Messebericht Sonnenschutz
Sonnenschützer behaupten sich
Der Sonnenschutz-Branche geht es nach wie vor gut. Im Schnitt sind die Umsätze im Jahr 2000 um 4 % gestiegen. Allerdings zeigt sich der Markt zweigeteilt. Einige wenige, vorausschauende Unternehmen haben die Führungsrolle übernommen und konnten satte Gewinne einfahren. Andere dagegen haben die gesetzten Ziele nicht erreicht und versuchen jetzt mit neuen Konzepten Tritt zu fassen.
Am Anfang gleich die gute Nachricht; Im Vergleich zu den eher schwachen, vielfach rückläufigen Umsätze der Heim- und Haustextilien-Industrie konnten die Hersteller von innenliegendem Sonnenschutz im vergangenen Jahr ein gutes Umsatzplus verbuchen. Einen Zuwachs um rund 4 % meldet der Verband Innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (VIS). Der Sonnenschutzmarkt stagniert auf hohem Niveau, zeigt sich jedoch zweigeteilt. Es gibt Anbieter, die fest im Sattel sitzen und steigende Umsätze verbuchen können. Andere wiederum haben aufgrund struktureller Veränderungen Marktanteile verloren und müssen sich erst wieder neu orientieren.
Die Stagnation im Markt, insbesondere im zweiten Halbjahr 2000, wird in der Branche auf die schlechten Rahmenbedingungen zurückgeführt: steigende Ölpreise, Rentenreform, Unsicherheit zur Euro-Währung und Börsen-Schwäche. Man hofft nun, dass die erste Stufe der Steuerreform etwas mehr Liquidität in die privaten Haushalte bringt und diese Mittel dann zur Verschönerung des Heims ausgegeben werden - nicht wie bisher hauptsächlich für Freizeit und Urlaub.
In der Sonnenschutzhalle 10.2. ging es auf der Heimtextil lebhaft zu. So registrierte man zum Beispiel bei Teba am Messestand "10 bis 15 % mehr Besucher". "Hier herrschte eine hervorragende Stimmung", freute sich Teba-Geschäftsführer Klaus Friederichs. "Das Vertrauen in das neue Geschäftsjahr ist groß." Bei Teba hat man auch allen Grund dazu. Die Duisburger schlossen das Jahr 2000 mit einem "guten Plus von knapp 7 %" ab, berichtete Marketingleiter Peter Mittelsteiner im Gespräch mit BTH. Das bedeutet eine Umsatzsteigerung auf 85 Mio. DM. Insbesondere das Maßgeschäft sei sehr erfolgreich gewesen. "In der individuellen Fertigung war der Faltstore der absolute Gewinner. An zweiter Stelle kam der Lamellenvorhang, die Segmente Jalousie und Rollo lagen gleichauf."
Weil die Sonnenschutz-Branche nach wie vor stark vom Wetter abhängig ist, sind auch die Umsatzverläufe der Unternehmen entsprechend geprägt. Leider hat Petrus im letzten Jahr mit einem anhaltend kühlen und sonnenarmen Sommer den Sonnenschützern ein Schnippchen geschlagen. Wie viele seiner Mitbewerber, kann auch Wilhelm Hachtel, geschäftsführender Gesellschafter von MHZ, ein Lied davon singen: "Insgesamt war das Geschäftsjahr 2000 recht erfreulich. Der Wermutstropfen allerdings ist, dass das erste Halbjahr viel stärker war als das zweite." Aufgrund der Regenperiode im Juli habe man den starken Aufwärtstrend der ersten Jahreshälfte in den Folgemonaten nicht halten können. Das Objektgeschäft sei "signifikant besser" gelaufen, als der private Bereich, zieht man bei MHZ Bilanz und hofft, im laufenden Jahr, "etwas bessere Verkaufspreise durchsetzen zu können."
Mit der Entwicklung des Jahres 2000 "sehr zufrieden" zeigte sich Kadeco-Geschäftsführer Walfried Kattelmann und verweist auf einen "deutlich gesteigerten Umsatz". "Wir haben an Marktbedeutung gewonnen und sehen positiv in die Zukunft."
Marktoffensive gestartet
Bei Silent Gliss blickt man auf ein "gutes Jahr mit einem guten Wachstum" zurück. Für Geschäftsführer Thomas Held ein Ansporn, das Ergebnis noch zu toppen: "Wir wollen 2001 stärker wachsen als der Markt." Wobei er schätzt, dass sich der Markt im laufenden Jahr um weitere 2 bis 3 % ausweitet. Um dieses Ziel zu erreichen, hat das Unternehmen strukturelle Maßnahmen getroffen. Der Außendienst wurde ausgebaut, um "näher am Kunden zu sein".
