Interview mit Tomas Cordes, Amorim Deutschland
"Signifikante Tendenz zu hochwertigen Korkböden"
Deutschland ist der größte Korkmarkt: Mit 6,5 Mio. qm werden hier rund 50% des weltweiten Angebots vermarktet. Trotz der Wettbewerbsdichte in diesem Belagsegment kann von Preisverfall nicht die Rede sein. Durch permanente Weiterentwicklungen gelingt es sogar, den Wert der Produkte zu steigern. "Korkbeläge verlieren nie an Aktualität, da ihr Aussehen permanent den modischen Tendenzen angeglichen wird", zeigte sich der Geschäftsführer von Amorim Deutschland, Tomas Cordes, in einem Gespräch mit BTH Heimtex-Redakteur Ulrich Baumert optimistisch. Cordes ist auch Vorsitzender des Deutschen Kork-Verbandes.
BTH Heimtex: Herr Cordes, zunächst einige Fragen an den Vorsitzenden der Bodenbelagssparte im Deutschen Kork-Verband: Wie geht es der Branche?
Tomas Cordes: Der Branche geht es gar nicht so schlecht. Im ersten Quartal hatten wir gute Absatzzahlen. Allerdings lassen sich nicht mehr die Zuwachsraten vergangener Jahre generieren. Die Zeichen aus dem Markt sind aber durchaus positiv, beispielsweise in der Richtung, dass immer weniger Aktionsware verkauft wird. Eine zunehmende Nachfrage ist hingegen bei den Design-Varianten zu verzeichnen. Die Verschiebung vom Standard zum werthaltigen Produkt ist klar zu erkennen. Allein 2005 betrug das Wachstum im Bereich Farbe und Furnier nahezu 20%.
BTH Heimtex: Konnten sich die klassischen Anbieter behaupten oder gewinnen neue Vermarktungsstrukturen an Bedeutung? Nachdem Hersteller wie Hamberger, Parador oder Meister ihr Programm um Kork erweitert haben, dürfte sich der Markt gewandelt haben.
Cordes: Der Markt hat sich nicht gewandelt, sondern er ist ergänzt worden. Die Berechtigung des klassischen Korkspezialisten ist nach wie vor gegeben. Industrielle Anbieter sehen in Kork eher eine Ergänzung, wobei sie sich weniger durch ihre Sortimentstiefe profilieren, sondern durch ihre logistische Leistung.
BTH Heimtex: Jedes Produkt hat seine Zeit. Vor einem halben Jahrhundert verschwand edles Parkett unter Teppichboden. Irgendwann könnte auch für Kork der Lebenszyklus zur Neige gehen. Wie lange ist Kork noch aktuell?
Cordes: Kork verliert nie an Aktualität, da das Aussehen permanent den modischen Tendenzen angeglichen wird. Neue Designs und Technologien machen die Produkte so begehrenswert. Während noch vor zehn Jahren Klebekork seinen Zenit hatte, dominiert inzwischen eindeutig die schwimmende Verlegung mittels leimloser Loc-Verbindung. Auch als Wandbelag ist Kork wieder ein Thema, allerdings in völlig neuer Form. Sie sehen also: Kork bleibt - aber der Produktmix ändert sich.
BTH Heimtex: Wieviel Prozent des Gesamtangebots an Korkbelägen entfallen inzwischen auf Korkfertigparkett?
Cordes: Knapp 80% der Korkböden werden schwimmend verlegt. Damit hat sich der an den Kunden weitergegebene Wert enorm erhöht.
BTH Heitex: Wo liegen gegenwärtig die Schwerpunkte der Verbandsarbeit?
Cordes: Zurzeit befinden wir uns in der letzten Phase der Vorbereitung einer Werbekampagne, die dem Endverbraucher das Thema Kork nahe bringen und eine zusätzliche Nachfrage erzeugen soll. Das Konzept wurde von einem Experten-Team in Zusammenarbeit mit einer Werbeagentur entwickelt. Die Umsetzung erfolgt durch klassische Werbung in Printmedien für Endverbraucher sowie durch Tools am POS, Preisausschreiben, Prospekte und Aufkleber.
BTH Heimtex: Als Vorsitzender der Bodenbelagssparte im Deutschen Kork-Verband haben Sie das Wohl der Branche im Visier; als Geschäftsführer von Amorim Deutschland wollen Sie die Marktbedeutung des Unternehmens ausbauen. Funktioniert das?
