Who is Who im Sachverständigenwesen

Giuseppe Serra Estrichlegermeister


Neuwiederstr.4
90411 Nürnberg
Tel.: 0911/5971230
Fax: 0911/5971231
E-Mail: info@gutachter-estrich.de
Internet: www.gutachter-estrich.de

Bestellung
Von der Handwerkskammer für Mittelfranken in Nürnberg öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Estrichlegerhandwerk.

Beruflicher Werdegang
-1987-1989 Baufacharbeiter bei Schönwasser als Beton- und Stahlbetonbauer
-1992 Gründung der Estrich Serra GmbH, geschäftsführender Gesellschafter
-1993 Estrichlegermeisterschule in Burgthan
-2003 Sachverständigen-Lehrgänge bei Dr.-Ing. H.E. Aurnhammer
-2005-2007 Technische und juristische Vorbereitung für Bausachverständige in Feuchtwangen
-seit 2010 öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Estrichlegerhandwerk

Aktuelles Tätigkeitsspektrum/Mitgliedschaften
-Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Estrich Serra GmbH
-Erstellung von Gerichtsgutachten, Privatgutachten und für öffentliche Auftraggeber
-Mitglied der Handwerkskammer Mittelfranken in Nürnberg
-Mitglied der Innung Pakettlegerhandwerk und Fussbodentechnik für Mittel- und Oberfranken
-Mitglied im Bundesverband Estrich und Belag (BEB)

Praxisbeispiel
In dem Neubau eines Einfamilienhaus wurde in der Küche ein Riss in einem Natursteinbelag festgestellt. Der 20mm dicke Natursteinbelag war auf einem beheizten Zementestrich im Mittelbett verlegt worden. Die Estrichdicke wurde mit 80mm angegeben, die Dicke der Dämmschicht mit 50mm. Der Bauherr vermutete, dass der Riss im Natursteinbelag durch einen mangelhaften Estrich entstanden sei.

Die Bauteilöffnung bewies, dass sich der Riss des Belages nicht im Estrich fortsetzte. Der Aufbau der Fußbodenkonstruktion stellte sich wie folgt dar: Betondecke (20cm), PUR-Hartschaumplatten (30mm einlagig), Tacker-Systemrollplatten für die Aufnahme der Heizschlange (20mm) und Estrichmörtelschicht (80mm). Die Verlegung erfolgte im Verband mit versetzten Fugen und partiell auf Mittelbettkleber. Die Platten der Fußbodenheizung wurden mit Epoxidharzklebstoff zu größeren Verlegeeinheiten zusammengefügt.

Der Riss im Natursteinbelag befand sich in der Mitte einer rund 19m2) großen Küche. Die Möbel waren bei Schadenseintritt noch nicht eingebaut. Bei genauer Betrachtung waren links und rechts von den Küchenanschlüssen unter der zukünftigen Kücheninsel die Markierung eines Risses zu erkennen. Der Rissverlauf verlief quer zur Platte, fortlaufend über die nächsten Platten hin bis zur Randfuge. Der verwendetete Mittelbettkleber wurde nur partiell und nicht vollflächig aufgetragen, so dass Hohlstellen unter dem Belag entstanden. An mehreren Stellen zur Wand war der Randstreifen mit dem Klebemörtel verfüllt, verursachte daher eine starre Verbindung zwischen Bodenkonstruktion und Wand. Zwei weitere Prüfstellen wurden geöffnet, eine Im Eckbereich zwischen Wand und Boden und eine zweite mittig im Raum. Im Eckbereich war der Mittelbettkleber rund 8 mm und in der Mitte des Raumes rund 20 mm dick aufgetragen worden.

Die Estrichmessung beim Ortstermin ergab eine Restfeuchte von 2,9 CM-%. Laut Angabe des Zusatzmittelherstellers durfte von diesem Wert 1% abgezogen werden, so dass der Estrich mit 1,9 CM-% nach Angaben des Herstellers belegereif war.

Im Wandbereich des Fußbodens, rund 60cm entfernt von der Randfuge, eine Bodentemperatur von 11,5C festgestellt. 40cm weiter in Richtung Mitte des Raumes betrug die Bodentemperatur 24,4C. 60 cm Richtung Küchenmitte im Bereich der Kücheninsel wurde eine Bodentemperatur von 12,5C gemessen. Am letzten genannten Messpunkt war die Rohre für die Fußbodenheizung eindeutig eingespart worden. Die Ursache für den vorliegenden Riss lag nach meiner Auffassung darin, dass durch das Trocknen und Schwinden des mineralisch gebundenen Estrichmörtels eine wenn auch minimale Volumenveränderung stattgefunden hatte. Die Rückverformung des Estrichs in Form von Schüsseln war zum Zeitpunkt des Ortstermins noch nicht beendet.

Während des Aufheizens dehnte sich der Estrich aus. Da die Randfuge nicht mehr funktionsfähig war, wurde die Lageänderung verhindert. Die Spannung in der Fußbodenkonstruktion führte zur Rissbildung im Natursteinbelag.

Weitere Aspekte, die die Entstehung des Schadens gefördert haben:
- Mangelnde Koordination von Planung und Ausführung bei beheizten Fußbodenkonstruktionen
- Beheizte und unbeheizte Zonen lagen in einer Fläche nebeneinander, es fehlten Bewegungsfugen
- Beieinträchtigung der verfüllten Randfuge führte mit dem Natursteinbelag zu einer starren Verbindung
- Unklares Ergebnis der CM-Messung
- Nicht abgestimmte Inbetriebnahme der Fußbodenheizung

Brancheneinschätzung
Die klassische Tätigkeit eines Estrichlegers reicht heute nicht mehr aus, um sich von der Masse der Anbieter abzuheben. Seit Aufhebung des Meisterzwangs im Estrichlegerhandwerk sind zu viele nicht ausreichend qualifizierte Kolonnen bevorzugt im Objektgeschäft tätig, sodass auskömmliche Preise nur selten zu erzielen sind.
aus FussbodenTechnik 01/12 (Personalien)