Hunter Douglas ist Marktführer bei Sonnenschutz
"Deutschland ist unser Zukunftsmarkt"
Das Kerngeschäft der weltweit operierenden Hunter Douglas Gruppe ist die Herstellung von Komponenten und Systemen für innen- und außenliegenden Sonnenschutz. Den Vertrieb wickelt das börsennotierte Familienunternehmen über ein globales Lizenznehmer-Netz und eigene Konfektionsbetriebe ab. Um seine Position am Markt weiter auszubauen, setzt der niederländische Sonnenschutz-Gigant zum einen auf innovative Produkte, zum anderen auf den wichtigen deutschen Markt.
Hunter Douglas hat den Sonnenschutzmarkt weltweit im Griff. Knapp 1,5 Mrd. Euro (umgerechnet fast 2,9 Mrd. DM) von insgesamt 1,7 Mrd. Euro Umsatz hat die niederländische Gruppe im vergangenen Jahr mit Vormaterial, Komponenten und Maschinen für Innen- und Außensonnenschutz erwirtschaftet. 145 Niederlassungen, 62 Werke, 83 eigene Konfektionsbetriebe und eine Vielzahl von Verkaufsbüros in über 80 Länder werden unterhalten, mehr als 600 Lizenznehmer stehen unter Vertrag.
Diese sogenannten Konfektionäre sind - wie auch die eigenen Konfektionsbetriebe von Hunter Douglas - die Brücke zum Markt. Denn das börsennotierte Familienunternehmen, dem noch heute ein Nachkomme des Gründers Henry Sonnenberg vorsteht, tritt nicht selber an Handel oder Handwerk heran.
"Wir sind nur der Komponentenlieferant", sagt Vorstands-Mitglied Aad Kuiper, der für das Europa-Geschäft verantwortlich ist, mit 574 Mio. Euro die zweitstärkste Region. Hunter Douglas versteht sich als "Marktplatz für die Sonnenschutz- und Fensterdekorationsindustrie", wie es Kuiper formuliert. "Wir wollen unseren Konfektionären ein Vollsortiment bieten". Sie werden deshalb nicht nur mit Vormaterialien, Montageteilen und Know-How beliefert, sondern auch mit den Maschinen, die zur Fertigung von maßgeschneiderten Sonnenschutzprodukten benötigt werden. "One-stop-shopping" (alles aus einer Hand) lautet die Devise. Das ist bequem für die Kunden und festigt die Partnerschaft.
Die Dezentralisierung der Fertigung über das Lizenznehmer-System bringt für Hunter Douglas den bedeutenden Vorteil, sich äußerst flexibel den Bedürfnissen und Gegebenheiten der lokalen Märkte anpassen zu können und schnell auf länderspezifische Eigenheiten zu reagieren, auch unter Einbeziehung der dort agierenden Konfektionäre.
So hat beispielsweise eine Analyse ergeben, dass deutsche Konsumenten besonderen Wert auf technisch perfekte Produkte legen. Die Konsequenz daraus: Hunter Douglas etablierte in Bremerhaven ein Entwicklungszentrum, wo ein speziell auf den deutschen Markt abgestimmtes Innovationsprogramm namens Eos (effektiv optimierte Systeme) entstanden ist. Auch andere Länder profitieren davon. Die Eos-optimierten Sonnenschutz-Systeme werden überall in Europa im Premium-Segment vermarktet.
Derzeit ist der niederländische Konzern dabei, in Osteuropa und China selbstständige Konfektionäre zu akquirieren, um dort in bewährter Weise einen Absatzmarkt aufzubauen.
Make-or-buy-Konzept
Den Verkauf der fertigen Produkte betreibt der Konfektionär dann in eigener Regie, kann aber auch bei Vertrieb und Marketing auf Unterstützung aus Rotterdamm zurückgreifen. Der Distributionsweg führt immer über den einschlägigen Fachhandel.
Vor dem Hintergrund, dass ein Konfektionär heute mehr und mehr Produktlinien anbieten muss, um Vollsortimenter zu sein - was vielfach seine finanziellen Möglichkeiten sprengt - hat Hunter Douglas das Make-or-buy-Konzept aus der Taufe gehoben. Dabei kann der Kunde wählen, ob er komplett selbst produziert, bei Hunter Douglas Handelsware zukauft oder beides kombiniert. Die Entscheidung liege beim Kunden, betont Kuiper.
