Mut und Investitionen wurden belohnt
Anker erzielt 2006 zweistelliges Umsatzplus
Der Markt brodelt. Die Spreu trennt sich vom Weizen. Wer klug und vorausschauend agiert, Substanz hat und auch die Courage, offensiv statt defensiv zu handeln, hat beste Chancen, aus diesem Ausleseprozess erstarkt hervorzugehen. Ein Paradebeispiel dafür ist Anker. Das Traditionsunternehmen aus Düren hat nach dem Führungswechsel vor drei Jahren das Ruder komplett herumgerissen, Strategie, Sortiment und Marketing von Grund auf erneuert und sich gegenüber Kunden und Markt geöffnet. Der Mut und die Investitionsbereitschaft werden jetzt belohnt: Mit einem zweistelligen Umsatzplus 2006 liegt Anker deutlich über Plan und rückt seinem Ziel einen großen Schritt näher, bis 2010 die Erlöse auf 75 Mio. EUR zu steigern.
Wir haben in dieser Branche schon oft erlebt, dass Unternehmen großartige Pläne für Kurskorrekturen verkünden, mit Volldampf starten und ihnen dann nach kurzer Wegstrecke die Luft oder die Lust ausgeht, weil sich die Erfolge nicht so schnell einstellen, wie in der Theorie vorgesehen.
Wer wirklich nachhaltig eine Firma restrukturieren und neu ausrichten will, braucht Zeit und Kapital - und den Willen und die Kraft zum Durchhalten. Und dann kann die Saat so aufgehen, wie es sich just bei Anker zeigt.
Ein kurzer Blick zurück: 2003 war eine Zäsur in der Geschichte des über 150 Jahre alten Familienbetriebes. Zum ersten Mal waren die bis dato stets profitablen Dürener in die roten Zahlen gerutscht. Dringender Handlungsbedarf war gegeben. Das Management, damals gerade verjüngt und gestärkt durch Erwin Landherr als Geschäftsführer Vertrieb und Yves Bonne als Mitglied der Geschäftsleitung für den Gesamtvertrieb, erkannte die Defizite, legte eine neue Strategie fest und leitete die entsprechenden Maßnahmen ein.
Ein wesentlicher Schritt war die Konzentration auf die Kernkompetenz Objekt und die Marke Anker, in deren Zug man sich folgerichtig von den Töchtern Durmont und Filo Carpet trennte und die dritte Tochter Hatéma integrierte. Daraus folgte eine tiefgreifende Überarbeitung des Sortiments mit einer Neuheiten-Offensive, wie sie der Markt noch nicht erlebt hat, und professionellem Marketing, das einem Markenartikler würdig ist. Damit einher ging eine Öffnung des zuvor als verschlossen geltendes Unternehmens, die ihm Sympathiepunkte einbrachte und sich insgesamt förderlich auf das Image auswirkte.
Zuwachs auf allen Ebenen
Image allein wäre nicht genug. Der Kraftakt zahlt sich auch ökonomisch aus: Schon 2004 ging es voran, 2005 nahm Anker noch mehr Fahrt auf und 2006 liegen die Zahlen nicht nur deutlich über dem Markt und dem Vorjahr, sondern auch über Plan: 57,4 Mio. EUR Umsatz lautete die Hochrechnung noch im Oktober für das Gesamtjahr, das würde einem Zuwachs von 10% entsprechen, doch Ende Oktober übertrafen die Erlöse das Vorjahr schon um 12% und der November ließ sich in den ersten drei Wochen ähnlich vielversprechend an.
Dabei konnte Anker im Inland und noch etwas stärker im Ausland zulegen, produktseitig erwies sich vor allem der Tuftingbereich als Motor, der per 30. Oktober um 24,9% zunahm. Wobei das Wachstum nicht allein auf neuen, erfolgreichen Kollektionen wie Sixpack beruht, sondern auch bestehende Qualitäten zogen an. Der Webumsatz inclusive Industriegeschäft hat sich auf "dem schon sehr hohen Niveau konsolidiert mit positiver Tendenz zum Jahresende", konstatiert der geschäftsführende Gesellschafter Markus Schoeller. Besonders erfreulich: "Auch das Ergebnis wächst mit".
Als Erfolgsfaktoren sieht man in Düren erstens die konsequent segmentierte Vertriebspolitik in Verbindung mit Key Account-Management in den Gebieten Office, Health Care und Hotel, zweitens die Stärkung angestammter Exportmärkte wie der Schweiz, wo Anker eine Führungsposition im qualifizierten Büroobjekt besetzt, drittens den Aufbau neuer Exportländer wie Spanien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und den ehemaligen GUS-Staaten, viertens die intensivierte Zusammenarbeit mit Großhandel und Kooperationen, die in Konzeptkollektionen wie Sixpack mit ca 15.000 Auflage und Residence mit ca 5.000 Auflage mündete. "Dieser Vertriebskanal ist für uns maßgeblich", betont Bonne. Traditionell bewege sich der Anteil um die 40%, "inzwischen steuern wir auf 50% zu". Das hänge damit zusammen, dass der Großhandel immer mehr in das Großobjekt einsteige. "Die Zusammenarbeit hier ist sehr intensiv, wir überlassen unseren Kunden nicht das Risiko. Unser Prinzip ist, den Markt gemeinsam mit unseren Partnern zu bearbeiten."
