Gütegemeinschaft Estrich und Belag
Feierlicher Empfang zum 40-jährigen Jubiläum im Rheinhotel Dresen
Die im BEB beheimatete Gütegemeinschaft Estrich und Belag besteht in diesem Jahr seit40 Jahren (FussbodenTechnik berichtete). Im Jahr 1966 wurde das Gütezeichen für Es-triche, RAL RG 818, vom Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. anerkannt. Seitdem haben Estrich-Fachbetriebe die Möglichkeit, ihre Estricharbeiten durch das Gütezeichen besonders hervorzuheben. Anlässlich des runden Jubiläums trafen sich die Verantwortlichen der Gütegemeinschaft und des BEB zu einem feierlichen Empfang im Rheinhotel Dresen in Bad Godesberg.
Die Mitgliedsunternehmen der Gütegemeinschaft Estrich und Belag haben sich freiwillig zur Estrich-Ausführung auch höchstem Qualitätsniveau verpflichtet. Die Einhaltung der Bestimmungen wird durch Eigen- und Fremdüberwachungen kontrolliert. Dabei geht der Güteschutz weit über die normativen Anforderungen der Normen EN 13813 und DIN 18560 hinaus. Estrichlegerbetriebe, die die hohen Anforderungen erfüllen, dürfen das unabhängige Gütezeichen "RAL-RG 818" für geprüfte Qualität führen.
Am 1. Juni 2006 jährte sich der Geburtstag der Gütegemeinschaft Estrich und Belag zum 40. Mal. Auf einem Empfang im Rheinhotel Dresen in Bad Godesberg kamen Vorstand, Obmann und Geschäftsführer zusammen. In seiner Festrede betonte der BEB-Vorsitzende Hans Uwo Freese, dass sich die Mitgliedsbetriebe der Gütegemeinschaft Estrich und Belag ganz bewusst von Billiganbietern abheben, indem sie sich der Qualität verschrieben haben. Freese berichtete von einer gelungenen Zusammenarbeit mit dem RAL, der anerkanntermaßen für Qualität beim Bauen stünde. RAL-Geschäftsführer Manfred Eihoff lobte die Zusammenarbeit mit dem Vorstand und dem Obmann der Gütegemeinschaft Estrich und Belag als vorbildlich: "Es gab nicht viele Stolpersteine, die uns in den Weg gelegt wurden. Aber die, die es gab, haben wir souverän bewältigt."
Güteschutz-Obmann Manfred König blickte anlässlich des Geburtstages der Gütegemeinschaft auf die bisherigen Güteschutz-Obmänner zurück: "Zuerst sei Werner Hildenbrand aus München, der Urvater des Güteschutzgedankens zu erwähnen, der von 1964 bis 1975 die Position des Güteschutz-Obmannes inne hatte." Er sorgte dafür, dass der Gütegemeinschaft Estrich und Belag als erster Gütegemeinschaft bei den Baugewerken das RAL-Güteschutz-Zeichen "RAL RG 818" im Juni 1966 verliehen wurde. Damals hatten sich 24 Mitgliedsfirmen zur Gütegemeinschaft Estrich und Belag zusammengefunden. Nachfolger von Hildenbrand wurde Theodor Freese jr., der diese Position von 1975 bis 1983 inne hatte. Ab 1983 bis 1999 engagierte sich Max Rüttinger stark für den Güteschutz, ehe der aktuelle Obmann Manfred König das Amt Ende 1999 antrat.
Internet-Auftritt erfolgreich
In den vergangenen 40 Jahren hat sich die Kommunikation mit den Mitgliedern der Gütegemeinschaft gewandelt. Heute wird überwiegend per E-Mail kommuniziert und per Internet geworben - und das doch relativ erfolgreich. Im ersten Quartal 2006 hatte die Homepage der Gütegemeinschaft mehr als 900 Zugriffe auf die Mitgliedsunternehmen, berichtete König. Der Obmann weiter: "Diese Entwicklung zeigt, dass sich die geringfügige Beitragserhöhung zur Finanzierung der Internetpräsenz vor einigen Jahren gelohnt hat." Heute erfolgen jährlich rund 4.000 Zugriffe auf die Informationen der Gütegemeinschaft.
Werbung für ihre Mitglieder macht die Gütegemeischaft auch durch ihr aktuelles Mitglieder- und Organisationsverzeichnis. Diese Publikation wird bei Anfragen an Bauherren, Architekten und Planer verteilt. Gleichzeitig liegt sie bei Messen und Ausstellungen aus.
