Interview mit Marc Assa
"CV-Beläge sind das Produkt, was derzeit am meisten in Russland gefragt ist"
Bis Anfang 2002 soll das russische Joint Venture zwischen Tarkett Sommer und Sintelon stehen. Claudia Steinert sprach mit dem Tarkett Sommer-Vorstandsvorsitzenden Marc Assa über Hintergründe und Details.
BTH: Warum investieren Sie in ein Produktions-Joint-Venture für CV-Beläge in Russland , Sie haben doch hier in Westeuropa Kapazitäten genug?
Marc Assa: Grundsätzlich ist Osteuropa ein sehr interessanter Markt für uns, in dem wir mittlerweile gut über 50 Mio. Euro umsetzen. Zwar ist der Markt noch in einem primären Stadium, wächst aber sehr schnell. Und er bietet ein Potential von 300 Mio. Verbrauchern. Deshalb war es für uns wichtig, vor Ort präsent zu sein - nicht nur mit einer Produktion, sondern vor allem mit einer funktionerenden Logistik und Vertriebswegen. Außerdem können wir so Fracht, Zoll und andere Gebühren sparen, die bei Importprodukten 20 % des Preises ausmachen.
BTH: Und warum gerade CV-Beläge?
Assa: Zum einen ist eins unserer strategischen Ziele, neue Märkte für CV-Beläge zu erschließen. Zum anderen haben wir gesehen, dass CV-Beläge das Produkt sind, was derzeit in Russland am meisten gefragt ist. Das hängt unter anderem mit ihrer Pflegeleichtigkeit zusammen. Auch Holz ist auf dem Markt präsent, wir verkaufen auch einiges, aber natürlich zu ganz anderen Preisen als CV-Beläge.
BTH: Was kostet Sie der Einstieg in das Joint-Venture?
Assa: Das kann ich zur Zeit noch nicht bekanntgeben, da wir uns mitten in der Due Dilligence-Prüfung befinden. Auf jede Fall finanzieren wir die Investition aus eigener Kraft, so dass die Verschuldung nicht erhöht wird.
BTH: Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, zwei Unternehmen zusammenzuführen. Mit Tarkett Sommer und Sintelon kommen zwei sehr unterschiedliche Partner zusammen. Kann das funktionieren?
Assa: Natürlich. Ich habe überhaupt keine Befürchtungen, dass es einen "Kulturschock" geben wird - zumal man die Situation nicht mit der von Tarkett und Sommer vergleichen kann. Damals waren ganz andere Aktionen notwendig und zudem spielten die Märkte nicht mit. Hier sind die Rollen verteilt, es ist keine industrielle Restrukturierung notwendig, die oft für Unruhe sorgt und wir befinden uns in einem Wachstumsmarkt und haben weniger mit Überkapazitäten zu kämpfen.
BTH: Wer wird die unternehmerische Führung bei dem Joint Venture haben?
Assa: Sintelon und Tarkett Sommer zusammen. Fest steht bereits, dass der CEO von Sintelon auch der CEO der neuen Gesellschaft sein wird.
BTH: Über wie viele CV-Kapazitäten verfügt Sintelon aktuell?
Assa: Etwa 40 Mio. qm im laufenden Jahr, die mit einer Produktionslinie in Jugoslawien gemacht werden. Sintelon ist aber im Begriff, eine zweite Linie in Russland aufzubauen. Eine dritte Linie ist in Planung, so dass man mittelfristig von einer deutlichen Erhöhung der Kapazitäten ausgehen kann.
BTH: Ist angedacht, Sintelon irgendwann ganz zu übernehmen?
Assa: Nein, darüber haben wir absolut nicht gesprochen. Das ist heute auch kein Thema für uns. Wir sind froh, dass wir einen kompetenten Partner gefunden haben und sind überzeugt, dass beide Seiten von der Zusammenarbeit profitieren können. Jetzt wollen wir möglichst schnell die entsprechenden Vorbereitungen treffen, damit wir Anfang 2002 mit dem Joint Venture starten können.
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BTH Heimtex 10/01
(Wirtschaft)