BTH-Exklusivumfrage beim Großhandel
Großhandel beurteilt Teppichboden-Lieferanten
Zum zweiten Mal nach 1997 hat BTH den Großhandel nach seinen Teppichboden-Lieferanten befragt. Dabei sind 18 Kriterien beurteilt worden. Gewinner ist die als großhandelstreu bekannte Norddeutsche Teppichfabrik, die in 7 Kategorien als beste abschnitt. Auf Rang 2 und 3 folgen Tretford mit 6 und Vorwerk mit 4 ersten Plätzen. Klarer Verlierer ist Condor; die Niederländer sind bei 9 Kriterien Schlusslicht. Auch Associated Weavers hat beim Großhandel keine guten Karten: Die Belgier landeten 6 mal ganz hinten.
Welcher Lieferant will nicht wissen, was seine Kunden von ihm halten, was sie loben und was sie kritisieren, und warum sie lieber bei dem einen oder anderen Mitbewerber einkaufen? BTH hält der Teppichboden-Industrie den Spiegel vor: Anhand unserer repräsentativen Exklusiv-Umfrage beim Großhandel können die einzelnen Hersteller feststellen, in welchen Bereichen sie aus Kundensicht stark sind, und wo sie Schwächen haben.
Individuelle Bewertungen
Anker liegt mit Durchschnittsnoten zwischen 1,5 (für die Objektkollektion) und 3,4 (für die Handelskollektion) im Mittelfeld, wobei immerhin 15 von 18 Kriterien überdurchschnittlich bewertet wurden und es nur zweimal Noten unter 3,0 gab.
Viermal landete das Unternehmen auf dem Treppchen, allerdings nur einmal ganz oben (mit der Objektkollektion) und dreimal auf Platz 3 - bei Markenstärke, Lieferzuverlässigkeit und Innovationen. Im oberen mittleren Bereich bewegen sich Sympathiewert, die Öffentlichkeitsarbeit - das können wir nicht nachvollziehen, da Anker sich in den letzten Jahren zumindest aus der Fachpresse relativ zurückgezogen hat -, der Service, die Vertriebspolitik, die Qualität des Innen- und des Außendienstes sowie die Zukunftsperspektiven.
Weniger gut beurteilt werden die Konditionen und die Handelskollektion, auch ist Anker nach Ansicht des Großhandels wenig kulant und verfügt nur über einen geringen Bekanntheitsgrad.
Associated Weavers (AW) erfreut sich nach dieser Umfrage beim Großhandel keiner großen Beliebtheit; bei 12 von 18 Kriterien wechselt sich der Mengenanbieter fast immer mit dem niederländischen Wettbewerber Condor auf den beiden hintersten Plätzen ab. Die Belgier werden als unsympathisch empfunden, verfügen über die schlechteste Objektkollektion aller beurteilten Lieferanten, haben unsichere Zukunftsperspektiven und keine klare Vertriebspolitik.
Die einzige gute Note (2,4) wurde für das Preis-Leistungs-Verhältnis gegeben, wo sich AW den dritten Platz mit Anker, der Dura und der Norddeutschen teilt, aber noch von Domo, Balta, ITC (je 2,3) und Spitzenreiter Condor (2,2) überholt wird. Über dem Schnitt liegt das Unternehmen bei den Konditionen, wo es mit einer Note von 2,9 für Platz 4 reicht, ebenfalls 2,9 gab es für die Qualität des Außendienstes, womit AW im Mittelfeld platziert ist.
Balta bewegt sich bei der Benotung bei den meisten Kriterien im mittleren Bereich, mal leicht darüber wie bei Sympathiewert, der Handelskollektion, der Lieferzuverlässigkeit und den Zukunftsperspektiven, mal leicht darunter wie beim Service, der Kulanz, dem Innovationsgrad, der Markenstärke und der Objektkollektion.
Positiver Ausrutscher ist eine 2,3 für das Preis-Leistungs-Verhältnis, die für Platz 2 innerhalb des Gesamtfeldes langte, negativ fallen der fehlende Bekanntheitsgrad (3,3), mangelnde Qualität des Außendienstes (3,3) und kaum vorhandene Öffentlichkeitsarbeit (3,7) auf.
