PCI: "Wir haben nur den Gesellschafter gewechselt"
Übernahme durch BASF als Chance
Die Entscheidung war eigentlich erst wenige Tage alt, dennoch wehten am PCI-Stammsitz in Augsburg bereits die Fahnen der neuen Eigentümerin BASF. Im Rahmen der jährlichen Pressekonferenz stellte die Führungsriege des PCI-Geschäftsfelds Fußbodentechnik neue Produkte wie Spachtelmasse und Armiermatte und die jüngsten Bilanzzahlen vor. Gleichzeitig machte Klaus Gunter Theobald, Leiter Zentrales Marketing, deutlich: "Wir haben nur den Gesellschafter gewechselt". Ansonsten bleibe alles beim Alten, auch weil PCI Augsburg 2005 in einem rückläufigen Markt ein leichtes Wachstum erzielt habe und gut ins Jahr 2006 gestartet sei.
Eine Wirtschaftsnachricht hatte zum Jahresanfang in der Fußboden-Branche für große Aufregung gesorgt: Die Bauchemiesparte der Degussa inklusive PCI Augsburg könnte an BASF veräußert werden. Seit Juli ist es nun offiziell: Der Chemiekonzern hat sich im Rennen um die Degussa- Bauchemie gegen Finanzinvestoren durchgesetzt. Rückwirkend zum 1. Januar 2006 wurde der Geschäftsbereich, der alleine in Deutschland 1.900 Mitarbeiter beschäftigt, für einen Transaktionswert von 2,7 Mrd. EUR übernommen. "Für uns ist die ganze Sache supergut gelaufen. Mit der BASF haben wir unseren echten Wunscheigentümer bekommen", betont Klaus Gunter Theobald, Leiter Zentrales Marketing.
"Für uns ist wichtig, dass sich an unserem Geschäftsmodell möglichst wenig ändert", brachte es Theobald auf den Punkt. Bei der BASF stünden die Vorzeichen dafür gut, versicherte er glaubhaft. Immerhin hat die BASF die komplette Bauchemiesparte gekauft und wird sie auch in Zukunft als separaten Geschäftsbereich weiterführen. Ziel der Akquisition sei es, den Anteil der höher veredelten Produkte im Sortiment zu vergrößern. Außerdem soll der Chemiekonzern von Konjunkturzyklen unabhängiger gemacht werden. Letztlich ist das Bauchemie-Geschäft zwar von der Baukonjunktur abhängig, europaweit betrachtet gibt es aber immer Regionen, in denen die Baubranche Zuwächse verzeichnet.
Bisher ist der Ludwigshafener Chemieriese vor allem mit Rohstoffen im Bausektor aktiv. Weiterveredelte Produkte wie die BASF-eigene Dämmstoffplatten Styrodur bilden dagegen eine Ausnahme. "Wir sind jetzt der erste größere BASF-Bereich, der tatsächlich im Business-to-Consumer-Geschäft (B2C) aktiv ist", so Klaus Gunter Theobald. "In allen anderen Bereichen vertreibt die BASF ihre Produkte fast ausschließlich an Industriekunden." Bei PCI Augsburg erwartet man deswegen, dass es keine massiven Veränderungen geben wird. Und wie Thomas Prechtl, PCI-Verkaufsleiter Fußbodentechnik, ergänzt: "Unsere wirtschaftlichen Zielvorgaben sind die gleichen geblieben, wir haben aber vielleicht andere Möglichkeiten."
Wachstum gegen den Trend
Möglicherweise tragen auch die aktuellen Bilanzzahlen des vergangenen Jahres zu der vergleichsweise entspannten Haltung des Augsburger Verlegewerkstoffherstellers bei. Das Gesamtunternehmen PCI Augsburg GmbH hatte 2005 ein leichtes Umsatzplus von rund 2% auf 200 Mio. EUR erzielt. Die PCI-Führungsriege zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden, da der Markt für Verlegewerkstoffe für Fliesen und andere Bodenbeläge sowie Spachtelmassen nach PCI-Berechnungen im vergangenen Jahr um 4 % gesunken sei.
