Interview mit Ulrich Plocher, Gesamtleiter Marketing- und Vertrieb der Knopp Unternehmensgruppe

Zielgruppe um Entscheidungsträger, Planer und Architekten erweitert

Estrichtrocknungs-Beschleuniger und Fließestrich-Bindemittel von Knopp kennt mittlerweile fast jeder Estrichleger. Jetzt plant das mittelständische Unternehmen das Bewusstsein für diese Produktgruppen auch bei allen Entscheidungsträgern zu schärfen. Basis bildet die neu geschaffene Corporate Identity, die sich bereits auf der aktuellen Titelseite zeigt. FussbodenTechnik hat Knopp in Dettelbach besucht und mit Marketing- und Vertriebsleiter Ulrich Plocher über neue Zielsetzungen gesprochen.

FussbodenTechnik: Herr Plocher, Knopp spricht neben dem Estrichleger nun verstärkt auch die Zielgruppe der Planer und Architekten an. Warum?

Ulrich Plocher: Der Bekanntheitsgrad von Knopp ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen - das gilt für Deutschland genauso wie für das europäische Ausland. In vielen Ländern sind wir bereits absoluter Marktführer. Viele Estrichleger kennen und schätzen unsere Produkte, so dass wir jetzt verstärkt auf Imagewerbung setzen. Wir wollen alle Entscheidungsträger darüber aufklären, wie wir ihre Baustelle durch Additive und Zusätze qualitativ besser und schneller machen können.

FT: Wie wollen Sie die stark umworbene Zielgruppe der Architekten und der anderen Entscheidungsträger erreichen?

Plocher: Wir werden auf Messen in nächster Zeit besonders auf das Thema "Umbrella"-Marketing setzen. Das bedeutet, dass wir unseren europäischen Partnern in der Größe variable Messestände zur Verfügung stellen. Über dem Messestand - quasi als Dach - präsentiert sich die Marke Knopp mit einer neuen Corporate Identity. Unter diesem Dach stellen sich unsere Partner mit all Ihren Produkten und Aktivitäten im Detail dar. Bei den Partnern kommt dieses Konzept richtig gut an und wir können uns als Hersteller von hochwertigen Beschleunigern und Additiven für die Estrich- und Betontechnologie im Bewusstsein unserer Zielgruppe verankern.

FT: Wann kann man Knopp denn in Deutschland wieder auf einer Messe sehen?

Plocher: Für uns ist die EFM in Feuchtwangen eigentlich das beste Forum. Wir diskutieren ständig über die Teilnahme an anderen deutschen Messen. Aber wird ein Architekt auf der BAU nach Additiven für die Herstellung von Estrichen suchen? Die Antwort lautet Nein. Dieses trifft hauptsächlich auch auf die vielen ausländischen Besucher zu. Wir halten es daher für notwendig, uns jetzt verstärkt im europäischen Marktgeschehen auf internationalen Messen sowie in den entsprechenden Medien zu engagieren.

FT: In Deutschland, Österreich und Frankreich sind Sie selbst auf dem Markt aktiv. In anderen europäischen Ländern arbeiten Sie hingegen mit Partnern zusammen. Warum?

Plocher: Es macht in vielen Fällen mehr Sinn, national-lokale Unternehmen einzubinden. Wir können keinen Deutschen in die Türkei schicken, um dort zu verkaufen. Wir brauchen landesorientierte Firmen und Personen, die die Sprache sprechen, bereits im Markt tätig sind und die Gepflogenheiten vor Ort kennen. Der nächste Schritt ist dann herauszufinden, welche unserer Produkte in den entsprechenden Ländern Absatzchancen haben. Dazu evaluieren wir akribisch das Umfeld hinsichtlich Vorschriften und Qualitäten. Fragt man dann die planenden Architekten und Generalunternehmer, ob sie mit der existierenden Bau-Qualität zufrieden sind, erfährt man sehr schnell, wo und ob es Nachholbedarf gibt und wo wir ansetzen können.

FT: Dafür müssen neben Ihren eigenen Mitarbeitern doch sicher auch Mitarbeiter der ausländischen Partner geschult werden. Wie viele Personen schulen Sie im Jahr?

Plocher: Wir sind europaweit in 20 Ländern aktiv. In diesen Ländern sind jeweils mehrere hauptverantwortliche Verkäufer für unsere Produkte im Markt tätig. An diese sind Verkaufsmannschaften gekoppelt, die sich wiederum mit den Kunden austauschen. Ich würde vermuten, dass von den Schulungen in ganz Europa sicherlich mehr als 2.000 Personen jährlich profitieren und die Knopp-Produkte auf diese Art hautnah kennen lernen.