Glaubt man der Bewertung von Condor, gibt es für den Großhandel keinen Grund, dort zu kaufen: Die Niederländer wirken unsympathisch, sind weder innovativ noch kulant, der Service ist schlecht, es hapert an der Lieferschnelligkeit genauso wie an der Lieferzuverlässigkeit und überdies an der Qualität des Personals - im Innen- wie im Außendienst. Kurz: keiner kauft dort gern ein.
Nur das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt (Platz 1 mit 2,2), die Konditionen gehen auch (2,7) und die Zukunftsperspektiven sind besser als bei den meisten anderen beurteilten Unternehmen (2,7). Einige müssen aber doch bei dem Massenanbieter einkaufen, sonst hätte er in den letzten Jahren nicht so rasant an Umsatz zugenommen,
Desso DLW ist mit einem Notenschnitt zwischen 2,3 und 3,5 in der Mitte mit leichter Tendenz nach unten angesiedelt. Klar über dem Durchschnitt liegt die Textilsparte von Armstrong DLW nur mit ihrer Objektkollektion (Platz 5 mit 2,3), der Markenstärke (Platz 6 mit 2,5) und dem Service (Platz 5), der jedoch mit 2,9 keine überragende Note erhält.
Dafür ist die Handelskollektion schwach (Platz 15 mit 3,5), die Vertriebspolitik unklar (Platz 14 mit 3,5) und mit den Konditionen ist der Großhandel auch nicht zufrieden (Platz 15 mit 3,5).
Domo fällt in keiner Kategorie besonders positiv oder negativ auf. "Silber" gab es immerhin für das Preis-Leistungs-Verhältnis (2,3) und "Bronze" für Konditionen (2,7) sowie den Bekanntheitsgrad, der mit einer Note von 3,1 aber dennoch Verbesserungspotenzial birgt.
Zulegen können die Belgier nach Auffassung des Groß-handels bei der Lieferzuverlässigkeit (Platz 12 mit 2,8), der Vertriebspolitik (Platz 13 mit 3,4) und dem Innovationsgrad 3,2), außerdem gehören sie mit 3,1 zu den unsympathischeren Unternehmen.
Die Dura verfügt nach dieser Umfrage über einen ganz guten Rückhalt beim Großhandel, wenn sie auch nicht ganz zur Spitzengruppe gehört. Aber immerhin ließ sie in zwei Kategorien die Konkurrenz hinter sich - bei der Handelskollektion mit 2,2 und bei der Kulanz mit 2,6 - und erreichte 7mal Platz 2 - und das bei so wichtigen Kriterien wie dem Sympathiewert (2,3), der Lieferzuverlässigkeit (2,4), dem Service (2,4) und der Qualität von Innen- und Außendienst (2,3 bzw. 2,5). Die meisten Grossisten kaufen dort gern (2,2), auch wenn ihnen die Vertriebspolitik nicht immer klar erscheint (3,0). Überraschenderweise muss das Familienunternehmen beim Bekanntheitsgrad Firmen wie Condor und Domo vorlassen.
Interface muss sich eine relativ kritische Beurteilung seitens des Großhandels gefallen lassen. Als Bestnote steht eine 2,4 bei der Lieferzuverlässigkeit, die zugleich Platz 2 im Gesamtranking bedeutet, über dem Schnitt liegt der Fliesen-Marktführer sonst noch bei Lieferschnelligkeit (2,6), Markenstärke (2,5), dem Bekanntheitsgrad ( 2,6), der Objektkollektion (2,8) und der Qualität des Innendienstes (2,8).
Im Normalmaß bewegen sich Sympathiewert, Zukunftsperspektiven, Innovationsgrad, Vertriebspolitik und Öffentlichkeitsarbeit. Schwächen offenbaren sich bei der Qualität des Außendienstes (3,2), den Konditionen (3,3), dem Preis-Leistungs-Verhältnis, das mit 3,2 die schlechteste Note unter allen Probanden erhielt und der Handelskollektion, die mit 3,4 auf dem vorletzten Platz rangiert.
