Interview mit Dr. Benjamin Fuchs

Forbo Carpet hat eine vielversprechende Zukunft als selbstständiges Unternehmen

Dr. Benjamin Fuchs, Ton Janus und Manfred Kirchherr haben für eine kleine Sensation in der Teppichbodenbranche gesorgt: Rückwirkend zum 1. Oktober haben sie in einem Management-Buyout die Business Unit Textilbeläge von der Schweizer Forbo-Gruppe übernommen. Die drei couragierten neuen Forbo Carpet-Eigentümer lassen sich nicht von Überkapazitäten, Konkurrenzdruck und Konjunkturflaute beirren, sondern glauben an das Produkt Teppichboden und vor allem an die Leistungsfähigkeit, Kompetenz und Dynamik ihres Unternehmens. BTH hat sie als erste Fachzeitschrift in ihrem Werk in Paderborn besucht. Claudia und Michael Steinert sprachen mit Dr. Benjamin Fuchs über die spektakuläre Transaktion und ihre Folgen.

BTH: Herr Dr. Fuchs, herzlichen Glückwünsch zum eigenen Unternehmen. Gerade in der heutigen schwierigen Zeit haben Sie und Ihre Kollegen eine mutige Entscheidung getroffen. Wann haben Sie überhaupt das erste Mal mit dem Gedanken eines Management-Buyouts gespielt?

Dr. Benjamin Fuchs: Lassen Sie mich das so erklären: Ende 1999 kündigte der neue Forbo-Vorstandsvorsitzende Werner Kummer eine neue Strategie für die Gruppe an. Wobei sich die Konzernleitung nicht ganz sicher über die Zukunft des Textilgeschäftes war und beschloss, verschiedene Optionen zu prüfen.

Das haben wir in den darauf folgenden anderthalb Jahren gemacht. Wir haben sehr intensiv nach der besten Lösung für das Textilgeschäft gesucht, das im übrigen kein schlechtes Geschäft war. Unser Ziel war deshalb nicht, das Textilgeschäft zu schwächen, sondern es im Gegenteil zu stärken.

Unter dieser Prämisse haben wir verschiedene Optionen durchleuchtet - vom Verkauf bis zum Zukauf. Aber eine Bedingung war immer dabei: das Textilgeschäft sollte gestärkt werden. Darum haben wir sehr schnell die Varianten verworfen, bei denen die Forbo-Textilaktivitäten mit ähnlich gelagerten Formationen zusammengelegt werden, weil das nichts gebracht hätte. Da muss man Betriebe schließen, Mitarbeiter entlassen, die Logistik vereinheitlichen... das verursacht nur Kosten und Arbeit und bringt Umsatzverluste.

Dann gab es durchaus ein, zwei Lösungen, bei denen wir einen gescheiten Partner für uns im Visier hatten. Wie man das strukturiert hätte und die Eigentümerverhältnisse gestaltet hätte, wäre die zweite Frage gewesen. Aber die fraglichen Kandidaten müssen auch wollen und es muss gerade passen. Generell gab es nur wenige, die überhaupt in Frage kamen - und die wollten nicht oder konnten nicht und damit war auch dieses Thema durch.

Da der Forbo-Vorstand im Frühjahr dieses Jahres signalisiert hatte, dass man nicht weiter in den Textilbereich investieren wolle, mussten wir also verstärkt nach einer Lösung suchen und haben uns dann überlegt, warum wir nicht das Geschäft , das wir in den letzten zwei Jahren aufgezogen haben, in Eigenregie weitermachen. Schließlich sind wir relativ breit geografisch abgestützt - für europäische Verhältnisse sogar sehr breit -, haben Forbo Carpet erfolgreich restrukturiert und sind vor allem profitabel. In diesem Sinne müssten wir doch auch stark genug sein, um das Geschäft auch allein durchzuziehen. Wir sind jedenfalls überzeugt, dass Forbo Carpet als selbstständiges Unternehmen eine vielversprechende Zukunft hat.

BTH: Es ist in der Branche schon vorgekommen, dass Übernahmen in der letzten Phase gescheitert sind. Die Gefahr besteht bei Ihnen nicht mehr?