Auch Trend Dekor, die deutsche Tochter des niederländischen B & C-Konzerns, startet zur Offensive. "Wir wollen aktiver am Markt werden", gibt der neue Geschäftsführer Marinus Lauret die Parole für das 2001 aus. Das Produktprogramm wurde bereits komplett überarbeitet, die Stoffkollektion auf den neuesten modischen Stand gebracht. Zudem hat man den Außendienst verstärkt und neu organisiert.
Arquati in Hamburg, ehemals Vossloh, scheint nach den Turbulenzen der letzten Jahre, die durch den Verkauf an den italienischen Arquati-Konzern entstanden sind, wieder festen Boden erreicht zu haben. "Wir haben sehr gute Zuwächse bei unseren neuen Produktbereichen Markisen, Stoffe und Polstermöbel erzielt", betont Marketingleiterin Sylvia Wilcken, musste aber gleichzeitig einräumen, dass die angestammte Sonnenschutzsparte "leicht rückläufig" war. Diese Defizite konnten ausgeglichen werden, weil man zusätzliche Akzente mit einem neuen Sortimentskonzept gesetzt hatte. Arquati zielt darauf ab, Komplettanbieter für den Raumausstatter zu werden und hat sich die "ganzheitliche Raumausstattung mit italienischem Flair" auf die Fahnen geschrieben.
Newell Window Fashions Germany, wie die frühere Gardinia-Gruppe seit Sommer letzten Jahres heißt, präsentierte sich gemeinsam auf einem Stand mit den europäischen Newell-Partnern. Jedes Unternehmen stellte landesspezifische Sortimente vor, insbesondere die große Anzahl an Stilgarnituren stach ins Auge. Der 10 Mrd. Dollar Umsatz schwere US-Konzern Newell war 1998 bei dem ehemaligen Familienunternehmen eingestiegen. Seither sind die Allgäuer dabei, wieder Tritt zu fassen. Man will sich auf die innenliegende Fensterdekoration konzentrieren, der Bereich Markisen wurde komplett aus dem Angebot gestrichen. Die eingeführten Namen sollen im Prinzip erhalten bleiben: Gardinia wird als SB-Marke, Alugard als Premium-Marke weitergeführt. Albert Baake, Marketingleiter von Newell Window Fashions Germany: "Wir werden ab 2001 das Gardinia-Maßprogramm für alle Partnerunternehmen produzieren." Zudem habe man das Produktmanagement erweitert und will den Fachhandelsbereich "strategisch ausbauen".
Für Riloga war die Heimtextil der Auftakt für eine große Jubiläums-Verkaufsaktion mit Gewinnspiel, die anlässlich des 50. Geburtstags der Sonnenschutz-Marke Luxaflex veranstaltet wird und bis August andauern soll. Die Tochter des niederländischen Komponentenherstellers Hunter Douglas Konzerns erhofft sich durch diese Aktivitäten einen kräftigen Umsatzschub, denn die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres lagen unter Plan: "Wir haben ein ausgeglichenes Ergebnis im Vergleich zu 1999, aber unter dem Strich natürlich nicht befriedigend, weil wir uns mehr vorgenommen hatten", gab sich Riloga-Geschäftsführer Heinz-Joachim Dommel gegenüber BTH selbstkritisch.
Bei Hunter Douglas Components in Kassel, die über die verarbeitende Industrie den Markt bedienen, freut man sich über zweistellige Zuwachsraten: " Wir haben gegenüber dem Vorjahr über 20 % im Umsatz zugelegt", meldet Geschäftsführer Friedrich Petrat. Tätigkeitsschwerpunkt in diesem Jahr wird eine neue Textilkollektion für die Produktgruppen Rollo, Vertikal und Plissee sein, die zum EOS-Hardwarepaket herausgegeben wird.
Satte Zuwächse bei Plissee
Komponentenhersteller Benthin, der vor zwei Jahren erstmals Plissee in sein Angebot aufgenommen hat, konnte sich "gut im Markt positionieren, weil es nicht zu viele System-Anbieter gibt", konstatiert Vorstandsmitglied Ursula Benthin. Für Neulinge, die bisher nicht mit Benthin gearbeitet haben, wird ein Plissee Start-up-Paket mit Kleinwerkzeugen und Arbeitstischen geschnürt. "Wenn wir attraktiv genug sind, werden wir auch Konfektionäre aus dem anderen Lager finden."