Nahezu alle Komponenten, die die Niederländer für ihre Sonnenschutz- Systeme benötigt, werden in eigenen Werken hergestellt. Allein in Europa betreibt der Konzern sieben eigene Fertigungsbetriebe, darunter Textil-, Screen-, Farben- Kunststoff- und Aluminiumwerke. Auch die Maschinen, die an die Industrie geliefert werden, entwickelt und fertigt man eigenständig.
An das logistische System von Hunter Douglas werden hohe Anforderungen gestellt, gilt es doch, mehr als 30.000 Artikel zu verwalten und auf Bestellung pünktlich zu liefern. Im Zentrallager im holländischen Oudenbosch stapelt sich Ware mit einem Lagerwert von über 70 Millionen DM. Die georderten Kommissionen werden den Lizenznehmern in der Regel einmal wöchentlich mit firmeneigenen LKWs zugestellt.
Eigene Konfektionsbetriebe
Dass Hunter Douglas eigene Konfektionsbetriebe unterhält, hat in der Vergangenheit in der Branche vielfach für Verwirrung gesorgt, räumt Kuiper ein. Man habe in den 80er Jahren ehemalige Lizenznehmer zugekauft, um Vorzeigebetriebe zu haben, wo man neue Systeme und Maschinen testen kann. Über die Tochtergesellschaften lassen sich auch schneller und leichter Neuheiten auf den Markt bringen.
Als Hunter Douglas vor rund sechs Jahren beschloss, sich neu auf dem europäischen Markt zu positionieren, wurde auch die Markenpolitik geändert. Früher war der Verkauf des Luxaflex-Sortiments nur den hauseigenen Konfektionsbetrieben vorbehalten. Heute hat man die Exklusivität aufgehoben. "Wir bieten den unabhängigen, selbstständigen Lizenznehmern dieselben Produktprogramme an, wie unseren eigenen Betrieben."
Kernsegment Innensonnenschutz
Innerhalb der starken Sonnenschutz-Sparte nehmen innenliegende Produkte mit 90% Anteil klar die dominante Rolle ein. Organisatorisch ist der Sonnenschutz-Sektor in vier Divisionen gegliedert. Stärkste Säule ist das Kerngeschäft, der Verkauf von Komponenten und Systemen, der in Europa über 16 Verkaufsbüros und 5 Großhändler abgewickelt wird. Der deutsche Markt wird von der Niederlassung Hunter Douglas Components in Kassel unter Leitung von Friedrich W. Petrat bearbeitet.
Luxaflex-Produkte bilden einen eigenständigen Geschäftsbereich. Dazu gehören auch Konfektionsbetriebe wie Riloga in Remscheid.
Das dritte Segment ist der Außensonnenschutz; in Deutschland vertreten über die Tochter Flexalum in Düsseldorf. Hier sieht Aad Kuiper noch großes Potential: "Vor allem bei Außenjalousien haben wir eine große Kompetenz aufgebaut. Speziell im Objektgeschäft verkaufen wir große Stückzahlen".
"Strategisch unwichtig", ist für den Europa-Chef der vierte Geschäftsbereich, SB-Produkte für Baumärkte, die nur in den Niederlanden und Großbritannien gehandelt werden.
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Hunter Douglas - das Unternehmen
Hunter Douglas N.V.
Piekstraat 2
NL-3071 EL Rotterdam
Niederlande
Tel: 0031/10486-9911
Fax: 0031/10484-7910
www.hunterdouglas.com
Geschäftsleitung HD-Europa: Aad Kuiper
Umsatz: Weltweit 1,7 Mrd. EUR (2000), Hunter Douglas Europa 574 Mio. EUR
Mitarbeiter: weltweit 15.000, davon 4000 in Europa
Sortiment: Komponenten und Systeme für Innen- und Außensonnenschutz. Jalousien, Rollos, Vertikallamellen, Plissees, Duette, Silhouette, Luminette, Serenette, Außenraffstores, Screen-Produkte. Bauprodukte, wie Plafond- und Fassadenplatten aus Aluminium
Geschäftstätigkeit: in Europa, Australien, Afrika, Amerika, Asien, insgesamt vertreten mit 145 Niederlassungen, 62 Fabriken, 83 firmeneigenen Konfektionsbetrieben und Verkaufsbüros in über 80 Ländern
Fertigungsbetriebe: 62 eigene Fabriken, wie Textil-, Screen-, Farben- Kunststoff- und Aluminiumwerke.
