Haustextilienindustrie in den neuen Ländern
Mit innovativen Erzeugnissen Marktpositionen festigen
Chemnitz - Die ostdeutsche Textil- und Bekleidungsindustrie hat nach Angaben ihres Industrieverbandes vti eingangs des letzten Quartals dieses Jahres im Vorjahresvergleich ein Umsatzplus von 2,5 Prozent erzielt. Nach Einschätzung von Bertram Höfer, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie, wird der Zuwachs auch zum Jahresende zu Buche stehen. Der positive Trend sei insbesondere auf erfolgreiche Exportgeschäfte zurückzuführen; der Exportanteil erhöht sich um neun Prozent. In gleicher Höhe werde auch die Produktivitätssteigerung erwartet. Wie sich im Rahmen dieser Bilanz Unternehmen der Heim- und Haustextilienbranche mit Sitz in den neuen Ländern positionieren - auf sie entfallen etwa noch 30 Prozent des Umsatzes -, das hat "Haustex" nachgefragt. Dies auch unter dem Aspekt, dass die einschlägigen Firmen den Großteil ihrer Erzeugnisse nach wie vor am Standort Deutschland fertigen.
MöveErfolgsbilanz im Lifestyle-Premiumbereich
Der Jahresbilanz gibt die Möve Frottana Textil GmbH & Co. KG eine gute bis sehr gute Note. Beim Umsatz wird gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung im zweistelligen Bereich erzielt; es gelang der Marke Möve, die Spitzenstellung am Markt im Premiumbereich weiter auszubauen. Rudi Sauer, geschäftsführender Gesellschafter: "Aus Sicht des Marktes - es gibt momentan eine hohe Akzeptanz für Lifestyle-Konzepte. Wir konnten unser auf Premiumartikel abgestelltes Konzept im Inland bei anspruchsvollen Kunden wie KaDeWe Berlin, Alsterhaus in Hamburg oder im Karstadt-Haus Oberpollinger in München etablieren. Hinzu kommt eine deutliche Steigerung der Exporte. Zum einen haben wir interessante Neukunden gewinnen können, z.B. Le Bo Marché und Galerie Lafayettes, zum anderen wurden die Geschäfte mit bestehenden Auslandskunden wie Selfridges, Harros, Lane Crawford, Globus und anderen erweitert. Zudem konnten überproportionale Umsatzsteigerungen mit Kunden in Asien erzielt werden."
Um die gute Bilanz fortschreiben zu können, will Möve die enge Zusammenarbeit mit Partnern im Einzelhandel pflegen sowie die Marke auf den Märkten weiter profilieren. Dazu sollen weitere Shops wie auch Mono-Brand-Stores eröffnet werden. "Wir verlassen uns auch in Zukunft auf die eigene Kraft im Unternehmen, auf professionelle und motivierte Mitarbeiter, technisches Know-how und Ressourcen", erklärt Geschäftsführer Sauer. Er fügt hinzu: "Die Fertigung von hochwertigen und innovativen Qualitätsprogrammen an Frottierware wird weiterhin in Deutschland erfolgen. Die Argumente, die dafür sprechen, liegen auf der Hand. Nicht nur die konstante hohe Qualität der Erzeugnisse kann gewährleistet werden, sondern auch Dinge, die für den Einzelhandel zunehmend wichtiger werden: Kundennähe, schnelle Lieferung oder Serviceleistungen aus einer Hand wie Verpackung oder Auszeichnung der Produkte."