Dr. Fuchs: Nein. Die Verträge sind unterschrieben und sowhl Forbo als auch wir sind davon überzeugt, dass das Management-Buyout die beste Lösung für das Textilgeschäft ist. Werner Kummer, der Vorstandsvorsitzende von Forbo, sieht es sogar als "Glücksfall".

BTH: Zu wann ist die Transaktion wirksam?

Dr. Fuchs: Wir haben die Forbo-Textilgruppe rückwirkend zum 1. Oktober übernommen. Die rechtliche und finanzielle Abwicklung erfolgt per 1. Dezember.

BTH: Bei einem Management-Buyout steht normalerweise ein Kapitalgeber im Hintergrund, sei es eine Bank oder ein Finanzinvestor. Bei Ihnen hält Forbo einen Minderheits-Anteil. Gibt es noch mehr Anteilseigner?

Dr. Fuchs: Nein. Wir wollten auf keinen Fall einen Finanzinvestor als Aktionär haben. Bei denen ist es ja oft nur eine Frage der Zeit, bis die ihre Anteile wieder an irgendjemanden verkaufen. Das hätte uns nicht vorangebracht.

Unsere Aktionärsstruktur besteht wirklich nur aus dem Management, das zusammen 70 bis 80 % der Anteile hält und Forbo als gewichtigem Minderheitsaktionär mit den restlichen Anteilen - also alles industrielle, langfristig orientierte Eigner, die nicht auf schnelles Geld aus sind.

Die Verbindung zu Forbo ist für uns zudem wichtig, weil wir erstens von der bekannten Marke Forbo Carpet profitieren, zweitens von der damit verbundenen Solidität und drittens bleiben wir Kunde von Forbo und zugleich Forbo Kunde von uns.

BTH: Wie teilt sich der "70 bis 80 %-Anteil" unter Ihnen und Ihren Kollegen auf?

Dr. Fuchs: Das geben wir nicht bekannt. Ich will es einmal so formulieren: Wir sind ein Team mit den gleichen Vorstellungen und Zielen und haben die Aufgaben unter uns verteilt. Die finanzielle Regelung ist nur ein Detail. Entscheidend ist, dass wir 70 bis 80 % der Unternehmensanteile unter unserer persönlichen Kontrolle haben, ohne dass uns dort jemand hineinregieren kann.

BTH: Was ist alles in das Management-Buyout mit eingeschlossen? Auch die Immobilien?

Dr. Fuchs: Ja. Die einzelnen Firmen bleiben so, wie sie sind. Wir haben alles übernommen. Die gesamten Vermögensbestandteile und Gesellschaftsanteile werden in eine neue Holding mit der eben genannten Aktionärsstruktur eingebracht.

BTH: Die neue Holding bleibt eine AG....

Dr. Fuchs: ... Ja, aber ohne Börsennotierung ...

BTH: ... und wird ihren Sitz in der Schweiz haben ...

Dr. Fuchs: Ja, wobei ich betone, dass wir ein wirklich europäisches Unternehmen sind. Wir haben keine klassische Stammhaus-Struktur mit einem mehr oder minder starken Export in verschiedene Länder, sondern wir sind unmittelbar in unseren wichtigsten Märkten verankert: mit eigener Produktion, Logistik und allem weiteren, was dazu gehört. Dadurch haben wir eine starke Marktposition in diesen Märkten.

BTH: Diese Dezentralisierung ist völlig gegensätzlich zu dem, was in der gesamten Bodenbelagsbranche derzeit praktiziert wird. Überall wird konzentriert und zentralisiert.

Dr. Fuchs: Das stimmt, aber diese internationale Strategie und multikulturelle Philosophie ist ganz klar unsere Stärke. Das fängt doch schon bei der Unternehmensführung an, die sich aus einem Holländer, einem Deutschen und einem Schweizer zusammensetzt, die auch noch unterschiedlichen Generationen angehören. Jeder bringt eigene Erfahrungen, Ideen und Strömungen ein. Weil wir die verschiedensten Einflüsse verarbeiten, sind wir kreativ und innovativ. Dieser "Melting Pot" fehlt anderen.