FT: Welches sind denn die wichtigsten Produkte?

Plocher: Wir haben uns auf die Nischen Beton- und Estrichzusätze sowie Spezialbindemittel im Segment Bau spezialisiert. Es wurde intensiv geforscht, Anforderungsprofile erstellt und systematisch Lösungen entwickelt, die den Bedürfnissen der Architekten, Bauherren und Anwendern entsprechen.

FT: Welche Vorteile haben die Produkte?

Plocher: Beim Contopp Beschleuniger Compound sind das sehr gut steuerbare Austrocknungszeiten von 2 bis 16 Tagen. Die Rückfeuchtung reduziert sich auf ein Minimum, die Rissebildung ist stark minimiert. Zusätzlich wurde für diese Produktgruppe eine spezielle Bewehrung entwickelt, die neben der Hydrophobierung eine erhöhte Druck- und Biegezugfestigkeit gewährleistet. Bei der zweiten wichtigen Produktgruppe Prontopp AZO Compound Anhydritbinder wird die Bildung der Sinterhaut bei Anhydrit-Fließestrich verhindert. Das kosten- und zeitintensive Nachschleifen der obersten Estrichschicht entfällt und die dabei entstehenden Stäube werden vermieden. Die Optik der Estrichfläche ist damit wesentlich verbessert und zeigt sich homogener und einheitlicher.

FT: Estrichqualitäten sind doch regional und national sehr unterschiedlich. Wie schaffen Sie es, dass Ihre Estrich-Beschleuniger zu jeder Qualität passen?

Plocher: Eine ganz wichtige Frage. Bei dem Knopp Contopp Compound handelt es sich um ein Baukastensystem. Es ist aus mehreren Bestandteilen zusammengebaut, die je nach Anforderung zum Einsatz kommen bzw. weggelassen werden. Auch wenn ein Estrich nur so gut sein kann, wie die Teile, die dazu benutzt werden, so können wir mit unseren Produkten fast jede Mischung positiv beeinflussen. In einigen Bereichen haben wir für einzelne Kunden spezielle Rezepte entwickelt, die präzise auf seine Bedürfnisse abgestimmt sind. Damit kann er wiederum seinen Kunden individuelle und ideale Problem-Lösungen offerieren.

FT: Wodurch unterscheiden sich denn die Estriche der Kunden?

Plocher: Zwangsläufig durch die natürlichen und unterschiedlichsten Bodenverhältnisse, die für die Basis des Estrichs in Form von Sand und Zementen verwendet werden. Mal ist die Struktur bzw. Qualität des Sandes fein, mal grob, etc.. Gleiches gilt für die Zement-Qualität. Diese ist von Land zu Land, von Region zu Region unterschiedlich. Wir bieten den Kunden die Individualität, die sich nach den jeweiligen Bedürfnissen richtet, indem unsere Produkte auf die jeweiligen Voraussetzungen abgestimmt werden. Das ist zwar sehr mühsam und kostet viel Zeit. Diese Nutzendarstellung gegenüber den Bauherren macht jedoch einen entscheidenden Unterschied.

FT: Recht erfolgreich scheint bei Ihnen auch die Abteilung Forschung und Entwicklung zu sein. Welche Bedeutung hat diese Abteilung bei Knopp?

Plocher: Das Inhabergeführte Unternehmen legt darauf höchsten Wert und engagiert sich deshalb weit überdurchschnittlich in Forschung und Entwicklung. Der Grundsatz von Knopp ist es, keine Produkte zu kopieren. Wir streben Alleinstellungsmerkmale an, welche sich gravierend von anderen Produkten unterscheiden. Diese Produkte sind nutzenorientiert entwickelt und bieten die wichtigsten Problem-Lösungen unter Maßgabe der höchsten Qualitäts-Orientierung. Produkte zu kopieren ist für uns keine Lösung. Da diese, wie jeder weiß, zumeist immer nur über den Preis vermarktet werden, sind demzufolge austauschbar und stellen die Innovations-Stärke des Hauses Knopp infrage. Die Entwicklung immer neuer Produkte ist Bestandteil der Firmen-Philosophie. Nicht umsonst investiert das Unternehmen hier eine Menge.

FT: Wenn man bei Ihnen in Dettelbach an Ihrem Firmengelände vorbeifährt, fallen einem sofort die blauen Produktionsanlagen auf. Wodurch ist bei Ihnen eigentlich die Produktion gekennzeichnet?

