Interview mit Ulrich Windmöller von Witex
"Der Markt wird noch enger"
Laminatbodenhersteller Witex hat in den letzten zwei Jahren kräftig expandiert. In Deutschland ist das Unternehmen durch seine intensive Marketing- und Vertriebsarbeit bestens im Markt verankert, parallel hat man Standbeine im Ausland aufgebaut, um auf den zukunftsträchtigen Exportmärkten rechtzeitig präsent zu sein. Claudia Steinert hat mit dem Vorstandsvorsitzenden Ulrich Windmöller über Überkapazitäten, Investitionen und Partnerschaften gesprochen.
BTH: Herr Windmöller, allmählich wirds eng auf dem Markt. Obgleich wir schon reichlich Überkapazitäten am Markt haben, baut die Laminatindustrie weiter Kapazitäten auf. Gleichzeitig wächst der Druck durch neue Anbieter. Jan de Clerck hat schon die Teppichbodenbranche das Fürchten gelernt, jetzt will er auch mit Laminat starten, die Balta-Gruppe lieb-äugelt mit Laminat, Sonae will seinen Marktanteil vor allem in Deutschland ausbauen...wo soll das hinführen?
Ulrich Windmöller: "Ich sehe das kritisch - vor allem für die etablierten Anbieter, die glauben, sie könnten ihre Mengen und ihre Margen behalten. Ich denke, das wird noch enger. Man wird sich künftig verstärkt auf Innovationen konzentrieren müssen, um weiter vorne mitspielen zu können.
Dabei ist die Patent-Problematik eine Falle. Da kämpft der eine gegen den anderen und der wiederum gegen andere und alle sind nur mit dem Thema Patente beschäftigt. Das ist genau das, was die Branche nicht braucht, weil es Innovationen bremst. Man muss ja bei jeder Winkeländerung an einem Profil erst prüfen, ob man nicht irgendein Patent verletzt.
Wir haben das Problem rechtzeitig erkannt und glauben, dass wir mit Unilin auf das richtige Pferd gesetzt haben."
BTH: Innovationen einerseits und Kapazitätsausbau andererseits erfordern eine starke Kapitaldecke. Langfristig haben damit nur große und letztlich auch vollintegrierte Hersteller eine realistische Marktchance, oder?
Windmöller: "Ja - sicher hat keiner eine Chance, der nicht entweder über große Kapazitäten verfügt oder aber sehr innovativ ist. Besser ist natürlich, wenn man beides hat. Das können aber nur die ganz großen Unternehmen. Wobei die Produktion allein nicht alles ist: Sie müssen auch den entsprechenden Vertrieb haben. Da fühlen wir uns gut gerüstet, weil wir uns auf verschiedene Schienen stützen können.
Unsere Marke Witex ist vom Markt nicht mehr wegzudenken, zusätzlich lasten wir unsere Kapazitäten mit Private Labels und Produkten für Pergo aus. Das ist unser Vorteil. Durch diese Splittung sind wir auch nicht so erpressbar, als wenn wir uns zum Beispiel nur im Baumarkt-Segment bewegen würden."
BTH: Sie haben sich vor zwei Jahren mit Homanit auch Verstärkung ins Boot geholt und gemeinsam die HW Industries gegründet. Nach außen tritt HW Industries kaum in Erscheinung....
Windmöller: "...das ist ja auch keine operative Gesellschaft, sondern eine Finanzholding."
BTH: Aber wieviel Einfluss nimmt Homanit nun auf Witex?
Windmöller: "Homanit ist natürlich im Aufsichtsrat von Witex und hat insofern auch gewisse Entscheidungsfunktionen. Aber das operative Geschäft läuft bei Witex."
BTH: Auf jeden Fall scheint die Verbindung mit Homanit fruchtbar für Sie zu sein, wenn man sich Ihre Expansion in den letzten zwei Jahren anschaut.
Windmöller: "Ja, wir haben ordentlich expandiert und inzwischen mehrere Standbeine in verschiedenen Ländern. In Luxemburg sind wir schon einige Jahre präsent, auch in den USA haben wir früh angefangen. Die Vertriebsniederlassung in Shanghai gibt es bereits seit 1998, inzwischen haben wir noch ein separates Büro in Bangkok für die ostasiatischen Länder eröffnet.
