Serie Berufsschulen: Marcel-Breuer-Schule Berlin fördert Hauptschüler
Berliner Schule richtet neue Ausbildungsplätze für Bodenleger ein
Neben Glasern und Tischlern werden an der Berliner Marcel-Breuer-Schule schon lange auch Parkett- und Bodenleger ausgebildet. Um zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen, haben Lehrerkollegium und Schulleitung zum Schuljahresbeginn mit der sog. Lernort-Kooperation ein deutschlandweites Pilotprojekt ins Leben gerufen: Jugendliche lernen in einer schulischen Ausbildung den Beruf des Bodenlegers. Die Berufsschule koordiniert hierfür die Zusammenarbeit zwischen Schule, freiem Träger (Träger von Sozial-, Jugend- oder anderen Hilfsangeboten) und Betrieben, die Praktikanten beschäftigen.
Die kürzlich in "Marcel-Breuer-Schule" umbenannte Berufsschule ist als "Oberstufenzentrum Holztechnik" in Berlin und Brandenburg seit Jahrzehnten ein Begriff. Viele Parkettleger der Innung Nordost haben an der Rudowerstraße die Schulbank gedrückt. Seit der (Wieder-)Einführung der Bodenleger-Ausbildung vor fünf Jahren - zu DDR-Zeiten gab es bereits eine anerkannte Ausbildung zum Bodenleger - ist die Schule deutschlandweit aber vor allem durch die hohe Anzahl der Bodenleger-Auszubildenden bekannt geworden. Jährlich starten zwei Klassen, in denen Parkett- und Bodenleger bis auf den fachspezifischen Unterricht gemeinsam unterrichtet werden. Mit fünf bis zehn Parkettleger-Azubis sind die "Hölzernen" allerdings deutlich in der Minderheit.
Lernort-Kooperation für zusätzliche Ausbildungsplätze
Im Rahmen des Bund-Länder-Programms zur Schaffung neuer Ausbildungsplätze wurde den Berlinern als Pilotschule die Einrichtung von zwei zusätzlichen Klassen genehmigt. Bezeichnet wird das neue Projekt als Lernort-Kooperation für Bodenleger: Mit der Durchführung ist die Fachlehrerin Annette Sommerfeld beauftragt.
Das Besondere der Lernort-Kooperation: Die jungen Erwachsenen sind Berufsfachschüler und keine Auszubildenden im dualen System. Dennoch sollen sie im großen Umfang Praxiskenntnisse erwerben können. Seit September 2006 erlernen 47 Schüler den Beruf des Bodenlegers. "Bisher sind wir sehr zufrieden mit unseren neuen Bodenleger-Schülern", berichtet Claudia Berger, eine der beiden Klassenlehrerinnen. "Ein Teil der Schüler zeigt sich sogar motivierter als die im dualen System unterrichteten Lehrlinge."
Die Hälfte der Ausbildung wird direkt an der Marcel-Breuer-Schule absolviert. Hier wird neben theoretischem Wissen auch Praxiswissen vermittelt. Zusatzqualifikationen wie der Europäische Computerführerschein und der BWL-Führerschein sind fest im Lehrplan verankert.
Die andere Hälfte der Ausbildung organisiert ein freier Träger, der über Lehrwerkstätten verfügt. Neben der Ausbildung in diesen Werkstätten werden in Abstimmung mit der Projektverantwortlichen Sommerfeld verschiedene Verlegeprojekte realisiert, etwa in Kindergärten, Menschen helfen Menschen e.V. (Berliner Tafel) oder anderen sozialen Einrichtungen.
Darüber hinaus gehört zur Ausbildung je Ausbildungsjahr ein halbjähriges Praktikum in einem Bodenleger-Fachbetrieb. Dass sich dabei der eine oder andere Praktikumsbetrieb möglicherweise entscheidet, einen Praktikanten als Lehrling einzustellen, hofft nicht nur der für die Bodenlegerausbildung zuständige Abteilungsleiter Rainer Schubert.
Bereits Erfahrung mit Tischlern
Bei der Einführung der neuen Bodenleger-Ausbildung mit Schülerstatus stand für Schulleiter Holger Sonntag vor allem die Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze im Vordergrund. Mit einer vergleichbaren Ausbildung hatte die Marcel-Breuer-Schule bereits mit den Tischlern erste Erfahrungen sammeln können.
Die Marcel-Breuer-Schule hat sich ihre neuen Bodenleger-Schüler selbst ausgesucht. Die Schüler haben überwiegend den erweiterten Hauptschulabschluss und werden, bei erfolgreichem Bestehen der Ausbildung, den "mittleren Schulabschluss" (früher als Realschulabschluss bezeichnet) erreichen. Schüler die keinen erweiterten Hauptschulabschluss haben, erreichen diesen mit dem Bestehen der Ausbildung.
Von knapp 80 Bewerbern absolvierten 47 Jugendliche erfolgreich den praktischen und theoretischen Test sowie das Bewerbungsgespräch. Ob auch im kommenden Schuljahr eine Kooperationsausbildung angeboten wird, entscheidet sich in den nächsten Wochen - in Abhängigkeit von den Erfahrungen mit den jetzigen Schülern. Allerdings werde man vermutlich nur eine Ausbildungsklasse mit 27 Schülern einrichten, um den Arbeitsmarkt nicht zu überfordern.
Marcel-Breuer-Schule in Kürze
Marcel-Breuer-Schule
Oberstufenzentrum für Holztechnik, Glastechnik und Design
Rudower Str. 18
12524 Berlin
Tel: 030/484851-18
Fax: 030/484851-19
www.marcel-breuer-schule.de
Schülerzahl: 2.200
Kollegium: 100 Lehrerdavon 6 Fußbodentechnik-Fachlehrer
Parkettleger-Auszubildende: 9 (1. Lehrjahr), 4 (2. Lehrjahr), 7 (3. Lehrjahr)
Bodenleger-Auszubildende: 47 (Lernort-Kooperation, 1. Lehrjahr), 50 (1. Lehrjahr), 48 (2. Lehrjahr), 42 (3. Lehrjahr)
Ende 2007 steht für die Schule an der Rudower Straße der Umzug in den Berliner Stadtteil Weißensee an. Derzeit werden dort bereits die neuen Schulgebäude errichtet - mit zusätzlichen Werkstätten und Unterrichtsräumen.
aus
Parkett Magazin 01/07
(Wirtschaft)