lange nicht mehr als wärmendes, sondern vielmehr als dekoratives Accessoire gekauft werden. So sind die Deckenanbieter mit der wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Monate durchaus zufrieden. Nicht jeder kann sich über ein stolzes Umsatzplus von 18 % wie Jan Alt von Zoeppritz freuen, doch zeigte die Umsatzkurve auch bei anderen nach oben.
Der Bettenfachhandel blickt wie der gesamte Einzelhandel auf ein schwieriges Jahr 2001 zurück. Der Kunde war sehr preissensibel und griff höchstens zu mittleren bis gehobenen Preislagen und kaum zu Top-Produkten. Schwer taten sich vor allem hochwertige Matratzen und Schlafsysteme. Leichter lief es bei der Bettwäsche. Offenbar stellt der Verbraucher in der momentanen Situation Zielkäufe bewusst zurück und erfüllt sich lieber einen preiswerteren Spontanwunsch.
Es kündigt sich aber Licht am Ende des Tunnels an: Der konjunkturelle Tiefpunkt in Deutschland ist nach Einschätzung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft erreicht. Man erwartet, dass aufgrund der weltpolitischen Entspannung ein Stimmungsaufschwung wahrscheinlich ist. Auch das Münchner Ifo-Institut geht von einer Besserung der Lage in der zweiten Hälfte 2002 aus. Im Konjunkturbericht, der für die Messe Frankfurt erstellt wurde, ist von positiven Absatzimpulsen die Rede.
Angesichts dessen geht die Branche vorsichtig-zuversichtlich ins Jahr 2002. Eine Möglichkeit für Zusatzumsätze könnte im Themenbereich Wohlfühlen, Wellness, Fitness liegen. Hier hat sich in den letzten Jahren ein milliardenschwerer Markt entwickelt, an dem beispielsweise die Bettenbranche bisher kaum partizipiert.
Dabei hat gutes Schlafen viel mit Wellness zu tun, denn regelmäßig ausreichend und erholsam zu schlafen sorgt für Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden - genug Gründe, um in ein optimales "Schlafumfeld" zu investieren. Außérdem verbringt man etwa ein Drittel seines Lebens im Bett - noch ein Grund mehr, sich die Ausstattung des Schlafzimmers etwas kosten zu lassen. Hier ist reichlich Aufklärungsbedarf beim Verbraucher: Die Deutschen sind Schlafraum-Muffel. Noch immer sind die Anschaffungsintervalle von Betten, Matratzen, Steppdecken und Bettwäsche viel zu lange und bewegen sich jenseits aller schlafphysiologischen und hygienischen Ansprüche.
Erste Ansätze, den Verbraucher über funktionelle Innovationen und Zusatznutzen zu gewinnen, gibt es bereits, zum Beispiel NASA-erprobte Klimatechnologie bei Bettdecken, Hightech-Füllungen, "intelligente" Schlafsysteme oder allergiker-ausgerüstete Matratzen. Vielfach werden neueste Erkenntnisse aus den Bereichen Medizin und Physiologie bei der Entwicklung eingearbeitet, um den einzelnen Zielgruppen individuelle Lösungen und das für sie richtige Produkt bieten zu können.
Haustextilien-Trends 2002
Im Bett geht es im Frühjahr 2002 farbig und fröhlich zu. Düstere Grau-und Anthrazitschattierungen sind verschwunden, den Ton geben leuchtende Frühjahrs- und Sommerfarben an, die entschieden feminine Akzente erkennen lassen: Gelb und Orange, Pink und Rot, Türkis und Royalblau sowie Apfelgrün und Pistazie sind die auffälligsten Trendfarben, nicht ganz so dominant wirken lichte Pastelltöne. Neu und in seinem harten Kontrast etwas gewöhnungsbedürftig ist Schwarz-Weiß.
Und immer wieder kommt zum Frühling der Dauerbrenner Blumen auf: dieses Jahr erblühen blaue Tulpen, pinkfarbene Gerbera, roter Mohn und karminrote Rosen auf den Betten. Sie sind naturalistisch, fotorealistisch oder künstlerisch interpretiert, pastellig hingehaucht oder mit lässigem Strich skizziert. Dabei findet man große Blüten als Solo-Motiv genauso wie locker gestreute Allovers, meistens auf weißem Fond. Etwas neutraler wirken die floralen Dekore in der Kombination mit Streifen.