Vielleicht bearbeiten wir von diesem Standort aus später auch noch Australien, Indien und Japan. Daran arbeiten wir. Mit Witex Polska sind wir im letzten Jahr auch Richtung Osteuropa gegangen. In Großbritannien werden wir auch demnächst mit einer eigenen Tochter vertreten sein. Dort sind wir schon so gut wie fertig. Und dann haben wir vor kurzem noch die WPT hier in Detmold gegründet, die sich mit der Entwicklung und dem Vertrieb von elastischen Bodenbelägen beschäftgen soll."
BTH: Außerdem betreiben Sie noch ein Produktions-Joint Venture in Malaysia....
Windmöller: "Richtig. Wir haben uns gesagt, dass wir von Augustdorf aus nicht den Weltmarkt bedienen können und dachten, dass der asiatische Markt nach einer Produktion vor Ort verlangt. Daraufhin haben wir uns lange in China umgesehen, die rechtlichen Verhältnisse und die Rohstoffversorgung geprüft - und festgestellt, dass die Ressourcen zumindest in Südchina sehr begrenzt sind. Also kamen wir auf den Standort Malaysia als Alternative.
Per Zufall hat mich dann ein Chinese auf einem Symposium in Delhi angesprochen, der ein MDF-Werk in Malaysia betreibt und auf Partnersuche war - und mit ihm sind wir dann ein Joint Venture eingegangen. Wobei wir im wesentlichen die Führung in dem Joint Venture haben. Unser Partner stellt die Gebäude und die Mitarbeiter, wir liefern das Know-How und kümmern uns um die ganze Abwicklung, die EDV und den Vertrieb."
BTH: Welche Größenordnung hat das Werk?
Windmöller: "Wir beschäftigen dort zur Zeit 60 Mitarbeiter, bis zum Jahresende werden es wohl 100 werden. Die Kapazität ist auf 4 Mio. qm ausgelegt."
BTH: Glauben Sie, dass Sie die 4 Mio. qm schon in diesem Jahr erreichen?
Windmöller: "Nein, können wir ja gar nicht, weil wir gerade erst angefangen haben. In diesem Jahr werden es vielleicht 1,5 oder 2 Mio. qm werden. Aber es sieht so aus, als könnten wir im nächsten Jahr 4 Mio. qm machen."
BTH: Wie viele verschiedene Produkte wollen Sie in Malaysia herstellen?
Windmöller: "Sicher nicht die ganze Palette, die wir hier in Augustdorf produzieren. Im wesentlichen werdenes wohl eher preiswerte Produkte sein. Ich denke, dass dort einiges über Private Label laufen wird."
BTH: In Augustdorf haben Sie im vergangenen Jahr auch die Kapazitäten erheblich ausgeweitet und bauen in diesem Jahr noch weiter aus. Wohin sollen diese Mengen abfließen?
Windmöller: "Augustdorf soll sich auf Europa konzentrieren, eventuell auch auf Osteuropa und den Nahen Osten. Und dann deckt Augustdorf zur Zeit auch noch den Bedarf in USA ab. Dort haben wir einen neuen Großkunden gewonnen, der uns für die nächsten zwei, drei Jahre gut beschäftigt und Asien kompensiert."
BTH: Wie weit sind Sie denn momentan in Augustdorf ausgelastet?
Windmöller: "Von den 30 Mio. qm Kapazität, über die wir aktuell verfügen, nutzen wir in diesem Jahr mit Sicherheit 25 bis 27 Mio qm. Die Investitionen,die wir 2001 tätigen, runden das Ganze ab, so das wir Ende des Jahres mindestens 35 Mio. qm Kapazität erreichen können."
BTH: Expansion bringt nicht nur Geld, zunächst einmal kostet es sie viel Geld. Können Sie Ihre Investitionen beziffern?