Plocher: Bei den blauen Gebäuden handelt es sich um Anlagen zur Herstellung für Trockenbaustoffe, die gleichzeitig die angelieferten Rohstoffe aufnehmen, und bei Bedarf sofort in den Produktionsprozess integrieren. Unsere Zielsetzung ist, dass jeder Auftrag der vormittags eingeht, nachmittags zur Auslieferung kommt.

FT: Welche Tipps können Sie in der heutigen Zeit einem Estrichleger geben, um erfolgreich zu sein?

Plocher: Die Kompetenz der deutschen Estrichleger ist in der Regel als sehr hoch anzusehen. Er sollte aber Wert darauf legen, eine gute Basis mit Materialien wie Sand, Zemente, sowie Additive zu verarbeiten. Bei genauer Beachtung der technischen Informationen der Hersteller ist er immer auf der richtigen Seite und es kann eigentlich nichts passieren. Ein großes Problem scheint mir die in den vergangenen 10 Jahren rückläufige Bautätigkeit zu sein. Die hat natürlich großen Druck auf das Bau-Gewerbe ausgeübt.

FT: Wollen wir noch einen Blick in die Zukunft wagen? Wo wird Knopp in 5 oder 10 Jahren stehen?

Plocher: Unser Unternehmen stützt sich auf mehrere Säulen. Diese versetzten uns in die Lage, wirklich frei und unabhängig handeln zu können. Wir werden in den nächsten Jahren viel versprechende Produktgruppen mit weiteren Alleinstellungsmerkmalen im Markt platzieren. Lassen Sie sich überraschen.


Knopp im Überblick

Knopp GmbH Chemische Produkte
Adolf-Oesterheld-Str. 1
97337 Dettelbach
Tel.: 09324/91 99 0
Fax: 09324/91 99 66
E-Mail: info@knopp-chemie.com

Charakteristik: Hersteller von Beton- und Estrichzusätzen und -beschleunigern sowie Spezialbindemitteln

Geschäftsführer:Harald und Helmut Knopp
Marketing- und Vertriebsleiter: Ulrich Plocher

Mitarbeiter: 60 in Dettelbach; rund 150 bei Partnern im europäischen Ausland
Vertrieb: europaweit in 20 Länder

Wichtigste Produkte: Contopp Beschleuniger Compound und Prontopp AZO Compound Anhydritbinder sowie MTC Betonzusatzmittel
Verbandsmitgliedschaft:Bundesverband Estrich undBelag e.V. (BEB)

Wichtigste Messen:
Deutschland:
- EFM, Feuchtwangen
Spanien:
- Construtec, Madrid
- Construmat, Barcelona
Frankreich:
- Batimat, Paris
- Artibat, Nantes
- Untec, Toulouse
Italien:
- Saie, Bologna
Portugal:
- Concreta, Porto
Ungarn:
- Construma, Budapest
Türkei:
- Yapi, Istanbul
- Floor Exhibition, Istanbul
Griechenland:
- Infacoma, Thessaloniki
Russland:
- Flooring Russia, Moskau
Kasachstan:
- Astanabuild, Astana
Benelux: Diverse

Interessante Bauwerke mit Knopp:
- Hotel Arabella Sheraton
- Auchan Supermärkte
- Hotel Pilatus
- Plus City Shopping Mall
- Torre Agbar Barcelona
- Tropical Island, bei Berlin
- Bahnhof Antwerpen
- Drugstore Champs Elysées Paris
- Hockenheimring Tribüne
- Messe Frankfurt
- Parkhotel Weggis
- Theater Görlitz
- Capitol Antwerpen

Kurz-Historie

Knopp ist 1983 als 2-Mann-Betrieb gestartet. 2006 beschäftigt Knopp am Standort Dettelbach rund 60 Mitarbeiter. Hinzu kommen rund 150 Mitarbeiter bei Partnern im europäischen Ausland. 1988 wurde in Dettelbach die erste Produktionsanlage gebaut. Mittlerweile umfasst das Gelände von Knopp eine Fläche von ca. 30.000 qm, wovon 2/3 der Fläche bebaut sind. Die beiden Geschäftsführer Harald und Helmut Knopp haben in den letzten 15 Jahren eine Entwicklungs- und Innovationsschmiede mit modernsten Produktionsanlagen und Labors aufgebaut.

Knopp ist ein mittelständisches Unternehmen, das allein aus eigener Kraft wächst. Kannte man Knopp bisher vorwiegend aus dem Geschäftsfeld der Estrich-Beschleuniger und Fließestrich-Bindemittel will man in den nächsten Jahren weitere Produkt-Segmente erschließen.
aus FussbodenTechnik 04/06 (Wirtschaft)