Nicht zuletzt sind wir durch unsere Strategie auch interessant für die großen internationalen Handelsgruppen wie Carpetland, mit denen wir eine fast deckungsgleiche Struktur haben. Dadurch können wir einen europäischen Service bieten, mit dem andere Teppichbodenhersteller nicht mithalten können.

BTH: Wie haben eigentlich Ihre Kunden reagiert, als das Management-Buyout bekannt wurde?

Dr. Fuchs: Sehr positiv, was natürlich für uns sehr wichtig ist. Zuvor war doch etwas Unsicherheit und Vorsicht zu spüren, weil keiner wusste, wie es mit uns weitergeht. Das ist jetzt vorbei. Wir können unseren Kunden Klarheit und Sicherheit geben. Es gibt überhaupt keine Änderungen für sie: die Kollektionen laufen weiter, die Vereinbarungen bleiben, die Ansprechpartner sind die gleichen, Philosophie und Strategie ändern sich nicht.

BTH: Wo steht Forbo Carpet heute? An welcher Marktposition sehen Sie sich in Europa?

Dr. Fuchs: Wir konnten in den letzten Jahren entgegen dem Branchentrend unseren Umsatz in den relevanten Segmenten steigern und Marktanteile gewinnen. Insgesamt dürften wir zu den zehn größten Teppichbodenherstellern in Europa gehören. Im hochwertigen Marktsegment, auf das wir uns konzentrieren, liegen wir noch weiter oben, unter den Top 3, und sind mit Sicherheit stark genug, um am Markt zu bestehen.

BTH: Ordnen Sie sich bei der Rentabilität auch so weit oben ein?

Dr. Fuchs: Da sind wir vielleicht noch weiter oben.

BTH: Wenn Ihre Rendite so gut ist - warum hat die Forbo-Gruppe dann kein Interesse mehr am Textilgeschäft? Ist die Rendite in den anderen Sparten noch so viel besser?

Dr. Fuchs: Das kommt auf darauf an, womit Sie uns vergleichen. Natürlich ist das Linoleum-Geschäft viel rentabler und die Margen dort sind höher.

Wenn Sie aber unsere Rentabilität mit der von anderen Teppichbodenherstellern vergleichen, sind wir eindeutig überdurchschnittlich gut. Ich kann Ihnen garantieren, das wir wesentlich besser als die meisten Unternehmen in dieser Branche sind. Selbst in den letzen Jahren, in denen das Geschäft allgemein wirklich nicht besonders gut war, haben wir uns stark im Ertrag gesteigert.

BTH: Sie sagten, der Forbo-Konzern hätte nicht weiter in das Teppichgeschäft investieren wollen. Gab es denn Investitionsbedarf?

Dr. Fuchs: Ja, das liegt aber schon ein paar Jahre zurück. Nachdem man in den 80er Jahren sehr wenig investiert hatte, flossen Mitte der 90er Jahre Dutzende von Millionen Franken in die Werke. Heute sind wir in allen Produktionen topmodern ausgerüstet.

BTH: Auf Sie als die neuen Eigentümer kommen also kurzfristig keine weiteren Investitionen zu?

Dr. Fuchs: Nein, wir stehen wirklich auf Top-Niveau perfekt da. Wir müssen nicht sanieren, wir haben restrukturiert und unterhalten heute alles leistungsfähige Unternehmen, die sich mit einer ansprechenden Rentabilität und einer guten Marktposition präsentieren.

BTH: Sicher sind Ihre Werke spezialisiert. Welches Werk macht was?

Dr. Fuchs: Wir haben drei vollstufige Tuftingwerke. Unser größtes Werk ist in Holland. Dort sind wir die absolute Nr. 1 im Handelsgeschäft, produzieren dementsprechend hauptsächlich Wohnqualitäten für den niederländischen Markt, und zwar Veloure und Schlingen - nicht zu komplizierte, eher konsumige Artikel, aber für das obere Marktsegment. Färbemöglichkeiten gibt es hier sowohl in der Kufe als auch in der Continue-Anlage.

