50 Jahre Föderation der Europäischen Parkett-Industrie
Absatzförderung ist das zentrale Thema
Die Föderation der Europäischen Parkett-Industrie, kurz FEP, wurde vor 50 Jahren von den Parkettverbänden Österreichs, Belgiens, Frankreichs, Deutschlands, Italiens, der Niederlande und der Schweiz in Wiesbaden gegründet. Was lag näher, als für eine angemessene Würdigung dieses Ereignisses im Rahmen des FEP-Kongresses und der Generalversammlung als Veranstaltungsort erneut Wiesbaden zu wählen. In seinem Festvortrag beschränkte sich Dieter Betz, Präsident der FEP, nicht nur auf einen umfassenden Rückblick, sondern umriss auch die wichtigsten Aufgaben und Ziele der nächsten Jahre. Insgesamt, so sein Resümee, ist die FEP für die Zukunft gut aufgestellt.
Fünfzig Jahre nach Gründung der Föderation der Europäischen Parkett-Industrie war die Parkettbranche zur diesjährige Generalversammlung erneut in Wiesbaden zusammengekommen. Zentraler Tagesordnungspunkt war der Festvortrag zum 50jährigen Jubiläum des europäischen Industrieverbandes. Ein weiteres herausragendes Thema war "Real Wood". Unter dieser Bezeichnung startet die neue FEP-Marketingkampagne, deren Entwicklung und Zielsetzung Per von Mentzer anschaulich vermittelte. Daneben boten zwei Gastvorträge interessante Einblicke in das Verbandswesen (Mikael Eliasson, Geschäftsführer des Europäischen Holzindustrieverbandes) und in die Entwicklung des Groß- und Einzelhandels (Prof. Joachim Zentes, Universität Saarbücken).
In seiner Begrüßung würdigte Dieter Betz insbesondere Henk Rooding, der von 1996 bis 1999 das Präsidentenamt ausübte, und Hermann Wegelt, 1985 bis 1995 Generalsekretär der FEP sowie Hans Hefti, der dieses Amt von 1975 bis 1985 inne hatte. Alle drei hätten maßgeblich die Entwicklung des Parkettindustrieverbandes geprägt. Über neue Mitglieder konnte Betz ebenfalls berichten. Im vergangenen Jahr sind die Firmen Matraparkett aus Ungarn, Karl Pedross und Vermeister aus Italien, Eugen Lägler aus Deutschland sowie Skanditrä als ordentliche bzw. assoziierte Mitglieder aufgenommen worden.
Das 50jährige Jubiläum, machte Dieter Betz zu Beginn seines Festvortrags deutlich, ist ein "außergewöhnlichen Meilenstein in unserer Verbands-Tätigkeit". 50 Jahre FEP, das seien 50 Jahre Zusammenarbeit auf europäischer Ebene auf der Basis freier ökonomischer Entscheidungen. Sein Rückblick bot etliche aktuelle Bezüge zur heutigen Situation der Parkettbranche.
Die Gründung des Verbandes 1956 fiel in eine Zeit, die noch nicht offen für grenzüberschreitende Tätigkeiten war. Elf Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges, fünf Jahre nach der Gründung einer ersten europäischen Organisation, vier Jahre nach der Gründung des Verbandes der Europäischen Holzindustrie (CEl-bois), aber zwei Jahre vor der Gründung der EWG, haben Parketthersteller aus Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Holland und der Schweiz eine Zusammenarbeit beschlossen mit dem Ziel, dem Parkettboden in Zentraleuropa zu mehr Absatz und damit der Branche und deren Unternehmen zu mehr Erfolg zu verhelfen.
Aus Überlieferungen geht hervor, dass die Initiative zur Gründung der FEP von den deutschen Produzenten ausging, geführt von deren Präsidenten Karl Schweyer von Schweyer Mannheim. Abstimmungsbedarf wurde auf europäischer Ebene vor allem in folgenden Bereichen gesehen:
- Harmonisierung der Handelsgebräuche für Parkett-Rohfriesen
- Standardisierung der Abmessungen von Mosaik Parkett
- Zusammenarbeit bei der Entwicklung von neuen Klebern und Parkettversiegelungen
- Regeln zum Umgang mit der Baufeuchte von Unterböden
- Gemeinsame Webeaktivitäten, um den Marktanteil des Parketts gegenüber Linoleum und PVC zu sichern
Einer der Berichte über die Gründungsversammlung, heißt es in der Überlieferung weiter, schloss mit den Worten:" Sei es also erlaubt, der Hoffnung Ausdruck zu geben, dass die Gründung einer Föderation der Europäischen Parkettverbände ein Beitrag der Wirtschaft zu einer völkerverbindenden Integration ist, die sich in hoffentlich nicht allzu ferner Zeit auch auf das politische Parkett ausdehnen möge." Politisch war der Beitrag der FEP vielleicht doch nicht so bedeutend, um die "völkerverbindende Integration auf dem politischen Parkett" zu forcieren. "In unserer Branche aber", unterstrich Dieter Betz, "ist rasch etwas gewachsen, was uns alle näher und die Branche insgesamt vorwärts gebracht hat."
Die Verbandstätigkeit der ersten Jahre war darauf ausgerichtet, den Warenaustausch über die Grenzen zu erleichtern. Im weiteren Verlauf wurde die Entwicklung der FEP hauptsächlich durch die jeweilige Präsidentschaft geprägt. Während der Präsidentschaften von Karl Schweyer, Deutschland, Frank Cazenave, Frankreich und M. Patsural, Frankreich, ist die Parkettproduktion von ursprünglich ca. 26 Mio. qm auf 20 Mio. qm zurückgegangen. Warum das so war, ist nicht dokumentiert. Vermutlich, so Betz weiter, hat der aufkommende Teppichbodenboom zu rückläufiger Nachfrage bei Holzfußböden geführt. 1975 wurde erstmals innerhalb der FEP die Produktionsmenge von Hartholz-Fußböden mit 20 Mio. qm erfasst. Berücksichtigt wurden dabei die Produktionen der sieben Gründungsverbände Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande und die Schweiz.
