Interview mit Andreas Wulf
"Wir wollen ein Konzern für das gesamte textile Wohnen werden"
BTH: Die Branche ist so kreativ wie nie zuvor. Wenn wir über die Messen gehen, sind wir jedes Mal auf's Neue begeistert. Nur beim Endverbraucher scheint die Botschaft nicht anzukommen. Warum?
Andreas Wulf: Sie haben Recht - die gesamte Branche wird viel zu wenig wahrgenommen, war aber auch lange Zeit nicht präsent, weil sich die Verbraucher einfach keine Gedanken mehr über ihre Einrichtung gemacht haben. Am Geld kanns nicht liegen. Der Endverbraucher hat Geld. Das sieht man allein an den Aktienmärkten, wo immer breitere Kreise der Bevölkerung aktiv sind.
Das Interesse für das Wohnen und die Lust auf Dekoration müssen wieder geweckt werden. Und: Heimtextilien müssen als Thema neu entdeckt werden.
BTH: Das Thema Wohnen an sich ist doch schon wieder entdeckt worden, denkt man an die ganzen neuen Wohn- und Einrichtungszeitschriften, die in den letzten ein, zwei Jahren auf den Markt gekommen sind. Nur haben Heimtextilien davon noch nicht profitiert. Wie kann man das ändern?
Wulf: Werbung könnte der ganzen Branche helfen, mehr Aufmerksamkeit auf die einzelnen Produkte zu lenken. Zum Beispiel in dem man zeigt, wie durch eine Gardine als Prestigeobjekt das Erscheinungbild eines Hauses oder einer Wohnung aufgewertet werden kann.
Die Branche könnte sehr viel mehr Umsatz machen, wenn sie sich mehr zum Endverbraucher hin öffnen würde. Es heißt immer, der Markt sei verteilt und man könne nur verdrängen. Ich glaube das nicht. Meiner Meinung nach könnte der Kuchen vielmehr noch viel größer sein, und zwar für alle.
Wenn man das Umfeld auch für unsere Branche betrachtet, haben sich doch die Rahmenbedingungen klar verbessert. Die Arbeitslosenquote ist gesunken, der Endverbraucher ist wieder optimistischer geworden, was sich auch in seinem Kaufverhalten widerspiegelt. Diese Chance muss genutzt werden - sowohl von der Industrie und als auch vom Handel.
BTH: Sie gehen der Branche mit gutem Beispiel voran: Ein neuer Auftritt, ein neues Marketingkonzept, Ausbau des Sortiments.... Was hat Ihnen die neue Strategie bislang gebracht?
Wulf: Die Kampagne hat uns ganz klar gezeigt: Das Gesamtkonzept passt, wir verkaufen mehr, sind dadurch noch bekannter geworden. Ado hat zum richtigen Zeitpunkt sein Image verjüngt. Wir haben das ja auch sehr breit kommuniziert - nicht nur mit Anzeigen, sondern auch mit den entsprechenden Postern, Endverbraucherprospekten am Point of Sale, Musterdekorationen in den Schaufenstern, die von uns gestaltet werden, und den Ado-Displays. Das Feed Back gerade auch durch jüngere Raumausstatter ist sehr positiv. Sie sind sehr zufrieden und froh mit dem neuen Erscheinungsbild von Ado.
BTH: Immer wieder wird das Thema Gemeinschaftswerbung diskutiert. Käme für Sie auch eine Beteiligung an Gemeinschaftswerbeaktionen in Frage?
Wulf: Nein. Ado als Firma steht für sich und will nicht in einer Gemeinschaftswerbung untergehen. Aber für Unternehmen ohne Markennamen könnte es eine Chance sein, zu viert oder zu fünft Werbung zu machen. Es müsste natürlich ein gutes Gesamtkonzept geben. Ein Problem dürfte nur sein, mehrere Unternehmen tatsächlich in einem Konzept zusammenzufassen, weil ja jedes zuerst einmal an sich denkt. Wahrscheinlich wäre Gemeinschaftswerbung nur von Seiten eines Verbandes ohne Probleme möglich.
