Dierig Holding

Umsatzeinbußen im Jubiläumsjahr


Augsburg - Bei der Planung ihrer textilen Aktivitäten für das Geschäftsjahr 2005 ging die Dierig-Gruppe von einer verringerten Nachfrage aus und passte ihre Geschäftsaktivitäten entsprechen an. Und das war gut so, denn tatsächlich musste die deutsche Textilindustrie im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 3,5 Prozent hinnehmen. Wie der kürzlich im Bundesanzeiger veröffentlichte Jahresabschluss der Dierig Holding AG zeigt, musste der Augsburger Konzern allerdings überdurchschnittliche Umsatzrückgänge hinnehmen, und das in dem Jahr, in dem das 200-jährige Bestehen des Unternehmens gefeiert wurde.

Der konsolidierte textile Umsatz der Dierig-Gruppe sank im Berichtsjahr um 6,5 Prozent auf 62,3 (2004: 66,6) Mill. Euro. Diese Werte sind aber nur bedingt mit den im vergangenen Jahr veröffentlichten Zahlen vergleichbar, da die Holding nach einer Verordnung des Europäischen Parlaments dazu verpflichtet war, den Konzernabschluss für 2005 mit den Vergleichszahlen für 2004 erstmals nach International Financial Reporting Standards (IFRS) statt nach HGB aufzustellen. In diesem Zusammenhang wurde erstmals die MCA Martini Textil GmbH & Co. Veredlungswerke KG Quoten konsolidiert.

Voll konsolidiert wurden im Textilsektor des Konzerns die Dierig Textilwerke GmbH, Christian Dierig GmbH, Bimatex Textil-Marketing- und Vertriebs-GmbH, Fleuresse GmbH, Adam Kaeppel GmbH, Bleicherei Objekt GmbH & Co. KG und T. Scholten B.V. Fleuresse und Kaeppel repräsentieren die Bettwäschesparte innerhalb des Textilsektors, während Dierig, Bimatex und Scholten im internationalen Rohgewebehandel aktiv sind. Außerdem ist die Holding im Immobiliengeschäft tätig. Der Konzernumsatz stellte sich im vergangenen Jahr auf 67,3 nach 71,4 Mill. Euro. Die größten Rückgänge im Textil-Umsatz registrierte die Holding einerseits im Marktsegment für preisgünstige und mittelpreisige Bettwäsche, weil wegen des Preisdrucks des Handels auf Geschäfte zu nicht auskömmlichen Preisen verzichtet wurde. Andererseits mussten Einbußen beim Export nach Afrika hingenommen werden. Hier liegt die Ursache in der Liberalisierung des Agreement on Textiles and Clothing (ATC) und in politisch bedingten Schwierigkeiten und Unruhen in Westafrika. Diese Region gehört zu den wichtigen Abnahmegebieten von Damasten der Dierig GmbH. Aber auch die übrigen strategischen Felder mussten Federn lassen: Der Inlandsmarkt wie die EU.

Der Deutschland-Umsatz sank vergleichsweise gering auf 33,6 (34,2) Mill. Euro. Der Umsatz mit den übrigen europäischen Staaten verringerte sich auf 23,1 (25,3) Mill. Euro, daran hatten die EU-Staaten einen Anteil von 19,4 (21,1) Mill. Euro. In der übrigen Welt wurden Artikel für 5,6 (7,0) Mill. Euro abgesetzt. Die Exportquote am konsolidierten Textilumsatz lag damit bei 46,0 (48,6) Prozent. Am Ende des Berichtsjahres beschäftigte die Gruppe 216 Mitarbeiter, vier weniger als vor Jahresfrist. Der Personalaufwand konnte um 0,1 auf 9,3 Mill. Euro gesenkt werden.

Trotz des gesunkenen Umsatzes und der negativen Konjunktur im Textil- wie im Immobilienbereich erwirtschaftete die Dierig-Gruppe 2005 erneut ein positives Ergebnis. Im Vorjahresvergleich ist zu berücksichtigen, dass 2004 ein Anlagenverkaufsgewinn von rund 1,1 Mill. Euro angefallen ist. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit belief sich im Konzern auf 0,7 (2,2) Mill. Euro. Nach Steuern erwirtschaftete der Konzern einen Jahresüberschuss von 0,4 (1,3) Mill. Euro, daran hatte Textil einen Anteil von 150.000 (194.000) Euro.

Aus Sicht des Vorstands wird 2006 keine Besserung der deutschen Textilkonjunktur bringen. Im Bereich der Heimtextilien werden der Verdrängungswettbewerb im Handel sowie der Trend zu Eigenimporten anhalten. Die Konsumenten werden noch stärker als bisher billigere Qualitäten bevorzugen. "Damit ist für den Bereich der Bettwäsche innerhalb der Dierig-Gruppe mit einer abermaligen Verschärfung des Wettbewerbs zu rechnen", heißt es im Geschäftsbericht. Der internationale Textilhandel habe sich nach der Liberalisierung des ATC und der anschließenden Wiedereinführung von Quotenregelungen zum Jahresende wieder beruhigt. Daher geht der Vorstand bei den Exportaktivitäten von einer leicht verbesserten Ausgangslage aus.

Die Dierig-Gruppe wird sich dieser Wirtschaftslage durch eine Vielzahl von Maßnahmen anpassen. Im inländischen Bettwäschemarkt liegt das Hauptaugenmerk darauf, Kunden weiterhin mit hoher Designqualität wzu überzeugen und an auskömmlichen Preisen und Risiko verminderten Konditionen festzuhalten. Der Bettwäschemarkt in der Schweiz wird nach Ansicht des Vorstands weiterhin schwierig bleiben, es spürt jedoch eine leichte Belebung der Nachfrage, die sich im Auftragsbestand der dortigen Gesellschaft niedergeschlagen hat. Daher ist in der Schweiz mit einem stabilen Geschäftsverlauf zu rechnen. Das Bettwäschegeschäft in Österreich gibt Anlass zu Optimismus. Vor allem durch die so genannten Reformstaaten ist für 2006 mit weiterem Wachstum zu rechnen.

Die im internationalen Rohgewebehandel aktiven Tochtergesellschaften werden sich 2006 weiterhin auf ihre Kompetenzen bei der Vermarktung interessanter Nischenprodukte konzentrieren. Das im Jahresverlauf 2005 problematische Geschäft der Christian Dierig GmbH mit Afrika-Damasten wird 2006 voraussichtlich ruhiger und planbarer verlaufen. Vom Rohgewebegeschäft erwartet die Gruppe ebenso wie vom Futterstoff einen normalen Geschäftsgang. In Summe erwartet die Dierig-Gruppe 2006 eine konstante Geschäftsentwicklung sowohl im Bereich der Textilien als auch im Immobiliensektor.
aus Haustex 09/06 (Wirtschaft)