Gebr. Sanders
Export stützt das Industriegeschäft
Bramsche - In den letzten Jahren hat sich Gebr. Sanders vor allem als Hersteller von Bettwaren profiliert, nicht zuletzt durch das innovative Produkt Clima Balance. Dabei mag in der öffentlichen Wahrnehmung die Tatsache etwas in den Hintergrund gerückt sein, dass Sanders im Laufe seiner gut 120-jährigen Geschichte in erster Linie als Weber und Ausrüster aktiv war und damit zu dem Ruf des Bramscher Tuchs als Qualitätsprodukt beigetragen hat. Nach wie vor ist das Industriegeschäft mit hochwertigen Geweben ein wesentlicher Bestandteil des Geschäfts bei Sanders.
Firmenchef Hans-Christian Sanders legt die Latte für die Güte der Produkte aus seinem Haus sehr hoch: "Es ist unser Anspruch, immer besser zu sein als der übrige Markt: besser im Gewebe, besser in der Veredelung. Daher machen wir auch bei der Produktion unserer Industrieprodukte fast alles selbst. Nur die Garne kaufen wir zu." Im Laufe der Jahrzehnte hat sich bei Sanders ein Know-how angesammelt, das bei der Herstellung von Bezugsstoffen für Daunen- und Federdecken sowie Decken mit Faserfüllungen eminent wichtig ist. Die Kunst ist es, ein Gewebe zu erstellen, das auf der einen Seite so dicht ist, dass die jeweilige Füllung während des Gebrauchs nicht austritt, auf der anderen Seite aber trotzdem so luftdurchlässig ist, dass der Schläfer unter der Decke ein angenehmes Schlafklima erhält. Damit nicht genug, sollte das Gewebe bei der Benutzung nicht rascheln, sowie weich und anschmiegsam sein.
Um diesen Spagat zwischen den vielfältigen Anforderungen vollziehen zu können, verfügt Sanders über einen breiten Maschinenpark am Stammsitz in Bramsche sowie in der Ukraine, wo zwei weitere Werke ansässig sind, an denen Sanders mehrheitlich beteiligt ist. In einem Betrieb erfolgen mit rund 300 Mitarbeitern Weberei und Ausrüstung, der zweite Betrieb hat etwa 400 Mitarbeiter, die ausschließlich konfektionieren. In der Ukraine wird teilweise für den osteuropäischen Markt produziert. Artikel für Westeuropa und den westlichen internationalen Markt werden in der Ukraine gewebt und in Deutschland ausgerüstet. In Bramsche beschäftigt Sanders rund 160 Mitarbeiter, hier werden Gewebe mit höheren technologischen Ansprüchen gewebt und veredelt.
Das Sanders Geschäft richtet sich im Wesentlichen an zwei Abnehmergruppen: Fachhändler, die Bettwaren selbst füllen und von Sanders fertig konfektionierte Ware beziehen, und Industrieunternehmen, die in der Regel Meterware und zunehmend konfektionierte Hüllen abnehmen. Für beide Gruppen hält das Unternehmen ein großes Fertigwarenlager vor. Die Produktpalette des Bramscher Unternehmens ist sehr vielfältig, berichtet Maarten Gaarthuis, bei Sanders Verkaufsleiter Industrie und Export. Natürlich bietet das Unternehmen feinfädige Gewebe in allen drei Bindungsarten - Köper, Leinwand und Satin. Die Meterware ist gelegt, gewickelt und gerollt erhältlich. Die konfektionierte Ware wiederum kann in vielen Varianten erworben werden: in unterschiedlichen Größen, Qualitäten, Farben, Formen, mit unterschiedlichen Biesen und Labels. Das Unternehmen ist in der Lage, Garne bis zu einer Feinheit von Nm 250 zu verarbeiten, für die man also eine Fadenlänge von 250 m braucht, um auf ein Gesamtgewicht von einem Gramm zu kommen.
Die Kunst, das optimale Produkt anbieten zu können, liegt nicht zuletzt in der richtigen Veredelung. Sanders verfügt auch in dieser Hinsicht nach eigenen Angaben über ein großes Know-how und hat ein breites Programm spezialveredelter Artikel im Köcher. Da gibt es unter anderem flammhemmend ausgerüstete Artikel, Seacell-Gewebe mit Seetang-Extrakten, Gewebe mit dem Sanitized-Label, BioVital Wellness-Artikel versehen mit Vitamin E, Jojoba und AloeVera mit Collagenen und Ceramiden sowie Outlast-Gewebe, für die Sanders die Europa-Lizenz erworben hat. Großen Wert legt das Unternehmen auf so weit wie möglich ökologische Produktionsvorgänge. So arbeitet es zum Beispiel nur mit einer das Abwasser schonenden Sauerstoffbleiche. Außerdem ist Sanders lizenziert für die Verarbeitung von KBA-Artikeln, die also aus kontrolliert biologischem Anbau stammen. Selbstverständlich ist der Standort Bramsche auch zertifiziert nach der Qualitätsnorm ISO 9001.
Rund 50 Prozent des Gesamtumsatzes von Sanders steuert nach wie vor das Industriegeschäft bei. Wiederum etwa 60 Prozent davon gehen nach Angaben von Firmenchef Sanders in das Ausland. Nicht ohne Stolz berichtet er davon, dass sein Unternehmen auch China zu seinen wichtigen Auslandsmärkten für hochwertige Bezugsstoffe zählt - das Land, das in Deutschland eigentlich gemeinhin als Quelle preiswerter Massenware im Bettwarensektor gilt.
Der Exporterfolg liegt nicht zuletzt auch an der Fähigkeit, regelmäßig Produktinnovationen auf den Markt zu bringen. Eigens dazu gibt es seit dem Jahr 2000 die Entwicklungsabteilung unter Dr. Ing. Günter Schulz. Er tüftelt gemeinsam mit den Experten für Gewebe und Füllungen an Neuentwicklungen, für das Industriegeschäft, aber auch für den Fachhandelsbereich. Schulz hat zum Beispiel federführend die Clima Balance-Entwicklung begleitet.
Das gesamte Unternehmen ist seit einiger Zeit komplett SAP-gesteuert. Das Programm ermöglicht dem Unternehmen unter anderem eine lückenlose Überwachung des Produktionsprozesses und zeigt den Minuten-aktuellen Status der Ware. "Dadurch sind wir sehr schnell, was unsere Lieferfähigkeit angeht. Ein wichtiges Argument angesichts der immer komprimierter werdenden Saisonzyklen", betont Hans-Christian Sanders.
aus
Haustex 10/06
(Wirtschaft)