Flower Power und das Thema Lizenzen

Haustextilien: Tisch- und Bettwäsche-Neuheiten

Auf dem Tisch bleibt es transparent, im Schlafzimmer blühen Blumen, im Bad gibt es immer mehr Komplettprogramme inklusive Duft - und überall im Haustextilien-Bereich wird es bunter. Flieder und Hellgrün auf der einen Seite, fruchtige Orange- und Rottöne auf der anderen sind die neuen Trendfarben. Das Thema Lizenzen erhält weiteren Vorschub durch Neueinsteiger aus DOB und HAKA im Bettwäschebereich wie Tom Tailor und Bugatti.

"Home ist where the heart lives" - so beschreibt Designer Gunnar Frank den Trend 2001/2002 für Haus- und Heimtextilien. Geht es nach den Vorstellungen des Niederländers lösen lebhafte Farben und originelle Farbkombinationen lösen Unis und die sachliche Nüchternheit ab.

Die Haustextilien-Industrie ist dem gegenüber durchaus offen, wie sich in Frankfurt zeigte. So wollen beispielspielsweise die Bettwäsche-Anbieter mit Luxus-Bettbezügen und pfiffig-bunten Dessins für ein neues Stil-Bewusstsein in bundesdeutschen Schlafzimmern sorgen. Dabei geht es im diesjährigen Frühling 2001 blumig im Bett zu: Ob lilafarbene Tulpen, leuchtend rote Mohnblumen, Lotusblüten, Gerbera oder Kornblumen... von künstlerisch interpretiert bis zu naturalisch - die Auswahl an Blütendessins war in diesem Jahr besonders groß. Zwar sind Blumendrucke schon immer ein Thema zum Frühjahr hin gewesen, doch in diesem Jahr überbieten sich die einzelnen Hersteller an Kreativität, Vielfalt und prächtiger Farbgestaltung. Leuchtendes Orange, Apfelgrün, Kornblumenblau und Rot sind die auffälligsten Trendfarben, daneben kommen analog zur DOB pastellige Flieder- und Lavendeltöne sowie Zartgelb.

Im starken Kontrast dazu stehen die neuen grafischen Muster in eher maskulien Farben: Blau, Grün, Dunkelrot, Grau und Schwarz werden in Streifenkombinationen oder geometrischen Figuren, puristisch oder auch verfremdet, auf Bettwäsche, Kissen und oft auch auf Bademänteln umgesetzt. Eine jüngere Zielgruppe will die Branche mit Punkten und Kreisen, häufig im Zusammenspiel mit Streifen oder Grafik, in Bonbonfarben ansprechen.

Mehr Attraktivität - aber auch mehr Konkurrenz - bringen immer mehr Bekleidungs-Produzenten mit Fashion-Lizenzen in den Bettwäschemarkt. Nach den Young Fashion-Marken Esprit und Mexx hat in Frankfurt jetzt auch Benetton seine Bed & Bath Collection nach jahrelanger Pause wieder präsentiert. Bei Ibena fanden die bekannten Marken Bugatti und der junge Modehersteller S.Oliver Lizenzpartner. Und kurz vor der Messe hat jetzt auch der Hamburger DOB- und Haka-Anbieter Tom Tailor seine erste Home Collection gemeinsam mit Biberna/Schmänck und JMA vorgestellt.

Mehr Attraktivität für's Schlafzimmer ist in den Augen der Branche dringend nötig, um die Nachfrage nach Bettwäsche und Bettwaren wieder zu beleben. Denn die Bundesbürger investieren lieber in Autos, Reisen und Computer, anstatt in neue Gardinen, Tapeten oder ins Schlafzimmer. Fast ein Drittel seines Lebens verbringt der Mensch im Bett. Trotzdem wird auf eine entsprechende Gestaltung des Schlafzimmers wenig Wert gelegt. "Das Schlafzimmer ist ein Stiefkind der Deutschen", lautet die Botschaft einer repräsentativen Umfrage des Nürnberger Instituts Data Concept im Auftrag der Messe Frankfurt."Die Deutschen sind Schlafraum-Muffel!" Für 63 % der Deutschen hat die Einrichtung des Schlafzimmers geringere Bedeutung als die anderer Zimmer. Wenn Besuch kommt, wird die Tür einfach zugemacht.

