Reinlein: Wettbewerbsfähig auch ohne riesige Investitionen
Starkes Handelssortiment
Die Zahl der im Lande produzierenden Massivparketthersteller ist auch in Österreich zurückgegangen. Zu denen, die ihre Stärke in diesem Spezialbereich umso nachdrücklicher unterstreichen, gehört das Parkettwerk Reinlein in Stadl-Paura. Nach wie vor steht dabei Mosaikparkett als Hauptprodukt im Vordergrund. Das passt zur Grundüberzeugung des Unternehmens, das sich auch selber für "soliden Boden unter den Füßen" entschieden hat.
Reinlein ist als Parketthersteller einzig und allein auf Mosaikparkett spezialisiert, wobei hier Hochkantlamellenparkett mit einbezogen ist. Mit Mosaikparkett verbindet das Unternehmen eine nahezu 40-jährige Tradition. 1963 kaufte Gerhard Reinlein - wie fast alle österreichischen Parketthersteller aus der Sägewerksindustrie kommend - ein Sägewerk in Stadl Paura, um hier kurz darauf eine Parkettproduktion zu beginnen. Es war die Blütezeit des Mosaikparketts, eine Zeit des Aufbruchs und des Experimentierens. Schon damals entstanden die ersten dreischichtig massiv verleimten Parkettdielen, in denen Reinlein eine wirtschaftlich interessante Spielart des Mosaikparketts erkannte. Was für die Mosaikproduktion nicht verwendet werden konnte, wurde für die Herstellung einer 24 mm dicken Massivdiele mit Nut und Feder in Raumlängen bis zu 6,72 m eingesetzt. Die Diele blieb bis 1985 im Fertigungsprogramm.
Mit seinem Mosaikparkett ging Reinlein von Anfang an - noch bevor er im eigenen Land aktiv wurde - auf den deutschen Markt. Der war wegen der intensiven Nachkriegs-Bautätigkeit über Jahre hinweg konstant aufnahmefähig und verschaffte Reinlein wachsende Umsätze und eine solide Basis. Die Eigenproduktion bei Mosaikparkett stieg auf jährlich 250.000 qm.
Als der Bedarf die Lieferfähigkeit zu übersteigen begann, stand Reinlein vor einer schwerwiegenden Entscheidung: Entweder Erweiterung der eigenen Kapazitäten oder Zukauf von Handelsware. Heute erst bestätigt sich, dass das Votum für Handelsware richtig war. Auf dem Höhepunkt des Mosaikparkett-Booms stieg der Anteil der Handelsware dann zwar auf etwa 550.000 qm, während die eigene Produktion mit Vollauslastung bei 250.000 qm stehen blieb. Aber als die Nachfrage zurückging, wirkte sich das nur vorübergehend auf die eigene Produktion aus.
Inzwischen ist bei einem Mosaikparkett-Gesamtumsatz von 420.000 qm per anno der Handelswaren-Anteil auf 170.000 qm geschrumpft, die eigene Produktion aber nach wie vor mit 250.000 qm ausgelastet. Der Ausstoß liegt bei 1.200 qm täglich. Die Verbindung von Eigenproduktion mit Handelsware hat sich bewährt: "Wir sind zufrieden mit unserer heutigen Struktur", betont Geschäftsführer Michael Reinlein und verweist auf viele Vorteile: Die Qualität der eigenen Produkte unterliegt ständigem Einfluss und ständiger Kontrolle, die Produktion kann außerdem flexibel und schnell auf individuelle Wünsche eingestellt werden. Die Handelsware hilft, auch im Preiswettbewerb mithalten zu können.
"Und was tun Sie für Ihr Kernprodukt?" Die Frage haben er und Prokurist Christian Kohlroß schnell und eindeutig beantwortet: "Laminatbodenbeläge und zweischichtige Parkettstäbe haben dem Mosaikparkett den Kampf angesagt. Wir bieten Paroli. Wir werden nicht müde, immer wieder und wieder auf die Vorzüge von Mosaikparkett hinzuweisen. Und wir zeigen, dass es keineswegs langweilig sein muss." Der verbreiteten Meinung, dass Mosaikparkett aus der Mode gekommen sei, setzt Reinlein Variantenvielfalt entgegen. Zur Wahl stehen fast alle europäischen Holzarten, und dem (allzu) vertrauten Würfelboden sind neue Muster zur Seite gestellt worden. Deutliche Erfolge hat Reinlein mit seltenen Holzarten wie Ulme oder mit Mosaikparkett im Parallelverband.