Die Basis für dies alles bildet das Sortiment, das mit marktgerechten Standards direkt auf die Kundenbedürfnisse im Objekt eingeht - dazu gehören unter anderem eine große Auswahl an Tuftings, Webartikeln und Fliesen aus Solution-dyed-garnen, konkret 45% der 1 Mio. qm. Lagerware sowie ein durchdachtes Fliesen-Angebot. "Wir haben den Fliesen-Absatz im vergangenen Jahr verdoppelt, dank eines auf den Markt zugeschnittenen Programms."
Dazu kommen immer wieder interessante Innovationen, mit denen Anker seine textile Kompetenz eindrucksvoll unterstreicht und die Teppichboden-Landschaft befruchtet. "Wir wollen in Produkt- und Designentwicklung vorne liegen", definiert Marketingleiter Karl-Heinz Werker den Anspruch des Unternehmens.
Dem Tüchtigen wird oft auch Hilfe von außen zuteil; so kommt derzeit Anker der Markt entgegen - wie auch allen anderen Mitbewerbern, die sich stark im Objektgeschäft engagieren, denn hier zeigen sich erste Erholungstendenzen. Zugpferd sei der Mittelstand, beobachtet man in Düren, auch in den Neubau würde allmählich wieder investiert.
2007 wieder zweistellige Umsatzsteigerung geplant
2007 soll die Fahrt mit unvermindertem Tempo weiter gehen. Ziel ist eine Umsatzsteigerung von wieder mindestens 10% auf 62,8 Mio. EUR. Dazu liegt der Focus auf einer Verstärkung der Vertriebsaktivitäten im In- und Ausland. Bislang betreuen 26 Außendienst-Mitarbeiter, sieben Key Account-Manager und zwei Vertriebsleiter den deutschen Markt, ferner unterhält Anker Exportvertretungen in 30 Ländern. Im neuen Jahr soll das Key Account-Management internationalisiert werden, außerdem wird der Innendienst personell aufgestockt, von fünf Zweier- auf die gleiche Anzahl Dreier-Teams. Das ist Teil eines breit angelegten Programms zum nachhaltigen Ausbau der Kundenorientierung, nach außen wie nach innen. "Wir wollen unseren Service weiter verbessern", erklärt Stephanie Keindl-Zimmermann aus der Marketing-Abteilung, "mit schnelleren Auskünften, schnellerer Bearbeitung und optimiertem Lieferservice für Lagerprodukte."
Feuerwerk an Neuheiten
Parallel wird weiter in ergänzende Vertriebskonzepte in den Bereichen Health Care, Office und Hotel sowie Produktentwicklungen für bestimmte Marktsegmente investiert. Herausragend unter den aktuellen, neuen Webqualitäten ist das Duo Lava/Magma, das Webkunst auf hohem Niveau repräsentiert: sehr edel, sehr elegant, sehr wertig, außerdem wurden die Klassiker Perlon Rips und Perlon Brüssel aufgefrischt. Im Tuftingbereich werden gleich neun neue Produkte vorgestellt, als Abrundung das Nadelvlies-Trio Terrano, Terrano Design und Terrano System.
Zum Ende des ersten Quartals ist die Office Design-Kollektion angekündigt, die in Zusammenarbeit mit dem Architekten Jürgen Dahlmanns entstand. Sie ist modular aufgebaut, mit über 100 Designvorschlägen auf diversen Decken - uni, Melange, COC - als Bahnenware und Fliesen. Die Chromojet-Spritzdrucktechnologie verspricht dabei "absolute Konturenschärfe, Penetration bis auf den Grund und Verzugsfreiheit durch Dessinierung der beschichteten Ware."
Ebenfalls für das Einsatzgebiet Office konzipiert sind Webschlingen mit puristisch anmutenden Oberflächen, der COC-Klassiker Anker Plot und eine High End-Tuftfliesenserie. Für das Hotel folgt im zweiten Quartal eine Chromojet-Vorschlagskollektion, die von namhaften Interieur-Designern und Innenarchitekten mitgestaltet wird und auf Polyamid- und hochwertigen Woll-Decken in mittleren, hohen und luxuriösen Gewichtsklassen beruht sowie ein Solution-Dyed-Konzept mit zwei Unis, zwei Strukturen und einer Streifenvariante zur Einführung im ersten Quartal.
Flankiert wird das Feuerwerk an Neuheiten von umfangreichen Marketing-Maßnahmen: stetige Präsenz in der Fachpresse mit Anzeigen und Redaktion, Broschüren und Prospekte für diverse Produkte und eine Image-Darstellung des Gesamtunternehmens, Events, Kundenbesuche in Düren und die Teilnahme an Messen wie der Münchner Bau, der Swissbau in Basel und der Altenpflege in Nürnberg.
aus
BTH Heimtex 01/07
(Wirtschaft)