Bawart bleibt dem Stabparkett und dem Handwerk verpflichtet
"Kein Interesse an Billig-Image"
Bawart Holz zählt zu den Parkettherstellern in Österreich, die ausschließlich Massivparkett herstellen. Mehr noch: Streng genommen ist das Unternehmen in Sulz/Vorarlberg auf Stabparkett spezialisiert. Christoph Bawart ist überzeugt, dass dieses Produkt eine der elementarsten Grundlagen für die Zukunftssicherung des Handwerks ist.
Wirtschaftlich betrachtet, befindet man sich im Vierländereck zwischen Deutschland, der Schweiz, Liechtenstein und Österreich eigentlich "mittendrin". Aber aus österreichischer Sicht liegt Sulz im Bundesland Vorarlberg am äußersten Ende, um nicht zu sagen im letzten Winkel. Den Menschen in dieser Ecke werden eigenbrötlerische Eigenschaften nachgesagt. Christoph Bawart stört das alles nicht: Mit der "Nische" hatte der Parketthersteller noch niemals Probleme - im Gegenteil: Er kultiviert sie auf seine Weise durch seine Unternehmensführung und seine Produkte.
Der dörfliche Charakter, den sich der alte Ortskern von Sulz - etwa auf halbem Wege zwischen Bregenz und Feldkirch - bewahrt hat, läßt nur an einer Stelle erkennen, dass die Zeit hier nicht stehen geblieben ist: Der in den vergangenen Jahren neu errichtete Teil der Parkettfabrik Bawart steht mit seinen Betonmassen in unübersehbarem Kontrast zu den balkongeschmückten Bauernhäusern ringsum, und die knorrige Schönheit hoch aufgeschichteter Schnittholzstapel konkurriert mit üppigen Blumengärten. An dieser Stelle - das ist klar - war eine nochmalige Betriebserweiterung unmöglich. Als sie notwendig wurde, stand für Christoph Bawart fest, dass er den Produktionsbetrieb am angestammten Standort mitten in Sulz nicht aufgeben würde: Das Familienunternehmen, das ursprünglich ein Sägewerk war, ist dort seit rund 170 Jahren ansässig.
Der Anschluss an heutige Erfordernisse gelang dennoch: Als die Gemeinde ein Gewerbegebiet auswies, baute Bawart dort eine Lager- und Logistikhalle. Die ideale Lage zwischen zwei wichtigen Autobahnausfahrten und in unmittelbarer Nähe eines Autobahnzubringers, die vorbildlichen Lagerbedingungen für das Parkett in der klimatisierten Halle mit Paletten-Stellplätzen und die schnellen Abwicklungsmöglichkeiten für alle ein- und ausgehenden Lieferungen brachten Bawart ein gutes Stück voran. Österreichische Handwerker, die ihre Ware hier selber abholen, kommen aus ganz Vorarlberg und darüber hinaus. Auch von Deutschland her ist der Weg nach Sulz für viele nicht zu weit. Sie kommen aus Baden-Württemberg und dem Allgäu und "es werden immer mehr", freut sich Christoph Bawart.
Wer nicht selbst abholt, wird in ganz Vorarlberg mit eigenem Lkw beliefert. Darüber hinaus stellen Speditionen in ganz Österreich einen 24-Stunden-Lieferservice sicher. Ferner liefert Bawart nach Deutschland, in die Schweiz und nach Norditalien sowie nach Skandinavien.
Als "Drehscheibe" hat sich das Lager- und Logistikzentrum in sechs Jahren hervorragend bewährt. Der Bau hat sich gelohnt. Diese Feststellung verbindet Bawart mit nachdenklichen Betrachtungen. Die Notwendigkeit von Investitionen ist unbestreitbar - aber oft ist der psychologische Zwang größer als der wirtschaftliche Nutzen, meint er und sieht sich "in Anbetracht der gegenwärtigen Situation" bestätigt. Dass die 1961 begonnene Parkettproduktion seither unverändert bei Massivparkett geblieben ist und dass es keine Ambitionen in Richtung Zweischichtparkett und rascher Expansion gibt, erweist sich mittlerweile als Stärke. Heute mehr denn je ist es wichtig, ein eigenes Profil zu entwickeln und zu pflegen, betont Bawart.
Bereits der Vater Eugen Bawart, der dem Sägewerk 1961 eine Parkettproduktion zur Seite stellte, versuchte bald, sich mit Spezialangeboten aus der Masse herauszuheben. Er kam zu früh: Seiner stäbchenverleimten massiven Parkettdiele fehlte die "Marktnische", die erst später erfunden wurde. Weitblick, der mehr Erfolg brachte, bewies er mit dem Einstieg ins Handelsgeschäft: Vor 25 Jahren begann Bawart, die Haro-Markenprodukte in Vorarlberg zu vertreiben.
Als Christoph Bawart das Unternehmen vor 17 Jahren vom Vater übernahm, gehörten zur "Nische" immer noch Pioniergeist und ein bisschen Mut. Bawart paarte die Eigenproduktion von 22 mm und 13 mm Stabparkett mit Vielfalt und Flexibilität. Er baute das Angebot heimischer Hölzer aus, vor allem verband sich der Name Bawart früh mit europäischer Kirsche und vor allem mit Birne. Sie wurde zu einer Art Identifikationsangebot im Bawart-Programm und erfreut sich bis heute ungebrochener Beliebtheit. Ein guter Teil der gesamten Produktion entfällt auf Birne. Das entspricht einer jährlichen Eigenproduktion zwischen 4.000 und 5.000 qm Massiv-parkett. Darüber hinaus fertigt Bawart auch Birnbaumdecklagen für diejenigen Hersteller von zweischichtigen Parkettstäben, deren Produkte er als Handelsware vertreibt.