In der Schweiz machen wir nur Schlingen, wobei ein starkes Gewicht auf Objektschlingen liegt, die immer wichtiger werden. Außerdem haben wir uns hier auf Hoch-Tief-Schlingen spezialisiert, diese ganzen neuen Technologien. Gefärbt wird in der Continue-Anlage. Das ist wegen des Objektgeschäftes sinnvoll, weil wir damit größere Partien farbgleich machen können.

In Paderborn konzentrieren wir uns auf Veloure. Spezialität sind Feinveloure für den Wohnbereich, aber auch strukturierte Artikel, genauer gesagt LCL- und SVL-Konstruktionen. Dazu kommen Kufenfärbung und Beschichtung.

Dann haben wir natürlich auch noch das Werk in Bad Hersfeld. Dort machen wir nur hochwertigste Veloure und zwar speziell die Weboptiken und Wollqualitäten

BTH: Macht es Sinn, in Deutschland zwei Werke zu betreiben? Könnten Sie nicht einfach Design Tuft von Bad Hersfeld nach Paderborn verlagern?

Dr. Fuchs: Natürlich könnten wir das. Sicher würden wir einige Hunderttausend Mark sparen, wenn wir Design Tuft in Paderborn integrieren würden. Aber unsere Mitarbeiter in Hersfeld verfügen über sehr viel Know-How und Fingerspitzengefühl. Sie produzieren jedes Jahr 1,5 Mio. qm an sehr hochwertiger, teurer Ware. Wenn die Fehlerquote bei der Produktion nur geringfügig steigt, ist das eingesparte Geld sofort weg. Wir wollen unser Know-How nicht gefährden. Das ist viel mehr wert als einige Kosteneffekte in der Administration oder im Transport.

BTH: Druck ist kein Thema für Sie?

Dr. Fuchs: Nein, wir haben keine Druckanlage. Druck ist nicht unsere Stärke. Unsere Stärke sind eindeutig Strukturen - in Velouren, in Schlingen und auch in der Kombination. Da sind wir gut.

BTH: Wie viele Quadratmeter produzieren Sie im Jahr?

Dr. Fuchs: Insgesamt machen wir gut 12 Mio. qm.

BTH: Wie verteilen sich diese 12 Mio. qm auf das Objekt- und das Handelsgeschäft?

Dr. Fuchs: Ursprünglich kommen wir aus dem Handelsgeschäft. Es macht auch heute noch 60 % unseres Umsatzes aus, nicht zuletzt durch unsere starke Position im hochwertigen Handelsbereich in den Niederlanden.

BTH: Gilt diese Aufteilung auch für Deutschland?

Dr. Fuchs: Nein, hier ist der Anteil vom Handelsgeschäft noch höher.

BTH: An welcher Marktposition sehen Sie sich in Deutschland?

Dr. Fuchs: Das ist schwer zu definieren. Ich denke, wir gehören schon zu den drei oder vier führenden Anbietern - nicht im Objektgeschäft, aber im Handel. Aber wir sind nicht zufrieden, wollen in Deutschland noch mehr erreichen und weiter wachsen. Wobei uns ausschließlich das hochwertige Segment im Handelsbereich und im Objekt interessiert.

BTH: Sie arbeiten im Vertrieb in Deutschland hauptsächlich mit dem Einzelhandel zusammen. Welche Rolle spielt der Großhandel in Ihren Überlegungen?
Dr. Fuchs: Es ist kein großes Geheimnis, dass unser Großhandelsanteil relativ gering ist, etwa10 % des Gesamtumsatzes. Wo es Sinn macht, arbeiten wir gezielt mit dem Großhandel zusammen. Eigentlich ist auch nicht geplant, das Großhandelsgeschäft auszudehnen - wobei es in unserer jetzigen Größenordnung durchaus noch Platz für eine weitere gute Zusammenarbeit mit dem Großhandel gibt. Ich glaube, wir können noch viel mehr tun.

BTH: Wie wichtig ist der deutsche Markt überhaupt für Sie und welches sind generell Ihre wichtigsten Märkte?

Dr. Fuchs: Der größte Einzelmarkt ist Holland, gefolgt von Deutschland, der Schweiz und Österreich. Das sind unsere Kernmärkte. Dort verfügen wir über eine vernünftige Marktposition und auch über eine flächendeckende Infrastruktur.