StickperlePlauener Spitze-Produkte mit mehr Individualität
"Ein sehr durchwachsenes Jahr", heißt es rückblickend bei der Stickperle Produktions- und Handels GmbH Falkenstein. "Auf dem inländischen Heimtextilienmarkt konnte man zu keiner Zeit von einer stabilen Entwicklung sprechen. Von Aufwärtstrend war nichts zu spüren, die Stimmung am Markt eher schlecht", bilanziert Cordula Bauer, geschäftsführende Mitgesellschafterin. Erst das Vorweihnachtsgeschäft habe befriedigen können. "Wir hatten umfassende Aktivitäten im Export unternommen, die nun Früchte tragen. Nach dem Einstieg als Komplettanbieter für Heimtextilien im Fachhandel gelang uns zur Leipziger Fachmesse Comfortex ein guter Start. Bis zur Heimtextil wird die Kollektion weiter ausgebaut, so dass wir dort ein erweitertes, breit gefächertes Sortiment neben der angestammten Tischwäsche unter der Marke Plauener Spitze präsentieren können." Zukunftschancen sieht man bei Stickperle in der Ausprägung der Kollektionen hinsichtlich Individualität und Extravaganz sowie in der kontinuierlichen Erhöhung der Exportquote. Cordula Bauer: "Diejenigen Firmen, die sich entschlossen haben, den Standort Deutschland nicht aufzugeben - also hierzulande ihre Wertschöpfung erbringen - sollten einen Bonus erhalten gegenüber jenen, die sich dem uneingeschränkten Import und der Produktion im Ausland verschrieben haben."
Plauener SpinnhütteMarktposition der Seidengewebe gefestigt
Der geschäftsführende Gesellschafter Christoph Löning: "Nach dem Schulnotenprinzip - von 1 bis 5 - bewerte ich den Jahresgeschäftsverlauf insgesamt nur mit Note 3. Positiv fällt auf, dass die Leute wieder mehr im wertigen Produktbereich kaufen. Der so nicht erwartete Abverkaufserfolg unserer Seidengewebe - auch konfektioniert als Premium-Bettwäschesortiment - überraschte mit der Folge, dass wir so schnell gar nicht liefern können. Verabschiedet man sich etwa vom Slogan Geiz ist geil? Nicht nur für uns sollte daraus die Konsequenz gezogen werden, dass es wesentlich mehr innovativer Produkte bedarf, die auch etwas kosten dürfen. Wir sind als Anbieter von hochwertigen daunendichten Seidengeweben bis 3,30 m Breite anerkannt; bei 50 Prozent Export mit Schwerpunkt Asien und USA. Ein Baukastensystem in Materialien und Technologie versetzt uns in die Lage, gemeinsam mit den Kunden ein auf seinen Bedarf zugeschnittenes individuelles Produkt kreieren zu können, das es so anderswo auf dem Markt nicht gibt." Zukunftschancen zu eröffnen bedeute, den Bekanntheitsgrad der Produkte weltweit zu verbessern. Es brauche Partner, die in den einzelnen Marktsegmenten helfen, mehr Kunden zu generieren und zu bedienen. Bestätigt habe sich, dass die aus der Zusammenarbeit mit dem Textilforschungsinstitut Thüringen-Vogtland e.V. (TITV) erwachsenden Synergieeffekte letztlich zu Produktneuentwicklungen, zu stärkerer Auslastung und mehr Umsatz führen.
Brändl-Textil / Egino HaustextilienMit attraktiven Nischenprodukten am Markt bestehen
Nicht unzufrieden mit dem Geschäftsverlauf bei Brändl-Textil, respektive dem Tochterunternehmen Egino Haustextilien, geben sich die geschäftsführenden Gesellschafter Siegfried und Jörg Brändl. Unisono die Bewertung dessen, was sich an wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bei Produktion und Verkauf negativ auswirkte: "Besonders in den Sortimenten Bett-, Tisch- und Frottierwäsche schlägt sich das anhaltend schlechte Konsumklima nieder." In den Produktsegmenten mache sich die aggressive Preispolitik von Einkaufskonzernen und Discountern bemerkbar. Zudem sei ein Rückgang der Verkaufsflächen im Facheinzelhandel nicht zu übersehen. "Aber wir konnten mit dem Angebot neuer hochwertigerer Artikel in gutem Preis-Leistungsverhältnis und einem umfassenden Serviceangebot an Dienstleistungen Umsatzrückgänge kompensieren und dies mit einer besseren Rendite." In diesem Sinne erfolgreich vermarktet werden exklusiv vertriebene Mikrofasererzeugnisse wie Spannbetttücher der Serie Saniodoro, individuell nach Kundenmotiven in einem neuartigen Thermodruckverfahren gestaltete Bettwäsche oder nach gleichem Verfahren gefertigte, zudem pflegeleicht und fleckgeschützt ausgerüstete Tischwäsche, die als jüngste Innovation zur anstehenden Frankfurter Heimtextil herausgestellt wird.
