Mega demonstriert Stärke zum 100. Jubiläum

Die heimliche Großmacht im Norden

Die Malereinkaufsgenossenschaften haben in den letzten Jahren kräftig an Bedeutung gewonnen. Die größte unter ihnen ist die Hamburger Mega, die mit 65 Standorten, 900 Mitarbeitern und 380 Mio. DM Umsatz in 13 Bundesländern präsent ist. Da kommt kein klassischer Großhändler mit. Das reicht Vorstand Walter Stüven aber noch nicht: "Das Ziel ist ganz Deutschland", gibt er die weitere Marschrichtung vor und hat dabei auch weitere Fusionen und Übernahmen im Visier.

Während die Branche knausert und spart, haute die Hamburger Malereinkaufsgenossenschaft, kurz Mega, zu ihrem 100. Jubiläum richtig auf den Putz: 5.000 Gäste wurden zu einer zweitägigen "Mega"-Party mit prominentem Moderator, professioneller Showband und einem überwältigenden Buffet in der Hamburger Fischauktionshalle eingeladen. 6.000 Besucher und 60 Aussteller machten die Hausmesse in Hamburg-Schnellsen zum Großereignis.

Vorstand Walter Stüven und seine Mannschaft setzen damit bewusst ein Signal. Noch vor wenigen Jahren wurden die Malereinkaufsgenossenschaften - die im Prinzip als Großhändler fungieren, nur in anderer Organisationsform - von manchem klassischen Grossisten belächelt. Man erinnere sich nur an die Diskussionen im Großhandelsverband Heim & Farbe, als dieser sich für die "Megs" öffnen wollte. Längst sind die Genossenschaften zu einem wichtigen Marktfaktor geworden, der über den angestammten Farbenbereich hinaus auch in anderen Segmenten Fuß gefasst hat. Auch bei der Mega ist die Ausweitung des Tätigkeitfeldes Programm. In der Vergangenheit erschloss sie ihren Kunden bereits Arbeitsgebiete wie Betoninstandsetzung, Wärmedämmung und die kreative Raumgestaltung mit Heimtextilien. Allein mit Bodenbelägen macht sie heute über 100 Mio. DM Umsatz und behauptet sich damit im vorderen Feld der Bodenbelagsgroßhändler.

Unter dem ambitionierten Stüven ist die Hamburger Traditionsgenossenschaft seit einiger Zeit auf einem strammen Wachstumskurs, hat fusioniert, zugekauft, eine eigene Service-Tochter gegründet und sogar eine eigene Bank integriert. Der weitere Entwicklungsweg ist vorgezeichnet: "Das Ziel ist Deutschland". Stüven will die Kräfte der Branche zu einer "kontrollierten gemeinsamen Macht" bündeln.

"12 Malereinkaufsgenossenschaften gibt es noch. Das sind 11 zu viel", sagt er selbstbewusst und lässt keinen Zweifel daran, welcher er die Führungsrolle zugedacht hat. Er betonte, dass Übernahmen "nicht planbar" seien, ließ aber gleichzeitig durchblicken, dass derzeit Verhandlungen mit gleich drei potentiellen Kandidaten liefen.

Über Deutschland hinaus gerät auch der europäische Markt zunehmend ins Blickfeld. Eine Kooperation mit Norwegen wird bereits gepflegt und über die Niederlassung Nordhorn zahlreiche Kontakte nach Holland unterhalten.

Parallel zur Expansion wird an der Wettbewerbsfähigkeit gearbeitet. Modernes Management und Ausweitung der Servicestruktur bestimmen den Kurs. Die Einführung der teuren SAP-Software in der Warenbewirtschaftung 1996 hat sich ausgezahlt. Trotz gestiegenem Umsatzvolumen hat eine effizientere Lagerverwaltung die Lagerbestände heute im Vergleich zu vor fünf Jahren deutlich schrumpfen lassen. Auch in Service und Kundenbindung wird investiert. Bereits 1994 erwarb die Mega die Mittelstandskreditbank, die ihre Beratung und Lösungen auf die Handwerksklientel zugeschnitten hat. Von Existenzgründungsdarlehen über Versicherungen und Kapitalanlagen bis zu Bürgschaften reichen die Finanzdienstleistungen.

Um Fortbildung, Werbemittel, Reisen und EDV-Dienstleistungen kümmert sich eine weitere Tochter, die Anfang des Jahres gegründete MSG (Mega Service Gesellschaft). In Hamburg hält man eine Kundenunterstützung dieser Form für wesentlich sinnvoller als das "Zugabe-Unwesen", das Stüven heftig kritisiert. "Bratpfannen und Radios sind untaugliche Lockmittel zur Kundenbindung." Noch vehementer wendet er sich gegen Boni in Form von Naturalien. "Es ist schon dahin ausgeartet, dass zu einer verkauften Palette Farbe eine weitere als Zugabe gewährt wurde. Damit schädigen wir unseren eigenen Absatz."

Natürlich ist auch das Internet ein Forum, in dem sich die Mega präsentiert. Neben einer Fülle an Informationen gibt es dort unter www.megamaler.de auch eine Kollegenbörse, in die sich schon über 500 Malerbetriebe eingetragen haben.

Ängsten, die Genossenschaft könne durch ihre ehrgeizigen Expansionspläne zu einer anonymen, profitgesteuerten Großmacht werden, tritt der Vorstand entgegen: "Die Mega gehört den Malern. Sie ist eine Gemeinschaft, die zusammensteht." Mehrheitseigner werde es nicht geben. Maximal fünf Anteile mit einem Wert von je 3.000 Euro kann ein Mega-Mitglied erwerben. Doch die Anlage lohnt sich: Zur traditionellen Dividende von 8 % kommt im Jubiläumsjahr ein Bonus von 4% hinzu.

----

Die Mega Gruppe - Fakten und Zahlen

Umsatz: über 380 Mio. DM (2000)
- davon Bodenbelagsumsatz: ca. 100 Mio. DM
Tochtergesellschaften: Mittelstandskreditbank, Mega Service GmbH, Hacotex Botex
Mitarbeiter: über 900
- davon Außendienst: ca. 145
Gesellschafter: 2.934 (13 Gründungsmitglieder 1901)
Angebot: über 30.000 Artikel, allein 23 eigene Bodenbelagskollektionen
Kundenzahl: ca. 25.000
Standorte: 65 in 13 Bundesländern
Fuhrpark: ca. 200 Pkws, 90 Lkws
Gewerbefläche: ca. 103.000 qm Lager und Büro
Service:
- eigene Bank als Finanzdienstleister für das Malerhandwerk
- eigene Service Tochter für Seminare, Hard-, Software, Werbung, Geschäftsreisen.
- 4 Bodenbelags-Zentrallager in Deutschland.
- Mega Goldcard Club: Leistungen, die über das Tagesgeschäft hinausgehen.
- Kollegenbörse im Internet: www.megamaler.de
aus BTH Heimtex 06/01 (Wirtschaft)