Laminatbeläge auf der Domotex

Immer besseres Laminat soll mehr Marge bringen

Kein bahnbrechenden Neuheiten, aber viele Verbesserungen im Detail gab es in diesem Jahr bei Laminatbelägen zu sehen. Das Produkt soll wertiger in Optik und Gebrauchseigenschaften werden, und sich damit vom "Mengen- zum Margenbringer" entwickeln, wie der europäische Industrieverband EPLF postuliert.

Nach all der Aufregung auf der letzten Domotex mit dem auflodernden Patent-Streit, einstweiligen Verfügungen und Drohgebärden, ging es dieses Jahr in Hannover wesentlich zivilisierter zu. Zwar ist die Diskussion um die Patentrechte immer noch nicht entschieden - und wird sich voraussichtlich auch noch hinziehen - aber die Kontrahenten tragen ihre Auseinandersetzungen nicht mehr in der Öffentlichkeit, sondern vor Gericht aus. Dabei ist keine eindeutige Tendenz zu erkennen; mal gewinnt die eine Seite, mal die andere. Die beiden Verbündeten Berry und Välinge treten dabei unverändert sehr rigide auf; spektakulärster Fall ist derzeit ihre Sammelklage bei der US International Trade Commission gegen gleich 7 Mitbewerber: Die Classen-Tochter Akzenta, BHK of America, Meister Leisten, Pergo, Roysol, Tarkett und Unilin Decor.

Auf geteiltes Echo stieß der Umzug der Laminat- und Parkettanbieter von der angestammten Halle 3 nahe des Haupteingangs Nord in die Hallen 7 und 8 am Ende des "Ost-Schenkels" der Messe. Etliche Aussteller fühlten sich am neuen, abgelegeneren Standort vom Besucherstrom abgeschnitten und beklagten geringere Frequenz als in den Vorjahren. Mag sein, dass es auch nur weniger erschien, weil sich die Einkäufer auf zwei Hallen verteilten, statt sich in einer zu ballen. Qualität und Stimmung der Kunden ließen jedoch dem allgemeinen Tenor zufolge nichts zu wünschen übrig.

Nicht durchgesetzt hat sich die Forderung nach einem zweijährigen Teilnahmerhythmus, über die innerhalb der Mitglieder des europäischen Industrieverbandes EPLF abgestimmt wurde. Damit bleibt die Entscheidung über eine Präsenz in Hannover unverändert jedem selbst überlassen.

Generell hat die Branche zur Zeit wenig Grund zur Klage. Der Laminatmarkt ist im letzten Jahr geradezu explodiert. Am meisten überrascht hat selbst Optimisten, dass der eigentlich als gesättigt eingeschätzte deutsche Markt noch einmal richtig an Fahrt gewonnen hat: 60 Mio. qm Laminatbeläge sind nach Einschätzung des EPLF hierzulande 2000 verkauft worden; das sind 50 % bzw. 20 Mio. qm mehr als im Jahr zuvor. Nach übereinstimmender Meinung haben die Klicksysteme für den unvermuteten Schub gesorgt. Manchem Insider erscheint diese Zahl allerdings etwas zu hoch gegriffen; 48 bis 50 Mio. qm werden für realistischer gehalten, was immer noch einen deutlich zweistelligen Zuwachs bedeuten würde. Tatsache ist, dass der deutsche Bodenbelagsmarkt insgesamt nicht 20 Mio. qm zugelegt und Laminat-Wettbewerbsprodukte wie CV-Beläge oder Teppichboden nicht in dieser Größenordnung verloren haben.

Der Laminatboden-Absatz in Europa wird vom EPLF auf 200 Mio. qm beziffert. Die Hauptanstrengungen der Industrie konzentrieren sich hier neben Deutschland auf Großbritannien und Frankreich, wo sich nach Beobachtung von Ulrich Windmöller ein geradezu "dramatischer Umbruch", auch in Spanien machen einige Anbieter gute Geschäfte. Tarkett Sommer ist mit der Entwicklung dort ganz zufrieden, Pergo unterhält sogar eins von vier europäischen Zentrallagern in Madrid. Weniger ist in der Branche von Osteuropa die Rede, das inzwischen gut 30 Mio. qm Laminatbeläge aufnehmen soll. Nur die Classen-Gruppe verweist nicht ohne Stolz auf ihre führende Stellung jenseits der Oder, die durch das neue Werk in Brandenburg noch weiter ausgebaut werden soll. Auch die Schweizer Krono-Gruppe verfügt über eine gute Ausgangsposition durch Holzwerkstoff-Produktionen in Polen und seit Ende 2000 auch in der Ukraine.