GerberProfil als Komplettanbieter
"Die zuletzt viel zitierte Konjunktur hat zumindest die Heimtextilienproduzenten noch nicht erreicht", stellt Ulrich Gerber, Inhaber des gleichnamigen vogtländischen Stickereibetriebes, seinem Resümeé voran und bewertet die Jahresbilanz "allenfalls mit Note 3". Für ihn noch das positivste Element sei die schwach erkennbare Rückbesinnung der Kunden auf werthaltige Markenqualität mit individuellen Serviceleistungen. "Das beflügelt unser Unternehmen in dem Bestreben, die Wertschöpfung aus Plauener Spitze-Markenprodukten mit hoch qualifiziertem Personal hier in Deutschland zu generieren." Beklagenswert bleibe, dass das Wertebewusstsein für anspruchsvolle Heimtextilien offensichtlich in breiten Käuferschichten gelitten hat. Nach Ansicht Gerbers haben "die Manipulationen großer Unternehmen mit Billigimporten von Heimtextilien-Sortimenten die Glaubwürdigkeit kleiner und mittelständischer Textilfirmen mit ihrem Standortbewusstsein Deutschland und der Produktion made in germany stark in Frage gestellt." Ulrich Gerber mit dem Blick nach vorn: "Seit der vor zwei Jahren erfolgten Übernahme der Produktlinie Stöckle-Tischtextilien sind wir Komplettanbieter von Heimtextilien. Kreatives Design, innovative Themen gebundene Kollektionen, funktionale Erzeugnisse und Service orientierte Fertigung machen uns zu einem interessanten Partner für Abnehmer in Nischenmärkten. Die chancenreiche Fortführung unserer jetzt 100-jährigen Tradition in zukünftig 5. Generation betrachte ich als Hauptgewinn in der Zukunftslotterie."
ErzstefNicht nur für den Export gut aufgestellt
"Das Exportgeschäft lief gut bis sehr gut", resümiert Olaf Hörtzsch, geschäftsführender Gesellschafter der Erzgebirgischen Steppdeckenfabrik GmbH in Ehrenfriedersdorf; "die Inlandsgeschäfte gestalten sich struktur- und konjunkturbedingt anhaltend schwierig." Mit Blick auf die Situation am Binnenmarkt wurde hinzugefügt: "Wir wünschen uns ein aufgeschlosseneres Einkaufsverhalten des Handels gerade gegenüber neuen, besondere Gebrauchswerte aufweisenden Qualitätserzeugnissen, die erwiesenermaßen ihren Preis wert sind." Als kleines Unternehmen sei man darauf eingestellt, individuell auf Kundenwünsche einzugehen. Zudem stünde eine vielseitige Produktpalette zur Verfügung, die ohnehin vonnöten sei, um im Export zu bestehen. Was kurzfristige Lieferung angehe, habe Erzstef auch im Verlauf dieses Jahres Flexibilität unter Beweis stellen können. Höchste Qualität bleibe der Gradmesser bei der Belieferung der Kunden; "keine Kompromisse machen bei der Materialauswahl für Bettwaren", betonte Hörtzsch. Das habe Gültigkeit für das gesamte Produktspektrum und komme der Kundenstruktur ohne Ausnahme zugute. Weil er von Politik und Verbänden kaum Hilfe erwarte, laute seine Devise: Selbst ist der Unternehmer. Was Zusammenarbeit in Forschungs- und Entwicklungsgemeinschaften oder Länderprojekten nicht ausschließe.