Mitgliederversammlung: Zahl der Mitglieder gehalten
Während der gemeinsamen Tagung mit dem Bundesverband Estrich und Belag auf der Fähre Kiel-Oslo-Kiel - zwei Wochen vor der Jubiläumsveranstaltung - hatte König von einem leichten Rückgang bei den Neueintritten im Jahr 2005 berichtet. Nach einer außerordentlich erfreulichen Entwicklung in 2004 hat sich das Niveau wieder auf dem bisherigen Niveau eingependelt: Diesmal standen zwei Neueintritte zehn Austritten gegenüber. Insgesamt liegt die Mitgliederzahl jetzt bei rund 70 Betrieben, die für geprüfte Estrich-Qualität stehen und das RAL RG 818-Gütezeichen aktiv zu Werbezwecken einsetzen.
Das Baugewerbe hat zweifellos Probleme. König machte dafür die Novellierung der Handwerksordnung verantwortlich. Langsam wachse die Erkenntnis, dass völlig qualifikationsfreie Handwerksberufe der Schritt in die falsche Richtung waren. In Nordrhein-Westfalen hat etwa die Zahl der Unternehmer in Handwerken der Anlage B1 zur Handwerksordnung (Berufe ohne Meisterpflicht) innerhalb eines Jahres in 2005 um 22,8 % zugenommen, während die Zunahme in den Berufen mit Meisterpflicht (Anlage A) nur 1,2 % betrug. In den handwerksähnlichen Gewerken sogar nur 0,5 %. Um so wichtiger sei es heute, sich durch Qualität von anderen Bewerbern abzuheben.
Qualität der überprüften Estriche steigt
Ebenfalls auf der Fährfahrt stellte Dipl.-Ing. Egbert Müller, stellvertretender Leiter des IBF, die Ergebnisse der Eigen- und Fremdüberwachung des vergangenen Jahres vor: Insgesamt wurden 830 Prismenprüfungen durchgeführt. Die Quote der bestandenen Estriche ist von 80% im Jahr 2004 auf 85% in 2005 gestiegen. Nur 132 der 830 Proben bestanden die Prüfung in punkto Festigkeitsanforderungen nicht. In erster Linie waren Zementestriche betroffen:
- Zementestriche: 549 bestanden (15 % durchgefallen, Vorjahr 20 %)
- Calciumsulfatestriche: 157 bestanden (20 % durchgefallen, Vorjahr 20 %)
- Harstoffestriche: 35 bestanden (30 % durchgefallen, Vorjahr 45 %)
- Magnesiaestriche: 89 bestanden (20 % durchgefallen, Vorjahr 25 %)
Die Quote der bestandenen Prüfungen ist bei allen Estrichen erfreulicherweise gestiegen, mit Ausnahme der Calciumsulfatestriche. Die Ursache für die verbesserte Durchfallquote bei den Zementestrichen dürfte im gestiegenen Qualitätsbewusstsein als Folge der neuen Normung bzw. dem Konformitätsnachweis zu suchen sein. Bei den Calciumsulfatestrichen fallen in der Regel die konventionell hergestellten Calciumsulfat-estriche durch. Der Grund liegt hier unter anderem wahrscheinlich in zu bindemittelarm hergestellten Mischungen.
Die größte Anzahl an nicht bestandenen Prüfungen betraf nach wie vor die nach herkömmlichen Verfahren unmittelbar an der Baustelle gemischten Estriche. Hierin zeigt sich, dass Fehler beim Mischen der Estriche einen großen Einfluss auf die Estrichqualität haben.
Weitere Ursachen für zu geringen Festigkeiten sind:
- Verwendung zu feinkörniger Zuschläge
- ungeeignete oder falsch dosierte Zusatzmittel
- zu hohe Wasserzugabe
- zu geringe Mischzeiten
- zu hohe Mischerfüllung
Diese Fehler können durch entsprechende Kontrollen und genaue Mischanweisungen vermieden oder doch zumindest deutlich reduziert werden. Neben den genannten Einflüssen können auch Fehler bei der Prismenherstellung die Prüfergebnisse negativ beeinflussen.
Kaum Beanstandungen bei Fremdüberwachung
Im Zuge der Fremdüberwachung wurden im letzten Jahr insgesamt 205 Prüfungen, davon 115 Baustellenprüfungen und 90 Trittschallmessungen durchgeführt. Bei den Baustellenprüfungen ergab sich im Hinblick auf die Bewertung aller überprüften Estriche keine wesentliche Veränderung gegenüber dem Vorjahr. Im Mittel waren die überprüften Baustellen zwischen den Bewertungsstufen "1" bis "2" einzustufen, d.h. es wurden in der Regel keine oder nur geringfügige Beanstandungen festgestellt.