Infloor hat von allen 15 beurteilten Anbietern den besten Außendienst (2,4), gehört zudem zu den Top 3 beim Sympathiewert (2,3), Lieferschnelligkeit (2,3) und Lieferzuverlässigkeit (2,5), Konditionen (2,7), sowie dem Innovationsgrad (2,7). Deutlich über dem Schnitt liegen auch Preis-Leistungs-Verhältnis (2,5), die Handelskollektion (2,5) und das Objektprogramm (2,4) sowie die Qualität des Innendienstes, was Großhandel veranlasst, dort gern einzukaufen (2,5). Aber: die Vertriebspolitik wünscht er sich klarer (3,1), vermisst aber Öffentlichkeitsarbeit (3,2) und bescheinigt Infloor demzufolge auch einen geringeren Bekanntheitsgrad (3,1).
ITC hat nur wenige ausgeprägte Stärken und Schwächen. Am besten beurteilt werden die Belgier beim Preis- Leistungs- Verhältnis (2,3) und bei den Konditionen (2,6), wo sie jeweils auf Platz 2 stehen. Überdurchschnittlich sind zudem die Lieferzuverlässigkeit (2,6), die Qualität des Innendienstes (2,7) und die Zukunftsperspektiven (2,7); auch wirkt die Balta-Tochter einigermaßen sympathisch (2,6). Verbesserungswürdig sind Service und Kulanz (je 3,1).
Noch schlechter schneidet das Unternehmen bei der Vertriebspolitik (3,2), den Innovationen (3,2) und dem Bekanntheitsgrad (3,3) ab, es fehlt zudem an der Öffentlichkeitsarbeit (3,5) und mit den Objektqualitäten ist der Großhandel auch nicht zufrieden (3,6).
Bei Lano kristallisieren sich als Stärken die Lieferzuverlässigkeit (2,4) und die Konditionen (2,9) heraus, bei denen die Belgier jeweils im Vorderfeld landeten. Besser als mit dem Mittelwert wurden außerdem das Preis-Leistungs-Verhältnis (2,7), der Sympathiewert (2,7), die Lieferschnelligkeit (2,7), und die Qualität des Innendienstes (2,6) bewertet. Die Qualität des Außendienstes fällt demgegenüber etwas ab (2,8).
Nachholbedarf haben die Belgier nach Meinung des Großhandels vor allem bei der Objektkollektion (3,4), dem Bekanntheitsgrad (3,4) und der Öffentlichkeitsarbeit (3,6). Da verwundert es kaum, dass auch die Marke als nicht besonders stark angesehen wird (3,3).
Die Norddeutsche Teppichfabrik profitiert von ihrer konsequenten Großhandels-Ausrichtung: Sie ist der unangefochtene Gewinner dieser Umfrage. Gleich 7mal gab es die Bestnote: für die Handelskollektion (2,2), die Lieferzuverlässigkeit (2,0), den Service (2,2), die Konditionen (2,5), die Qualität des Innendienstes (2,1) und des Außendienstes (2,4). Der Großhandel kauft in Geesthacht am liebsten ein (2,0) und findet das Unternehmen auch am sympathischten (1,8). Platz 2 oder 3 sprang beim Preis-Leistungs-Verhältnis, der Objektkollektion, der Lieferschnelligkeit, der Vertriebspolitik, der Kulanz, der Innovationsstärke und - etwas überraschend - bei den Zukunftsperspektiven heraus; vielleicht macht sich hier bemerkbar, dass Firmenpatriarch Hubertus Rösel mit seinem Enkel Christoph Maaß endlich einen Nachfolger aufbaut. Damit könnte jetzt auch die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt werden, die der Großhandel mit 3,1 am schlechtesten benotet hat.
Tretford bzw. die Weseler Teppichfabrik gehört ebenfalls zu den Favoriten des Großhandels. Offenbar hat sich hier die Aufregung gelegt, die einst bei der Einführung des Agentur-Systems entstand: Jetzt lässt das Unternehmen bei der Vertriebspolitik mit 2,1 zumindest alle anderen Anbieter hinter sich, punktet auch bei Service (2,2), Lieferschnelligkeit (1,9), Lieferzuverlässigkeit (2,0) und Zukunftsperspektiven (2,3) und erzielt mit 1,4 beim Bekanntheitsgrad sogar die Bestnote der Umfrage.
