BTH/BBE-Kundenbarometer Teppichboden 2001
Wer ist der sympathischste Teppichboden-Anbieter?
Vor genau einem Jahr haben wir das "BTH/BBE-Kundenbarometer Teppichboden" veröffentlicht, das regelmäßig einmal jährlich die Verbreitung, den Beliebtheitsgrad und die Bewertung der einschlägigen Industrie untersucht und mit den Vorjahreswerten vergleicht. Klarer Gewinner dieses Jahres ist Anker, die nicht nur an Verbreitung gewonnen haben, sondern auch größter Sympathieträger sind. Auch die Norddeutsche hat zugelegt; Absteiger sind Domo und Desso-DLW.
Trotz Bieder-Image, Preisverhau und zunehmender Konkurrenz durch Laminatbeläge und Parkett: Teppichboden ist und bleibt ein wichtiges Produkt für den Fachhandel. Kaum einer will darauf verzichten, weil textile Beläge immer noch die meistverkauften Bodenbeläge sind, Eigenschaften und Verlegung sind vertraut. Im Teppichboden-Segment fühlt sich der Handel kompetent; das zeigt auch die rege Resonanz auf das BTH/BBE-Kundenbarometer Teppichboden.
Wo kauft der Fachhandel Teppichboden ein?
Die alte Nr. 1 ist auch die neue Nr. 1: Vorwerk landete bei der Frage nach dem stärksten Teppichboden-Lieferanten wieder an der Spitze und konnte seinen Vorsprung sogar noch weiter ausbauen - 60 % der Befragten nannten die Hamelner als Bezugsquelle. Wobei sie im Westen etwas mehr zugelegt haben als im Osten und vor allem bei den Selbstständigen deutlich hinzugewonnen haben, während sie bei den Filialisten trotz insgesamt höherem Verbreitungsgrad verloren haben.
Auch Rang Nr. 2 ist keine Überraschung, hier hat sich die Dura mit 49 % nicht nur behauptet, sondern ihre Position gegenüber dem Nächstplatzierten klar ausgebaut. Das Familienunternehmen hat sich gleichmäßig in den alten und den neuen Bundesländern verbessert und wie Vorwerk überdurchschnittlich bei den Selbstständigen gewonnen. Kleinere Einbußen bei den Filialisten könnten natürliche Schwankungen sein.
Platz 3 hat mit 26 % Verbreitungsgrad Forbo Carpet wieder erobert, nachdem der multinationale Tufter im vergangenen Jahr von Domo Besmer auf Platz 4 verdrängt worden war. Das Unternehmen, das nach einem Management-Buyout inzwischen auf eigenen Füßen steht, gehört aber nicht nur wieder zum illustren Kreis der Top 3, sondern hat offenbar auch seine Kundenbasis verbreitert.
"Shooting-Star" des Jahres 2001 ist die Norddeutsche Teppichfabrik: Sie schoss von Platz 14 im vergangenen Jahr auf Platz 4 mit 17 %, was sie vor allem dem westdeutschen Handel verdankt. Im Osten ist sie dagegen nur schwach vertreten.
Ebenfalls aufwärts ging es mit 16 % für Ideal Floorcoverings Ramstein, vormals Peguflor - und unter diesem Namen auch noch bei den meisten Händlern geläufig - und zwar von Platz 8 auf Platz 5 mit Stärken in den neuen Bundesländern und bei den Filialisten. Allerdings muss zu diesem Ergebnis angemerkt werden, dass darin auch die Antworten zu Schwester VTW Schaeffler eingeflossen sind, die sich nach einer Umstrukturierung innerhalb der Ideal-Gruppe komplett auf das Automobilgeschäft konzentriert und deren Produkte inzwischen von Ideal Floorcoverings mitgeführt werden.
Von Rang 3 auf 6 abgerutscht ist Domo mit 14 %. Die Belgier haben sich vielleicht zu viel von ihrem teurem Radsport-Sponsoring und Börsenplänen ablenken lassen und darüber den Markt vernachlässigt. Dafür gab es die Quittung vom deutschen Handel, vornehmlich im Osten und bei den Filialisten, wo sich die Verbreitung jeweils halbiert hat.