Als Vollsortimenter bringt Reinlein jährlich etwa 850.000 qm Parkett aller Arten auf die Märkte. Aus eigener Produktion stammen die 250.000 qm Mosaikparkett sowie eine kleinere Menge Hochkantlamellenparkett. Das Handelswarensortiment umfasst 10 mm-Massivparkett, 22 mm-Stabparkett (35.000 qm), zweischichtige Parkettstäbe (130.000 qm), konventionelles dreischichtiges Parkett (160.000 qm) sowie zur Aufstockung der eigenen Produktion vor allem Mosaikparkett und Hochkantlamellenparkett (zusammen rund 200.000 qm).
Das Handelswaren-Sortiment vereint im übrigen bekannte Hersteller und Marken, die Reinlein in Österreich teilweise exklusiv vertreibt. Dazu gehören Karelia-Mehrschichtparkett aus Finnland, seit langem das Mehrschichtparkett der ungarischen Befag sowie zweischichtige Parkettstäbe eines weiteren ungarischen Herstellers und des kroatischen Spezialisten Arena ("Ecofloor").
Der Trend zum Mehrschichtparkett hat sich nach den Beobachtungen von Reinlein in Österreich extrem verstärkt. Schon ein halbes Jahr, nachdem beispielsweise der Vertrieb für Karelia angelaufen war, wirkte sich dies auf den Umsatzzuwachs bei Dreischichtparkett im Jahr 2000 mit einer Steigerung von 12 % aus, und bei den Zweischichtstäben wurde im vorigen Jahr ein Umsatzzuwachs von annähernd 50 % erzielt. Das durchschnittliche Wachstum bei Mehrschichtparkett - bezogen auf alle Typen - stellte Reinlein im Jahr 2000 mit etwa 15 % fest.
Neben dem heimischen Markt, der gegenwärtig etwa 65 % der jährlichen Gesamtmenge abnimmt, haben Deutschland und die Schweiz die größte Bedeutung unter den Exportmärkten. Außerdem werden Abnehmer in Südtirol, den Niederlanden und Dänemark beliefert. Wichtigste Ausfuhrartikel für Reinlein sind die eigenen Massivparkette, allen voran das Mosaikparkett. In geringerem Umfang werden aber auch Handelsprodukte im Ausland angeboten, wenn deren Hersteller keine strikten Vertriebsgrenzen gesetzt haben oder einen Vertrieb über die Grenzen hinweg vertraglich einbeziehen.
Reinlein beliefert in erster Linie Objekteure, die im In- und Ausland im Wohnungsbau tätig sind, sowie den Fachhandel. Einige Unternehmen des Groß- und Einzelhandels haben die Funktion von Stützpunkthändlern. In Österreich und Deutschland wird außerdem ein eigener Außendienst unterhalten.
Durch die Hände der Objekteure gehen insbesondere erhebliche Mengen von Mosaik- und Hochkantlamellenparkett für Großbaustellen, aus denen dann Referenzobjekte werden - wie beispielsweise die Universität Klagenfurt oder die Technische Universität Graz, die beide mit jeweils 8.000 qm Hochkantlamellenparkett ausgestattet wurden, oder die Wolford-Zentrale in Bregenz, in der 5.000 qm feinstes Stabparkett liegen. Mit Stabparkett ist Reinlein im übrigen schwerpunktmäßig in Wien, einer Hochburg für den klassischen Parkettboden, vertreten. Man liebt ihn dort überall - für Miet- und Privathäuser, Geschäfts- und Büroräume, staatliche Repräsentativbauten und Schulen, Hotels, Schlösser und Kasernen. Für die Rossauer Kaserne in Wien lieferte Reinlein 9.000 qm Buche-Stabparkett. Sowohl bei Stab- als auch bei Mosaikparkett stellen große Mengen für Reinlein kein Problem dar.
Das gilt im übrigen nicht nur für diesen Unternehmenszweig. Auch der Rund- und Schnittholzhandel in Stadl Paura floriert. Die Ware wird im Lohnschnitt zu Brettware für die Mosaikparkettherstellung gesägt, der weitaus größere Teil jedoch wird als Rundholz weiter verkauft, vor allem ins benachbarte Ausland.
aus
Parkett Magazin 05/01
(Wirtschaft)