Faus Group: Rückblick und Ausblick
"Was wir entwickeln, lassen wir schützen - das ist sicher unser gutes Recht"
Auch wenn Faus und Unilin Flooring (Marke Quick-Step) längst zur Tagesordnung übergegangen sind - der Eklat zwischen den beiden Laminatboden-Herstellern hallt in der Branche nach und lässt eine Reihe von Fragen offen: Wie haben die Spanier die ungerechtfertigte Attacke verdaut? Werden sie sich mit den Belgiern dennoch arrangieren? Und vor allem: Verläuft die von Faus Ende vergangenen Jahres gestartete Marktoffensive nach Plan? Zu diesen und weiteren aktuellen Themen äusserten sich Juan Lled, Direktor Vertrieb und Marketing, Angel Muoz, Exportleiter, und Area Manager Oliver Klaus.
BTH Heimtex: Welches Gefühl überwiegt, nachdem die von Unilin erwirkte einstweilige Verfügung vom Hamburger Landgericht aufgehoben wurde - Erleichterung oder Genugtuung?
Juan Lled: Sicherlich überwiegt erst einmal die Erleichterung, denn wir waren ja von Anfang an überzeugt, dass die einstweilige Verfügung nicht gerechtfertigt war, sondern eine von langer Hand vorbereitete Aktion, um ein Druckmittel zu schaffen und damit von Faus eine Unterschrift unter eine nicht annehmbare Lizenzvereinbarung zu erzwingen. Insoweit ist also auch ein gewisses Maß an Genugtuung dabei. Doch machen wir uns nichts vor: Dies war nur eine Schlacht in einem langwierigen Krieg, der von Unilin angestrengt wurde, wenn Sie mir diesen martialischen Vergleich erlauben.
BTH Heimtex: Dennoch ist der angerichtete Schaden für beide Unternehmen enorm. Dabei geht es nicht nur um materielle Aspekte, die sich nur schwer ermessen lassen. Hat das Image von Faus aufgrund der Vorkommnisse gelitten?
Lled: Der materielle Schaden ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht genau zu beziffern, das sehen Sie richtig. Vom Image her haben wir mit Sicherheit den geringeren Schaden genommen, wenn man den vielen Aussagen von wichtigen Marktbegleitern, Kunden, Lieferanten und der Messegesellschaft Glauben schenkt. Ich nutze die Gelegenheit noch einmal, um allen im Namen von Faus meinen Dank auszusprechen. An dieser Stelle möchte ich auch einmal herausstellen, dass unsere Mannschaft mit viel Verantwortungsbewusstsein und Herz die Stellung gehalten hat, wofür uns alle Besucher Respekt zollten.
BTH Heimtex: Halten Sie es für möglich, dass sich die beiden Konzerne dennoch arrangieren? Wie geht es mit Faus und Unilin in Europa und in den USA weiter?
Lled: Ein patentrechtlicher Krieg ist für niemanden gut. Dies war, ist und wird immer unsere Einstellung zum Thema bleiben. Wir sind Produzenten und ein sehr innovatives Unternehmen. Was wir entwickeln, lassen wir schützen, das ist sicher unser gutes Recht.
Faus will keine Lizenzen streuen, sondern mit ausgewählten Lizenznehmern auf Augenhöhe und unter kaufmännischen Bedingungen fair zusammenarbeiten. Ich bitte um Verständnis, wenn wir zu schwebenden Verfahren keine weiteren Angaben machen - nur soviel: An Faus wird eine Einigung nicht scheitern, sofern die Bedingungen ausgeglichen, das heißt fair sind.
BTH Heimtex: Obwohl Ihr Messeteam auf der Domotex tapfer die Stellung hielt, dürfte das Ergebnis der Veranstaltung wegen der fehlenden Exponate eher dürftig gewesen sein. Zu welchem Fazit sind Sie nach der Domotex gekommen?