ITC ist mit 9 % etwas besser verbreitet als im Vorjahr und damit auch von Platz 10 auf 7 neben Associated Weavers gestiegen, die damit 2001 im Ranking genauso liegen wie 2000, aber im Verbreitungsgrad verloren haben.
Das Mittelfeld ist dann wieder genauso bunt gemischt wie bei letztjährigen BTH-Kundenbarometer Teppichboden: Auf den Plätzen 9 und 11 und 13 finden sich deutsche Hersteller genauso wie ausländische, ausgewiesene Hochwertlieferanten wie billige Massenanbieter, Konsumproduzenten und Objektspezialisten: Anker, Balta, Globus, Ossfloor, Dan Floor, Jab Anstoetz, Desso DLW und Zoeppritz.
Mehrfach genannt, aber nicht in der Breite im Fachhandel vertreten wie die eben genannten Unternehmen sind TWN, Berry Tuft, Fletco, Girmes, Infloor, Lano, Nelca und Neodon. Außerdem kaufen die befragten Fachhändler noch ein bei Beaulieu Wielsbeke, Bic, Billermann, Borgers, Carpet Concept, Durmont, Longlife, Mercur, Mira-X, Ruckstuhl, Thüringer Teppichboden, Timzo, Tisca, Toucan T, Van Besouw, Wetep und Wüst.
Großhandel und Kooperationen haben gegenüber dem Vorjahr als Einkaufsquelle für den Fachhandel etwas an Bedeutung verloren - hauptsächlich in den alten Bundesländern und bei den selbstständigen Händlern, während sie in den neuen erheblich mehr in Anspruch genommen wurden.
Individuelle Bewertungen von 7 Unternehmen
Vorwerk hat beim aktuellen BTH-Kundenbarometer Teppichboden eindeutig besser abgeschnitten als beim letzten. Bei unverändert weit gespreiztem Notenspektrum zwischen 1,9 und 3,0 - auffallend ist, dass sich die Einzelnoten mehr im Mittelfeld bewegen und weniger die Noten 1 und 6 vergeben wurden - fallen die Durchschnittsnoten für die 16 Kriterien fast durch die Bank weg höher aus als im Vorjahr. Lediglich die Verkaufsförderung wird einen Hauch schlechter bewertet als im Vorjahr.
Dennoch reichte es nur bei zwei Kategorien zum Klassensieger: bei der Verkaufsförderung, wo den Hamelner eine Durchschnittsnote von 2,4 zum ersten Platz ausreicht - was auf das ingesamt niedrige Notenniveau hinweist - und bei der Fortschrittlichkeit, wo sie sich mit 2,1 gegenüber dem Wettbewerb absetzen. Bei Produktqualität (1,9), Zukunftsperspektiven (2,4), Liefergeschwindigkeit (2,3) und Verkäuflichkeit der Ware (2,4) landet Vorwerk zumindest unter den ersten drei.
Dafür blieb trotz verbesserten Notenschnitts bei 7 Kriterien nur der vorletzte oder letzte Platz: Preis-Leistungs-Verhältnis (2,9), Konditionen (3,0), Vertriebspolitik (2,8), der Qualität des Innendienstes (2,4) und des Außendienstes (2,5) sowie Reklamationsbearbeitung (2,5) und der Kulanz (2,6), wobei die Unternehmen hier sehr eng zusammenstehen.
Die Dura liegt auch bei diesem Kundenbarometer gut im Rennen; bei Freundlichkeit (2,2) und Kulanz (2,4) sieht der Handel die Hessen an erster Stelle, bei Sympathiewert (2,3), Preis-Leistungs-Verhältnis (2,5), Reklamationsbearbeitung (2,3), der Qualität des Außendienstes (2,4) und des Innendienstes (2,2), Lieferzuverlässigkeit (2,1) und -geschwindigkeit (2,3) , Konditionen (2,5) und Verkaufsförderung (2,7) zumindest unter den Top 3 - allerdings in zum Teil schwachem Umfeld.