Mit dem Beginn der Schweizer Präsidentschaft unter Paul Göhner als Präsident und Hans Hefti als Geschäftsführer, konnten die skandinavischen Hersteller als Mitglieder gewonnen werden. Die Verbandsstruktur wurde angepasst, die Marktdaten-Erfassung ausgebaut und ein Katalog über alle im Verbandsgebiet produzierten Produkte und Hersteller aufgelegt.
Von 1985-1995 wechselte das Präsidium und die Geschäftsstelle nach Deutschland zu Ruprecht Hannemann und Hermann Wegelt. In dieser Zeit ging die Parkettnachfrage steil nach oben, ebenso kräftig legte die Produktion zu. Nahezu parallel startete der Laminatboden - meistens mit als Holznachbildung ausgeführten Oberflächen - seinen Siegeszug. Die Parketthersteller, räumte Betz ein, haben diese Entwicklung am Anfang unterschätzt. "Inzwischen mussten wir unsere Meinung über dieses Konkurrenzprodukt leider korrigieren."
Die europäische Parkett Produktion hat sich in den 10 Jahren von 1985 bis 1995 verdoppelt und erreichte 1995 über 50 Mio. qm. Die Neuauflage des Produkt-Kataloges, Mitgestaltung der Normen, Mitwirkung bei den Vorschriften über den Umgang mit Eiche- und Bucheholzstäuben und die Übertragung des Abkommens von Maastricht auf die Parkettbranche waren Schwerpunkte der Ära Hannemann/Wegelt.
Mit dem Wechsel in der Präsidentschaft zu Henk J. Rooding, Niederlande, wurde 1996 gleichzeitig die Geschäftsstelle nach Brüssel in die Büros des belgischen Holzindustrie Verbandes verlegt und die Führung Filip de Jaeger übertragen.
Einschneidende Änderungen brachten dann die Forderungen größerer Produzenten nach einer direkteren Interessenvertretung auf europäischer Ebene. Dazu war notwendig, die FEP vom Dachverband der Landes-Verbände zum Verband der Hersteller zu wandeln. Innerhalb der neuen Struktur sollten die Landesverbände weiterhin Mitglied bleiben können. 1999 wurden die hierzu nötigen Beschlüsse gefasst. Die FEP bestand fortan aus 40 Herstellern als Direkt-Mitglieder und 6 Landesverbänden als assoziierte Mitglieder. Präsident wurde Dieter Betz, die Geschäftsführung blieb weiter bei Filip de Jaeger.
Zukunfts-Erwartungen
Wohin die FEP in den nächsten 50 Jahren steuert, mochte Dieter Betz nicht prognostizieren. Aber er stellte einige richtungsweisende Optionen für die nächsten Jahre in den Raum.
Der Europäische Holzindustrie Verband, die Dachorganisation der FEP, ist überzeugt, durch gemeinsame Aktivitäten und Bündelung aller Kräfte eine Verdoppelung des Holzverbrauchs bis 2010 zu erreichen. Dazu wird firmenübergreifend der Markt "Bauen mit Holz" analysiert, werden Verbesserungs-Maßnahmen eingeleitet, Aktionspläne erstellt und umgesetzt.
Dies ist der richtige Weg auch für die Parkettbranche, meint Betz, um anstehende Probleme zu lösen. Das Engagement der FEP wird sich deshalb auch auf firmenübergreifende Aktivitäten, deren konzeptionelle Erarbeitung und Unterstützung bei der Umsetzung erstrecken müssen. Das fordere aber auch die Mitglieder, nämlich an Verbandsprojekten aktiv mitzuwirken. "Wir sind und bleiben eine kleine Organisation, unsere Mitgliederstruktur ist heterogen und unsere Mittel sind begrenzt", beschrieb Betz die eigene Situation.
Ein erster gemeinsamer Schritt ist die angestrebte deutlichere Positionierung von "Echt Holz Parkett" durch die Marketingkampagne "Real Wood" (siehe gesonderten Beitrag) .
Gemeinsame Anstrengungen sind auch nötig, mahnte Betz, um die Herstellkosten des Parketts signifikant zu senken Sicher sei dieses Feld mehr dem Einzelunternehmer vorbehalten und auf den ersten Blick weniger für Verbandsaktivitäten geeignet. Dennoch: Auch hier lasse sich durch gemeinsame Anstrengungen manches rascher und effizienter zu erreichen als in vielen Einzelanstrengungen. Ungenutzte Potenziale zur Kostensenkung sind durch Optimierung des gesamten Prozesses möglich und heute noch vorhanden, ist Betz überzeugt. Dazu könnten auch intensivere Kooperationen mit allen Vorlieferanten beitragen. Gute Voraussetzungen habe die FEP dafür bereits geschaffen, indem sie sich vor zwei Jahren den Zulieferern öffnete.
Dieter Betz: "Unsere Gründungsväter sind mit der Idee gestartet, dass Zusammenarbeit bis zu einem gewissen Grad für alle mehr bringt als jede Einzelaktivität. Ich glaube an diesen Gedanken. Er gilt heute noch mehr als damals. Konzentrieren wir deshalb unsere Verbandstätigkeit in Zukunft noch mehr in diese Richtung. Dann wird die Europäische Parkettindustrie auch den Herausforderungen der nächsten Jahren und darüber hinaus gewachsen sein."
aus
Parkett Magazin 03/06
(Wirtschaft)