MalieMit hochwertigen Fachhandelsqualitäten überzeugen
"Durch die Erweiterung unseres Vertriebes in Deutschland und im Export sowie unser neues marktgerechtes, auch Verkaufshilfen und Problemlösungen einschließendes Sortiment mit Verkaufsschlagern wie die von Stiftung Warentest und Öko Test mit "Gut" bewerteten Matratzen wird die Malie Matratzen GmbH dieses Jahr eine Umsatzsteigerung von 25 Prozent erreichen. Wie sollten wir da unzufrieden sein", meint Geschäftsführer Bernd Kessler. Dazu stellte er den Winner - die 7-Zonen-Kaltschaummatratze - heraus, die im Jahresverlauf als einziger der auf dem Markt befindlichen Schaumstoffartikel das Prädikat "Gut" erzielte. Positiv überrascht gewesen sei man im Zuge der Vertriebserweiterung auch von der Kompetenz und Aufgeschlossenheit der einbezogenen Bettenfachgeschäfte hinsichtlich der Malie-Angebote. Um das Vertrauen zu rechtfertigen, werde die Service orientierte Betreuung des Fachhandels durch den Außendienst weiter intensiviert und qualifiziert durch Produktschulungen, den Verkauf unterstützende Maßnahmen und so exklusive Produkte wie die zuletzt offerierten Matratzen Aurura Softbreeze und Medima. Geschäftsführer Kessler: "In erster Linie ist Malie zusammen mit den Handelspartnern selbst für die künftige positive Entwicklung verantwortlich. Politik und Verbände können doch nur versuchen, günstige Rahmenbedingungen zu schaffen."
Sächsische BettfedernfabrikKunden wissen Firmen-Tugenden zu schätzen
Mit "gut" bewertet die Sächsische Bettfedernfabrik Brüder Sluka GmbH & Co. KG das zu Ende gehende Jahr. "Nach Anlaufschwierigkeiten - wohl auch infolge Panikmache wegen der Vogelgrippe - wird 2006 mit einem Umsatzplus abgeschlossen", ließ Frank Bargenda, im Unternehmen für Marketing zuständig, wissen.
Als positive Aspekte im Jahresverlauf bezeichnet er "verbesserte Zahlungsmoral der Kunden nach Änderung des Mahnungs-Managements" und ab Ende August den verstärkten Auftragseingang. Spürbar negativ hätten sich die Preisentwicklung auf dem Energiesektor sowie bei Wasser und Abwasser ausgewirkt; "bedauerlich auch die (Negativ-) Entwicklung des Qualitätsanspruchs der Endverbraucher. Gerade bei Händlern, die über Internet vertreiben, ist mehrheitlich ein Kauf des Preises zu beobachten." An Chancen für die Zukunft sieht man die Beibehaltung der Firmen-Tugenden wie Flexibilität, Zuverlässigkeit, Schnelligkeit der Produktion bei gleich bleibend hoher Qualität der Erzeugnisse wie auch die unkomplizierte Bearbeitung von Problemen der Kunden.
Im Zusammenhang mit Firmen-Perspektive und wünschenswerter Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stehen die Senkung der Lohnnebenkosten genauso in Rede wie die Lockerung der Kündigungsfristen. O-Ton Bargenda: "Der Mittelstand in Sachsen wird unserer Auffassung nach ausreichend mit Förderprogrammen unterstützt; deshalb möglich, weil Sachsen den Länderfinanzausgleich zweckentsprechend verwendet. Nicht zuletzt erfahren wir gute Unterstützung durch den Verband VDFI, der bei anstehenden Fragen entsprechende Lösungen erarbeitet oder schon parat hält.
aus
Haustex 12/06
(Wirtschaft)