Der Bedarf ist also groß, aber die Ausbeute des Rohmaterials gering. In der Produktion können nur maximal 50 % ausgewertet werden. Deshalb werden die Bezugsquellen gehütet und große Mengen gehortet: "Birnbaumholz muss man wie Briefmarken sammeln". Die unbesäumte Brettware stapelt sich auf dem Werksgelände und säumt die Dorfstraße. Prinzipiell dienen Bretter als Ausgangsmaterial für die Parkett-herstellung. Das ermöglicht es, zu differenzieren und flexibel auf Kundenwünsche einzugehen. Einheimische Holzarten kommen aus einem Umkreis von etwa 300 km, der im wesentlichen in Österreich bleibt, aber auch bis in die Eiche-Reviere des Elsass reicht. Eiche gewinnt wieder an Bedeutung. Bei den heimischen "Exoten" wünscht sich Bawart zur Entlastung von Birne und Kirsche mehr Aufmerksamkeit für Ulme/Rüster - "ein wunderschönes Holz".
Bawart richtete sich von Anfang an an den Parkettleger, der gestalten und handwerkliches Können als wichtigsten Trumpf ausspielen will. Dieses Unternehmenskonzept ist bis heute unverändert geblieben. Inzwischen hat es fast Bollwerkcharakter: "Die strukturellen Veränderungen innerhalb des Handwerks werden schon deutlich spürbar. Umso mehr muss der Parkettleger als Vollhandwerker im klassischen Sinne darauf achten und daran interessiert sein, dass er seine Domäne nicht preisgibt. "Parkettverlegung muss seine Leistung sein - und nicht das Ergebnis von mechanischem Click und Clack", engagiert sich Christoph Bawart.
Das Überleben des Handwerks und der Hersteller, die handwerksgerechte Produkte herstellen, ist für ihn keine Frage des Preises: "Jedes Produkt hat einen Wert und einen entsprechenden Preis. Der ist zu akzeptieren" betont er und bringt damit Handwerker auf seine Seite, die diesen Standpunkt teilen und auch ihren Kunden vermitteln können. Bawart steht ihnen bei Bedarf mit projektbezogenen Sonderanfertigungen bis hin zum Tafelparkett zur Seite.
Bawart ist kein Großmengenproduzent, aber von dem "handlichen" Format, das selbstbewusste und qualitäts-orientierte Handwerker anspricht. "Klar auf Klasse und nicht auf Masse ausgerichtet", bringt Bawart es einschließlich seines Handelswaren-Sortiments auf eine bemerkenswerte Aufteilung beim Absatz: 70 % entfallen auf hochpreisige Produkte, nur 30 % auf Konsumware. Wesentlichen Anteil an dem hohen Level hat das 22 mm-Stabparkett, das 75 % der Produktion ausmacht, während die 13 mm-Variante in den letzten Jahren auf 25 % zurückgegangen ist.
Das Verhältnis lag schon mal bei 50:50, begann sich aber zu verschieben, als Bawart Ende der 90er Jahre die Zweischichtstäbe von Margaritelli zu vertreiben begann. Dessen Listone Giordano passte damals exakt in die "Nische", die Bawart pflegte und die er bis heute nicht nur mit eigenen Produkten, sondern mit dem Zukauf von "Spezialitäten aus aller Welt" auffüllt.
Insgesamt hat das Handelswarenangebot im Laufe der Zeit stark an Bedeutung gewonnen. Obgleich der Importdruck in Österreich immens und immer wieder ein Grund zur Klage ist, sieht Christoph Bawart die Realitäten und auch die Vorteile: Handelsware kann von der Notwendigkeit befreien, in neue Produkte und Produktionsanlagen zu investieren und damit ein nicht unerhebliches technisches und wirtschaftliches Risiko einzugehen.
Bawart vertreibt in Österreich neben Listone Giordano von Margaritelli auch Mehrschichtparkett und Landhausdielen anderer namhafter Hersteller. Die Produktion in Sulz konnte sich durch die Aufgabe des Sägewerks, die Reduzierung des Hobelwerks und den La-gerneubau im Gewerbegebiet schrittweise aus beengten räumlichen Verhältnissen befreien. Hergestellt werden Stabparkett und in begrenztem Umfang Hobeldielen, jeweils auch speziellen Kundenwünschen folgend. In begrenztem Umfang Bawart verfügt auch über ein geprüftes Sportboden-System, bei dem 22 mm-Stabparkett verarbeitet wird.
Das gesamte Eigen- und Handelssortiment präsentiert Bawart in neuen Verkaufsprospekten, auf Messen sowie in den Ausstellungsräumen, die stimmungsvoll im Endgeschoss eines landestypischen Altbaus auf dem Werksgelände in Sulz untergebracht sind. In diesem Gebäude nahm das Unternehmen seinen Anfang und hier ist bis heute seine "Schaltzentrale".
Im Obergeschoss befinden sich die Räume von Christoph Bawart und seinen Mitarbeitern sowie die Büros von Seniorchef Eugen Bawart und seiner Ehefrau Anna. Die Räume sind zu klein, um sich mit Hektik aufzuladen. Ruhig und konzentriert bewahrt der Familienbetrieb seine Stärke, die in einer überschaubaren, dabei leistungsfähigen und qualitätsbewussten Eigenproduktion liegt und durch ein starkes Handelswaren-Sortiment abgesichert wird.
aus
Parkett Magazin 05/01
(Wirtschaft)