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Weverij de Ploeg - von der Kommune zum Industrieunternehmen
In der Hoffnung, alte Wirtschafts- und Sozialstrukturen überwinden zu können, gründeten Bauern und Handwerker 1923 im niederländischen Bergeijk die landwirtschaftliche Kooperative "Der Pflug", zu der auch eine Weberei gehörte. Darin wurden mit zunächst 6 Webstühlen Haustextilien aus Naturmaterialien hergestellt. 1928 kamen Einrichtungsstoffe hinzu.
Im Gegensatz zum landwirtschaftlichen Projekt, das alsbald scheiterte, erwies sich die Beschäftigung mit Stoffen als profitabel. In der Folgezeit entstanden durch die gemeinsame Devise "Einfachheit und Ehrlichkeit" enge Verbindungen zur Künstlergruppe De Stijl und zu Vertretern des Bauhauses, insbesondere zu Otti Berger. Kollektionen wurden gemeinsam mit Architekten entwickelt. Intention war, nutzenorientierte Stoffe für schlichte Inneneinrichtungen zu schaffen, die so viel Licht und Luft wie möglich hereinlassen.
Bis 1937 waren nur Mitglieder der Kooperative in der Weberei tätig. Danach wurden Lohnarbeiter eingestellt, die allerdings gemäß den Grundsätzen der Kooperative überdurchschnittliche Sozialleistungen erhielten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Nachfrage nach de Ploeg-Stoffen deutlich an, die nun überwiegend in Arts and Crafts-Shops und von hochwertigen Inneneinrichtern verkauft wurden. Schließlich wurde eine Erweiterung der Produktionskapazitäten notwendig. Gerrit Rietveld baute 1956 für De Ploeg ein neues Werk - übrigens der einzige Industriebau des niederländischen Designers. Zielvorgabe war die Schaffung eines humanen Arbeitsplatzes. Im gleichen Jahr wandelten zudem die drei noch verbliebenen Gründungsmitglieder die Kooperative in eine Stiftung um. Damit sollte einerseits die Zukunft der mittlerweile 200 Mitarbeiter und andererseits die Fortführung der ursprünglichen Ideen gewährleistet werden. Die Philosophie lautete nun, "to make its products as functional as possible and ensure conformity with the requirements of good taste".
De Ploeg gelang es, auch in den 60er und 70er Jahren eine eigenständige Design-Handschrift zu bewahren. Grundlegend war der Anspruch, dass alle Stoffe eine Einheit bilden und in Hinblick auf Garntypen, Materialien, Strukturen, Dessins und Farben miteinander harmonieren. In London, Brüssel und Krefeld wurden Niederlassungen gegründet, um das Exportgeschäft zu forcieren.
Die Krise der niederländischen Textilindustrie Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre konnte nur durch eine zeitweilige Reduzierung des angestrebten Produktstandards bewältigt werden. 1982 kehrte der Weber wieder zu seinen traditionellen Vorgaben zurück.
Seit 1992 gehört de Ploeg zur Vescom-Gruppe, die sich aus neun Anbietern von Produkten der Innenausstattung zusammensetzt und überwiegend den Objektmarkt bedient.
aus
BTH Heimtex 07/01
(Wirtschaft)