Windmöller: "Im letzten Jahr haben wir knapp 40 Mio. DM investiert. Für 2001/2002 haben wir wieder 40 Mio. DM vorgesehen. Es sind Gelder in die WPT geflossen, in dem neuen Werk für Pergo ist eine neue Fußbodenstraße hinzugekommen, und wir haben ein neues Heizwerk errichtet. Dann optimieren wir unser Logistik durch ein neues Hochregallager mit 5.000 Stellplätzen. Ich denke, dass wir inzwischen einer der größten Einzelstandorte sind. Ich wüsste jedenfalls kein Werk, das als einzelner Standort über eine vergleichbare Kapazität verfügt."
BTH: Noch ein Wort zur WPT. Damit knüpfen Sie also an Ihre Entwicklungen mit Polyurethan-Belägen an, mit denen Sie vor einigen Jahren angefangen haben.
Windmöller: "Ja. Die ersten Produkte sind schon fertig und werden zur Zeit in der Praxis getestet. Im nächsten Jahr werden Sie dazu mehr von uns hören - und sehen."
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Witex - das Unternehmen
Witex in Augustdorf gehört mit einer Produktionskapazität von 30 Mio. qm (2000) weltweit zu den größten Laminatbodenherstellern. Allein im vergangenen Jahr kletterte der konsolidierte Umsatz um 38 % auf knapp 302 Mio. DM, was nicht allein aus der Kooperation mit dem schwedischen Minderheits-Anteilseigner Pergo resultiere, sondern auch auf Wachstum aus eigener Kraft, wie der Vorstand betont.
Ebenfalls um 38 % gestiegen ist 2000 der Warneinsatz, der mit 178 Mio. DM 59 % der Betriebsleistung ausmacht. Das bedeutet eine Verschlechterung der Materialintensität um 1,5 %, korrespondierend ist der durchschnittliche Abgabepreis von 16,30 auf 15,40 DM gesunken.
Der Rohgewinn konnte dennoch um 29 % auf 123,7 Mio. DM angehoben werden.
Die Personalkosten haben sich um 23 % verteuert und lagen damit deutlich über dem Planansatz. Dafür werden unterschiedliche Ursachen genannt: In der AG auf der Anlaufphase des neuen Werkes IV, bei der amerikanischenTochter auf Management-Wechsel, ebenso bei der Tochter in Luxemburg.
Die Abschreibungen haben sich um 64 % auf 11,9 Mio. DM erhöht, zurückzuführen auf das hohe Investitionsvolumen, das Zugänge von 38,5 Mio. DM im Anlagevermögen verzeichnet. Damit konnte ein EBIT von 13,8 Mio. DM erreicht werden, das eine Verbesserung von 3 % gegenüber dem Vorjahr bedeutet.
Im laufenden Jahr will Witex das rasante Wachstum von 2000 nicht nur fortsetzen, sondern übertreffen. In der Gruppe wird ein Umsatz von 453 Mio. DM anvisiert, was einem Plus von 50 % entspricht. Darin sind erstmalig die neugegründeten Gesellschaften Witex Robin Floor Sdn Bhd in Mentakab/Malaysia, die Witex Asia Ltd. in Bangkok/Thailand und WPT GmbH in Detmold mit einbezogen. Darüber hinaus befindet sich noch eine Tochter in Großbritannien in Gründung.
Das ehrgeizige Umsatzziel basiert zum einen auf dem neuen Werk IV, das im Sommer 2000 aneglaufen ist und die Produktionskapazitäten in Augustdorf verdoppelt hat, zum anderen sollen die Kapazitäten auch 2001 noch weiter ausgebaut werden.
Der Rohgewinn der Witex-Gruppe soll in diesem Jahr um mehr als 30 % zulegen. Die Mitarbeiterzahl hat auf 530 zugenommen, dadurch werden sich die Personalkosten nochmals erhöhen.
An Investitionen sind wieder 40 Mio. DM vorgesehen, was die Abschreibungen noch-mals um 39 % steigen lassen wird. Der Jahresüberschuss soll sich nach den Planungen verdoppeln.
aus
BTH Heimtex 07/01
(Wirtschaft)