Angel Muoz: Natürlich hat das Fehlen von Exponaten auch zu wirtschaftlichen Beeinträchtigungen geführt. Wir hatten und haben aber im Nachlauf der Domotex sehr viele Besuche im Werk und erhielten noch auf der Messe spontane Einladungen zu potenziellen Kunden, um unsere Neuheiten zu präsentieren. Auch sind viele Interessenten extra zur Bau gereist, um unsere Böden dort zu sehen. Außerdem waren unsere Produkte ja auf der Swissbau, auf regionalen Hausmessen in Frankreich, wo wir unter mehr als 100 Lieferanten mit dem Innovationspreis für unsere Produkte ausgezeichnet wurden, sowie auf der Surfaces in Las Vegas zu sehen. In Kürze werden wir die ersten neuen Marktpartner bekanntgeben.
Die Reaktionen der Kunden waren sicher geprägt von der Ungeheuerlichkeit der Vorgänge, damit war nun wirklich nicht zu rechnen, auch, dass dies auf einer so wichtigen Messe wie der Domotex passieren kann, hat schockiert. Ein Kollege von Ihnen traf mit der Aussage ins Schwarze, dass der Hersteller Faus, der als David dem Goliath die Stirn geboten hat, viel Anerkennung und Sympathie gewonnen hat.
BTH Heimtex: Die Bau dürfte besser verlaufen sein, ebenso die Swissbau?
Oliver Klaus: Die Bau war ein voller Erfolg. Die meisten Fachbesucher haben sich sehr viel Zeit für Gespräche genommen. Kennzeichnend war das enorme Interesse von Fachhändlern und Handwerkern, was uns in der Auffassung bestärkt, dass in Deutschland sehr wohl auf Qualität und Design geachtet wird und großes Interesse an hochwertigem Laminatboden besteht. Zur Swissbau nur so viel: An allen Tagen waren wir mit drei oder vier Personen durchgehend im Gespräch mit Fachhändlern, Kunden der Floor Trade AG sowie allen wichtigen Einkaufsgruppen und Bodenbelagsgroßhändlern. Die ersten Verkaufserfolge in der Schweiz bahnen sich bereits an.
BTH Heimtex: Faus will auch in Deutschland dazu übergehen, verstärkt als Hersteller Flagge zu zeigen. Was bestärkt Sie in der Auffassung, für den deutschen Bodenbelagsgroßhandel ein idealer Partner zu sein?
Klaus: Faus ist seit den Anfangstagen des Laminatbodens bestrebt, innovative Fertigungstechnologien zu entwickeln. Das Unternehmen hat nie versucht, über alle möglichen Vertriebswege so viel wie möglich und um jeden Preis Marktanteile zu gewinnen, sondern seit jeher eine klare und offene Vertriebspolitik praktiziert, die unseren starken Marktpartnern gute Gewinne garantiert. Wir bieten dem Fachhandel ein echtes Kompetenzprodukt und nicht nur einen Laminatboden unter vielen. Es soll nicht überheblich klingen, aber wir sind überzeugt davon, den besten Laminatboden herzustellen. Allein dies sollte für den Bodenbelagsgroßhandel Ansporn genug sein, die Herausforderung anzunehmen und mit uns zusammen dafür zu sorgen, dass Laminat endlich diesen völlig falschen Beigeschmack verliert, ein Billigprodukt zu sein. Es muss wieder als das technisch anspruchsvolle Belagsegment angesehen werden, wie in der Anfangszeit.
BTH Heimtex: Welche Leistungskriterien muss ein Großhändler erfüllen, um Faus-Produkte zu vermarkten?
Angel Muoz: Als Lieferant eines Top-Produkts stellen wir natürlich auch an unsere Händler gewisse Ansprüche, wobei ich die kaufmännischen Aspekte als gegeben hinnehme. In erster Linie sollten sie Profis in der Vermarktung hochwertiger Artikel sein und nicht nur an günstigen Schnelldrehern Interesse haben. Der hohe Stellenwert von Laminat in der Sortimentspolitik wird ebenso erwartet wie eine dem Vertriebsgebiet entsprechende Außendienstmannschaft des Unternehmens.
Obwohl wir ein Warenlager in Deutschland haben, wäre es natürlich wünschenswert, dass der Großhändler Lkw-weise direkt aus Spanien bezieht und eine eigene Logistik betreibt, um die Transport- und Umschlagskosten im Rahmen zu halten.
