Holzpunkt: "Wir sind über die Oberfläche zum Parkett gekommen"

Oxidativ härtendes Öl und FSC-Hölzer im Mittelpunkt

Oxidativ härtende Öle für Parkett, Fruchthölzer und nach den Richtlinien des Forest Stewardship Councils (FSC) zertifizierte Tropenhölzer - daran führt beim Schweizer Parkettgroßhändler Holzpunkt AG kein Weg vorbei. Vor über 20 Jahren haben die Firmengründer Albi Graf, Heidi Graf und Küde Waldvogel oxidativ geöltes Parkett ins Programm genommen, obwohl damals niemand so recht an Parkettöl glauben mochte. Heute verkauft das Unternehmen aus Wila als einer der drei größten Schweizer Parketthändler zu über 90% geölte Böden. Konsequent ist Holzpunkt auch im Umgang mit Tropenholz: Angeboten wird ausschließlich Parkett aus FSC-zertifizierten Exotenhölzern.

Albi Graf gilt heute als der Schweizer Parkettöl-Fachmann. In Seminaren gibt er regelmäßig sein Wissen weiter. In den 80er Jahren hat Holzpunkt als Oberflächenbeschichter angefangen. Zuerst wurde rohes Parkett eingekauft und mit Naturöl behandelt. "Wir sind über die Oberfläche zum Parkett gekommen", beschreibt der Firmengründer die Unternehmensentwicklung zum Parkettgroßhandel.

Das Interesse der Schweizer an geölten Holzböden ist seit etwa fünf Jahren merklich gestiegen. Bei Holzpunkt hat diese Entwicklung dazu geführt, dass heute mehr als 90% der Holzböden in oxidativ geölter Ausführung verkauft werden. Im Gesamtmarkt sieht die Situation allerdings etwas anders aus: Die ISP schätzt den Anteil des werks- oder bauseitig geölten Parketts (UV- sowie oxidativ aushärtende Öle) in der Schweiz auf ca. 20-30%.

Um den Handwerkern das Ölen von Parkett und die Vorteile naturgeölter Holzböden zu vermitteln, hält Holzpunkt am Stammsitz in Wila regelmäßig Schulungen ab. Auch in den eigenen Ausstellungsräumen in Bern und Zürich finden solche Veranstaltungen statt. Zusätzlich plant Holzpunkt im Herbst eine Roadshow in fünf Schweizer Städten. U.a. soll dort der ISP-Geschäftsführer Bernhard Lysser zu aktuellen technischen Themen Stellung nehmen.

Neues Unternehmen für Parkettöle

Bei den Produkten zur Oberflächenbehandlung setzt Holzpunkt vor allem auf die oxidativ aushärtenden Öle von Trip Trap, für die in den 90er Jahren die Schweizer Generalvertretung übernommen wurde. Mittlerweile bietet der dänische Hersteller neben Fußbodenölen u.a. ein komplettes Holzschutzprogramm für Holzfassaden im Außenbereich sowie Gartenmöbel-Pflegesets an.

Da diese Produkte bei Holzpunkt bisher zu kurz kamen, haben die Schweizer die Trip Trap-Generalvertretung und das Parketthandelsgeschäft getrennt. Seit 1.1.2006 wird das gesamte TTWoodcare Sortiment über die neu gegründete Schwestergesellschaft TT Protectum vermarktet. Geleitet wird das Unternehmen neu von Albi Graf, der mit zwei Mitarbeitern jetzt noch intensiver den bestehenden Kundenstamm betreuen sowie gezielt Neukunden beispielsweise im Farbengroßhandel akquirieren kann.

Wichtigste Kunden von Holzpunkt als Parkettgroßhändler sind mit etwa 80% Umsatzanteil das verlegende Handwerk (Parkettleger, Bodenleger, Schreiner, Zimmermann). Wie in der Schweiz üblich, kaufen die Parkettleger fast ausschließlich bei Parkettgroßhändlern wie Holzpunkt oder direkt beim Hersteller. Rund 20% der Holzpunkt-Kunden kommen aus dem Holzhandel - dem klassischen Vertriebsweg der Schreiner und Zimmereien, oder von Bodenbelagsgrossisten - die ihrerseits wiederum die Raumausstatter und Bodenleger beliefern.

Das vergangene Jahr hat die Holzpunkt AG nach Angaben von Graf mit "einer Umsatzexplosion" abgeschlossen. Der Umsatz habe sich von 2004 auf 2005 erfreulich stark erhöht - eine Entwicklung, die sich auch in diesem Jahr fortzusetzen scheint. Ins Jahr 2006 sei man trotz des strengen Winters gut gestartet.