Bettwäsche ist noch der Bereich, in dem am häufigsten Anschaffungen getätigt werden: 73 % der Verbraucher kaufen mindestens ein Bettwäsche-Set alle zwei Jahre. Besonders aktiv - nicht zu vergessen: auch kaufkräftig - sind hierbei die 40-bis 49jährigen. Weniger als die Hälfte (36%) kaufen sich allerdings innerhalb dieses Zeitraumes ein neus Kopfkissen. Oberbetten werden noch seltener erneuert (24 %). Verbraucher mit höherer Bildung achten stärker auf Qualität, Farbharmonie, Naturmaterialien und Funktionalität.

Nach einer jahrelangen Talfahrt hatte die Branche im vergangenen Jahr wieder ein leichtes Umsatzplus von 1 % erzielt, resultierend aus den guten Auslandsumsätzen. Gerade Hersteller von hochpreisiger Bettwäsche wie Schlossberg oder Fischbacher sind mit dem Jahr sehr zufrieden. Fischbacher-Direktor Karl Häberli berichtet gar von einem weltweiten Umsatzzuwachs von 10 %. Auch Wülfing mit der Marke Dormisette spricht von "deutlichen, erfreulichen Umsatzsteigerungen". Nach den schwachen Vorjahren will man aber dennoch nicht einer Trendwende sprechen.

Der Bereich Bettwaren (inklusive Federn und Daunen) hat 2000 noch besser abgeschnitten: Hier stieg der Umsatz um 4 %. Verlierer des vergangenen Jahres war die Matratzenindustrie; sie büßte 12 % an Umsatz ein. Kein Wunder: Nur alle 16 Jahre legen sich die Bundesbürger auf eine neue Matratze, wie die Gütegemeinschaft Matratze mitteilte. Unter dem Gesichtspunkt von Hygiene und Gesundheit ist dies kritisch zu betrachten.

Insgesamt geht die Branche zuversichtlich ins Jahr 2001. Viele Aussteller zeigten sich zufrieden mit der Auftragslage nach der Heimtextil. Volle Orderbücher wiesen auf ein gutes Nachmessegeschäft hin. Die Anbieter begründen ihren Optimismus für 2001 vor allem mit guten Aussichten im Export. Dagegen laufe das Inlandsgeschäft erst langsam wieder an. "Wir erhoffen uns vor allem von der Steuerreform positive Impulse", sagt Frank Bierbaum von Irisette.

Einen Dämpfer könnte die positive Stimmung allerdings durch die anstehenden Preiserhöhungen erhalten, die fast alle Aussteller in Frankfurt für die kommenden Monate angekündigt haben. Der hohe Dollarkurs, die explodierenden Energie- und Rohstoffkosten gerade im Bereich Baumwolle müssen aufgefangen werden. Zumal sich die Preise angesichts einer Importquote von 76 % bei Haus-, Tisch- und Bettwäsche und einem Überangebot am Markt ohnehin vielfach am unteren Ende der Skala bewegen. Rechnen kann der Kunde mit einer Preiserhöhung von durchschnittlich 3 bis 5 %.

Viel Farbe für's Bad

Wie im gesamten Haustextilienbereich ist auch im Badezimmer für die kommende Saison Farbe angesagt. Die Farbpaletten der einzelnen Anbieter wurde um viele modische Töne erweitert, um beim Kunden die Lust auf Neues und damit die Kauflust zu wecken. Einerseits strahlend bunt und leuchtend in Orange, Apfelgrün, Sonnengelb und Wasserblau, andererseits in zarten Pastells wie Flieder, Rosa, Vanillegelb, Hellblau oder Lindgrün. Immer noch aktuell: warme Erdtöne bis hin zu Braun, außerdem Schwarz und Grau in allen Farbnuancen von Ecru bis Anthrazit.

