Fragen an Caparol-Geschäftsführer Karl-Heinz Scholz
"Was gibts Neues im Fassadenbereich?"
Karl-Heinz Scholz zeichnet seit zirka einem Jahr als Geschäftsführer bei Caparol für die Bereiche Marketing und Produktmanagement verantwortlich. Der Bodenbelagsbranche ist er noch aus seiner Tätigkeit bei Witex bestens bekannt, wo er mit großem Erfolg eine Reihe von Neuentwicklungen wie "Ceraclic" auf den Weg brachte. BTH Heimtex befragte Scholz zu den jüngsten Problemlösungen der Caparol-Firmengruppe im Bereich Fassade.
BTH Heimtex: Die Verschmutzungstendenz von Fassadenanstrichen ist für Immobilienbesitzer ein ärgerliches Thema. Einer Ihrer Wettbewerber versprach mit dem "Lotus-Effekt" Abhilfe und sorgte für großes Aufsehen. Was gibt es hier Neues von Caparol?
Karl-Heinz Scholz: Caparol hat vor Jahren ein Forschungsprojekt gestartet, das alle Rezepturbestandteile unter die Lupe genommen und die besten Rohstoffe ermittelt hat, um besonders schmutzunempfindliche Anstrichmittel anbieten zu können. Nach jahrelangen Versuchsserien wurden Werkstoffe auf der Basis des Caparol Clean Concepts (CCC) entwickelt, die langfristig saubere Fassaden garantieren. Durch das Verwenden definierter Pigment-Füllstoff-Kombinationen entstehen nanostrukturierte Oberflächen, die das Anhaften von Schmutzpartikeln reduzieren.
Ein Verkleben von Schmutz-partikeln an der Oberfläche wird dadurch minimiert, dass auf thermoplastische oder hydroplastische Ausgangsstoffe verzichtet wird. Außerdem werden im Nanobereich modifizierte, photokatalytisch wirkende Pigmente eingesetzt, die sich ablagernde Schmutzpartikel aus der Troposphäre durch Feuchte und Sonnenlicht abbauen. Die Mikro-Schmutzpartikel haften so kaum noch an der Oberfläche und werden abgespült, wenn (Regen)-Wasser die Wand benetzt. Durch Siliconharzbindemittel mit niedriger Oberflächenspannung entsteht überdies eine Kapillarhydrophobie, die zur Reduktion der Wasseraufnahme führt, ohne dass dadurch eine Sperre für den aus dem Inneren des Gebäudes entweichenden Wasserdampf entsteht. So können Fassaden schnell austrocknen und dauerhaft trocken bleiben.
Das Caparol Clean Concept setzt also auf die Kapillarhydrophobie und nicht auf die Oberflächenhydrophobie eines vermeintlichen "Lotus-Effekts", um die Verschmutzung von Fassaden möglichst gering zu halten. Ein zu starker Abperleffekt auf der Oberfläche führt nämlich nach den Beobachtungen der Caparol-Forscher zu Flecken und Schmutzläufern. Auf der Basis des Caparol Clean Conceptes sind bisher die Fassadenfarben Amphisilan und Thermosan, das neue Amphibolin sowie der Amphisilan-Fassadenputz rezeptiert.
BTH Heimtex: Verschmutzungsresistente Fassadenfarben sind ungleich teurer als konventionelle Produkte. Gelingt es Ihnen, die Endverbraucher von der Effizienz der hochpreisigen Farben zu überzeugen?
Scholz: Die Verschmutzung von Fassaden ist seit Jahren ein vieldiskutiertes Thema. Vielen Endverbrauchern ist daher bekannt, dass hochwertige Siliconharzfarben hier deutliche Vorteile bieten. Hinzu kommt: Derartige Beschichtungen sind nicht ungleich teurer. Die Frage ist, was miteinander verglichen wird. Bei hochwertigen Siliconharzfarben wie Amphisilan und Thermosan ist das Caparol-Clean-Concept im Preis mit inbegriffen. Da solche Produkte Fassaden langfristig sauber halten, werden die Renovierungsintervalle größer. Das spart auf lange Sicht Geld. Auch ist der Aufwand für die Nebenkosten wie Gerüst etc. zu berücksichtigen. Gerüstkosten lassen sich zum Beispiel dadurch sparen, dass rationell und schnell mit dem Nespri-Tec-System gearbeitet werden kann. Das ist eine neue Technik, die wir letztes Jahr herausgebracht haben. Dadurch können Materialien nebelfrei und erheblich schneller auf die Fassade aufgebracht werden.
BTH Heimtex: Mit einer neuen Fassadendämmplatte von Caparol - wegen ihrer grauweiß gesprenkelten Oberfläche auch als "Dalmatiner" bezeichnet - lässt sich mehr Heizenergie sparen als bisher. Warum?
Scholz: Die Dalmatiner-Fassadendämmplatte von Caparol kombiniert die Vorteile von weißem und grauem Polystyrol-Hartschaum. Dadurch erhöht sich die Dämmleistung gegenüber einer Standard-Polystyrol-Hartschaumplatte um 12,5 Prozent. Je nach Anforderung kann dieser Vorteil dazu genutzt werden, um eine stärkere Dämmwirkung zu erreichen oder die Dicke der Dämmschicht zu reduzieren.
Ein weiterer Vorteil der Dalmatiner-Platte ist ihre thermische Unempfindlichkeit. Die weißen Anteile in der Platte sorgen dafür, dass sich die Platte selbst bei direkter Sonnenbestrahlung nur unwesentlich aufheizt - weder beim Verlegen an der Wand noch beim Lagern im Paket. Dies verhindert die Schrumpfung frisch verlegter Dalmatiner-Platten. Die Platte ist ein großer Erfolg - sowohl im In- wie auch im Ausland.
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BTH Heimtex 09/06
(Wirtschaft)