Im Aufbau ist momentan Frankreich. Der Sockel ist zwar noch klein, aber wir realisieren beachtliche Wachstumsraten - wobei wir dort nur im Objektgeschäft tätig sind.

In der Regel bauen wir alle neue Märkte über das Objektgeschäft auf. Nur in den Ländern, in denen wir bereits eine starke Marktstellung haben, gehen wir auch in den Handel.

BTH: Der Wachstumsmarkt Osteuropa lockt Sie nicht?

Dr. Fuchs: Schon, aber die Priorität bei neuen Märkten liegt momentan auf Frankreich. Wir bauen auch in Osteuropa, Tschechien und Ungarn ein kleines Geschäft auf - aber immer nur im hochwertigen Bereich und in bestimmten Nischen.

BTH: Über die Stärken von Forbo Carpet haben wir schon ausgiebig gesprochen. Wo ist Forbo Carpet denn schwach, woran müssen Sie noch arbeiten?

Dr. Fuchs: Klar hat jeder Schwächen. Wir sind zum Beispiel im Objektgeschäft in Deutschland noch nicht da, wo wir nach unseren Möglichkeiten sein könnten. Deshalb haben wir darin investiert, einen neuen Objektvertriebsleiter gewonnen und den Außendienst gezielt mit Top-Leuten verstärkt.

Sicher können wir auch intern noch effizienter werden. So haben wir einen viel zu breiten Produktmix, der besser aufeinander abgestimmt werden muss. Das resultiert aus der Geschichte, als die einzelnen Werke noch selbstständige Einheiten waren.

BTH: Werfen wir mal einen Blick in die Zukunft - wie soll Forbo Carpet in fünf Jahren aussehen?

Dr. Fuchs: Gute Frage. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Es kann sein, dass wir mehr oder weniger so dastehen wie heute - das heißt, hoffentlich noch stärker und besser. Es kann aber durchaus auch sein, dass wir mit jemandem zusammengegangen sind. Denn in der Branche wird sich mit Sicherheit in den nächsten Jahren noch einiges bewegen. Wir sind überzeugt, dass es zu einer weiteren Konsolidierung kommen wird.

Auf jeden Fall haben wir eine gute Ausgangsposition, wären ein interessanter Partner für viele Unternehmen und sind offen, wenn sich etwas im Markt tut.

BTH: Was heißt das konkret?

Dr. Fuchs: Ich hatte Ihnen gesagt, dass wir im Vorfeld verschiedene Optionen geprüft und dabei festgestellt haben, dass es keinen Sinn macht, zwei zu gleichartige Unternehmen zusammen zu bringen. Aber wenn sich irgendwo eine gescheite Konstellation anbietet, sind wir offen. Da werden wir dann auch schnell sein, zumal wir ganz kurze Entscheidungswege haben.

BTH: Reden wir jetzt nur über strategische Allianzen und Fusionen oder auch überAkquisitionen oder sogar einen eventuellen Verkauf?

Dr. Fuchs: Alles ist denkbar, wobei sich bei zwei Interessenten mit ähnlicher Größenordnung die Frage stellt, wer wen übernimmt. Im Grunde handelt es sich dann doch eher um Mergers oder Fusionen, bei denen eine neue Firma entsteht, an der beide Parteien beteiligt sind.

BTH: Also geht es Ihnen weniger um Synergie-Effekte, sondern mehr um eine Ergänzung Ihres Geschäftes....

Dr. Fuchs: Genau, das ist unserer Sicht nämlich klüger. Die harte Tour überlassen wir lieber anderen. Denn eins ist klar: Eine Konsolidierungs-Strategie ist sehr teuer, kostet Umsatz und eventuell auch Kunden,

BTH: Wir gehen davon aus, dass Sie auf dem Teppichboden-Sektor bleiben wollen. Dann wäre doch ein Weber oder Drucker die logische Ergänzung...

Dr. Fuchs: Zum Beispiel. Genauso gut wäre ein Unternehmen denkbar, das andere geografische Stärken hat als wir oder in anderen Marktsegmenten stark ist.

