Decor-Union

Neues Betriebstypen-Modell kommt


Sorgen, Probleme und Fragen gibt es in der Branche reichhaltig. Die auf der Gesellschafterversammlung der Decor-Union gegebenen Antworten und Lösungsansätze blieben indes nichts schuldig. Ob strategische Allianzen der Kooperation, neue Betriebstypendefinition, nach vorn gerichtete Personalpolitik, eine neuartige Wohngebietsanalyse oder Konzeptionsansätze für Ladenbau mit Event-Charakter - die Veranstaltung ließ nichts aus.

"Dies war eine der fundiertesten und fruchtbarsten Gesellschaftertagungen des Verbandes, die ich bisher erlebt habe", fand Jürgen Wiegand vom Wohnen & Sparen-Fachmarkt in Fulda.

Beiratsvorsitzender Thomas Mollen begrüßte vor allem die im vergangenen Jahr neu hinzugekommenen Mitglieder. Nach einem deutlichen Wachstumsschub im Vorjahr - vor allem durch die neuen Kollegen aus der aufgelösten Vetega Gilde - stehe in diesem Jahr besonders die Optimierung von laufenden Projekten im Vordergrund.

Im Jahre 2000 bereits auf den Weg gebracht wurden neue Strukturen, die sich am besten in den Rückvergütungen nachvollziehen lassen. Die Bandbreite der ausgeschütteten Boni lag zwischen 1,8 und 5,66 %. Dafür war nicht nur die Größenordnung eines Unternehmens, sondern hauptsächlich die Höhe seiner Konzentrationsrate ausschlaggebend. So erzielten jene Mitglieder, die sich auf Kernlieferanten konzentrierten, die vom Verband präferiert wurden, die besten Bonusergebnisse.

Strategische Allianz mit der Katag

"Ohne strategische Allianzen können wir langfristig nicht wettbewerbsfähig sein" weiß man in Hannover.

Decor-Union-Geschäftsführer Enno Kramer unterrichtete die Mitglieder über die Zusammenarbeit mit der Bielefelder Katag. Sie sieht eine Belieferung von 72 Katag-Standorten mit Gardinen, Dekostoffen und Sonnenschutz und von 13 mit abgepassten Teppichen vor, während im Gegenzug die Katag 42 Standorte der Decor-Union mit Haustextilien beliefern wird. Ferner ist eine gemeinsame Marktbearbeitung auf dem Sektor Bettwaren vereinbart.

Die Liaison vollzieht sich nach dem Motto: Jeder Verband macht das, wofür er die höhere Kompetenz und die besseren Konzepte hat. Beide versprechen sich in den genannten Warenbereichen deutliche Ergebnisverbesserungen für die Mitglieder.

Bericht der Geschäftsleitung zum Jahr 2000

Kramer legte den Gesellschaftern und Mitgliedern (ab 2005 wird es nur noch die Form des Gesellschafters geben) die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung für das abgelaufene Geschäftsjahr vor. Die Decor-Union konnte für alle Waren- und Dienstleistungsgesellschaften einen Bruttoumsatz von rund 195 Mio. DM erzielen, was einer Steigerung um fast 16 % entspricht.

Auch wenn die Umsätze der Vetega-Gilde-Firmen herausgerechnet werden, ergibt sich laut Kramer ein über dem Branchenschnitt liegendes Ergebnis. Die einzelnen Warengesellschaften spiegeln das Gesamtergebnis wider. So kletterte zum Beispiel der Umsatz der Decor-Vertrieb um satte 22 % und jener der Decor-Import um rund 21 %. Der Kostensatz liegt bei nur knapp 0,8 %. "Das ist eine Rate, auf die wir stolz sind", sagte Kramer.

Das Jahr 2001 begann verhalten

Das erfreuliche Ergebnis des Vorjahres scheint sich im laufenden Jahr nicht zu wiederholen, jedenfalls nach den Umsatzzahlen Januar bis April 2001 zu urteilen. Vor den meisten Warenbereichen stehen Minuszeichen. Folglich sieht auch die Hochrechnung für 2001 anders aus als im Vorjahr. "Doch abgerechnet wird erst am Schluss des Jahres", meinte Kramer.

Kramer sieht am Markt ernste Signale. Insbesondere sei eine extreme Flächenexpansion in verschiedenen Einzelhandelsbranchen, auch der eigenen, zu beobachten. Hier sind es vor allem expansive Baumarktbetreiber. "Unsere Branche verliert an die Möbler und an die Baumärkte."

Das eigene Geschäft zur Marke machen

"Sie müssen ihr eigenes Geschäft zur Marke machen!", rief er den Mitgliedern zu. "Überprüfen Sie Ihr Erscheinungsbild außen wie innen. Welche Kompetenz habe ich im Sortiment? Ist das Sortiment noch aktuell?" Ein Geschäft könne heute keine fünf Jahre geführt werden, ohne einen solchen Eigen-Check zu machen und aus den Veränderungen auf der Nachfrageseite die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.

Als Zielsetzungen der Kooperation nannte der Geschäftsführer eine Neupositionierung der Betriebstypen in der klassischen und modernen Fläche, eine Neuausrichtung der Marketinginstrumente sowie gleichfalls eine Neuausrichtung der Warenstruktur, einhergehend mit einer Sortimentsgestaltung nach Angebotssegmenten. Ein weiteres Ziel ist der Ausbau der Informationsmedien Internet und Intranet. Personelle Voraussetzung werden entsprechend geschaffen.

Zum Thema Internet/Intranet informierte Jörg Heide. Jede Mitgliedsfirma kann sich ihre Homepage mit diversen Links gegen entsprechende Gebühr gestalten lassen. Einige bereits existierende gute Beispiele wurden vorgestellt. Bis Juni 2002 soll laut Heide das Intranet betriebsbereit sein. Damit lassen sich dann Informationen zu kaufmännischer Verwaltung, Warenwirtschaft, Rechnungswesen und Marketing online an alle Mitglieder übermitteln.

Kundenorientierung bestimmt den Charakter des Betriebstyps

Unternehmensberater Gottfried Heßling stellte im Verein mit den externen Beraterkollegen Rolf Plehn (Architektur), Eberhard Fichter (Marketing), Herbert Schmitmeier (Marketing) und Bernhard Zimmermann (Gestaltung) die Zwischenergebnisse für die Neudefinition der Betriebstypen vor. Im Oktober wird ein Weißbuch vorliegen, das sämtliche Kriterien aller fünf Betriebstypen enthält und Leitwerk für die konzeptionelle Ausrichtung der Decor-Union-Firmen sein wird.

Die Veranstaltungsteilnehmer sahen bereits Prototypen für Ladengestaltung, die mit Aktionsfläche, Kontaktplatz und Showroom ganz auf Event-Charakter ausgerichtet sind. Die Decor-Union wird sie ihren Firmen, in Form und Größe genau auf den jeweiligen Betriebstyp abgestimmt, zur Verfügung stellen. Wie so ein Event aussehen kann, demonstrierte Schmitmeier mit einer Antron-Teppichfaser-Vorführung in Verbindung mit Teflon-Bratpfannen.

Die Neuausrichtung der Betriebstypen umfasst alle Elemente, mit denen sich die Handelshäuser in der Öffentlichkeit präsentieren, also Fassaden, Ladengestaltung, Marketing, Verkaufsförderung und Öffentlichkeitsarbeit.
aus BTH Heimtex 07/01 (Wirtschaft)