Blumen und hier speziell Rosen, filigrane Stickereien, feine Spitzenapplikationen und Bordüren sind romantische Klassiker, die immer wiederkehren. Großformatige Grafik, Ethno-Motive aus dem afrikanischen oder asiatischen Raum, aber auch plakative maritime Inspirationen findet man vielfach auf großen Strandlaken. Technische Weiterentwicklungen lassen Hoch-Tief-Strukturen beim Veloursfrottier immer raffinierter erscheinen.

Im Zeitalter der Fitness-Welle wird für viele das Badezimmer zur heimischen Gesundheits-Oase. Etliche Hersteller bieten inzwischen Komplettprogramme vom Badetuch bis zum Sauna-Wickelrock, als klassische Frottier-Ware oder kombiniert mit Velours und Baumwollpiqué. Abgerundet wird dieses Angebot durch Accessoires, Düfte, Seifen und Badezusütze, die vielfach sogar farblich auf die Frottierware abgestimmt sind.

Das vergangene Jahr hatte für viele Unternehmen der Branche nicht besonders gut begonnen. Erst im dritten Quartal und gegen Weihnachten besserte sich vielfach die Lage und die Nachfrage zog an. So verbuchte Vossen allein im vierten Quartal einen stolzen Umsatzzuwachs von 31 %. Gerade Firmen im oberen Segment sprachen in Frankfurt von einer guten Auftragslage. Man blicke optimischtisch in die Zukunft, war die einhellige Meinung. Allerdings zwangen der hohe Dollar-Kurs und die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise viele Anbieter zu einer leichten Preisanpassung nach oben - obgleich man sich bewusst ist, dass diese zur Zeit im Markt nur schwer durchzusetzen ist, angesichts der zunehmenden Konkurennz der neuen Vertriebswege aus dem Bereich der Discounter, Lebensmittler und Kaffeeröster, die auch im Bad-Bereich immer stärker werden.

Für den Fachhandel und die Fachabteilungen in Möbel- und Einrichtungshäusern sowie in den Warenhäusern liegt derzeit eine Chance in der Nischenpolitik. Sie können sich entweder durch besonders hochwertige oder sehr spezielle Produkte von der Konkurrenz absetzen. Und sie können das gesamte Bad-Programm so differenziert und kreativ in Szene setzen, dass der Verbraucher Lust auf Neues bekommt.

Tischwäsche: Spiel mit der Transparenz

Die Tischwäsche geht mit leichten duftigen Materialien und frischen, farbigen Dessins in das Frühjahr. Flieder, helles Grün, fruchtige Orange- und Rottöne, Himmelblau und Sonnengelb sind die neuen Trendfarben. Die Musterung variiert üppige Blumen - immer wieder Rosen, dazu Tulpen und Mohnblumen, die naturgetreu oder stilisiert dargestellt werden -, dazu kommt langsam Grafik wieder. Immer noch dabei: Asia- und Afrika-Impressionen als aufwendige Jacquards oder fantasievolle Drucke.

Organza-Ausbrenner - oft mit Blumenmotiven - sind bei Tischdecken und Läufern nicht mehr wegzudenken. Neu: Organzabordüren im farblichem Kontrast zur klassischen Druck-Tischdecke. Dabei wird vielfach mit unterschiedlichen Transparenzgeweben gespielt: zum Beispiel unifarbene Unterdecke zur bedruckten Transparenzdecke.

Mit einem Importanteil von inzwischen gut über 80 % ist der Druck aus dem Ausland - und damit auch der Preisdruck - im Tischwäschebereich enorm. Dennoch konnten einige Aussteller in Frankfurt von recht zufriedenstellenden Umsatzsteigerungen berichten. Der Markt polarisiert sich weiter: Einerseits im Konsum-, andererseits im Hochwertbereich scheint noch ein gewisser Spielraum zu stecken. Dabei wird von der Industrie immer mehr Flexibilität verlangt. Denn der Handel disponiert eher verhalten und immer kurzfristiger. Zudem werden Sonderanfertigungen beim Verbraucher immer beliebter.
aus BTH Heimtex 02/01 (Wirtschaft)