Bestandteil unserer seit Ende 2005 betriebenen Markenpolitik ist ferner, dass unser hochwertiges Produkt nicht hinter einer Handelsmarke verschwindet, sondern unter "Faus" vertrieben wird, so wie in anderen europäischen Ländern auch.
BTH Heimtex: Fast jeder Grossist in Deutschland hat auf dem Laminatboden-Sektor mehrere Lieferanten. Ist es dennoch gelungen, bei dem einen oder anderem den Fuß in die Tür zu bekommen?
Klaus: Ich möchte noch keine Namen nennen, aber wir sind sicherlich mit den Top 10 im Bodenbelagsgrosshandel im Gespräch, wobei einige mehr, andere weniger Interesse zeigen. Die Vorkommnisse auf der Domotex haben natürlich auch eine gewisse Unsicherheit entstehen lassen, die wir aber ausräumen konnten, so dass die Gespräche, wenn auch mit zwei Monaten Verspätung, wieder aufgenommen wurden. Wir wissen, dass das gegenseitige Vertrauen sehr wichtig ist und möchten auch niemandem etwas aufzwingen, sondern motivierte Partner finden, die zu 100 % von der Richtigkeit ihrer Entscheidung überzeugt sind.
BTH Heimtex: Welche alternativen Vertriebswege sind in Deutschland denkbar, falls das bisherige Modell scheitern sollte?
Klaus: Wir haben selbstverständlich den einen oder anderen Aspekt alternativer Vertriebswege geprüft, sind aber nach wie vor der Auffassung, es in enger Kooperation mit dem Bodenbelagsgroßhandel zu versuchen, wofür nicht zuletzt auch die große Entfernung zu Deutschland spricht. Nach dieser Strategie verfahren wir übrigens in allen europäischen Ländern mit sehr großem Erfolg - sogar auf unserem Heimmarkt Spanien. Anders als andere Hersteller, wollen und können wir aus logistischen Gründen keinen Direktvertrieb anbieten.
BTH Heimtex: Ist B2B nach wie vor ein Thema?
Muoz: B2B war gestern, heute ist aktive Markenpolitik der Schlüssel für erfolgreiche Geschäfte weltweit.Sicherlich haben wir noch eine kleine Anzahl Großkunden, die gültige Verträge besitzen und bei denen wir im Wort stehen. Für Zentraleuropa bildet jedoch ganz klar die Marke den Schwerpunkt. Auch in den Ländern mit B2B-Kunden betreiben wir aktiv die Vermarktung unserer Produkte unter dem Label Faus über ausgewählte Distributeure.
BTH Heimtex: Welches sind die wichtigsten Märkte für Faus in Europa?
Angel Muoz : Die stärksten Märkte in absoluten Zahlen sind momentan Spanien, England, Norwegen, Irland, Portugal und Frankreich. Viel Vertrauen haben wir in die Schweiz als zukünftig sehr starken Markt. Deutschland ist leider nach wie vor unser Sorgenkind, aber wir haben ja auch erst im letzten Jahr mit ersten Sondierungen begonnen und werden kurzfristig sicher erste Erfolge erzielen.
BTH Heimtex: Wird es weitere Produktionsstätten in Europa geben?
Lled: Für Europa sind keine weiteren Produktionsstätten geplant, wir haben hier am Standort eine Kapazität für 15 Mio. qm, wobei die Möglichkeit besteht, weitere Produktionslinien hinzuzufügen.
BTH Heimtex: Im Oktober 2005 ging in Shanghai eine Laminatbodenfabrik ans Netz. Läuft dort alles nach Plan?
Lled: Es wird dort überwiegend für den asiatischen Raum und USA produziert. Momentan sind wir dabei, eine europäische Produktlinie zu kreieren, die im Laufe dieses Jahres marktreif sein wird. In Shanghai werden Produkte hergestellt, die nicht klassisch Faus sind, jedoch unseren hochwertigen Qualitätsansprüchen genügen. Mehr möchte ich jetzt dazu nicht sagen. Lassen Sie sich doch überraschen, wenn wir die Produkte in Europa präsentieren.
BTH Heimtex: Für welche Produkteigenschaften verfügt Faus über Patente und was kennzeichnet diese Erfindungen.