Lizenznehmer: 600 selbstständige Konfektionäre weltweit
Verkaufsbüro Deutschland:
Hunter Douglas Components
Oberzwehrener Str. 113
34132 Kassel
Tel: 0561/409980
Umsatz: (in Mio. Euro) 1.360 EUR (99), 1.697 EUR (00), davon
- Sonnenschutz und Fensterdekoration 1.138 EUR ('99), 1.467 EUR ('00)
- Bauprodukte 155 EUR ('99), 159 EUR ('00)
- andere 67 EUR ('99), 71 EUR ('00)
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit: 184 EUR ('99), 231 EUR ('00)
Ergebnis vor Steuern: 173 EUR ('99), 217('00)
Cash Flow: 196 EUR ('99), 114 EUR ('00)
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Hunter Douglas - die Chronik
- 1919 Gründung als Maschinenhaus in Düsseldorf durch Henry Sonnenberg
- 1939 Umsiedlung in die USA, Sonnenberg gründet eine neue Firma unter dem amerikanischen Namen "Douglas" Machinery Corporation
- ab 1946 Joe Hunter und Henry Sonnenberg gründen die Hunter Douglas Corporation. Beginn der Aluminium-Herstellung sowie Fertigung von Horizontaljalousien. Aufbau Lizenznehmer-System in Amerika
- 1956 Firmensitz nach Montreal, Kanada verlagert
- ab 1960 Aufbau des Sonnenschutz-Geschäfts in Europa, Australien, Lateinamerika
- 1969 Börsengang an der Amsterdamer Börse
- 1971 wird Rotterdam Hauptsitz der Hunter Douglas Gruppe. Sortimentserweiterung durch Rollos (1970), Vertikallamellen (1971), Plissees (1984), Duette (1985), Silhouette (1991), Lichtleittechnik-Jalousien (1993), Luminette (1996)
- 2000 Einführung der Hardware-Technik Eos (effektiv optimierte Systeme) im deutschen Markt. Etablierung Deko- und Möbelstoff-Handel im Internet in USA durch Tochtergesellschaft Tapestria
Die Horizontaljalousie brachte für Hunter Douglas Anfang der 50er Jahre den Durchbruch. Damals begann man im hauseigenen Aluminiumwerk, Jalousien mit 50 mm Lamellenbreite zu fertigen und diese im großen Stil im Rahmen eines Lizenznehmer-Systems zu vertreiben, das innerhalb kurzer Zeit außerordentlichen Erfolg brachte.
Doch wie kam es dazu? Das ursprünglich als Maschinenfabrik 1919 in Düsseldorf gegründete Unternehmen, blickt auf eine bewegte Vergangenheit mit zahlreichen Standortwechseln zurück. Der Weg führte von Deutschland über Holland nach USA, Kanada und wieder zurück nach Europa. In den USA hatte man sich nach dem zweiten Weltkrieg unter Anwendung eines neuen Verfahrens auf die Herstellung von Aluminium spezialisiert, vom flüssigen Metall bis zum Fertigteil.
Hauptaktivitäten waren die Produktion von Aluminiumbändern und Komponenten für Jalousien, sowie Bauprodukte aus Aluminium, wie Plafond- und Fassadenplatten - beides nach wie vor wichtige Geschäftsfelder der Hunter Douglas-Gruppe. Kontinuierlich wurde das Sonnenschutz-Sortiment ab den 80er Jahren ausgebaut; heute gibt es insgesamt 12 Produktlinien. Zu den Jalousien kamen textile Beschattungsprodukte hinzu - wie Rollos, Vertikallamellen, Plissees und Gardinen sowie die dekorativen Varianten Duette, Silhouette und Luminette. Außenliegende Systeme komplettieren das Programm: Außenraffstores, Screen-Beschattungen und in manchen Ländern Markisen.
aus
BTH Heimtex 06/01
(Wirtschaft)