Ganz so ungetrübt sollte die Freude dennoch nicht sein, da die Bewertung bei 9 von 16 Kriterien schlechter ausfiel als im Vorjahr; so sollte es in Fulda zu denken geben, dass die Vertriebspolitik trotz neuer Vertriebsstrategie negativer beurteilt wird, ebenso die Liefergeschwindigkeit trotz Sortimentsstraffung. Bei Konditionen, Kulanz und Reklamationsbearbeitung ist die Dura ebenfalls abgerutscht - und auch bei Fortschrittlichkeit (2,5) und Zukunftsperspektiven (2,6), was angesichts der Verjüngung in der Firmenspitze besonders zu denken gibt.
Forbo Carpet ist zum ersten Mal in die individuelle Bewertung mit einbezogen worden, deswegen ist hier kein Vergleich zum Vorjahr möglich. Insgesamt schlägt sich das Unternehmen mit 4 Werken in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz wacker. Bei 3 Kriterien belegt es den 1. Rang - Freundlichkeit (2,2), Verkäuflichkeit der Ware (2,3) und Qualität des Innendienstes (2,1), immerhin bei 7 weiteren gibts Silber - Sympathiewert (2,3), Vertriebspolitik (2,4), Produktqualität (1,9), Reklamationsbearbeitung (2,3), Qualität des Außendienstes (2,4), Fortschrittlichkeit (2,4) und Zukunftsperspektiven (2,4) - und nur bei Konditionen (2,7), Kulanz (2,6) und Verkaufsförderung (3,1) setzt der Handel Forbo Carpet an den Schluss des Feldes.
Anker ist der Gewinner dieses Kundenbarometers. Neunmal die Nr. 1, dazu dreimal zumindest auf dem Treppchen und nur in zwei Kategorien unter ferner liefen - da kommt kein anderer Lieferant mit. Die Dürener sind für den Handel nicht nur der größte Sympathieträger (2,2), am freundlichsten (2,2) und haben die mit Abstand beste Produktqualität (1,6) und die sichersten Zukunftsperspektiven (2,3) - liegen also bei den "soft facts" ganz vorne - sondern erhalten auch in der Vertriebspolitik (2,3), der Lieferzuverlässigkeit (2,0) der Reklamationsbearbeitung sowie der Qualität von Innen- (2,1) und und Außendienst (2,3) Bestnoten. Nicht zufrieden ist der Handel mit der Verkaufsförderung, für die Anker die einzige Note mit einer 3 vor dem Komma erhielt.
Desso DLW kann insofern mit seiner Beurteilung zufrieden sein, als die Note nur bei 4 Kriterien nach unten rutschte - Kulanz (2,6), Verkäuflichkeit (2,6), Verkaufsförderung (3,0) und Zukunftsperspektiven (2,7), aber bei 7 stieg: Lieferzuverlässigkeit und Liefergeschwindigkeit (je 2,0), wobei das Unternehmen hier zugleich seine beiden einzigen 1. Plätze im Lieferantenvergleich einfuhr, Konditionen (2,6), Reklamationsbearbeitung (2,3), Qualität des Außendienstes (2,5) und des Innendienstes (2,2) sowie Fortschrittlichkeit (2,4). Nicht direkt an der Spitze, aber im vorderen Feld platziert sich Desso-DLW bei Preis-Leistungs-Verhältnis, Vertriebspolitik, Reklamationsbearbeitung, Qualität des Innendienstes, Fortschrittlichkeit und trotz einer nicht besonders guten Durchschnittsnote von 3,0 bei der Verkaufsförderung.
Nachholbedarf sieht der Handel bei der Verkäuflichkeit der Ware und in der Kulanz, skeptisch ist er auch bei den Zukunftsperspektiven - kein Wunder angesichts des Hickhacks um Verkauf oder Nicht-Verkauf von Desso DLW im vergangenen Jahr.