FSC-Hölzer mit großem Potenzial

Holzpunkt führt die guten Zahlen zum einen auf das zunehmende Interesse an oxidativ geölten Böden zurück, die mit oxidativ härtendem Öl behandelt sind. Zum anderen wurden zahlreiche Neuheiten ins Sortiment genommen und das Angebot an Tropenholz-Parkett kontinuierlich erweitert. Nachdem die Wilaner lange Jahre kein Parkett aus diesen Regionen führten, hat der Firmenchef vor fünf Jahren mit einem kleinen Sortiment tropischer, FSC-zertifizierter Hölzer begonnen. Seitdem wird das Programm stetig erweitert, aber die Prämisse bleibt: Das Holz für Parkettböden aus der Ferne muss aus nach FSC-Richtlinien bewirtschafteten Wäldern stammen.

Im kommenden Jahr wird Holzpunkt mit dem Wengé-ähnlichen Holz Coracau de negro, einem Teakholz aus Costa Rica und Machiche aus Mexiko drei neue Holzarten ins Sortiment nehmen. Holzpunkt schätzt die "Persönlichkeit" der Tropenhölzer, denn oft hat jedes Brett eine andere Optik. Zudem sieht Graf für Tropenhölzer ein großes Potenzial, "weil in der Schweiz der Trend zu dunklen Böden anhält".

Das Holz der 15 bis 20% Tropenholz-Böden, die das Unternehmen aus Wila heute umsetzt, wird in der Regel in Form von Brettern oder Rohfriesen direkt aus den Herkunftsländern selbst importiert. Außerdem bietet Holzpunkt eine große Palette edler einheimischer Fruchthölzer von Schweizer Birnbaum über Apfelbaum bis zu Kirsche und Nuss. Hier wird, wie Albi Graf sagt, "aus Liebe zum Holz" fast jedes Holzstück weiter verarbeitet. In der eigenen kleinen Produktion in Balterswil werden beispielsweise in Zusammenarbeit mit Adler und Herter unter dem Namen "Swiss Edition" Parkettriemen mit Stäben in fünf verschiedenen Längen gefertigt. "Wir werden wieder dahin kommen, wo unsere Vorfahren früher schon einmal waren: Die Natur bestimmt die Größe des Parkettstabs", sieht Albi Graf den Trend. Nicht nur die begrenzten Ressourcen, sondern auch das Interesse der Kunden an individuellen Böden nennt er als Gründe.

Ein völlig neues Produktfeld haben die Schweizer erst kürzlich mit Terrassenböden aufgemacht. Seit Jahresbeginn werden Outdoor-Elemente aus FSC-zertifiziertem Aurura-Holz (Iryanthera grandis) angeboten. Die 1.200 x 600 x 32 mm großen Montageplatten werden an den Kanten mit einem Metallblech verschraubt. Lieferbar sind auch Verlegeelemente, die sich miteinander verklicken lassen. Darüber hinaus hat Holzpunkt Massivholz-Decks für Terrassen in den Holzarten Jatoba (Hymenaea courbaril), Muiracoatiara (Astronium lecointei), Cumaru (Dipteryx odorata) und Lärche (Herkunft Schweiz/Deutschland) im Sortiment. "Wir sehen Terrassenböden als stetig wachsende Nischenprodukte. Wir müssen nur unsere Parkettleger-Kunden davon überzeugen, dass sie auf diesen Zug aufspringen sollten", meint Albi Graf.

Gezielte Architekten-Ansprache

Auch wenn Holzpunkt selbstbewusst feststellt, dass in der Schweiz "bei geölten Böden keiner an uns vorbei kommt", ist dennoch Werbung nötig. Mehrere Male im Jahr werden Direktmailings versandt. Darüber hinaus setzt das Unternehmen auf direkten Kontakt mit Bauherren, die man dann umgehend in seine Ausstellungen einlädt. Aber auch an die schwierige Zielgruppe der Architekten "traut man sich heran". Vor einiger Zeit konnte man 200 Architekten ins Paul-Klee-Museum nach Bern "locken" und dort an prominenter Stelle Wissen über geölte Böden vermitteln.


Holzpunkt - in Kürze

Holzpunkt AG
Felseneggstr. 1
CH-8492 Wila
Tel.: +41-(0)52-397-2020
www.holzpunkt.ch

Geschäftsführer: Albi Graf, Bruno Durrer
Schwesterunternehmen: TT Protectum (Trip Trap-Generalvertretung)
Tätigkeit: Parkett-Großhandel, kleine Parkettvorfertigung
Ausstellungen: Zürich, Bern, Wila
Produktion/Lager: Balterswil (4.000 qm)
Mitarbeiterzahl: 22, davon 6 Außendienstmitarbeiter
Lieferanten: Adler, Berg & Berg, Junckers, Herter (für Eigenmarke "SkyLine"), Junckers
Anteil geöltes Parkett: 90%
Anteil Tropenholz-Parkett: 15-20%
Vertrieb: 20% Handel, 80% Handwerk
aus Parkett Magazin 04/06 (Wirtschaft)