Cordes: Ja, denn in beiden Fällen geht es darum, den Korkboden mit allen seinen Vorzügen zu vermarkten. Es kann nicht im Interesse von Amorim sein, ein Monopol anzustreben. Ohne einen gesunden Wettbewerb hätten wir das Marktvolumen in Deutschland nie auf 6,5 Mio. qm ausweiten können. Amorim hat sich zur Devise gemacht, attraktive Produkte zu entwickeln, damit unsere Kunden Geld verdienen. Bei einer Reihe von Mitbewerbern erkenne ich eine ähnliche Firmen-Philosophie.
BTH Heimtex: Seine jüngste Neuentwicklung hat Amorim 2005 auf dem Branchentag in Wiesbaden vorgestellt. Offensichtlich räumen Sie dieser Vermarktungsschiene inzwischen mehr Gewicht ein.
Cordes: Der Holzhandel war für Amorim schon immer ein wichtiger Partner, um Korkbeläge qualifiziert zu vermarkten. Mit der Marke Ipocork haben wir die Voraussetzung geschaffen, den speziellen Anforderungen dieser Branche gerecht zu werden. Dass die Neuentwicklung Xtreme WRT zeitlich mit dem Branchentag Holz zusammen fiel, hat einen anderen Grund. Wir wollten mit der Innovation unbedingt zu diesem Zeitpunkt an den Markt, weil die Tendenz erkennbar war, dass immer mehr Marktteilnehmer über den Preis verkauften - und dem galt es entgegenzuwirken. Parallel dazu fand die Einführung im Bodenbelagshandel statt; bis zur Domotex im Januar wollten und konnten wir nicht warten.
BTH Heimtex: Wie hat der Markt Xtreme WRT angenommen?
Cordes: Unsere Erfahrungen mit der neuen Oberfläche sind fantastisch. Die gesetzten Ziele wurden deutlich überschritten. Anfang des Jahres gab es sogar leichte Lieferengpässe. Inzwischen sind 60% der Produkte, die unser Haus verlassen, mit dem Keramiklack ausgestattet. Besonders der Holzhandel weiß, die Produktvorteile zu nutzen und sich vom Wettbewerb abzusetzen. Dagegen hat sich diese Erkenntnis im klassischen Bodenbelagshandel noch nicht ganz durchgesetzt. Es wird Zeit, dass man sich auch dort aus der allgemeinen Preisdiskussion verabschiedet.
BTH Heimtex: Und wie entwickelt sich der Objektbereich?
Cordes: Seit einem Jahr verfügen wir über eine Objektabteilung, die im Moment intensiv den Architekten und Entscheidern den Nutzen unserer neuen strapazierfähigen Oberflächen näher bringt. Auch das Marketing hat sich diesem Geschäftsfeld verstärkt gewidmet und entsprechendes Informationsmaterial entwickelt. Vor allem aber wurden die Produkte verbessert und entwickelt. Erst vor wenigen Monaten nahm eine komplett erneuerte Fertigungsanlage den Betrieb auf.
Eine entscheidende Optimierung erfolgte beispielsweise bei den Oberflächen der Objektqualitäten Series 1000, 2000, 3000 und 4000 (Böden mit Vinyl-Nutzschicht, Anm. der Redaktion). Das Finish ist zum einen matt, doch was noch viel wichtiger ist: Nachdem vorher schon die Anforderungen der Klasse 42 für den normalen industriellen Bereich erfüllt wurden, besteht jetzt eine nahezu 100prozentige Kratzresistenz. Darüber hinaus haben wir im Segment Holzoptik die Range Vintage aufgenommen, mit der wir die Kundenstrukturen im Objektbereich hervorragend erreichen. Entscheidendes Differenzierungsmerkmal zum Parkett: Durch seinen Korkkern weist der Boden angenehme Elastizität und eine ausgezeichnete Raum- und Trittschalldämmung auf. Eine weitere technische Lösung mit Alleinstellungsmerkmalen ist Acousticork NRT", ebenfalls ein Thema, das zurzeit vorrangig mit den Architekten diskutiert wird.
BTH Heimtex: Steht die Vinylbeschichtung nicht in einem Widerspruch zu den ökologischen Aspekten?
Cordes: Keineswegs, denn wir verkaufen hier eine technische Problemlösung. Im Vordergrund stehen der Einsatzbereich und die fantastischen Möglichkeiten dieses Bodens. Sollten hingegen bauökologische Gesichtspunkte im Mittelpunkt stehen, bieten wir das gleiche Produkt mit Keramiklack an. Mit Beanspruchungsklasse 31 ist Xtreme WRT der bisher einzige Korkboden ohne Vinyl-Schicht, der für eine Verlegung im leichten Objekt geeignet ist.