Schwarze Flecken auf der weitgehend weißen Weste sind das Preis-Leistungs-Verhältnis (3,0) und die Konditionen (3,5), wo Tretford jeweils auf dem letzten Platz liegt. Auch die Objektkollektion (3,1) weist Mängel auf.
Bei Vorwerk gilt das Gleiche wie bei Tretford: Erst wurde das strenge Vertriebskonzept krisitiert nun wird es gelobt, weil es klar und stringent ist: Platz 1 mit einer Note von 2,1. Anerkennung zollt der Großhandel den Hamelner auch für ihre Markenpolitik (1,6), die Öffentlichkeitsarbeit (1,9), die sich in einem hohem Bekanntheitsgrad (1,4) bemerkbar macht und die Innovationsstärke (2,3), wo sie das Feld anführen. Mit Platz 2 sehr gut positioniert ist das Unternehmen zudem mit seiner Handelskollektion (2,4) wie auch der Objektkollektion (1,8), der Lieferzuverlässigkeit (2,4) und dem Service (2,4), der Qualität des Innendienstes (2,3) und den Zukunftsperspektiven (2,4) - obgleich alle Jahre wieder Verkaufsgerüchte aufkommen. Die einzige Note mit einer 3 vor dem Komma - und den vorletzten Platz im Ranking - gab es für das Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die Bewertung von Wüst lässt keine ausgeprägten Abweichungen nach unten oder oben erkennen. Lediglich bei der Vertriebspolitik (2,6) hebt sich der Tufter mit Platz 2 deutlich vom Hauptfeld ab. Relativ zufrieden ist der Großhandel mit der Objektkollektion (2,6), der Lieferschnelligkeit (2,6), der Qualität des Innendienstes (2,7) und dem Preis- Leistungs- Verhältnis (2,7), findet die Kempener auch einigermaßen sympathisch (2,5) und kauft dort verhältnismäßig gern ein. Aber Service, Kulanz und Innovationsstärke liegen leicht unter dem Mittelwert, schwach bewertet wird Wüst auch bei allem, was mit dem Auftritt im Markt zu tun hat: Markenstärke (3,1), Öffentlichkeitsarbeit (3,2) und Bekanntheitsgrad (3,3).
BTH / BBE-Kundenbarmeter Panel und Methodik
Die Umfrage wurde im November 2002 schriftlich durchgeführt. Die Bewertung erfolgte mit Schulnoten zwischen 1 (= ausgezeichnet) und 6 (= ungenügend). Für jeden der insgesamt 15 Teppichboden-Anbieter wurden 18 Benchmarks abgefragt, darunter objektiv messbare wie Lieferschnelligkeit und Konditionen, aber auch subjektiv empfundene wie Sympathiewert, Service und Zukunftsperspektiven. Aus den Antworten wurde eine Durchschnittsnote für das jeweilige Kriterium errechnet, die aber als Maßstab allein nicht ausreicht; auch die Streuung der Noten muss beachtet werden, weil sie etwas über die Gewichtung aussagt.
Diese Großhändler haben an der Bewertung teilgenommen:
Dekoreno, Rothenburg o.T.
Engel u. Jung, Lollar
Geilfuß, Osnabrück
Heick, Lübeck
Herzog, Bremerhaven
Hometrend Inku, Leinfelden-Echterdingen
Jordan, Kassel
August Kahlert, Gütersloh
Franz Kerstin, Soest
Knöner, Herford
König & Kritzmann, Hamburg
Lotter, Ludwigsburg
Peters sen. , Viersen
Proma, Bielefeld
Gebr. Rettberg, Seevetal
Riegelsche Baustoffe, Miltenberg
Ruhe & Co, Göttingen
Saum & Viebahn, Kulmbach
Streit, Straubing
Thomas & Co., Berlin
Timpe & Mock, Bremen
Ullmann, Oldenburg
Weinhard + Just, Hannover
Weigel, Cloppenburg
Willer, Detmold
aus
BTH Heimtex 01/03
(Wirtschaft)