Badteppiche auf der Heimtextil
Mit Konzepten aus der Krise
Jammern hilft nicht. Wenn es einer Branche schlecht geht, sind Ideen und Kreativität gefragt. Das ist in Sachen Badkultur nicht anders als in anderen Marktsegmenten. Die Badteppich-Anbieter scheinen das erkennt zu haben: Mit Diversifikation und der Suche nach neuen Kundengruppen und Absatzmärkten versuchen sie, dem rezessiven Trend entgegen zu wirken.
Luxus-Güter - und das sind alle Badartikel - fallen unter das Spardiktat. Die diesjährige Heimtextil in Frankfurt war davon ein getreues Abbild. Weniger Besucher, weniger Order - beileibe kein Grund, in eine euphorische Stimmung auszubrechen. Nicol-Geschäftsführer Wilfried Jehser lässt sich davon nicht beirren: "Anfang 2001 war das anders. Da herrschte gute Stimmung, dann flaute die Wirtschaft ab. Jetzt ist es umgekehrt. Es kann also nur besser werden."
Mancher mag das als Galgenhumor begreifen - vor allem, wenn man wie Clarissa-Geschäftsführer Dirk Gruhn eine "allgemeine Messemüdigkeit" nicht für ausgeschlossen hält oder wie Stefan Golze, der geschäftsführende Gesellschafter von Rhomtuft, die Heimtextil gar ganz in Frage stellt: "Die Wettbewerber sollten sich zusammen setzen und überlegen, ob es nächstes Jahr noch Sinn macht, herzukommen."
Aber selbst Messe-Kritiker geben zu, dass die Heimtextil ein notwendiger Anlaufpunkt ist und bleibt. Wenn sich auch mancher der in diesem Jahr gezählten 47 Aussteller im Bereich Badvorlagen und Badteppiche überlegt, ob es künftig nicht auch ein kleinerer Messestand tut. Zu wichtig ist schließlich das Aufkommen an ausländischen Einkäufern, gerade aus Osteuropa. Und der Export ist wichtig, denn dort werden Zuwachsraten erzielt, während der Inlandsmarkt schwächelt.
Auf jeden Fall scheint die Branche erkannt zu haben, dass sie sich nur selbst an den Haaren aus dem Sumpf ziehen kann und Hilfe von außen - sprich von der Konjunktur - kaum zu erwarten ist. Wenngleich einige Unternehmen schon auf belebende Impulse von der bevorstehenden Bundestagswahl hoffen. Kleine Wolke-Geschäftsführer Gerhard Oncken etwa geht davon aus, dass sich die Politiker konjunkturelle Programme einfallen lassen, die auch der Badbranche nützen. "Wenn 2002 allerdings so verlaufen sollte wie 2001, wird es für einige Anbieter sehr schwierig."
Andere versuchen der Rezession durch Eigeninitiative entgegenzuwirken. So investiert Frottierhersteller Vossen über 6 Mio. EUR, um das "modernste Werk Europas" zu schaffen. Clarissa hat sich mit drei Kooperationspartnern aus benachbarten Branchen wie Badmöbeln und Frottierwaren, um Komplettlösungen für das stimmige Bad anzubieten und so die Kauflust zu stimulieren. Auch Pana will über eine Diversifikation in der Produktpalette Zusatzumsätze generieren; zum angestammten Sortiment an Badteppichen kommen Duschvorhänge, Stangen, Sicherheitseinlagen, Kinderteppiche und Webpelzdecken hinzu. Möve Frottana geht sogar noch weiter: Über die reinen Produkte hinaus hat man ganze Konzepte für die Präsentation im Laden entwickelt, die nicht nur Shopysteme und Bestückung, sondern auch die Warenwirtschaft einschließen. Für Nicol ist das nichts Neues. "Wir denken seit zehn Jahren in Konzepten und bieten den Produktmix aus einer Hand an", sagt Jehser.
In der Tat sind die emotional wirksamen Gedanken vom Wohnbad und der Darstellung als Lifestyle-Thema seit geraumer Zeit gängig. Accessoires laufen inzwischen bei vielen Anbietern gut mit - im Fachhandel wie im Baumarktbereich.
Stefan Golze von Rhomtuft geht einen anderen Weg. Im Gegensatz zu etlichen Mitbewerbern konzentriert er sich auf seine Kernkompetenz Badteppiche und Frottierwaren und nimmt stattdessen die Kunden stärker ins Visier. "Durch Fleiß und gutes Zuhören" glaubt er bei der angestammten Klientel viel zu erreichen. Darüber hinaus will er neue Abnehmergruppen gewinnen und denkt dabei unter anderem den gehobenen Möbel- und Einrichtungshandel, Design- und Lifestylegeschäfte wie auch Einrichter und Innenarchitekten.
aus
BTH Heimtex 02/02
(Wirtschaft)