Decor-Union Gesellschafterversammlung 2006 in Berlin
Drei-Säulen-Strategie trägt Früchte, doch noch stärkere Verkettung angestrebt
Geringe Umsatzrückgänge in einigen Warenbereichen bei gleichzeitig guten Aussichten durch Verbesserung der Gesellschafterstruktur, weiteren Ausbau der Drei-Säulen- Strategie, Intensivierung der Systempartnerschaft "We DU it" sowie die komplette Übernahme der Anteile der Objekteure - das waren die Themen der diesjährigen Gesellschafterversammlung der Decor-Union in Berlin.
Die Fußball-WM fand in der Zeit statt, in der Decor-Union gewöhnlich ihre Jahrestagung durchführt. Die Kooperation ging diesem Ereignis aus dem Weg und zog stattdessen ein halbes Jahr später in Berlin Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres.
Beiratsvorsitzender Thomas Mollen begrüßte die anwesenden Gesellschafter mit der guten Nachricht, daß der Kooperation inzwischen über 134 Gesellschafter angehören, weil seit Ende 2004 63 Firmen diesen Status übernahmen. Gleichzeitig sprach er die Hoffnung aus, daß demnächst auch die restlichen 49 Mitglieder Kommanditisten werden.
Vor dem Hintergrund eines in weiten Bereichen negativen Umfeldes der Branche habe sich die Decor-Union als dynamische und erfolgreiche Verbundgruppe erwiesen, betonte Mollen. Der Bruttoumsatz 2005 konnte bei knapp über 100 Mio. EUR gehalten werden. Rückläufige Zahlen im Bereich Retail, wie der Einzelhandel bei der Decor Union bezeichnet wird, vor allem in der modernen Fläche, seien durch positive Ergebnisse bei den Objekteuren und Großhändlern ausgeglichen worden.
Dies sei eine Folge davon, daß sich das Vertriebskonzept der Drei-Säulen-Strategie bewährt habe. Das Ziel wird eine stärkere Verkettung der Vertriebssäulen Einzelhandel, Großhandel und Objekteure sein. "So müssen Groß- und Einzelhändler bei Beschaffung und Lagerhaltung der Kernsortimente enger zusammen arbeiten, während der Einzelhandel von den Erfahrungen der reinen Verarbeiter profitieren sollte".
Auch personell tat sich einiges. Neben Regina Hebbeln-Röttjer, die bereits im Frühjahr zur weiteren Geschäftsführerin bestellt wurde, ist seit dem 1. April 2006 Dietmar Eis für alle Aktivitäten im Großhandelsbereich zuständig. Zum Schluß dankte Mollen dem seit 18 Jahren als Beirat fungierenden und nun aus diesem Gremium ausscheidenden Hans-Jürgen Backes für seine engagierte Arbeit.
Gute Zahlen bringen ein gutes Rating
Geschäftsführer Enno Kramer trug den Jahresabschluss 2005 vor und erläuterte ihn wie gewohnt detailliert und akribisch. Dennoch beschränkte er sich auf die Eckpunkte des umfangreichen Zahlenwerks.
Danach konnte sich auch die Decor-Union nicht ganz dem negativen Branchentrend entziehen. So lag der Konzern-Nettoumsatz 2005 (unter Berücksichtigung von Ertragsschmälerungen) bei 94,1 Mio. EUR, was gegenüber dem Rekordvorjahresumsatz von 96,9 Mio. EUR einem Minus von ca. 2,9 %entspricht. Dazu trugen vor allem Bodenbeläge und Tapete bei, während in den Bereichen Sichtschutz/Beschattung, abgegepasste Teppiche und Farbe das höhere Umsatzniveau des Vorjahres gehalten und im Objektbereich der Umsatz sogar um 8,1 % gesteigert werden konnte.
Die einzelnen Warenbereiche haben bei der Kooperation umsatzmäßig folgende Gewichtung:
Bodenbeläge 41 %
Farbe 13 %
Zubehör 11 %
Stoffe 9 %
Sichtschutz/Beschattung 8 %
Tapeten 7 %
Teppiche 5 %
Bettwaren 6 %
Unter den drei Vertriebslinien ist der Einzelhandel mit rund zwei Drittel des Gesamtumsatzes, sprich 67,9% die stärkste vor dem Großhandel mit 20,3% und den Verarbeitern mit 11,8%.
Als weitere wichtige Kennzahlen nannte Kramer die Rückvergütung für die Gesellschafter, die sich 2005 auf 3,05% belief, die Kosten, die nochmals auf knapp 0,7% gesenkt werden konnten und den Brutto Cash-Flow von 6,4%.
Besonders stolz ist er auf das neueste Rating. Aufgrund der vorgelegten Ergebnisse wird Decor-Union von der Deutschen Bank nach dem System Standard and Poor's als "Investment grade" eingestuft. "Ein Wert, auf den wir uns durchaus etwas einbilden können, denn damit befinden wir uns in einer Liga mit namhaften Unternehmen wie DaimlerChrysler, Lufthansa und Metro."
Aktuell vereint die Kooperation 234 Mitglieder mit insgesamt 306 Absatzstellen, inclusive der Nrc-Mitglieder,mit denen eine kooperative Zusammenarbeit besteht und den Objekteuren.