Wichtigstes Messethema bei Systemlieferant Blöcker war die komplett neu gestaltete Faltstore-Kollektion, die ab April auf den Markt kommen wird. "Plissee ist nach wie vor der Renner und unser umsatzstärkstes Produkt", sagt Marketingleiterin Antje Grobecker. Blöcker, der gleichzeitig auch als Repräsentant von Jalousien-Anbieter Faber agiert, verweist auf Anfrage darauf, dass sich die Beziehungen zwischen den beiden Unternehmen "nicht verändert haben". Die dänische Firma Faber wurde vor einem Jahr von der Velux-Gruppe übernommen und ist derzeit mit arbeitsintensiven Umstrukturierungen beschäftigt. Jetzt hofft man in der Branche, dass die Produktentwicklung forciert wird, da die Faber Jalousien-Kollektion bereits seit fünf Jahren am Markt ist.
Somfy, als Lieferant von Antriebstechnik für Sonnenschutz, war mit der Intention auf die Messe gekommen, die Automatisierung von innenliegenden Beschattungssystemen zu intensivieren. "Mit der Motorisierung eröffnet sich für die Raumausstatter-Branche ein großes Wachstumspotenzial, das es weiter auszubauen gilt", betont Produktmanager Bernhard Sommer.
Obgleich die Sonnenschutz-Halle gut belegt war, fiel auf, dass zwei bekannte Unternehmen fehlten. Büscher, der auf der Raumausstattung in Dortmund einen großen Auftritt hatte, fehlte diesmal auf der Heimtextil. Auch Hüppe Form war nicht zugegen. Es wird kolportiert, dass das Unternehmen nach der Schließung seiner Innensonnenschutz-Produktion nur noch Handelsware vertreibt.
Sonnenschutz-Trends 2001: Shooting-Star Flächenvorhang
Welche Entwicklungen lassen sich in den einzelnen Produktgruppen beobachten?
Der absolute Shooting-Star war der Flächenvorhang, der auch durch das Feng Shui-Thema lanciert wird. Manche Hersteller bieten nur die Flächenvorhangtechnik an und der Raumausstatter konfektioniert die passenden Stoffe aus seinem Sortiment. Andere Anbieter führen spezielle Flächenvorhangstoffe und transparente Folien, aber auch Qualitäten, die aus Raffvorhang-, Vertikal- und Rollo-Kollektionen stammen. Es verwundert allerdings, dass noch kein Hersteller eine serienreife Antriebslösung für Flächenvorhänge im Programm hat. Gerade im Objektbereich, der ein wichtiges Einsatzgebiet für den Paneltrac darstellt, sind motorisierte Systeme gefragt.
Wie bereits in den vergangen Jahren, hat Plissee unter allen Sonnenschutz-Produkten wieder die Favoritenrolle inne. Rund 65 % von 102 befragten Fachhändlern bescheinigen Plissee steigende Zuwachraten. (Lesen Sie dazu bitte unsere BTH / BBE Exklusiv-Umfrage in BTH 11/2000). Mit optimierter Technik und innovativen, modischen Stoffen lösen die Plissee-Anbieter diesen Anspruch ein. Gezeigt wurden filigrane, transparente Qualitäten, darunter Metallgewebe, Vliesmaterialien, perlmuttschimmernde Effektdrucke und Strukturgewebe. Die Dessins sind zurückhaltend, ebenso die Farben: lichte, pastellfarbene und distinguierte Töne mit südeuropäischer Note dominieren.
Ein großes Absatzpotenzial ist auch bei Vertikallamellen vorhanden. In dieser Produktgruppe schlägt der Objektbedarf durch, angestoßen durch die EU-Norm zur Beschattung von Bildschirmarbeitsplätzen. Viele Hersteller haben ihre Sortimente um funktionelle Objektqualitäten aufgestockt. Im Wohnbereich scheint der Streifenvorhang immer noch nicht so gefragt zu sein, obwohl für diese Zielgruppe zahlreiche dekorative Lamellenstoffe angeboten werden: bedruckte und strukturierte Gewebe, Jacquards, Ausbrenner-Stoffe, Crincle- und Seidenlook sowie trendige Wellpappen-Optik und plissierte Oberflächen in modischen Farbstellungen.
Das Rollo erhielt einen neuen Schub durch die Verbandskollektion, die letztes Jahr auf der Heimtextil vorgestellt wurde. Viele innovative Stoffe aus der Rollo-Kollektion finden sich jetzt auch bei Plissee und Vertikal wieder.
Stark im Rennen sind Raffrollo und Raffvorhang, die als direkte Alternative zur herkömmlichen Gardine sehr gefragt sind. Insbesondere auf die Bedienungsfreundlichkeit des Systems achtet der Endverbraucher. Deshalb wurden auf der Messe zahlreiche Raffrollo-Techniken vorgestellt, die schnell und einfach zu handhaben sind.