Während das Inlandsgeschäft der PCI gegenüber dem vorvergangenen Jahr ungefähr konstant geblieben war, verbesserte sich das Auslandsgeschäft deutlich. Insbesondere die in der so genannten Business-Line zusammengefassten Auslandsgesellschaften der PCI profitierten von der positiven Baukonjunktur in anderen Ländern Europas. Um ungefähr 10 % auf 130 Mio. EUR erhöhte sich der Umsatz dieser Gesellschaften.
Im aktuellen Geschäftsjahr zeige sich, dass es mit deutschen Markt wieder langsam aufwärts gehe. Die PCI Augsburg GmbH konnte im ersten Halbjahr 2006 ein Umsatzplus von 7 % erzielen, für das gesamte Jahr ist ein Umsatzziel von + 5 % anvisiert.
Deutliche Fußbodentechnik-Zuwächse
Vor sieben Jahren ist PCI Augsburg in das Geschäftsfeld Fußbodentechnik eingestiegen, seitdem geht es kontinuierlich aufwärts. Im Jahr 2005 erhöhte sich der Umsatz nach Angaben von Verkaufsleiter Thomas Prechtl erneut um 20 %. Damit dürfte das Geschäftsfeld bei einem Umsatzvolumen von knapp 8 Mio. EUR angelangt sein - ohne dass dieser Wert von offizieller Seite bestätigt wurde. Darüber hinaus habe man auch im ersten Halbjahr 2006 wieder eine Wachstumsrate von 20 % erreicht, trotz der schwierigen Witterung im ersten Quartal.
Verantwortlich für die positive Entwicklung machte Prechtl in erster Linie den kontinuierlichen Ausbau des Händlernetzes. In Deutschland vertreibt die PCI-Fußbodentechnik ihre Produkte derzeit noch in gleichen Teilen an Handel und Handwerk. Allerdings setzt man, wie in anderen PCI-Bereichen auch, klar auf den Fachhandel. Der Bodenbelagsfachhandel und den Malergroßhandel sind in der Fußbodentechnik für PCI die wichtigsten Absatzwege, wobei letzterer in den vergangenen zwei Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Um eine möglichst optimale Kundenbetreuung zu erzielen, arbeitet PCI Fußbodentechnik heute mit 13 Außendienstmitarbeitern, gegenüber 8 Außendienstler im Jahr 1999.
Außerdem setzt das Geschäftsfeld verstärkt auf das Auslandsgeschäft. Da in jedem Land die Vertriebskanäle für Fußboden-Zubehör anders strukturiert sind, wird in den verschiedenen Ländern Europas unterschiedlich vorgegangen. In Dänemark beispielsweise wurde zu Jahresbeginn ein eigenes Vertriebsbüro eröffnet, von dem aus möglicherweise auch das weitere Skandinaviengeschäft starten soll.
Glasfasern helfen auf schwierigen Untergründen
Nicht nur im Export will PCI wachsen. Im Inland beschäftigt man sich auf Produktseite verstärkt mit dem Thema der Renovierung. Immer häufiger trifft der Verleger auf kritische Untergründe wie gerissene Estriche, Mischuntergründe mit Rissgefahr und alte Holzdielenkonstruktionen. "In den Fällen, wo man früher den schlechten Estrich ausbauen und einen neuen einbauen musste, können heute Speziallösungen zum Einsatz kommen", berichtet PCI-Verkaufsleiter Thomas Prechtl. Die Lösung besteht aus den Glasfaser-Armiermatten GFM und GFS zusammen mit der faserhaltigen Spachtelmasse HSP 34. Musste der Bodenleger den gerissenen Estrich bislang verharzen, so kann er diesen nun mit den Glasfaser-Armiermatten überbrücken, so dass ein ebener Untergrund zum Verlegen von Oberbelägen entsteht.
