Aufbruchstimmung in München
Wird die Bau zur reinen Fachmesse?
Auf der diesjährigen "Bau" herrschte gute Stimmung. Kein Wunder: die Münchner Messe wird für die Parkettbranche immer interessanter. Namhafte Parketthersteller und Korkanbieter boten einen repräsentativen Überblick über das aktuelle Angebot und berichteten von durchweg erfreulicher Resonanz bis hin zu konkreten Erfolgen. Kritisiert wurde unisono die chaotische Hallenaufteilung. Es ist an der Zeit, bei der Hallenzuordnung und Standverteilung konsequent nach Produktgruppen zu ordnen.
Die Münchener Bau befindet sich offenbar im Umbruch. Manches war diesmal anders als vor zwei Jahren - und das nicht unbedingt zur Enttäuschung der Aussteller und zum Nachteil der Messe. Im Schlussbericht werden als wichtigste Eckdaten genannt: Bei insgesamt leichtem Besucherrückgang auf rund 190.000 erhöhte sich der Anteil der Fachbesucher gegenüber 1999 deutlich.
Stark zugenommen hat dabei das Interesse aus dem Ausland: Der Anteil ausländischer Gäste verdoppelte sich auf 10%. Nachdrücklich unterstreicht die Messegesellschaft in ihrem Schlussbericht dies als "deutlichen Beleg dafür, dass die Internationalität der Bau weiter angestiegen ist". Attraktiv ist sie vor allem für Besucher aus den angrenzenden deutschsprachigen Ländern, aus Italien sowie den osteuropäischen Nachbarländern. Aber für die Bau offenbar ebenso wichtig war diese Feststellung: "Auch bei den Besuchern aus West- und Norddeutschland gab es eine deutliche Steigerung um 25 %". Erstmals tritt die Messe dem hartnäckig bestehenden Ruf entgegen, sie sei innerhalb der deutschen Messelandschaft nie über eine Bedeutung als süddeutschen Regionalmesse hinausgewachsen. Dass auch der messen-stereotype Hinweis auf "deutlich mehr Architekten und Bauingenieure" nicht fehlt, versteht sich von selbst. Aber die ermittelte Zahl von rund 38.000 Besuchern aus Architektur- und Planungsbüros lässt - als Signal an die Parkettanbieter - dennoch aufhorchen. Ebenfalls in die Reihe der positiven Nachrichten eingereiht wird eine weitere Mitteilung, die jedoch eher nachdenklich stimmen muss: Die durchschnittliche Verweildauer der Besucher stieg von 1,2 Tagen auf 1,5 Tage. Beispielsweise bezogen auf Architekten, bleibt da nicht viel Zeit, die Vielfalt und Fülle des Messe-Angebots auch nur annähernd zu studieren. Das ist ein allgemeines Problem. Für die Bau ist es besonders relevant: Weil sie es bisher nicht fertiggebracht hat, die Fachbesucher - die in der Regel zielgerichtet vorgehen - von zeitraubenden Kreuz-und-Quer-Wegen zu entlasten.
Wenn das Verbraucherinteresse an der Bau weiter rückläufig bleibt und sie sich - wie es im Schlussbericht stolz anklingt - tatsächlich zur reinen Fachmesse hin entwickelt, wird man daraus in den Planungsetagen der Messe endlich Konsequenzen ziehen müssen. Zumindest für die Parkett- und Korkanbieter ist es jedesmal wieder ein Ärgernis, wie unorganisch die Hallen belegt sind, wie unsystematisch die Katalogeintragungen vorgenommen werden, wie unübersichtlich sich das Angebot zwangsläufig darstellt. Da nützen dann auch Versuche, mittels Farben und mehr oder minder provisorischer Wegweiser ein Leitsystem zu schaffen, nicht viel. Es ist an der Zeit, bei der Hallenzuordnung und Standverteilung konsequent nach Produktgruppen zu ordnen. Welche Fachmesse mutet ihren Fachbesuchern heute noch zu, die Aussteller einer Branche in vielen verschiedenen Hallen suchen zu müssen, statt schnell zum Ziel zu führen? Die Zumutung langer Wege und Zeitverluste ist nicht nur rücksichtslos, sie ist ein Anachronismus.
Unter den Parkett- und Korkanbietern waren einige, die auch auf der Domotex dabei waren: Amorim, Baltic Wood, Haro, Kährs, Parador, Tarkett, Terhürne, Upofloor, Osmo. Bei etlichen anderen beginnt sich ein Kompromiss einzuspielen. Sie beschicken die Domotex und die Bau im Wechsel; in diesem Jahr war die Bau an der Reihe bei Bauwerk, Bona, Hain und Höhns. Gravierende Unterschiede zwischen beiden Messen hinsichtlich Stimmung und Besucherfrequenz waren kaum auszumachen. Ein Vorteil der Bau ist, dass sie nicht von zeitgleich stattfindenden Messen bedrängt wird wie die Domotex von der Heimtextil in Frankfurt und der Möbelmesse in Köln. So konnten Aussteller und Besucher alle fünf Messetage voll ausnutzen.
aus
Parkett Magazin 02/01
(Wirtschaft)