Nach Europa ist die Asien/Pazifik-Region mit einem Plus von 46 auf 65 Mio. qm das zweitgrößte Absatzgebiet. Der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig auf China. Die Asien-Euphorie der letzten Jahre ist allerdings inzwischen weitgehend entschwunden. Die einheimische Konkurrenz hat zugenommen, entsprechend verschärft sich der Preisdruck, was es schwieriger macht, die teilweise hohen Einfuhrzölle zu amortisieren. Einige Anbieter versuchen dies Dilemma durch Direktinvestitionen in Asien zu umgehen, wie Witex mit seinem Joint-Venture in Malaysia, das noch in der ersten Jahreshälfte den Betrieb aufnehmen soll oder Sprela mit einem Partner-Projekt in China. Auch die Kronospan-Gruppe soll sich konkret mit einer eigenen Produktion in China beschäftigen.

Für viele interessanter als Asien ist Nordamerika, wo das Marktvolumen 2000 auf 50 Mio. qm taxiert wird. Im letzten Jahr haben einige den Sprung über den großen Teich gewagt: die Classen-Gruppe berichtet von einem erfolgreichen Einstieg in den USA, Unilin verstärkt die Aktivitäten durch die Gründung einer Vertriebstochter, Hornitex ist ebenfalls dabei, eine eigene Gesellschaft ins Leben zu rufen. Laminatbeläge von Berry sind ebenfalls auf dem amerikanischen Markt präsent - allerdings unter dem Label von Armstrong.

Noch rasanter als der Absatz ist 2000 die weltweite Produktion an Laminatböden gestiegen. 350 Mio. qm (99: 222,4 Mio. qm) sind nach EPLF-Aussagen hergestellt worden. Wohl 25 neue Anlagen sind angelaufen, weitere sind bereits bestellt. Unter anderem will E.F.P. im zweiten Quartal die zweite CML-Presse und drei weitere Fußbodenstraßen in Wismar installieren, Kronotex Heiligengrabe zwei neue KT-Pressen und weitere Fußbodenlinien. Zur Jahreswende bzw. im nächsten Jahr sollen die nagelneuen Werke der Classen-Gruppe im brandenburgischen Baruth und von Unilin in Frankreich die Produktion starten.

Die Kapazitäten erreichen inzwischen ungeheure Dimensionen: Kronotex beziffert seine - ohne die neuen Anlagen - auf 40 Mio. qm, Berry will 2001 auf 30 Mio. qm verdoppeln, E.F.P. erreicht allein Wismar fast 28 Mio. m, Epi kommt auf 20 Mio. qm. Vergleichsweise bescheiden erscheinen dagegen die 14 Mio. qm von Parador und die 10 Mio. von Hornitex. Unilin gibt für 2000 eine Produktion von 18 Mio. qm an, die 2001 auf 25 Mio.zunehmen soll, die Classen-Gruppe hat bei "gut ausgelasteten Kapazitäten" 15 Mio. qm hergestellt und plant für 2001 eine Steigerung auf 19 Mio. qm. Wobei diese Aufstellung bei weitem nicht komplett ist; die übrigen Produktionsgesellschaften der Schweizer Krono-Gruppe sind darin genauso wenig enthalten wie der kaum minder potente Kronospan-Verbund.

Obgleich der Markt offenbar verteilt ist, gibt es immer noch Neueinsteiger. So präsentierte sich auf der Domotex die französische Neugründung Selfloor, ein junges, motiviertes Team, das in der Nähe von Strassburg produziert.

Die belgische Domo-Gruppe, einer der "Big Player" im Teppichbodenbereich, will zu-nächst nur in USA mit dem Vertrieb von Laminatbelägen starten. Aber wer Jan der Clerck kennt, weiß, dass er sich nicht mit "Peanuts" abgibt.... Als Domo- Lieferant wurde in Hannover Egger-Tochter E.F.P. gehandelt.