Der Gruppenaußenumsatz aller Anschlusshäuser betrug 2005 an die 755 Mio.EUR. Nachdem schon die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft den Konzernabschluß als einwandfrei bezeichnet hatte, erteilte die Gesellschafterversammlung der persönlich haftenden Gesellschafterin einstimmig die Entlastung.
Objektgeschäft einer der wenigen Wachstumsmärkte
Laut Kramer stellen die drei Standbeine Einzelhandel, Großhandel und Verarbeiter den Geschäftserfolg der Decor-Union zunehmend auf eine breitere Basis. Wobei die Bereiche Großhandel und Verarbeiter eine wachsende Bedeutung erfahren würden. Denn: "Einer der wenigen Wachstumsmärkte ist das Objektgeschäft. Die Erfolge der von Decor-Union initiierten vertikalen Allianz Health & Care im Gesundheitsbereich sprächen für sich.
Dennoch würden auch für die Einzelhandelssparte entscheidende Weichen gestellt: So mit der Neuausrichtung der modernen Fläche unter dem Begriff "Wohnstore" oder mit der Gruppe "We DU it", die gegenwärtig über 51 Standorte verfügt.
Hier ist die Konzentration auf Kernlieferanten angesagt, die nach Auskunft des We DU it-Mitglieds Klaus Westermann eindeutig Wettbewerbsvorteile mit sich bringt. Und für den Großhandel greift ein speziell entwickeltes Marketing unter der Dachmarke In-Sein. "Der Markt ist in Bewegung und wir wollen darauf nicht nur reagieren, sondern versuchen, ihn mitzubewegen", betont Kramer.
Zum Programm der Tagung gehörten auch drei Vorträge. Der Kommunikationsprofi Dr. Hans-K. Knoben stellte die These auf: "Ohne überzeugende Kommunikation kann eine Kooperation keine Überzeugungsarbeit leisten". Er wird demnächst für die Kooperation ein Modell für interne und externe Kommunikation entwickeln.
Der bundesweit bekannte Börsenprofi Frank Lehmann weihte die Zuhörer in einem mitreißenden Vortrag launig wie fachlich fundiert in die Geheimnisse des Börsengeschehens ein.
Zukunftstrends der Branche
Herbert Schmitmeier von der Marketingagentur Intermarket skizzierte die Zukunftstrends der Branche. "Was tun, wenn der Eisberg schmilzt?" lautete die Überschrift. Und jeder im Saal verstand die Analogie. "Wir sind eine reaktive Branche, die aufgrund von gestrigen Zahlen entscheiden will, was wir morgen machen wollen", sagte der Referent. Noch nie habe es in der Branche solche Umwälzungen gegeben wie derzeit und künftig.
Der Preisverfall seit den 90er Jahren halte an, ebenso der Verdrängungswettbewerb. Und das weitere Szenario des Marktes beschreibt er so: "Es wird signifikante Veränderungen bei der Anzahl der Marktteil-nehmer geben - sprich, diese werden weniger und größer. Die herstellenden Unternehmen richten sich international aus. Aber der deutsche Markt wird sich im Volumen nicht verändern. Indem die Verschmelzung von Unternehmen zu- und die Anzahl abnimmt, ist für den Handel die Zusammenarbeit mit der Industrie eingeschränkt."
Für die Industrie werde sich die Frage stellen: Wer ist in der Lage, ein formuliertes Potential in einzelnen Gebieten so zu bearbeiten, daß sich für sie das größte Potential abschöpfen läßt. Schmitmeiers Kernthese lautet: Der Markt verlangt Macht. Macht verlangt Masse, und Masse verlangt Strukturen. Insofern sieht er für die Decor-Union als einzigerKooperation, die mit Groß- und Einzelhandel sowie Objekteuren umfassend aufgestellt ist, eine gute Ausgangsposition mit den Schnittmengen der drei Distributionsgruppen.
"Wir leben im Wohn- und Objektbereich ausschließlich vom Renovierungspotential", konstatiert Schmitmeier weiter. Der Wohnbereich habe ein profitables Wachstum in den 12 Mio. konjunkturunabhängigen Einkommen, die es in Deutschland gibt. "Kümmern Sie sich in Ihren Regionen um Zugang zu diesen Bereichen, wenn Sie Ihr Geschäftsportfolio überprüfen, da passiert Wachstum", riet er dem Handel.
Einer der zentralen Wachstumsmärkte in den nächsten fünf Jahren sei das Objektgeschäft im kleinen Bereich, mit Projekten, die kleiner als 500 qm sind. Weiterhin werde ".Wohnen im Alter" ein wichtiges Thema. Und mit "Health & Care" sowie mit "Home & Care" habe Decor-Union dieses Thema aktiv und erfolgreich besetzt. Altersgerechtes Wohnen stellt besondere Anforderungen an die Humanfunktionen für die Gestaltung von Lebensraum. Wohnen und Pflegen im häuslichen Umfeld führt durch die Verschiebung der Alterspyramide zu anderen Bedürfnissen und hieraus resultiert Nachfrage. Dieses wachsende Potential zu bearbeiten, legte Schmitmeier den Gesellschaftern ans Herz.
aus
BTH Heimtex 01/07
(Wirtschaft)