BTH: Hätten Sie denn finanziell überhaupt noch Luft?

Dr. Fuchs: Ein gescheites Geschäft kann man immer finanzieren - wenn das Konzept stimmt und die Firma gut läuft. Wir haben schließlich das Management-Buyout auch finanzieren müssen, das Geld dazu hatten wir ja nicht in der Tasche.

Und eins kann ich Ihnen noch dazu sagen: Ein Management-Buyout klingt immer danach, als stünde dem betreffenden Unternehmen das Wasser bis zum Hals - davon kann bei uns keine Rede sein. Unsere Verschuldung wird nach der vollzogenen Transaktion nicht höher sein als sie heute ist.

BTH: Nach der mittelfristigen Perspektive hätten wir zum Abschluss gerne noch eine kurzfristigere Prognose zum laufenden Jahr. Wie wird Forbo Carpet 2001 abschließen?

Dr. Fuchs: Die erste Jahreshälfte war sehr gut. Wir lagen im Umsatz über Vorjahr und vor allem gewinnmäßig sehr gut. Im Sommer zeichnete sich dann jedoch eine Abschwächung ab, die sich seit September noch verstärkt hat.

Dazu kommt noch, dass wir unser Nadelvlies-Sortiment bereinigt haben. Dies könnte dazu führen, dass wir etwas unter Vorjahr liegen werden.

Die Investitionen in das Objektgeschäft in Deutschland undneue neue Kollektionen imnächsten Frühjahr werden uns aber sicher wieder weiter nach vorne bringen. Im Gegensatz zu anderen Anbietern verharren wir nämlich nicht in Trägheit, sondern kommen mit neuen, modernen Artikeln. Ich verspreche Ihnen: Wir werden uns als selbstständiges Unternehmen noch mehr anstrengen, für unsere Kunden in Handel und Objekt zuverlässige und innovative Partner zu sein.


Forbo Carpet in Fakten und Zahlen

Profil: Forbo Carpet gehört zu den führenden Unternehmen innerhalb der europäischen Teppichbodenbranche und besetzt mit seinen hochwertigen Produkten für den Wohn- und Objektbereich eine starke Position im gehobenen Marktsegment
Eigentümerstruktur: Dr. Benjamin Fuchs, Ton A. H.W. Janus, Manfred Kirchherr, Forbo Holding SA
Vorstand: Dr. Benjamin Fuchs (Vorsitz, Region Zentraleuropa), Ton A.H.W. Janus (Verkaufs- und Marketingstrategie, Region Westeuropa und Großbritannien), Manfred Kirchherr (Finanzen, IT)

Umsatz: 230 Mio. CHF (2000), etwa 282 Mio. DM
Mitarbeiter: ca. 550
Kapazität: 12 Mio. qm
Werke: 4-jeweils 1 in der Schweiz, in den Niederlanden und 2 in Deutschland
- Forbo Teppichwerke Schweiz: Vollstufiges Tuftingwerk mit Continue-Färbung, produziert nur Schlingen mit Schwergewicht auf Objektschlingen und ist spezialisiert auf Hoch-Tief-Konstruktionen
- Forbo Tapijt, Niederlande: Größtes Werk der Gruppe, ebenfalls vollstufig mit Continue- und Kufenfärbung, produziert Veloure und Schlingen mit Schwerpunkt auf Wohnqualitäten für den niederländischen Markt
- Forbo Werke Deutschland: Vollstufiges Tuftingwerk mit Kufen-Färbung, produziert Veloure und Velours-Schlingen-Konstruktionen, vor allem Feinveloure für den Wohnbereich, aber auch LCL-, SVL (= Super Velva Loop)- und COC-Konstruktionen
- Design Tuft, Deutschland: Vollstufiges Tuftingwerk, produziert nur Veloure mit Schwerpunkt auf dessinierten Konstruktionen und hochwertigen Wollartikeln
Vertriebsgesellschaften: Schweiz, Deutschland, Niederlande, Österreich, Frankreich, Ungarn, Belgien