Und noch ein belgischer Textiler will "fremdgehen": Balta. Die Gruppe der Familie Balcaen hat bereits mit Tapeten und CV-Belägen bewiesen, dass sie sich auch in anderen Bereichen als Teppichboden behaupten kann. Wobei das Thema Laminat ganz gelassen gesehen wird: "Wir sind sehr investitionsfreudig und dabei in verschiedenen Richtungen offen", sagte Category Manager Philippe van Hecke gegenüber BTH. Soll heißen: sowohl nur Vertrieb als auch der Einstieg in die Produktion seien möglich. Eine Akquisition habe dabei zwar keine Priorität, "aber wir sind auch nicht abgeneigt." Wie es heißt, hatte sich Balta für den kleinen belgischen Laminatproduzenten Decolam interessiert, der dann von Unilin übernommen wurde.

Leimlose Verlegesysteme haben sich viel schneller und stärker im Markt durchgesetzt als viele erwartet haben. Mittlerweile sind sie fast schon Standard. Alloc verzichtet als erster Anbieter auf konventionell zu verleimende Böden und setzt komplett auf leimlos - inclusive Parkett und Furnierboden. Andere Unternehmen wie Unilin, oder E.F.P. haben Leim-Produkte zumindest stark zurückgefahren. E.F.P- Geschäftsführer Stefan Pletzer dazu: "In zwei, drei Jahren werden sie nur noch ein Randthema im Billigbereich sein." Einige Hersteller stellen ihren Kunden sogar verschiedene Klick-Techniken zur Auswahl. So sucht beispielsweise Pergo, die das Thema "Leimlos" zunächst verschlafen hatten, über die Uniclic-Lizenz von Unilin und parallele Eigenentwicklungen Anschluss an den Markt.

Eine neue Variante kommt von Kaindl, die mit Snap Plus auf der Münchner Bau den ersten "selbstklebenden" Laminatboden vorstellten: Dabei wird werksseitig eine Leimschicht auf die Nut der - mechanisch verriegelbaren - Laminatelemente aufgebracht, die bei der Verlegung durch Wasser aktiviert werden kann. Vorteil: Die Verbindung von einfacher Verlegung mit besseren Gebrauchseigenschaften. Mit dem Prinzip haben sich auch andere Produzenten beschäftigt, sind aber noch nicht bis zur Marktreife vorgedrungen. Problematisch soll unter anderem die nachlassende Klebfähigkeit des Leims bei längerer Lagerung sein.

Weit verbreitet sind mittlerweile integrierte Akustiksysteme, die unangenehmen Tritt- und Raumschall dämmen. Jeder schwört auf seine Lösung: Kautschuk, Polyurethan, Holzwerkstoffplatten, Kork.... Der Verbraucher profitiert davon, denn die Gebrauchseigenschaften des Laminatbodens werden verbessert - auch wenn die Produktion verlangsamt wird, und das Sägen der Elemente für den Verleger mühsamer wird.

Auf technischer Seite gab es in Hannover also dieses Jahr wenig Neues zu sehen. Dafür arbeitet die Industrie intensiv daran, die Optik immer weiter dem natürlichen Vorbild anzunähern, etwa über fühlbare Maserungen oder betonte Fugenbilder. Unilin stellt sogar mit gefasten Kanten die Fugen nach. Auf hygienische Sauberkeit bedachte Hausfrauen werden sich davon aber nur schwer überzeugen lassen. Die neuen Oberflächen sind wie bei Wiparquet matt im Look geölt/gewachster Parkettböden, oder betont glänzend wie bei HDM.

Vereinzelt wiederentdeckt werden Fliesendekore, die wohl in den USA ankommen, aber hierzulande keine Marktchancen haben. Der deutsche Verbraucher ist konservativ. Laminatböden müssen wie echtes Holz aussehen - und zwar möglichst wie Buche, Ahorn oder Eiche. Der rustikale Country-Stil - und mit ihm Landhausdielen und etwas dunkler getönte Holzdekore - hat sich inzwischen in vielen Kollektionen einen Platz erobert. Daneben kommt eine neue Edel-Richtung mit eleganten Holzdekoren. Sehr trendig: Hochkantlamellen-Optik wie bei Industrieparkett.
aus BTH Heimtex 02/01 (Wirtschaft)