Ambiente, Internationale Frankfurter Messe
Der Handel hat wieder mehr Mut
Frankfurt - Der Tenor der über 4.600 Aussteller aus 85 Ländern in den Bereichen Tisch und Küche, Wohnen und Einrichten sowie Schenken war überraschend einstimmig optimistisch und positiv. Die 150.000 Fachbesucher aus 128 Nationen - ein Plus von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr - zeigten sich überwiegend aufgeschlossen und bereit, sich mit Innovationen und neuen Themen auseinander zu setzen. Das waren gute Voraussetzungen, Qualitätsbegriffe und das Besondere des jeweiligen Angebots zu definieren. Individuelle, hochwertige Sortimente fanden guten internationalen und auch wieder starken inländischen Anklang und stellten Preisdebatten wegen der Mehrwertsteuererhöhung in den Schatten. Neuer Glanz fiel - und das auch gleichermaßen in den drei Leitmessen Living, Dining und Giving - auf den Begriff Made in Germany, der sich wieder als Symbol für Qualität, aber auch für Originalität bemerkbar machte.
Die Hersteller aus der Konsumgüterindustrie veranstalten jährlich ein Tauziehen: auf welcher internationalen Messe stellen wir aus, bringt es uns etwas, sind nicht die deutschen Regionalmessen erfolgreicher und ausbaufähiger? Fragen und Zweifel dieser Art sind in letzter Zeit allerorts zu hören - erst recht, wenn es Unzufriedenheit mit der Messeorganisation gibt. Worte wie Arroganz oder Unwissenheit fallen dabei von Aussteller- und auch von Besucherseite. Die internationale Konsumgütermesse Ambiente konnte sich diesmal gut schlagen.
Nicht nur die Besucherfrequenz, sondern vor allem die Fachkompetenz sei ausschlaggebend, meinten viele der Aussteller in Country Home, wichtiger Bereich von Living, der Leitmesse für Wohnkultur mit Möbeln, Wohnaccessoires und -textilien, Saisonale Dekorationen, Outdoor-Ausstattung sowie Bildern und Rahmen. Dabei fanden namhafte internationale Haustextilhersteller, die zum ersten Mal auf der Ambiente präsent waren, die Internationalität und Branchenmixtur der Besucher sehr interessant und erfolgsversprechend.
Die französischen Markentraditionalisten Le Jacquard Franais, Beauvillé und IMS Manufaktur hochwertiger Tischwäsche hatten ihren Stand in Halle 10, dem Bereich Dining mit den neuesten Kollektionen aus Küche, Hausrat und Gedecktem Tisch, und fanden in unmittelbarer Nachbarschaft zu hochwertigen Glas-, Porzellan- und Besteckherstellern das richtige Publikum für ihre Tischwäsche. Es scheint, dass in dieser Platzierung bereits die konzeptionelle Idee sichtbar wird, exklusive Tischwäsche-Themen enger in den ebenfalls hochwertigen Bereich Gedeckter Tisch mit einzubeziehen.
Neue Lust auf trendige Produkte
Küche und Haushalt, Kochen und Genießen - und dann das Essen - stehen hoch im Kurs. Die Brancheninitiative Treffpunkt Tisch, ein Zusammenschluss von Handel, Industrie und Verbänden der Branchen Glas, Porzellan, Keramik und Besteck (GPKB), will mit speziellen Marketing-Organisationen den Spaß am gedeckten Tisch wecken. Textilien gehören dazu und spielen auch immer wieder versuchsweise mit, aber werden eben meist nicht richtig konzeptionell eingesetzt. Dabei betont Thomas Grothkopp, Geschäftsführer des Bundesverbands für den gedeckten Tisch, Hausrat und Wohnkultur e. V., besonders für die GPK-Branche die Notwendigkeit, den Handel zu animieren, "als Dramaturg von Lifestylewelten und Einkaufserlebnissen die vielen Produktinnovationen und Trends ins Blickfeld der Verbraucher" zu rücken. "Die Menschen müssen auf der Messe sehen, dass die Produkte im Verkauf und auch in der Anwendung funktionieren", erklärt Oliver Kleine, Geschäftsführer Leonardo. Und Stephan Koziol, Geschäftsführer koziol, fügt hinzu: "Die Branche muss sich um mehr Aufmerksamkeit kümmern und den Endverbrauchern zeigen, dass es sich lohnt, Geld für das eigene Ambiente und Interieur auszugeben." Der Facheinzelhandel müsse sich selbst zur Marke machen.