Eher ein Mauerblümchen-Dasein führte in Frankfurt die Horizontaljalousie. Vorgestellt wurden technische Verbesserungen wie die Mono-Bedienung nur mit Kugelkette oder ein elektrischer Antrieb für Holzjalousien. Momentan scheint die sachliche Jalousie keinen hohen Stellenwert in der Verbraucher-Gunst zu haben. Oder fehlen neue Impulse aus der Industrie?
Bei Vorhangstangen haben schlichte, reduzierte Garnituren aus Edelstahl mit schmalen Durchmessern (10 bis 16 mm) nach wie vor die Nase vorn. Insider sagen, dass Edelstahl den Zenit erreicht hat, und insbesondere das Hochwertgenre wieder langsam davon abrückt. Im Kommen sind sparsam eingesetzte Schmuck-Elemente zur Edelstahl-Garnitur, wie etwa messingfarbene Gardinenringe oder dezente Endstücke aus anderen Metallen, Holz oder Glas. Ein Comeback kündigt sich bei Holz-Garnituren an. Trendsetter Blome spürt aus dem Fachhandel verstärkte Nachfrage nach Stangen aus dem Naturmaterial und zwar mit kräftigerer Maserung und auch in dunkleren Tönen.
Zu sehen waren auch handgeschmiedete Vorhangstangen aus Eisen mit archaisch gestalteten Endstücken in hochwertiger Ausführung. Ebenfalls viel beachtet: Vorhangsysteme aus Aluminium mit Innenlauf, eine Synthese aus Stange- und Schiene.
Seilspanner sind rückläufig und wurden durch die schmale Spannstange nahezu abgelöst. Allerdings gibt es bei Spannstangen ein Montageproblem bei schwachen Untergründen: Trägerbefestigungen werden durch die hohen Spannkräfte vielfach aus der Wand gerissen. Jetzt gibt es ein sogenanntes Statik-Rohr, mit dem sich Spannweiten bis 5 Meter ohne Zwischenträger realisieren lassen. Im dem Rohr wird über Hebelkräfte ein statischer Effekt, ähnlich dem von Spannbeton erzeugt. Die Trägerbelastung soll sich dadurch deutlich verringern.
Dekorationstechnik-Markt unter Druck
Ganz oben auf der Hitliste der Vorhangstangen- Hersteller stand die Durchschleudertechnik. Demonstriert wurde ein großes Spektrum unterschiedlichster Problemlösungen. So hatte zum Beispiel Interstil auf der Heimtextil eine "Schleuder-Wand" installiert, die alle Systeme auf einen Blick zeigt. Hinter der Marke Interstil verbirgt sich das Familienunternehmen Diedrichsen, das seine Produkte über den Großhandel vertreibt und seit knapp zwei Jahren die Marke stärker ins Rampenlicht rückt - mit Erfolg: Innerhalb dieser kurzen Zeit sei es gelungen, durch Messepräsenz und kontinuierliche Arbeit in der Fachpresse einen hohen Bekanntheitsgrad zu erreichen, freuten sich die beiden Firmenchefs Manfred und Jens Diedrichsen.
Weil es im Dekorationstechnik-Markt sehr viele Mitbewerber gibt, ist es mehr denn je notwendig, sich als Anbieter richtig zu positionieren. Insbesondere im Bereich Edelstahl herrsche ein regelrechter Verdrängungswettbewerb, weiß man bei Art Line, die das gehobene Marktsegment bedienen. "Wir setzen auf Langzeitprodukte", erläutert Art Line-Geschäftsführer Wolfgang Kanbach seine Produktstrategie.
Vorhangstangen-Anbieter Silenta blickt auf ein "schwieriges Jahr" zurück. "Große Zuwächse haben wir nicht", sagt Geschäftsführerin Heidrun Schindler offen. "Ich glaube, wir alle leiden darunter, dass es ganz viele kleine Hersteller gibt, die sich irgendein Segment herauspicken und dann regional vertreiben."
Bei Rosso-Objekte gab es "kurzfristig einen Umsatz-Knick aufgrund von Lieferschwierigkeiten", räumt Geschäftsführer Dietrich Brennenstuhl ein. Die Probleme seien jetzt alle aus der Welt geschafft, verspricht er. "Nun ist das Vorhangsystem perfekt ausgereift und kann sogar mehr, als wir ihm abverlangen wollten."
Möller zeigte aktuelle Dekorationslösungen unter Einbeziehung der traditionellen Vorhangschiene, darunter auch eine preisgünstige Flächenvorhangtechnik. "Starke Umsatzsteigerungen" verbucht Thomas Möller bei Aluminiumschienen. Das "rückläufige Inlandsgeschäft bei Kunststoff-Vorhangschienen" konnte das Mescheder Unternehmen mit einem "dicken Plus" im Export ausgleichen".
aus
BTH Heimtex 02/01
(Wirtschaft)