Leinenmanufaktur von Kleist
Tischzeug - no future?
Tischwäsche als der klassische Haustextil-Artikel schlechthin liegt Hans-Henning von Kleist besonders am Herzen. Seinem kleinen historischen Exkurs in der Sache stellt er voran: "Auch Tischzeug ist eng verbunden mit kulturellem Erbe und dem entsprechend beeinflussten Wesen des Verbrauchers; und mit seinem Geldbeutel". Schon 1908 habe sein Urgroßvater Julius Seifert, der Damaste und Flächengewebe für Tischwäsche herstellte, den Rückgang der Tischkultur beklagt. Seine Worte damals: Wenn wir den Adel wie die Wettiner nicht als Kunden hätten, könnten wir das Tischzeug vom Webstuhl nehmen.
Eingedenk dessen Hans-Henning von Kleist: "Vielen Leuten ist das Verständnis für gutes Tischzeug sukzessive abhanden gekommen. Beigetragen zu dieser Unkultur haben auch schon die abwischbaren Wachstuch-Tischdecken der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts, das Igelit-Tischtuch zu DDR-Zeiten und in jüngerer Vergangenheit auch die modernen Kunstfaser-Tischdecken. Auch andere Faktoren spielten eine Rolle. Zum einen waren es mit Intarsien verzierte Tischplatten, die man nicht zudecken wollte, zum anderen bestimmte Tischformen, die kein Tischtuch vertragen. Daran hat sich heutzutage doch wenig geändert. Man bedient sich der Tischläufer, Partnersets, der Platzdeckchen oder stellt das Gedeck einfach auf die Tischplatte. In rustikal eingerichteten Häusern wird gar viel Keramik verwendet und dann festgestellt, dass die Bodenflächen der Keramiken Spuren auf den Tischplatten hinterlassen... So entdecken die Leute zwar schnell wieder das Tischzeug, aber leider häufig nur im Billigangebot."
aus
Haustex 03/07
(Wirtschaft)