Weitere Dessins greifen exotische Urlaubserinnerungen, maritime Szenen oder Tierfelloptiken auf. Natürlich fehlt auch Grafik nicht, dieses Jahr nicht Ton-in-Ton, sondern bewusst mit Kontrasten arbeitend.
Sehr wertig wirken eingearbeitete Biesen, Hohlsaumziernähte oder Kissen mit Steg und Paspel bei hochwertiger Uni-Bettwäsche, die an aufwendige Handarbeiten aus Großmutters Zeiten erinnern.
Bei den Materialien bleibt edel glänzender Mako-Satin mit Seidenfinish und bügelleichter Veredlung wichtig, Jersey, Renforcé und luxuriöser Damast im hochwertigen Bereich. In neuer Ausrüstung präsentiert sich Seersucker aus reiner Baumwolle in bügelfreier Qualität.
Die Tischwäsche zeigt im Prinzip die gleichen Farbtrends wie die Bettwäsche, obgleich hier die Rotskala noch eine größere Rolle spielt. Auch in der Dessinierung herrschen übereinstimmende Tendenzen mit noch vielfältigeren Blumendarstellungen - Krokus, Stiefmütterchen, Lilien, Orchideen -, die nicht nur gedruckt, ausgebrannt oder eingewebt, sondern auch aufgestickt oder appliziert werden. Wieder entdeckt wurden appetitliche Früchtemotive. Fernweh schüren afrikanisch oder asiatisch angehauchte Motive.
Auffällig ist die oft sehr aufwendige Ausarbeitung mit filigranen Stickereien, aufgenähte Quasten oder Perlen, sowie ungewöhnlichen Materialkombinationen wie Leinen mit Organza-Einsatz, die die Tischdecken sehr wertig erscheinen lassen. Ein Comeback feiern eleganter Damast und edles Leinen, unverändert aktuell sind Ausbrenner und transparente Qualitäten. Vielfach sind einzelne Themen in einer Kollektion farblich und vom Muster her miteinander kombinierbar, oder es gibt noch passende Accessoires, Kissen oder sogar Schlaufenschals.
Auch formenmäßig zeigen die Kollektionen neue Ideen: Die klassische Mitteldecke wird ergänzt durch Tischbänder, Läufer, Tète-a-Tète- oder Partnerläufer. Auch Sonderanfertigungen werden beim Verbraucher immer beliebter.
Wohndecken sind beim Verbraucher vom wärmenden Utensil zum dekorativen Wohnaccessoires aufgestiegen. Entsprechend viel Kreativität wenden die einschlägigen Anbieter auf: Die Dessinierung spielt mit floralen, ornamentalen, geometrischen und folkloristischen Elementen und bedient sich des gesamten Farbspektrums von pastellig bis kräftig. Mit hochwertigen Materialmischungen wie Cashmere/Merino, als feine Seidensteppdecke oder weiches Strickplaid, mit extravaganten Fell-Applikationen oder Webpelz erfüllen sie auch höchste Designansprüche.
Lizenzthemen sind gerade aus dem Haustextilienbereich nicht mehr wegzudenken. Das gilt nicht nur für bekannte Comic- oder TV-Figuren, mit denen die interessante Zielgruppe Kinder angesprochen wird wie Harry Potter, der Regenbogenfisch oder die "Klassiker" Winnieh Pooh, Dalmatiner Micky Maus, Pumuckl, Tweety und die Maus, sondern auch für Mode-Marken wie Benetton und Esprit und vor allem für Künstler, Designer und andere Prominente, unter denen immer mehr die Zugkraft ihres Namens entdecken. Auf der diesjährigen Heimtextil gaben sich Paloma Picasso, Senta Berger und Jette Joop höchstpersönlich die Ehre, um die von ihnen "entworfenen" Bettwäsche- oder Frottierkollektionen zu promoten. Wobei sich hier zum Teil wohl nur der Name verkaufen lässt.
aus
BTH Heimtex 02/02
(Wirtschaft)