Ibena
Wie geht es nach Insolvenzantrag weiter?
Die Nachricht schlug in der Branche wie eine Bombe ein: Am 3. Mai musste für die Ibena Textilwerke beim Amtsgericht Münster ein Insolvenzantrag gestellt werden. Noch am gleichen Tag wurde Norbert Kruse von der Kanzlei Alpmann & Fröhlich zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Als Begründung für die Insolvenz nannte Geschäftsführer Ralph Beckmann, dass die Umsätze im ersten Quartal 2006 schwächer als erwartet gewesen seien und deshalb die Bereitstellung zusätzlicher Mittel erforderlich gemacht hätten. Darüber habe man mit den Finanzpartnern jedoch keine befriedigende Lösung finden können.
Vorrangiges Ziel des Insolvenzverwalters ist es, den laufenden Geschäftbetrieb aufrechtzuerhalten. Dafür wurde nach Angaben Kruses ein 'ausreichend bemessener" Massekredit bereitgestellt. Damit sei die unterbrechungsfreie Kontinuität in Beschaffung, Produktion und Belieferung der Kunden gewährleistet, heißt es. Beckmann sieht die Voraussetzungen für eine Fortführung der Firma als gegeben, sogar als günstig an.
Offenbar unverzüglich wurde mit den Verhandlungen mit finanzstarken Investoren begonnen. Kurz nach dem Insolvenzantrag wurde bekannt, dass unter anderem Claas Daun Interesse an der Übernahme des Unternehmens habe. Er bestätigte dies gegenüber Haustex. 'Wir wollen die Marke erhalten."
Ralph Beckmann, im Unternehmen als Geschäftsführer verantwortlich für Technische Textilien und mit 75 Prozent am Unternehmen beteiligt, sprach jedoch auf Nachfrage davon, dass es mehrere Interessenten gebe. Seine Hoffnung war, dass bis zum 17. Mai erste Entscheidungen fallen würden. Die Frist des Bieterverfahrens, so Beckmann, wurde jedoch verlängert. Bis Redaktionsschluss war noch kein Ergebnis bekannt. Insolvenzverwalter Kruse äußerte sich auf Nachfrage nicht gegenüber der Haustex.
Zwar kam der Insolvenzantrag überraschend, aber dass Ibena in Problemen steckte, zeichnete sich spätestens mit der Bekanntgabe der Umsätze für das Geschäftsjahr 2005 (30.06.) ab. Innerhalb eines Jahres sank der Umsatz von 87 auf 77 Mill. Euro. Für das Geschäftsjahr 2003 wurde noch ein Umsatz von 90 Mill. Euro genannt. Daran hatten die Haustextilien einen Anteil von rund 57 Prozent, Technische Textilien von etwa 43 Prozent. Seit damals sank gleichzeitig die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland von 445 auf aktuell 285. Eine Folge der innerdeutschen Produktionsverlagerung von Bocholt nach Rhede sowie eines Ausbaus der Auslandsproduktion.
Sollte Daun den Zuschlag für das Unternehmen erhalten, käme ein weiteres namhaftes Unternehmen in sein Portfolio. Zu den Daun-Beteiligungen gehören so klangvolle Namen wie KBC, Lauffenmühle, Stöhr, Süllwold&Resch, Langheinrich und Mehler. Das letzte Unternehmen zum Beispiel ist spezialisiert auf Technische Textilien. Von daher könnten sich auch Synergie-Effekte mit dem von Beckmann verantworteten Bereich bei Ibena ergeben.
aus
Haustex 06/06
(Wirtschaft)