BTH Heimtex: Sie sprachen von einer neuen Objektabteilung. Wenn ich mich recht erinnere, gab es derartige Aktivitäten auch in früheren Jahren schon.
Cordes: Das stimmt. Die jetzige Initiative weist jedoch einen anderen Ansatz auf. Der Nachteil früherer Aktivitäten bestand unter anderem darin, dass die Objektarbeit vorwiegend als Verkaufsgeschäft gesehen wurde. Heute üben wir in erster Linie eine Beratungsfunktion aus oder wir versuchen, Ausschreibungen zu gewinnen. Im Grunde genommen leistet Amorim mit der Objektabteilung die Vorarbeit für den Großhandel. Objekte wie das nH Hotel in Nürnberg, wo 5.000 qm unseres Korkbodens Series 3000 verlegt wurden (siehe Bericht BTH Heimtex, Ausgabe 6/2006), wickeln wir allerdings direkt ab.
BTH Heimtex: Normalerweise benötigt man im Objektgeschäft einen langen Atem. War dieser Auftrag eine Ringeltaube oder zeichnet sich ein dauerhafter Erfolg ab?
Cordes: Wir befinden uns zwar noch in der Anfangsphase, aber die bisherigen Ergebnisse stimmen uns dermaßen zuversichtlich, dass wir diesen Bereich um zwei weitere Mitarbeiter aufstocken werden. Darüber hinaus stehen dem Objektleiter noch zwei in Teilzeit arbeitende Berater zur Verfügung.
BTH Heimtex: Wie hat sich eigentlich die New Color Collections (farbige Korkböden) entwickelt, mit der Amorim vor drei Jahren die Fachwelt verblüffte?
Cordes: Diese Kollektion hat uns ganz klar gezeigt, was der Markt braucht. Bei der Vielzahl farbiger Alternativen war uns von Anfang an klar, dass nicht jeder Artikel ein Renner wird. In Kürze werden wir die überarbeitete Range auf den Markt bringen. Als unabdingbar hat sich erwiesen, dass die Colorierung aktuell ist.
Deshalb haben wir uns bei der Umsetzung des Farbkonzeptes von Designern aus der Bodenbelagsbranche beraten lassen. Umsatzträger ist zwar weiterhin brauner Kork, allerdings mit fallender Tendenz; in den vergangenen zwei Jahren betrug der Rückgang 5%. Aus dieser Verschiebung resultiert eine deutliche Steigerung im Wertebereich von mehr als 10%.
BTH Heimtex: Der Amorim-Konzern ist in vielen Geschäftsfeldern zuhause. Welchen Stellenwert hat der Fußbodenbereich?
Cordes: Früher war Korkboden ein Bereich von vielen. Nachdem sich die wirtschaftliche Situation im Segment Flooring aber schon seit Jahren konstant positiv entwickelt und auf der anderen Seite Probleme am Weltmarkt für Korkstopfen erkennbar werden, sind wir sehr viel stärker in den Focus der Shareholder gerückt. Ein deutliches Zeichen dieser Wertschätzung ist die hohe Investitionsbereitschaft.
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Amorim Deutschland - Firmentelegramm
Amorim Deutschland GmbH & Co. KG
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Telefon: 04221 / 5 93-01
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E-Mail: germany.ar.de@amorim.com
Internet: www.wicanders.de
Charakteristik: Vertrieb von Korkfußböden, Wandbelägen aus Kork, Parkett und Holzfußböden, elastischen Belägen (Hovi-Quarz-Vinyl-Fliese)
Geschäftsführung: José Fernando Maia de Arajo e Silva, Jorge Viriato de Freitas Barros Diniz Santos, Tomas Cordes, José Jlio da Silva Pereira Agostinho da Silva Henriques
Gründungsjahr: 1850 als Firma Carl Ed. Meyer
Mitarbeiterzahl: 50, davon 25 im Außendienst
Umsatz 2005: 46 Mio. EUR
Markennamen: Wicanders (für den Boden-belagshandel), Corklife (DIY), Ipocork (Holzhandel)
Muttergesellschaft: Amorim Revestimentos Portugal
S.A. Rua do Ribeirinho, 202P-4536-907 S. Paio Oleiros
Telefon: +351 (0) 22 / 7 47 54 00
Telefax: +351 (0) 22 / 7 47 54 10
Internet: www.amorim-revestimentos.com
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BTH Heimtex 07/06
(Wirtschaft)