Rössle & Wanner

Qualität in Deutschland ist wirtschaftlich machbar


Mössingen - Rössle & Wanner ist Hersteller hochwertiger Bettsysteme. Im schwäbischen Mössingen werden mit hoher Fertigungstiefe Produkte von Röwa und anderen Marken produziert. Lattenroste aus bester deutscher Buche in hochwertiger handwerklicher Verarbeitung, Matratzenbezüge, die vor Ort versteppt und genäht werden. Am Standort Deutschland will Geschäftsführer Hermann Glaser festhalten.

"Deutschland bietet für einige Dinge sehr gute Voraussetzungen, für andere weniger. Statt gerade diese zu beklagen, sollte man die vorhandenen Chancen nutzen." Und genau das tut Glaser, denn er weiß, dass "Made in Germany" im eigenen Land noch viel zu wenig geschätzt wird. Da könne man vom Ausland etwas lernen, meint er.

Marketingleiter André Brückner sieht im eigenen Land eine kaufkräftige Klientel, die Produkte aus Deutschland mehr und mehr schätzt. Die aber auch eine klare Vorstellung davon hat, was diese Qualität ist. Und das hört beim Produkt nicht auf. "In diese Vorstellung ist der Handel untrennbar eingebunden. Der Kaufprozess spielt bei vielen Produkten eine wichtige Rolle, die vom Handel oft unterschätzt wird." Brückner sieht darum eine wesentliche Aufgabe darin, dem Handel Mut zu machen, mit "Made in Germany" zu punkten. Und ihm Perspektiven aufzuzeigen, wie diese Klientel zu finden und zu überzeugen ist.

Dass diese Klientel trotzdem nicht jeden Preis zahlt, ist bei Rössle & Wanner bekannt. Darum achtet Geschäftsführer Hermann Glaser auch sehr darauf, dass Preis und Leistung in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Um gewisse Preisgrenzen nicht zu überschreiten, muss man seiner Überzeugung nach aber nicht ins Ausland gehen. Auch wenn das durchaus "en vogue" ist. Für ihn liegt der Schlüssel zu preis-vernünftiger Produktion in der Effizienz. Im hochwertigen Bereich steigen die Anforderungen an Bettsysteme stetig. Der Handel fordert viele Varianten in kleinen Stückzahlen mit kurzen Lieferzeiten. Effizient heißt hier: kleine Lager, Maschinen mit minimalen Umrüstzeiten, sehr flexible Organisation und maximale Transparenz. Um diese Anforderungen zeitgemäß und kostengünstig erfüllen zu können, werden 2006 über drei Millionen Euro investiert. "Man kann in Deutschland auch heute wirtschaftlich Qualität produzieren. Allerdings nicht ohne ein gehöriges Maß an Technologie," sagt Glaser "Und die haben wir hier vor Ort." Darum wurde in neue Maschinen investiert, die für die notwendige Flexibilität und Schnelligkeit sorgen.

Parallel dazu schafft die Einführung eines Produktions-, Planungs- und Steuerungs-Systems in Zukunft die nötige Transparenz und hilft beim Abbau von Zwischenlagern. Auch wenn es im Moment der Einführung eher eine zusätzliche Belastung darstellt. Nicht nur finanziell.

Aber auch bei der innerbetrieblichen Logistik schlummern Potenziale für die Steigerung der Effizienz. Denn manche Abläufe, aber auch räumliche Gegebenheiten, passen sich nicht schnell genug den wechselnden Anforderungen des Marktes an. Hier wird bei Rössle & Wanner optimiert, zum Beispiel durch die Integration eines zweiten Standortes in das Stammwerk und damit verbunden die Erweiterung der Produktionshallen.

Glaser ist der Ansicht, dass man sich als Hersteller in Deutschland im Prinzip wenig Sorgen machen muss. Technologie und Fachkräfte seien vor der Haustüre verfügbar. Zumindest in der Bettenbranche auch die nötigen hochwertigen Rohstoffe, um Qualität zu produzieren. Vom Know-how ganz zu schweigen. Man müsse die Faktoren eben nur in der richtigen Gewichtung nutzen und einsetzen. Wie zum Beispiel auch das Personal. In Deutschland gebe es nun einmal keine billigen Arbeitskräfte, dafür aber qualifizierte. Und deren Qualifikation könne man auch dafür nutzen, nicht nur gut, sondern auch effizient zu produzieren.

All diesen Entscheidungen und Maßnahmen geht allerdings eines voraus: ein klarer Fahrplan. Denn in dem Maße, wie Rössle & Wanner sich in seinem Segment wettbewerbsfähiger macht, wird das Unternehmen in anderen Segmenten weniger mithalten können. Hier helfen Hermann Glaser drei Dinge: die Kenntnis seines Marktsegments, klar strukturierte und erfolgreiche Marken-Positionierungen und unternehmerisches Gespür für künftige Entwicklungen. Und in diesem Fahrplan ist für ihn und seine Mannschaft "Made in Germany" ein fester Bestandteil.
aus Haustex 08/06 (Wirtschaft)