Sortiment: Tufting-Teppichboden für Wohn- und Objektbereich, Fliesen, Objekt-Nadelfilz, Sauberlaufbeläge
Märkte: Niederlande, Deutschland, Schweiz, Österreich, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Großbritannien, Ungarn, Tschechien, Osteuropa
Marktsegmente: ca. 60 % Umsatzanteil Handel, 40 % Objekt
Kundenstruktur: schwerpunktmäßig Facheinzelhandel, Filialisten, aber auch Bodenleger, Raumausstatter, Objekteure und Großhandel

Leistungen:
-Sonderfarben: Modernste Maschinenparks in allen Werken ermöglichen Flexibilität bei individuellen Farbwünschen der Kunden.
- Gesamtkonzepte: Die Design-Spezialisten von Forbo Carpet erarbeiten bei komplexen Anforderungen umfassende maßgeschneiderte Lösungen.
- Integrierte Systeme: Forbo Carpet bietet komplette, abgestimmte Systeme von Bahnenware, Fliesen und Sauberlaufbelägen. Forbo Carpet Fliesen werden mit Schwerbeschichtung gefertigt, auf Wunsch auch zur Applikation auf Doppelboden.
- Spezialkonstruktionen: Forbo Carpet bietet Teppichböden mit besonderer Eignung für spezielle Einsatzbereiche wie Alters- und Pflegeheime an.
- Geprüfte Qualität: Alle Produkte werden bei akkreditierten Prüfinstituten nach EN 1307 bzw. 1470 überprüft.
- Umweltbewusstsein: Forbo Carpet ist Gründungsmitglied der GuT: Forbo-Teppichböden sind grundsätzlich recycelbar und unter umweltschonenden und qualitätsgesicherten Bedingungen gemäß ISO 9001 und 14001 hergestellt.
- Schneller Musterservice in ganz Europa.

Forbo Teppichwerke AG
Tel: ++41-55-6452111
Fax: ++41-55-6452343
www.forbocarpet.ch

Forbo Tapijt B.V.
Tel: ++31-13530-9999
Fax: ++31-13530-9988
www.paradetapijt.nl
www.bonaparatetapijt.nl

Forbo Werke GmbH
Tel: ++49-5251-5010
Fax: ++49-5251-55651
www.forbocarpet.de
Design Tuft DT GmbH
Tel: 06621/50870

Forbo Teppich GmbH
Tel: ++43-2623-73300
Fax: ++43-26237330050
www.forbocarpet.at

Forbo Padlburkolatok
Tel: ++36-1-4660128
Fax: ++36-1-2096002
forbokepviselet@mail.datanet.hu

Forbo Tapis S.a.r.l.
Tel: ++33-326-773030
Fax: ++33-326-074348
www.sarlino.forbo.com

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Dr. Benjamin Fuchs, Jahrgang 1963, hat in St. Gallen und Chicago studiert und als Wirtschaftsjurist promoviert. Der gebürtige Schweizer, dessen Vater einst einen Bodenbelagsfachhandel betrieb, hatte mit der Bodenbelagsbranche ursprünglich überhaupt nichts im Sinn und startete seine Karriere im Finanzbereich. Auch bei der Forbo-Gruppe war der lebhafte, agile Kosmopolit zunächst im Finanzressort in verantwortlicher Position tätig, wollte sich dann aber mehr in Richtung General Management orientieren. 1997 bot sich per Zufall eine entsprechende Gelegenheit, als Forbo eine neue Führung für seine textilen Aktivitäten in der Schweiz und Österreich suchte, worin auch die Geschäftsführung von Design Tuft in Bad Hersfeld eingeschlossen war. Fuchs - "eigentlich gedanklich schon in Kanada" - ergriff die Chance und meisterte seine Management-Aufgabe so erfolgreich, dass er zum 1. Januar 2000 zum Leiter der gesamten Textilsparte von Forbo aufstieg.

Rückwirkend zum 1. Oktober 2001 hat Fuchs gemeinsam mit seinen Führungskollegen Ton A.H.W. Janus und Manfred Kirchherr in einem Management-Buyout das gesamte Textilgeschäft der Forbo-Gruppe übernommen.
aus BTH Heimtex 11/01 (Wirtschaft)