Associated Weavers hat wie im Vorjahr beim Fachhandel schlechte Karten. In 11 von 16 Kategorien sind die Belgier Schlusslicht, obgleich sie sich zum Beispiel im Lieferzuverlässigkeit und Vertriebspolitik verbessert haben. Nur bei Konditionen und Kulanz schaffen sie es mit einem Notenschnitt von jeweils 2,4 - das ist zugleich ihre beste Durchschnittsnote - ganz nach vorne, im Preis-Leistungs-Verhältnis (2,4) wenigstens auf Platz 2. Gegenüber dem letztjährigen Kundenbarometer abgefallen sind sie vor allem im Sympathiewert (3,1), verschlechtert haben sie sich zudem - wenn auch in geringerem Umfang - bei ihren früheren Paradedisziplinen, beim Preis-Leistungs-Verhältnis (2,4), und der Verkäuflichkeit der Ware (2,5), ferner bei Liefergeschwindigkeit (2,9) und der Qualität des Außendienstes (2,7).
Balta ist wie Forbo Carpets ein Newcomer im Kreis der individuellen Lieferanten-Beurteilungen und deshalb nicht mit dem Vorjahr vergleichbar. Hinsichtlich Notenbandbreite und Ranking landen die Belgier im Mittelfeld. Nur beim Preis-Leistungs-Verhältnis ist der Handel mit 2,1 fast uneingeschränkt zufrieden und setzt Balta auf den 1. Platz. Auch bei der Verkäuflichkeit der Ware (2,3), Konditionen und Kulanz (je 2,4) wird die Konkurrenz auf die Plätze verwiesen. Bei Liefergeschwindigkeit (2,3), Qualität des Außendienstes und Zukunftsperspektiven (2,4) zählt das Unternehmen wenigstens zu den Top 3. Aber es wird als wenig fortschrittlich (2,6) eingeschätzt, die Qualität der Produkte liegt unter dem allgemeinen Schnitt und besonders sympathisch wirkt Balta auf den Handel auch nicht.
BTH / BBE-Handelsumfrage - Panel und Methodik
Die Umfrage wird immer in zwei Schritten durchgeführt: Im ersten wird zunächst recherchiert, bei welchen Anbietern die Fachhändler einkaufen - oder andersherum, wie stark die einzelnen Anbieter im Fachhandel vertreten sind. Die Befragung erfolgt gestützt, aber offen. Das heißt, es können zusätzliche Firmen genannt werden.
Im zweiten Schritt beurteilen die Händler detailliert 7 Lieferanten. Dafür werden neben den drei erstplatzierten Unternehmen 4 weitere aus den Top 10 ausgewählt, die alle breit im Handel präsent sind, aber unterschiedliche Schwerpunkte vertreten: Hochwertig, konsumig, Wohnbereich und Objektgeschäft.
Befragt wurden im Oktober und November 2001 101 klassische Fachhändler und gehobene Fachmärkte in ganz Deutschland, regional verteilt im Norden und im Süden, in den alten und den neuen Bundesländern, Selbstständige und Filialisten mit einem Jahresumsatz von mindestens 1 Mio. DM (500.000 EUR) bis zu zweistelligen Millionen DM-Erlösen.
Die Ergebnisse werden prozentual angegeben, basieren aber nur auf den Antworten der Händler, die Teppichboden führen; das sind 85 von den insgesamt 101 Probanden. Zusätzlich sind die Daten differenziert nach West (= Händler in Westdeutschland) und Ost (= Händler in Ostdeutschland) sowie nach selbstständigen Händlern und Filialisten.
Für jeden Anbieter werden 16 "Benchmarks" abgefragt, darunter objekt messbare wie Lieferschnelligkeit und Konditionen, aber auch subjektiv empfundene wie Sympathiewert und Zukunftsperspektiven, für die Schulnoten von 1 bis 6 vergeben wurden. Aus den Antworten hat die BBE eine Durchschnittsnote für das jeweilige Kriterium errechnet, die aber als Maßstab allein nicht ausreicht. Auch die Streuung der Noten muss beachtet werden, weil sie etwas über die Gewichtung aussagt.
aus
BTH Heimtex 01/02
(Wirtschaft)