Die häufigsten Beanstandungen sind: Beschaffenheit des Untergrundes, Ausbildung der Randfugen und Ausführung der Anschlüsse. Von Fall zu Fall sind außerdem Baustellen- bzw. Verlegebedingungen, Verlegung der Dämmschicht, Festigkeit der Estrichoberfläche und Fugenausbildung ursächlich.
Auch im letzten Jahr fiel wieder auf, dass die Abdichtung gegen erdberührte Bauteile oftmals im Bereich der angrenzenden Wände hochgezogen wird bzw. das dies zu einer Art Regelausführung zu werden scheint. Vielfach wird die Abdichtung dabei unzureichend hochgezogen, d. h. nicht bis Oberkante Fußboden, und es wird versäumt, den Putz hinter der hochgezogenen Abdichtung zu entfernen. Anzumerken ist, dass diese Ausführung eigentlich nur eine Notlösung ist, die für den Fall angewendet werden kann, wenn die Abdichtung nicht an die Mauersperrbahn angeschlossen werden kann.
Bei den Trittschallmessungen war gegenüber den Ergebnissen des Vorjahres ebenfalls keine wesentliche Veränderung feststellbar. Nur bei 3 von 90 Messungen wurden die in DIN 4109 gestellten Mindestanforderungen nicht eingehalten. Bei einer Messung war eine Schallbrücke im Bereich der Badewanne vorhanden, bei den beiden anderen Messungen waren Schallbrücken im Bereich der Treppenpodestabschlüsse hergestellt worden. Eine Auswertung der im Jahre 2005 durchgeführten Trittschallmessungen im Hinblick auf den Soll-/Ist-Vergleich, d. h. der rechnerisch möglichen zur gemessenen Trittschalldämmung, ergab folgendes Ergebnis:
- Trittschallmessungeninsgesamt: 90
- Sollwert bei der Messung erreicht oder überschritten: 52
- Sollwert bei der Messung nicht erreicht: 38
Wie im Vorjahr ergaben etwa 40 % aller Messungen beim Soll-/Ist-Vergleich unzureichende Werte. Die Abweichungen lagen dabei zwischen 1 dB bis 21 dB, im Mittel bei etwa 5 dB - genau wie im Vorjahr. Im Hinblick auf den Soll-/Ist-Vergleich hat sich demnach gegenüber dem Vorjahr keine Verbesserung eingestellt. Müller wies darauf hin, dass bei einer Nachmessung, z. B. in einem Reklamationsfall, diese Decken vermutlich wegen der festgestellten Unterschreitung des Sollwertes als mangelhaft eingestuft würden, auch wenn die Mindestanforderungen der Norm an sich eingehalten werden.
Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass die Qualität der überprüften Estriche auch im letzten Jahr wieder das gewohnt hohe Niveau erreichte, trotz der genannten von Fall zu Fall zu beanstandenden Punkte. Im Hinblick auf den beim Trittschallschutz wiederum festgestellten unbefriedigend ausgefallenen Soll/Ist-Vergleich sind Verbesserungen aus Müllers Sicht anzustreben.
Sonderdruck gefiel Mitgliedern
Anlässlich der diesjährigen Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft hat FussbodenTechnik einen mehr als 50-seitigen Sonderdruck zum 40-jährigen Bestehen der Gütegemeinschaft herausgegeben Neben den Grußworten beinhaltet der Sonderdruck Themen wie die Historie, die Organisationsform sowie die Tätigkeit des Fremdüberwachers. Zusätzlich werden alle Betriebe der Gütegemeinschaft in Portraitform vorgestellt.
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Veränderungen im Güteschutz
Güteschutz-Neueintritte 2005:
- Neth GmbH, Bürstadt
- Gerhard van Ihsem, Estrich - Fliesenverlegung GmbH & Co. KG, Köln
Güteschutz-Neuzertifizierungen 2005:
- Müller - Estrich GmbH, Salem-Beuren
- Grosse-Wächter GmbH, Münster
- Krüger Fußbodenbau GmbH, Neu-Wulmsdorf
- Gerhard van Ihsem, Estrich-Fliesenverlegung GmbH & Co. KG, Köln
- Erwin Jessen GmbH & Co. KG, Kleinjörl (alle für Zementestrich)
- Zebo Fußbodenbau GmbH, Herschbach
- Große-Wächter GmbH, Münster (beide für Calciumsulfatestrich
- P & K GmbH Spezialfußböden, Nellmersbach
- Wolfer & Goebel, Bau- und Projekt GmbH, Stuttgart (beide für Magnesiaestrich)
Kontakt:
Gütegemeinschaft Estrich und Belag
Industriestraße 19
53842 Troisdorf
Tel.: 02241/39739-60
www.gueteschutz-estrich.de
aus
FussbodenTechnik 03/06
(Wirtschaft)