Edel wohnen ist in
Die Hersteller und Besucher im Bereich Living, allen voran die Textiliten, haben ihre Lektion gelernt. Die einen bieten ganzheitliche Wohnkonzepte, wobei Einzelstücke und Details durchaus zur Geltung gebracht werden, die anderen partizipieren daran mit anschaulichen und dekorativen Warenpräsentationen im Verkaufsraum. Das klappt sicher nicht immer so ganzheitlich, wie das sich die Aussteller wünschen, aber der Einzelhändler muss die Möglichkeit und Ermutigung haben, seine eigene Wahl zu treffen. Klasse statt Masse hieß es bei einem Aussteller und das ist gut.
Hersteller und Händler gleichermaßen sind das Preisdumping zulasten der Qualität leid. Laut Umfragen liegt Hochwertiges im Trend, mit zeitlosem Design, das als Erbstück für die nächste Generation noch interessant ist. Das könnte die edle Damast- oder Leinenbettwäsche mit Stickerei und feinen Handarbeitsdetails in Weiß sein, oder aber die farbenprächtige Jacquard-Tischwäsche, durchaus funktional beschichtet, aber dekorativ. Küchenwäsche wollen internationale Anbieter seit langem nicht als "nur nützliche" Aschenputtel sehen, sie wird zunehmend auch in Deutschland in Küchen- und Tischkonzepten berücksichtigt.
Nicht immer alles neu gestalten
Solide zeitlose Produkte des Alltags, die schon unseren Großeltern das Leben erleichterten, erleben seit längerem auf allen internationalen Messen eine Renaissance. Sie werden nicht neu erfunden, sondern in ihrer Funktionalität verbessert, um die erwünschte Langlebigkeit zu steigern. Kombinieren und damit neue Reize schaffen lässt sich unverändert erfolgreich und komfortabel mit Kissen, eingebettet in Accessoires-Konzepte. So lassen sich kluge Basiskollektionen mit Materialneuheiten und Farbthemen pro Saison erneuern, davon abgesehen, dass Kissen in Größen und Formen für vielerlei praktische Zwecke, vor allem auch im Outdoorbereich, herangezogen werden. Wohn-Trendsetter wie zum Beispiel Lambert oder O-Living beziehen die Wandflächen mit ein ins Gestaltungskonzept.
Liebe zu Natur und Wellness
Etwas mehr Zurückhaltung in der Farbgebung fiel im Wohnbereich auf. Weiß - Ton in Ton oder mit schwarzen schnörkellosen grafischen Mustern - ist die Farbe der Saison, gefolgt von Schwarz und gedeckten Brauntönen. Unübersehbar als Muntermacher leuchten Grüntöne und Rot in Abmischung mit Gelb. Stark im Farbbild sind aber bereits Blau und Türkis zu sehen. Für das Thema Tisch - und das war ein sehr wichtiges Thema auf der Ambiente - herrschen neben den weißen oder pastelligen Leinen- und Damastqualitäten kontrastreiche strenge Musterungen, streifig abschattiert oder frisch und frech, vor. Romantisierend machen sich florale Dessins auf ruhigem Untergrund gut. In allen Angebotsbereichen spielen natürliche Materialien eine Rolle. Bei Wohnaccessoires für Tisch und Küche im Bereich Dining (Küche, Hausrat, gedeckter Tisch) grünt es Grün, dazu kommen Orange, Pink und Rosa.
"Ambiente goes City"
Zum zweiten Mal kooperierte die Messe Frankfurt 2007 mit dem CityForum ProFrankfurt. Unter dem Titel "Ambiente goes City" zeigten zeitgleich zur Konsumgütermesse rund 40 Frankfurter Geschäfte exklusive Top-Neuheiten von der Ambiente. Diese Aktion sollte das Interesse der Kunden an den neuen Produkten wecken und dem Frankfurter Handel darüber hinaus die Chance geben, sich bei seinen Kunden als Trendsetter zu positionieren. Laut Bericht von Heinz Schmitz, Geschäftsführer des CityForum ProFrankfurt, fanden die Schaufenster-Präsentationen der 40 Teilnehmer volles Interesse von Kunden und Passanten.
Die Ambiente 2008 findet vom 8. bis 12. Februar statt.
aus
Haustex 04/07
(Wirtschaft)