Mehr Festigkeit für Spachtelmassen
Von der Wirkungsweise der Glasfasern konnte sich FussbodenTechnik im Labor von PCI in Augsburg überzeugen. Während die normale Spachtelmasse bei einem Versuchsaufbau mit einem Prüfkörper nur eine Biegezugfestigkeit von 4 Newton erreichte, so stieg die Biegezugfestigkeit beim Einsatz der Glasfasermatte GFM um ein Vielfaches. Die Wirkungsweise erläutert Bernd Albers vom Produktmanagement Fußbodentechnik bei PCI: "Zwischen den Glasfasern befindet sich ein spezieller Kleber wie ein Kleister, der sich beim Kontakt mit dem Anmachwasser auflöst; die Glasfasern selbst stellen sich in alle Richtungen auf, was später die Biegezugfestigkeit der durchgehärteten Spachtelmasse verbessert." Bei früheren Faser-Matten blieben die Fasern ausschließlich in waagerechten Ebene der Matte erhalten.
Ein weiterer Aspekt ist die Position der Glasfasermatten. Früher lagen diese ausschließlich im unteren Drittel der Spachtelmasse. Heute wird die PCI-Spachtelmasse mit einer Stachelwalze bearbeitet, so dass die Fasern in der Mitte der Spachtelmasse liegen und eine optimale Bewehrung bilden. Wenn mit größeren Bewegungen im Untergrund und mit Rissbreiten bis zu 5 mm zu rechnen ist, sollte zusätzlich die Armiermatte GFS im direkten Umfeld der Risse und der kritischen Bereiche verwendet werden.
Wie funktioniert die Verarbeitung?
Die PCI Armiermatte GFM wird direkt auf dem grundierten und abgetrockneten Untergrund ausgelegt, die Bahnen brauchen nur 1 cm zu überlappen. Die zweite Armiermatte GFS besteht aus Glasfasersträngen, die mit einem feinen Haftfadengitter und abziehbarer Trägerfolie fixiert sind. Sie wird - quer zum Riss je 30 cm nach links und rechts reichend - in eine dünn vorgespachtelte Teilfläche gelegt. Darüber erfolgt das vollflächige Auslegen der PCI Armiermatte GFM, und dann das Aufbringen der Spachtelmasse in einer Schichtdicke von mindestens 5 mm.
Prädestiniert für den Einsatz mit den Armiermatten ist die faserhaltige Spachtelmasse HSP 34 von PCI. Bei nur geringen Spannungen und nicht zu problematischen Untergründen kann bei Schichtdicken 5 bis 7 mm auch die Universal-Spachtelmasse USP 32 verwendet werden. Für Schichtdicken von über 5 bis zu maximal 30 mm kommt ausschließlich HSP 34 zum Bodenausgleich in Frage.
Hatte PCI dieses Produktsystem GFM und GFS bislang nur als Handelsprodukt, so ist es nun fester Bestandteil des PCI-Sortimentes. "Solche Systeme sind für uns oft der Türöffner", berichtete Prechtl von positiven Reaktionen der PCI-Kunden.
Schnelle und leichte Spachtelmasse
Neu bei PCI ist auch die standfeste, leichte Spachtelmasse STL 39. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger STL 35 enthält die Neuentwicklung Leichtfüllstoffe. Letztere ermöglichen eine Gewichtsreduzierung des Gebindes von 25 auf 20 kg - bei gleicher Reichweite gegenüber herkömmlichen Spachtelmassen. Der Verbrauch beträgt nur 1,2 kg pro qm und mm Schichtdicke.
Die standfeste Spachtelmasse besitzt eine plastische Konsistenz und kann in Schichtdicken von 0,5 bis 50 mm verarbeitet werden. Der Anwendungsbereich erstreckt sich vom Ausgleich von Vertiefungen, Löchern und Bodenunebenheiten über das Ausbilden von Keilen auf zementären Untergründen, Anhydrit- und Gussasphaltestrichen, Spanplatten und Holzdielenböden bis zum Ausbessern von Treppenstufen und Podesten.
STL 39 kann vor dem Verlegen von textilen und elastischen Bodenbelägen sowie Parkett und Laminat verwendet werden. Die Spachtelmasse härtet schnell durch, ist nach 45 Minuten begehbar, bei einer Dicke von 5mm nach 1 Stunde schleifbar und mit dampfdiffusionsoffenen Belägen sogar belegbar. Parkett kann nach 4 Stunden verlegt werden.
aus
BTH Heimtex 09/06
(Wirtschaft)