BTH: Wir befinden uns in einer tiefgreifenden Umstrukturierungsphase der ganzen Wirtschaft. In anderen Branchen ist die Konzentration viel weiter fortgeschritten als bei der Gardinen- und Dekostoffindustrie. Hier machen höchstens Jab Anstoetz und die Albani-Gruppe durch Zukäufe von sich reden. Sind für Sie Akquisitionen, Fusionen oder strategische Allianzen ein Thema?
Wulf: Grundsätzlich sind Zukäufe für uns denkbar. Schon manches Mal wurde uns etwas angeboten und wir waren geneigt zuzugreifen. Aber natürlich hätte eine solche Entscheidung auch problematische Aspekte. Selbst wenn man Synergieeffekte bei der Eingliederung eines Unternehmens in unseren Betrieb zum Beispiel bei der Beschaffung oder der Logistik realisieren könnte, besteht doch die Gefahr darin, dass sich Sortimente überschneiden und Produkte einander ähneln. Im Endeffekt würden wir uns damit selber Konkurrenz machen. Zumal man bei Ado das komplette Spektrum findet: für alle Bereiche das richtige Produkt. Unsere Stärke liegt schließlich auch darin, dass wir sämtliche Zielgruppen bedienen können, in jedem Segment aktiv und präsent sind und auch gute Umsätze generieren.
Man muss auch berücksichtigen, dass Ado Marktführer ist und mit großem Abstand die bekannteste Marke in unserer Branche. Ado steht für höchste Qualität, größte Produktvielfalt und optimalen Kunden-Service. Diesen hohen Anspruch an uns selber realisieren wir hier in Aschendorf im größten Marken-Gardinenwerk der Welt auf über 110.000 qm überdachter Fabrikation. Erst unsere besonders ausgeklügelten Qualitätsmaßnahmen und unsere Kompetenz als Hersteller ermöglichen zum Beispiel unsere 5-Jahres-Garantie. Fünf Jahre Garantie sind ein Beweis, dass die Qualität stimmt.
BTH: Die neue Markenstrategie, der Ausbau des Sortiments mit Möbelstoffen und Bettwäsche... Wie geht es jetzt bei Ado weiter?
Wulf: Wir wollen ein Konzern für das gesamte textile Wohnen werden. Zu Bettwäsche würden zum Beispiel auch Frottierwaren passen. Das könnte über den gleichen Aussendienst mitlaufen. Wir sind ja bereits weit über unser angestammtes Segment, die Gardine, hinausgewachsen. Allein Dekostoffe machen mittlerweile schon 35 bis 40 % Anteil am Umsatz aus. Dazu kommen Polsterstoffe und jetzt auch noch Bettwäsche. Wenn, wie eben gesagt, das gesamte textile Wohnen unser Anspruch ist, sind neben Frottierwaren auch Tischwäsche oder sogar Teppiche denkbar. Da wird noch etliches von Ado kommen.
BTH: Sie haben sich viel vorgenommen. Mal konkret gefragt: Wo soll denn Ado in fünf Jahren stehen?
Wulf: Die Marke Ado steht für "Schöner leben". Diesem Slogan fühlen wir uns verpflichtet und wollen unseren Beitrag dazu leisten. Ado soll zum Konzern werden, der in allen Bereichen des textilen Wohnens vertreten ist.
Mit unserem einzigartigen Bekanntheitsgrad wollen wir weitere Bereiche erfolgreich erschließen. So soll sich auch die Bettwäsche zu einem weiteren wichtigen Standbein entwickeln. Dabei ist eins sicher: Ado will auch in Zukunft seinen Kunden qualitativ hochwertige Produkte bieten, verbunden mit vielen Service-Elementen, die es dem Handel und dem Raumausstatter vorteilhaft machen, mit uns zu arbeiten. Angefangen bei der Endverbraucherwerbung bis hin zur professionellen Betreuung.
aus
BTH Heimtex 05/01
(Wirtschaft)