Muoz : Das US Patent 6.401.415 bezieht sich auf die Entwicklungen Jointguard* und Embossed in Register**. Mit dem US Patent 6.638.387 ist der Produktionsprozess für Embossed in Register geschützt. Außerdem haben wir acht weitere Patente im Genehmigungsverfahren in USA.
Nachdem wir 1999 beim Europäischen Patentamt in München Patente für unsere Technologien beantragt haben, wurde uns im letzten Monat endlich mitgeteilt, dass unser erster Patentantrag das Genehmigungsverfahren positiv durchlaufen hat, es fehlen zur abschließenden Erteilung nur noch gewisse Formalitäten.
BTH Heimtex: Wird Faus weiterhin Laminat-Spezialitäten herstellen oder sind auch Massenprodukte denkbar, beispielsweise im Direktdruck?
Lled: Faus ist und bleibt Spezialist für hochwertige Laminatböden. Massenprodukte wollen und können wir mit unseren Herstellungsverfahren nicht fertigen.
BTH Heimtex: Das Innovationspotenzial bei Laminatböden dürfte weitgehend ausgereizt sein. Wo sehen Sie noch Möglichkeiten, das Produkt zu optimieren?
Lled: Innovationspotenzial besteht immer, sonst könnten wir die Produktion morgen einstellen. Faus investiert große Summen in Forschung & Entwicklung, was unseren Anspruch auf Technologieführerschaft unterstreicht. Natürlich kann ich Ihnen über unsere jüngsten Entwicklungen keine Auskünfte erteilen, denn wir haben schon genug mit den, meist nicht sehr gelungenen, Kopien einiger Wettbewerber zu kämpfen.
BTH Heimtex: Welche Gesellschaftsform hat das Unternehmen Faus? Ist die Gründerfamilie noch Anteilseigner?
Lled: Faus ist eine SL, das ist das spanische Pendant zur GmbH. Die Gründerfamilie ist im letzten Sommer aus dem Unternehmen ausgeschieden. Die Anteile befinden sich im Besitz des Managements von Finsa und dem Industriefonds der Caixa Galicia, einer Bank aus Galizien.
BTH Heimtex: Faus verfolgte bislang das Ziel, Holz-, Stein- oder Fliesenoptiken so authentisch wie möglich herzustellen. Sind auch Designs denkbar, wie man sie bislang nur von Textilbelägen kennt?
Lled: Denkbar ist Vieles, ob es auch sinnvoll ist, bleibt dem Markt überlassen. Glauben Sie uns: Wir denken in alle Richtungen und machen vor keiner Idee halt, so komisch sie auch auf den ersten Blick erscheinen mag.
*EIR = Synchronisation von Oberflächenstruktur und Dekorpapier
**Jointguard = Spezielle Kantenkonstruktion, um Fugen vor Reibungen und Stoßbelastungen zu schützenFaus Group Telegramm
Faus Group
Avinguda de la Vall dAlbaida 53
E-46700 Gandia (Valencia)
Telefon: +34 (0) 962 / 9 59-300
Telefax: +34 (0) 962 / 9 59-340
eMail: info@faus.es
Internet: www.faus.es
Gründungsjahr: 1953
Gesellschaftsform: SL = Sociedad Limitada (entspricht GmbH)
Charakteristik: Hersteller von Laminatböden und Mitnahmemöbeln
Umsatz: 240 Mio. EUR (2006)
Mitarbeiterzahl: 1.100
Geschäftsführer: Juan Negre
Marketing + Vertrieb: Juan Lled
Export: Angel Muoz
Export Area Manager (deutschsprachige Länder): Oliver Klaus
Produktionsvolumen: 21 Mio. qm Laminatböden (einschließlich Tochterfirmen)
Prouktionsvolumen in Spanien: 15 Mio. qm
Export: 80 % in 45 Länder
Marke: Faus
Tochtergesellschaften: Faus Group, Inc., Faus Timber Schanghai/CFL
Verbandszugehörigkeit: EPLF Verband der europäischen Laminatbodenhersteller e. V.
aus
BTH Heimtex 03/07
(Wirtschaft)